IASLonline NetArt: Theorie
Geschichte der Computerkunst
VI. Netzkunst: Vernetzung, Partizipation, Hypertext
VI.2 Hypertext
in
English
VI.2.1 "As We May Think": Von Vannevar Bush bis Ted Nelson
Hypertext und Netzwerke sind nach eigenen Vorgeschichten im Web zusammen gewachsen. Im Web wurde Hypertext vor allem der Link als Verknüpfung von Texten und Textstellen zur zentralen Präsentationsform. Die folgenden Kapitel zeigen, wie es dazu kam, über Telekommunikation verbundene Rechner und verknüpfte Textteile als Bestandteile eines Gewebes (Web) zu betrachten. 1
Vannevar Bush verband 1945 in "As We May Think" 2 die Technik des Speicherns von Wissen mit Möglichkeiten, dieses Wissen abzurufen und zu nutzen. Bush thematisierte in seinem Konzept für "Memex" einer Vorstufe eines Computers das Problem des Speicherns von Bildern und Texten. Er wies auf Möglichkeiten, wie das Gespeicherte abgerufen werden kann. Aus Bushs Vorschlägen, das Abgerufene miteinander zu vergleichen, ergab sich eine der Kognition zuarbeitende Technologie. "Memex" sollte für einen Anwender zum "enlarged intimate supplement to his memory" werden. 3
Bush, Vannevar: Memex, 1945, Illustration (Life, 10. September 1945, S.123).
Vergleiche zwischen Teilen umfassenderer Quellen werden durch zwei Bildschirme auf einem Tisch möglich, auf denen auf Microfilm gespeicherte Dokumente projizierbar sind. Noch nicht auf Microfilm vorhandene Dokumente können auf eine in den Tisch eingelassene Glasplatte gelegt und aufgenommen werden.
Bush, Vannevar: Memex, 1945, Illustration (Life, 10. September 1945, S.124).
Verknüpfungen zwischen Stellen verschiedener Quellen lassen sich mit "Memex" erstellen und speichern: Zur Bedienung dieser Verknüpfungsmechanik enthält der Tisch eine Tastatur. Mit dieser Austattung können Verknüpfungen als "Trail" gespeichert und abgerufen werden. Mit Bushs maschineller Denkhilfe lassen sich Querbeziehungen zwischen verschiedenen Quellen ausarbeiten und beliebig oft abrufen.
Mit dem Plan für eine Gedächtnismaschine
stellt Bush auch ein neues Verknüpfungsverfahren vor, das "associative
indexing". 4 Er antizipiert mit seiner nie realisierten
Maschine Konzepte einer Human-Computer Interaction. Heute kann in Forschung
und Entwicklung auf von Menschen für die Extension kognitiver Fähigkeiten
entwickelte Maschinen nicht mehr verzichtet werden. 5
Am seit 1959 von Douglas
Carl Engelbart geleiteten Augmentation Research Center (Stanford Research
Institute, Menlo Park/Kalifornien) wird Bushs Konzept einer Gedächtnismaschine
in den sechziger Jahren an Terminals
realisiert, die mit grafischen Bildschirmen (Kathodenstrahlröhren),
Keyboards, Keysets und Mäusen (ab 1963) ausgestattet sind und im
Timesharing (s. Kap. VI.1.1) an der Rechenleistung eines Mainframe Computers
partizipieren. 6
Augmentation Research Center, Stanford Research Institute, Menlo Park: Terminal mit Monitor, Manual, Keyset und Maus, ca. 1964.
