IASL Diskussionsforum online Zum Navigieren gehen Sie an's Ende des Textes. Oliver Jahraus >Strukturelle Kopplung< ist mittlerweile zum Lemma einschlägiger Glossare und Lexika geworden (Art.: Strukturelle Kopplung. In: Baraldi/Corsi/Esposito: GLU, S.186-189; und Art.: Kopplung. In: Krause: Luhmann-Lexikon, S.124), so daß ein Grundverständnis vorausgesetzt werden kann. Ich wiederhole die wichtigsten Konstituenten für eine strukturelle Kopplung:
Auch wenn alle Systeme, die diese Bedingungen erfüllen, für strukturelle Kopplung in Frage kommen und damit automatisch als strukturell gekoppelte in Erscheinung treten, also beobachtbar sind, so werden theoretisch zunächst einmal nur jene drei Systeme interessant, die paradigmatisch Autopoiesis konstituieren und realisieren: das organische System (der Körper eines Lebewesens), das psychische System (Bewußtsein) und das soziale System (Gesellschaft als Kommunikationssystem). So kann man unterstellen, daß zwischen den drei Systemen jeweils strukturelle Kopplungen in drei Zweierrelationen bestehen. Jedes wäre - jeweils gesondert - mit den beiden anderen strukturell gekoppelt. Doch schon allein aufgrund der unterschiedlichen Autopoiesis-Konzepte, die für Lebewesen einerseits (so wie dieses Konzept ursprünglich von Varela und Maturana im biologischen Kontext entwickelt wurde) und für psychische bzw. soziale Systeme andererseits (wie es durch eine deutliche Umdefinition durch Luhmann im systemtheoretischen Kontext ausgearbeitet wurde) in Anschlag gebracht werden, kann man erkennen, daß diese Trias wiederum in zwei Gruppen zerfällt. Während sich lebende, organische Systeme materiell reproduzieren, existieren psychische und soziale Systeme als autopoietische ausschließlich als der Prozeß, in dessen Verlauf sie sich selbst reproduzieren. Während also organische Systeme zwar notwendigerweise strukturell gekoppelt sind, aber dennoch auch ohne die strukturelle Kopplung beobachtet werden können, können psychisches und soziales System nur als strukturell gekoppelte beobachtet werden, oder gar nicht. Das läßt nun den Schluß zu: Bewußtsein und Kommunikation stellen eine ausgezeichnete strukturelle Kopplung dar. So gilt zwar, daß es kein Bewußtsein und keine Kommunikation ohne Lebewesen gibt, denen Bewußtsein und Kommunikation unterstellt werden kann. Aber dies gilt nicht umgekehrt; die Autopoiesis von Lebewesen läßt sich durchaus ohne Bewußtsein und / oder Kommunikation denken. Daraus ließe sich nun die Frage ableiten, ob denn Bewußtsein und Kommunikation, auch wenn sie faktisch nicht ohne gleichzeitige Kopplung mit Lebewesen beobachtbar sind, nicht doch ohne die Notwendigkeit einer solchen Kopplung konzipiert werden könnten. In jedem Fall aber sind Bewußtsein und Kommunikation notwendig, unabdingbar und konstitutiv miteinander strukturell gekoppelt! Gehen Sie zum nächsten Kapitel ... ... oder springen Sie vor und zurück:
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