IASL online Forum. JAEGER: Schriftsteller als Intellektuelle

IASL Diskussionsforum online
Geschichte und Kritik der Intellektuellen

Leitung: Britta Scheideler


Georg Jäger
Schriftsteller als Intellektuelle

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Abstract

Ausgehend von der These, daß die Definition des Intellektuellen die Diskussion um seine Definition ist, werden die Bestimmungen zusammengefaßt, die der Intellektuelle im Intellektuellendiskurs erfahren hat. Das Kulturmuster des in die Politik eingreifenden Schriftstellers geht auf die Dreyfus-Affäre zurück. Gefragt wird, ob und unter welchen Bedingungen sich nach 1945 im geteilten Deutschland eine Intellektuellenkultur entwickeln konnte. Zuletzt wird das Problem einer Mediengeschichte des Intellektuellen aufgeworfen: Ist der klassische Intellektuelle ein Produkt der Buchkultur?

Inhalt

1. Zielsetzung und Leitlinien der Argumentation
2. Zur Phänomenologie des Intellektuellen
2.1 Die Definition des Intellektuellen ist die Diskussion um seine Definition
2.2 Der Intellektuelle als Spezialist für das Wort
2.3 Der Intellektuelle als Sprecher allgemeinverbindlicher Werte
2.4 Der kritische Intellektuelle als Moralist
3. Der Schriftsteller als Intellektueller
3.1 Die Geburt des Schrifstellers als Intellektueller in der Dreyfus-Affäre
3.2 Zu Funktion und Rolle der literarischen Intelligenz in Deutschland nach 1945
3.2.1 DDR
3.2.2 BRD
4. "Intellektuellendämmerung?"
Ausblick auf die Mediengeschichte des Intellektuellen

(Anschrift des Autors, Copyright)
5. Literatur


1. Zielsetzung und Leitlinien der Argumentation

Der Problemaufriß geht von der These aus, daß die Figur des Intellektuellen ein diskursives Phänomen ist, das aus den Elementen des Intellektuellen-Diskurses rekonstruiert werden muß. Soziologisch bezeichnet der Begriff eine aus seiner "Bestimmung", "Mission" bzw. "Sendung" resultierende Rolle, aber keine spezifische Berufsgruppe oder soziale Schicht. 1 Vielmehr ergibt sich seine Rolle aus den Bestimmungen, die ihm im Intellektuellen-Diskurs zugeschrieben werden.

Im ersten Kapitel wird der Anschluß an den allgemeinen Intellektuellen-Diskurs hergestellt, wie er vor allem von Philosophen, Soziologen und Politologen geführt wurde. Zentrale Züge einer Phänomenologie des Intellektuellen, die topische Geltung erlangt haben, sowie die immer wiederkehrenden >großen Themen< des Intellektuellen-Diskurses werden mit Zitaten aus großenteils kanonischen Texten des Intellektuellen-Diskurses in Erinnerung gerufen.

Das zweite Kapitel weist den freien Schriftsteller als Musterfall eines "freischwebenden" Intellektuellen aus. Der Gründungsakt des Schriftstellers als Intellektueller ist die Intervention Emile Zolas in der Dreyfus-Affäre, welche die prototypischen Merkmale schriftstellerischer Intervention in öffentliche Angelegenheiten in sich vereinigt. Von ihr schreibt sich der Begriff des Intellektuellen her.

Die Unterkapitel referieren einige Überlegungen zur Rolle und Funktion von (Schriftstellern als) Intellektuellen in der DDR und BRD und schließen mit einem Hinweis auf mediengeschichtliche Voraussetzungen für die Sprecherrolle des Intellektuellen.


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Zur Phänomenologie des Intellektuellen

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Anmerkungen

1 Zur Unterscheidung von Beruf und Rolle vgl. Erwin K. Scheuch: Kulturintelligenz als Machtfaktor? In: Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, 1973, S.246-276. zurück

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