Vorarbeit leistet Joseph Carl Robnett Licklider, als er 1960 in "Man-Computer Symbiosis" die projektbezogene Organisation eines Teams, dessen Mitglieder an Terminals zusammenarbeiten, thematisiert. 7 Engelbart erläutert 1962 in "Augmenting Human Intellect", wie er die Gliederung der Databases und den Zugriff auf sie von Terminals in einer den zeitgenössischen technischen Möglichkeiten adäquaten Weise gestalten will, um das Ausarbeiten von Forschungsthemen zu erleichtern. Benjamin Lee Whorfs Thesen, wie Sprachen das Denken bedingen 8, erweitert Engelbart um die These, dass die Strukturen des Daten verarbeitenden Mittels die Kognition beeinflussen. 9 Das Interface und die Strukturen der Database sollten so beschaffen sein, das sie kognitionserweiternd wirken:
By "augmenting human intellect" we mean increasing the capability of a man to approach a complex problem situation, to gain comprehension to suit his particular needs, and to derive solutions to problems. 10
Die kognitive Fähigkeit, Symbole zu manipulieren, lässt sich nach Engelbart mit den technischen Möglichkeiten der Computer so koordinieren, dass Menschen mit Computer komplexere hierarchische Strukturen erarbeiten können. 11
Als vordigitales Hilfssystem erwähnt Engelbart Karten, die mit Kerben versehen sind. Als Weiterentwicklung dieser mechanischen Verknüpfung via "edged-notched-system" stellt Engelbart ein digitales "notedeck" vor, das automatisch das nächste Element eines "associative trail" vorführt. 12 Die Weiterleitung von "thought kernels" über "linkages to other statements" könnte ein "electronic computer equipment" in einer für die Entwicklung von "new concepts" 13 hilfreicheren Weise erleichtern als jedes mechanische System von Zettelkästen 14:
It takes a repertoire of surprisingly few such primitive processes [which a particular machine can execute] to enable the construction of any symbol-manipulation process that can be explicitly described in any language. 15
Listen
können in "string[s] of substructures" unterteilt werden.
Engelbart verweist auf Vorschläge mehrerer Autoren 16,
kognitive Anforderungen an die "manipulation of list structures"
mit den Fähigkeiten von Computern zu koordinieren, Symbole zu speichern
und "dynamic systems" zu simulieren. 17 Engelbart
greift diese Anregungen auf, als er 1962 Möglichkeiten der Darstellung
von Links auf dem Monitor und ihrer Abrufbarkeit erläutert. 18
In seinem Konzept von "substructures" sind Links `gerichtet´:
"A network of lines and dots that looked something like a tree"
bildet eine grafische Struktur für "antecedent-consequent links
that have been established." 19
Im
"Bootstrapping" 20 wurde am "Research
Center for Human Intellect" (AHI) des Stanford Research Institute
das "oN-Line System" (NLS) für die Arbeit an mehreren Terminals
ausgearbeitet. Engelbart präsentierte am 9. Dezember 1968 in seinem
berühmten 90 Minuten dauernden Vortrag
auf der "ACM/IEEE-Computer Society Fall Joint Conference" (in
der Brooks Hall in San Francisco) dieses System, das als erstes Hypertext-System
gilt. Engelbart führte detailliert NLS in seinem damaligen Entwicklungsstadium
an einem Keyboard mit Keyset und Maus vor. Auf einer Großprojektion
konnte das Publikum verfolgen, wie sich Engelbart in den Substrukturen
des NLS auf und abbewegte. Er zeigte dabei auch die Verknüpfung von
Texten und Textstellen via "Jump to Link"-Befehl. 21
Als Beispiel führte er den "Lexikon-Querverweis" in einem
"Glossar der NLS-Dokumentation" vor. 22 Über
eine Videokonferenzschaltung wurden Live-Präsentationen von Teilen
des NLS eingeblendet, die Forscher im Augmentation Research Center vorführten.
Der Zusammenhang zwischen Strukturieren einer Database und Kollaboration
wurde erkennbar. 23
Engelbart, Douglas: Vortrag, ACM/IEEE-Computer Society Fall Joint Conference, Brooks Hall, San Francisco 1968.
Theodor Holm Nelson definiert 1965 in "A File Structure for the Complex, the Changing, and the Indeterminate" den Begriff "Hypertext" 24:
Let me introduce the word "hypertext" to mean a body of written material or pictorial material interconnected in such a complex way that it could not conveniently be presented or represented on paper. It may contain summaries, or maps of its contents and their interrelations; it may contain annotations, additions and footnotes from scholars who have examined it. 25
Der Link als "connector, designated by the user, between two particular entries" verbindet Teile verschiedener "Lists". Nelson lockert durch die Querverbindungen zwischen Listen Engelbarts Hierarchie der "substructures". Über Links verknüpfte "items" können einen "trail" bilden. Die "trails" können mit Kommentaren versehen werden. Zwischen den Listen können auch via Links Serien von Listen-Einträgen ("sequences") übertragen werden. Nelsons "file structure" wird von "entries", "lists", "links" und "sequences" bestimmt. 26
Nelson, Theodor Holm: Hypertext Links in ELF ("Evolutionary List File"), Diagramm 1965 (Nelson: File 1965/2003, S.142).
"Labyrinth: An Interactive Catalogue" wurde 1970 in der von
Jack Burnham kuratierten Ausstellung "Software Information
Technology: Its New Meaning for Art" im New Yorker Jewish Museum
von Nelson und Ned Woodman installiert. Es enthielt eine Restrukturierung
des Ausstellungskataloges auf einem DEC (Digital Equipment Corporation)
PDP-8
(ab 1965). Ausstellungsbesucher konnten zwischen den verlinkten Katalogteilen
ihre Wege suchen und einen Ausdruck mit einem Verzeichnis ihres Trails
durch die Links erhalten. 27
In "non-linear systems" des Hypertext können "annotations, additions and footnotes" 28 als Verknüpfungsformen ebenso eingesetzt werden wie die in "Labyrinth" verwendete Form des "Jump-Link". 29 Nach Nelson belegen Verknüpfungen, dass Alles mit Allem verbunden ist. In "Computer Lib/Dream Machines" schreibt er 1974:
Everything is deeply intertwingled. 30
Was Nelson als Beleg für "the wholiness of the human spirit" 31 ausgibt, wird im Web zu Hyperlinks, die von Verknüpfung zu Verknüpfung in ein Gewebe von Dokumenten führen. Den Links folgend sind von einem Startdokument aus prinzipiell alle anderen Dokumente im Web erreichbar. 32
VI.2.2 Hyperfiction für CD-ROM und Web
Hypertext-Grundelemente sind
"Lexien" 33 mit Etikett (oder Titel) und einer
Beschreibung. Karten können hintereinander gestellt oder auf Kante
gelegt geordnet werden, wobei ihre Etiketten die Basis für diese
Anordnungen sind. Abweichend von diesem Karteikartenprinzip sind mit Lexien
Verknüpfungen von Etikett zu Etikett ebenso möglich wie Verknüpfungen
zwischen Teilen der Beschreibungen. 34 Diese Hypertextpraxis
kehrte in Hyperfictions der späten achtziger und neunziger Jahre
wieder, die mit Programmen wie HyperCard und Storyspace erstellt und auf
Disketten gespeichert wurden. Auch Webprojekte der neunziger Jahre griffen
diese Hypertextform auf (s. Kap. VI.2.3). Doch vor den auf Disketten verbreiteten
Hyperfictions gab es bereits eine Hyperfiction für das Internet (s.
Kap. VI.1.1).
Malloy, Judy: Uncle Roger, File 1: A Party in Woodside, Art Com Electronic Network Datanet Artwork, 1987 (Malloy: Narrabase 1991, S.196, Fig.1).
Judy Malloy gab von 1. Dezember 1986 bis 29. Januar 1987 ihren literarischen Text "A Party in Woodside" "a story about Silicon Valley" als "records" mit je 1 bis 18 Textzeilen unter der "topic 14" in die öffentliche Konferenz von ACEN ein, die Teilnehmer des Bulletin Board System The WELL (s. Kap. VI.1) abrufen konnten:
Everytime I logged on to the WELL, I uploaded one record of the story. Each record was posted with a keyfield where the keywords were listed so that readers could download the story if they choose and put it into any commercial database. 35
Nachdem die Lexia in ACEN in der Folge der Eingabe nacheinander lesbar waren, konstruierte Malloy 1987 "Uncle Roger" für das ACEN Datanet als Hyperfiction mit "Party in Woodside" als ersten von drei Teilen. Jeder Teil enthielt eine "collection of keyword links that produced chains of linked lexias..." 36 Leser konnten "A Party in Woodside" in der vom "topic14" bereits bekannten Reihenfolge lesen oder den Links zwischen den Lexias unter einem aus einem Index gewählten "keyword" folgen. Wenn Leser andere Links suchten, dann konnten sie zum "keyword"-Index zurückkehren. Judy Malloy charakterisiert "Uncle Roger" als "a filmic novel written by a visual artist, a collection of memories that exist between the speech and the pre-speech level." 37
Malloy, Judy: Uncle Roger: A Party in Woodside, Entry 11 in Art Com Electronic Network, Topic 14, 1986 (Malloy: Narrabase 1991, S.198, Fig.4).
Malloy, Judy: Uncle Roger: The Blue Notebook, Record
No.39, 1986, Monitorpräsentation (Screenshot nach Kurzfilm
von Dene Grigar).
Jay
David Bolter und Michael Joyce stellten "Storyspace"
1987 auf der First Hypertext Conference an der University of North Carolina
(Chapel Hill) vor. Mit dem Programm für Personal Computer (mit den
Betriebssystemen Macintosh oder Windows) können "interactive
fiction[s]" erstellt werden. 38 Wählbar sind
drei Arten, durch verknüpfte Lexien zu navigieren: "tree map,
chart view, or Storyspace map." 39 Die "storyspace
map" präsentiert die Verknüpfungen als Pfeile und die verknüpften
Lexien als lose in einem Fenster verteilte, beschreibbare Karten ("writing
spaces"). Links von und zu einem Teil einer Lexie werden als aufklappbare
Karten dargestellt, die nur den relevanten Textteil enthalten. Das "Storyspace
Roadmap Feature" zeigt die Links einer Lexie und den Link-Trail des
Lesers an. 40 Außerdem ist "Storyspace"
als Editor einsetzbar, mit dem sich mehrere Lexien als Fenster mit eigenen
Menüs auf einer Bildschirmpräsentation integrieren lassen: Diese
Struktur wurde vor allem in didaktischen Hypertext-Projekten verwendet.
41
Kahn, Paul/Landow, George Paul/Launhardt, Julie/Peter, Ronnie: The Dickens Web, Storyspace Map, 1992, Diskette, Eastgate Systems, Inc.
Landow, George Paul/Lanested, Jon: In Memoriam Web,
1992, Diskette, Eastgate Systems, Inc.: Lexie als Fenster mit eigenen
Menüs.
Michael Joyce erstellte 1987
"afternoon:
a story" mit Storyspace für eine Disketten- (heute CD-ROM)
Edition von Eastgate Systems. Der in 539 Lexien aufgeteilte Text mit 905
Verknüpfungen lässt Leser über Zusammenhänge zwischen
den Teilen sowie darüber, wer spricht, rätseln. 42
Über Sucheingaben in der Navigationsleiste von Storyspace können
Leser Wege durch die Geschichte finden. Die Lexien mit irritierenden Etiketten
(Stichwörter in der hellgrauen horizontalen Leiste) können auch
mittels Enter/Return-Taste in einer festgelegten Abfolge `durchgeblättert´
werden.
Joyce, Michael: afternoon: a story, 1987, Diskette, Eastgate Systems, Inc. (abgebildet: CD-ROM Fassung für Intel Mac, 2011).
Bis zur 36. Lexie entfaltet sich eine wie sich aus dem Zusammenhang
erschließen lässt meist von dem Dichter Peter erzählte
Geschichte. 43 Peter trifft sich mit seinem Arbeitgeber
Werther. Während des Essens denkt Peter über sein Verhältnis
zu Werthers Firma und zu dessen Frau Lolly nach.
Peter ist verstört: Er glaubt, einen Unfall
mit seiner ehemaligen Frau Lisa und seinem Sohn Andy gesehen zu haben.
Telefonate über deren Verbleib führen Peter nicht weiter. Spätestens
am Ende des bis zur 36. Lexie linearen Vorlaufs sind Leser gezwungen,
über andere Funktionen als die Return-Taste die Links zwischen den
Lexien auszuloten. Ein Fenster mit einer Auswahl weiter führender
Links lässt sich mit einem Klick auf das Browse-Icon in Form eines
aufgeblätterten Buches öffnen. Leser können ebenso darüber
wie durch Klicks auf mit (nicht gekennzeichneten) Links versehene Worte
in den Lexieneinträgen Wege durch die Geschichte suchen. Für
Leser wird der Fortgang der Geschichte auf verschiedenen Wegen erkennbar:
"Afternoon" "is not nonlinear, but multilinear." 44
Ein Verknüpfungen
wählender Leser kann es kaum vermeiden, dieselben Lexia in verschiedenen
Zusammenhängen mehrfach zu passieren. 45 Dennoch
zeigen die Zusammenhänge zwischen den Lexien dem Leser, dass "Afternoon"
zu einer Auflösung drängt. Die Verknüpfungen verleiten
den Leser zwar zu einer detektivischen Suche über die Relationen
zwischen Personen, vor allem was mit Lisa und Andy geschah. Dennoch erhält
er keine Auflösung dieser Frage 46 trotz
der Vermutung Lollys, dass Peter der Fahrer war und durch die Irritation,
als er Lisa in "Werth´s truck" sah, den Tod seines Sohnes
verursacht hat. 47
Espen J. Aarseth will den Text nicht als "a reconfiguration of narrative" verstehen. Vielmehr wird die Hyperfiction durch die Arbeit des Lesers, die Geschichte auf "heterarchischen" Linkpfaden seiner Wahl zu eruieren, "ergodisch" 48:
A hypertext such as Afternoon has all three: description ("Her face was a mirror"), narration ("I call Lolly") and ergodics (the reader´s choices). Unresolved here...is the conflict between narration and ergodics, between narrative and game. 49
Die "ergodischen" sind die funktionalen Elemente hier die vom Leser wähl- und aktivierbaren Links. Nach Aarseth sollen nicht die "ergodischen" und die narrativen Aspekte von "Afternoon" gegeneinander ausgespielt werden: Er stellt die Hyperfiction als "an important limit text" vor, "on the border between narrative and ergodics". 50 Abweichend von Aarseth lässt sich auch die These vertreten, dass "Afternoon" sich wechselseitig bedingende, deshalb zusammen gehörende ergodische und narrative Elemente enthält: Komplementärbeziehung versus Grenzthese.
Zwischen 1987 und 1992 wurde jeder Macintosh-Rechner mit dem Programm HyperCard ausgeliefert. "Stacks" aus virtuellen Karten waren das Grundelement. Auf einer Hintergrundebene konnten Charakteristika aller Karten eines "Stacks" festgelegt werden. Die Karten wurden mit der objektorientierten, leicht anwendbaren Programmiersprache Hypertalk erstellt. In jede Karte konnten mittels Editor Texte und einfache grafische Elemente eingefügt werden. Auch umfangreichere Datenbanken liessen sich mit HyperCard anlegen. 51
Amendent Hardikers "Zaum Gadget" von 1987 und William Dickeys "Zenobia, Queen of Palmyra" von 1988 sind Beispiele für mit HyperCard erstellte Hypermedia. Hypermedia sind mit grafischen und audiellen Medien erweiterter Hypertext. 52
Das Textmaterial für Lexia liefert in "Zaum Gadget" die englische Übersetzung von Viktor Vladimirovic Chlebnikov und Alexei Krutschonychs Manifest "Der Buchstabe als Solcher" (1913). Links zu anderen Lexia sind grafisch markiert.
Hardiker integriert Bilder und Klänge in die
Lexien. Die Klänge starten automatisch oder werden durch Mouseover
ausgelöst. Zwischen Textfragmenten einer Lexie erscheinen statische
und bewegte Bilder. Außerderm klappen bei einigen Lexien Pop-ups
oder Dialogboxen auf. 53
Dickey, William: Zenobia, Queen of Palmyra, 1988, Diskette.
Dickeys Hypermedia kombinieren
Text, Bilder und Tondokumente mit Navigationsfunktionen. In "Zenobia"
54 gibt es nicht visualisierte und schwer auffindbare
Klickfelder mit Links, die zu weiteren Karten führen. Um die Links
zu finden, muss der Leser die Text- und Grafikelemente von "Zenobia"
untersuchen. Links können so in einem Kartenteil plaziert sein, dass
sich daraus Hinweise auf Zusammenhänge zwischen verknüpften
Karten ergeben. In "card 3" erscheinen zwei Grafiken: ein spiegelverkehrt
wiederholter Schwertkämpfer und der Kopf eines Stiers. Der weiter
führende Link erscheint auf dem Stierkopf, der von der linken oberen
Ecke nach unten schaut, während zu lesen ist: "Left hand holding
the right/Stabs where the gaze centers." Durch die Plazierung des
Links betont Dickey in Deena Larsens Interpretation das Wort "gaze"
im Text. 55
Moulthrop, Stuart: Victory Garden, 1991, North Garden, Diskette, Eastgate Systems, Inc. (abgebildet: CD-ROM Fassung für Intel Mac).
Stuart Moulthrop erstellte 1991
"Victory Garden" mit Storyspace für die Verbreitung auf
Disketten (heute CD-ROM) von Eastgate Systems (1992). 993 Lexien können
sowohl in einer vorgegebenen Folge aufgerufen werden als auch in den von
Joyce´s "Afternoon" bekannten Arten, Links hier
sind es 2804 anzusteuern. Die Lexien enthalten überwiegend
Dialogtexte. Während des ersten Golfkriegs 1991 entfaltet sich über
die Verknüpfungen hinweg ein Beziehungsgeflecht zwischen amerikanischen
Personen zweier Generationen. Einstiege in dieses Geflecht liefert eine
Navigationsseite. Sie besteht aus einer Übersichtskarte, die wiederum
in drei weitere Karten Norden, Zentrum und Süden unterteilt
ist. Diese Karten eines Gartens liefern Zugänge zu 39 Pfaden durch
die Lexia. 56 Nach Beat Suter offerieren die Karten
eine "Art labyrinthischen Garten mit Wegen, die sich kreuzen"
und zeigen "die räumliche Struktur des Textes gut auf."
Im Gegensatz zu Joyces "Afternoon" findet der Leser in "Victory
Garden" viele Einstiege und begrenzt viele (sechs) alternative Ausgänge
der Geschichte. 57
Verglichen mit Joyces "Afternoon" und Moulthrops
"Victory Garden" weisen Hyperfictions für das Internet,
deren Quellcode nach den vom World Wide Web Consortium (W3C) festgelegten
HTML-Standards für Browser geschrieben wurde, meist sehr viel weniger
Links auf. 58
Susanne Berkenheger begnügt sich in "Zeit für die Bombe" (1997) mit 102 Lexia und mit maximal vier Links pro Webseite (plus Anker). Auf den Seiten mit mehreren Links ist der Text in mehrere Blöcke mit verschieden farbigen Buchstaben unterteilt. Zwischen den Blöcken wechselt die Perspektive der Akteure meist Veronika, Vladimir oder Iwan und die Links in den Blöcken führen die Handlung aus dieser Perspektive fort. Zwischen dem Absprung und der Ankunft der Links erscheinen automatisch kurzzeitig Sätze, die nur `Transportcharakter´ haben: Sie verstärken beim Leser den Eindruck, dass die Handlung zügig vorwärts schreitet, für welche Perspektive auch immer er sich entscheidet.
Berkenheger, Susanne: Zeit für die Bombe, 1997, Hyperfiction im Web.
Berkenheger offeriert eine Liebesgeschichte `mit Bombe´: Veronika reist zu Vladimir nach Moskau. Am Bahnhof trifft sie nicht Vladimir, der sich mit Blondie vergnügt, sondern Iwan. Als Veronika schließlich Vladimir trifft, bemerkt sie, dass ihr die Tasche mit der Bombe fehlt, die sie ihm mitgebracht hat. Vor der Tasche sitzt der von Veronika verlassene Iwan. Er überlegt sich, was er mit der Bombe anstellen kann. Berkenheger bietet Lesern die Möglichkeit, nach an sie gerichteten Aufforderungen Iwans die Bombe und bald darauf auch eine Handgranate durch Klicks fernzuzünden. Die Autorin setzt die Zündungen nicht als auf dem Bildschirm erscheinende Explosion um, sondern als Änderung des Handlungsverlaufs: Über bestimmte Links endet die Geschichte für Iwan tödlich und der nächste Link führt zum Anfang der Geschichte zurück.
Berkenhegers "Zeit für die Bombe"
teilt mit Joyces "Afternoon" die Multilinearität bei gleichzeitiger
Dynamik im Fortgang der Geschichte. 59 Bei Berkenheger
führen nur Links unter einzelnen Worten und Textzeichen zu weiteren
Webseiten, während in den oben erwähnten Hyperfictions von Joyce
und Moulthrop nicht nur Klicks auf Lexientexte weiter führen, sondern
auch auf Pfadnamen, die in einem Fenster erscheinen und alternative Lexiaverknüpfungen
bezeichnen.
Von hypertextuellen Verfahren in Netzliteratur sind permutationelle Verfahren der Computerliteratur und ihre Weiterentwicklungen im Web abgrenzbar. Einen permutationellen Umgang mit Text präsentierten Christopher Stracheys "Love Letters" (1952, s. Kap. III.1.2) und die stochastischen Texte von Theo Lutz (1959, s. Kap. III.1.3) oder Gerhard Stickel (1965, s. Kap. III.1.3). Sie zeigten die Resultate von algorithmischen Reduktionen der Syntax und der Füllung der variablen Syntaxpositionen mit Elementen aus Datenbanken, die aus Wortmaterial bestanden, das für den programmierten Zugriff selektiert wurde.
Diese Trennung von programmierten Funktionen und Datenbanken
mit Text(fragment)en weisen auch neuere Werke wie zum Beispiel Simon Biggs
"The Great Wall
of China" (1996) auf. Biggs wählt eine englische Übersetzung
von Franz Kafkas Erzählung "Beim Bau der Chinesischen Mauer"
(1917) als Wortmaterial für eine syntaktische Zusammenhänge
berücksichtigende Generierung von Sätzen. Das Webprojekt spielt
in der linken Spalte Fragmente aus Kafkas Text vier Zeilen á
vier Worte Beobachtern zu. Die vertikale Mittelspalte ermöglicht
es mit als Botton-Icons eingesetzten chinesischen Schriftzeichen, zwischen
den zehn Kapiteln umzuschalten, in die der Text von Biggs eingeteilt wurde.
Rechts werden die generierten Sätze präsentiert: mit richtiger
Syntax, aber auf semantischer Ebene Fragezeichen provozierend.
Biggs, Simon: The Great Wall of China, 1997, Webprojekt.
Durch Mausbewegungen über die drei Spalten werden neue Generierungen
provoziert. Die Generierungen folgen sehr schnell zu schnell, um
sie lesen zu können. Auf den linken und rechten Textspalten bewirkt
eine statische Cursorposition nur eine Lokalisierung der Textbewegung,
aber kein Ende dieser Bewegung. Die Generierung lässt sich durch
Positionieren des Cursors auf der Mittelleiste und auf dem Bild aufhalten:
Nur so wird das Generierte lesbar. Nach Anna Munster "everything
becomes pure movement, pure transmission". Aus der Textbewegung entsteht
nach Christiane Heibach eine "Textmauer", die sich als Kommentar
zu Kafkas Erzählung verstehen lässt. Biggs Aufwand, die Textgenerierung
zu programmieren, ist aber nur gerechtfertigt, wenn Leser den "Textmauer"-Effekt
unterlaufen und die Textbewegung aufhalten (s.o.): Der generierte Text
wiederholt Worte häufig auch innerhalb eines Satzes. Das Verhältnis
von Syntax und Semantik erscheint meist absurd, als müssten die Bausteine
neu geordnet werden. Die Generierung bleibt auch hier technisches Zuspiel
für die auswählende Kognition der Leser: Die Generierung ersetzt
die Kognition nicht. 60
Florian Cramer offeriert auf der Website "Permutations" (1996-98) Webrekonstruktionen mittels Perl-Skripts, die serverseitig auszuführende Instruktionen enthalten. So lassen sich zum Beispiel "Systema infinitum" (Anonym, 1717) und Raymond Queneaus «Cent mille milliards de poèmes» (Paris 1961) `erspielen´. In "Here comes everybody" liefert ein Textautomat Silbenkombinationen als Wortfindungen. Ein Initialtext enthält Silben, Silbenkombinationen, Wörter und Wortkombinationen. Die Silben dieser Textteile enthalten Links. Wird eine Silbe angeklickt, dann wählt das System aus einer Digitalisierung von James Joyces "Finnegans Wake" (London 1939) Sätze mit Worten, in denen die angeklickte Silbe vorkommt. Die Worte der ausgewählten Sätze werden in Silben zerlegt. Silben für die folgende Kombination werden nach stochastischen Kriterien gewählt, wie häufig bestimmte Silben aufeinander folgen (s. Kap. II.1.2). Der resultierende Text wird wiederum so mit Links versehen, dass der Vorgang wiederholt werden kann. 61
Cramer, Florian: Here Comes Everybody, Permutations, 1996-98, Webprojekt.
Ohne die Aktivierung durch Beobachter würde in "Here comes
everybody" das System keine neuen, die Resultate der vorangegangenen
als Ausgangspunkt einsetzenden Rechenprozesse ausführen, während
in generativer Kunst Rechenprozesse programmierte Algorithmen selbständig
entfalten und Beobachter teilweise selektierend in diese Rechenprozesse
eingreifen können (s. Kap. IV.3.2-IV.3.3). Das Eigenleben des weiter
laufenden oder schrittweise aktivierbaren Systems sorgt für ein Zuspiel,
das Beobachter überrascht oder indifferent bis ratlos lässt.
Hypertextuell organisierte Netzliteratur dagegen bricht Narratives nicht,
sondern spaltet es multilinear auf und modifiziert dadurch im Vergleich
zum Buchdruck die Möglichkeiten, via Medientechniken semantische
Zusammenhänge zu (re)konstruieren. Bei generativer Literatur ergeben
sich Bedeutungsmöglichkeiten für Leser zufällig, während
Hypertexte von der menschlichen Kontrolle über Bedeutungsmöglichkeiten
determiniert werden.
Die von Menschen ausgewählte und maschinell gespeicherte Textverknüpfung lässt sich in programmierte Funktionen von Datenbanken und in der Organisation ihrer Lexia einsetzen. Am Aufbau von Textarchiven in solchen Systemen können sich mehrere Autoren beteiligen. Die Textarchive können für Aktualisierungen und Erweiterungen offen sein und unabgeschlossen bleiben. Das von "associative indexing" (s. Kap. VI.2.1) geförderte "abduktiv" abschweifende Lesen 62 können Teilnehmer von Forschungsprojekten in der gemeinsamen Suche nach neuen Ansätzen einsetzen (s. "nic-las", Kap. VI.2.3).
VI.2.3 Mitschreibeprojekte im Web
Douglas Davis stellte mit technischer Assistenz von Robert Schneider und Gary Welz im Dezember 1994 "The World´s First Collaborative Sentence" ins Web. Dieses frühe Webprojekt eines Künstlers bot ein Schreibfeld und forderte zu Beiträgen auf. Textbeiträge von Teilnehmern wurden nacheinander auf eine Webseite gestellt. Mit der wachsenden Anzahl an Beiträgen wurden sie auf mehrere Webseiten aufgeteilt. Im August 2003 waren es 21 Seiten. 63 Ein Programm sollte verhindern, dass Punkte in den Texten erscheinen. Bereits auf der ersten Seite belegen Satzzeichen, dass das programmierte Punkteverbot umgangen wurde.
Davis, Douglas: The World´s First Collaborative Sentence, 1994, Webprojekt.
Viele Beiträge sind als Bewusstseinsstrom geschrieben. Teilweise wurden mehrere Schrifttypen verwendet und einige Bilddateien eingefügt. Medien, die nicht ins Schreibfenster eingegeben werden konnten, stellten Susan Hoeltzel, Leiterin der Lehmann College Art Gallery, und Douglas Davis ein. 64
Douglas Davis realisierte Partizipationsprojekte,
darunter die TV-Sendungen "Elektronik Hokkadim" (1971) und "Talk-Out:
A Telethon" (1972). In diesen Live-Shows konnten Zuschauer durch
Telefonkommentare auf das Gesendete reagieren. Die Reaktionen wurden in
der Sendung übertragen. 65 Künstlerische Projekte
für Partizipation im TV durchbrachen Anfang der siebziger Jahre die
in zeitgenössischen Massenmedien übliche "Ein-Weg-Kommunikation"
(s. Kap. IV.1.1 mit Anm.12).
Davis nahm 1994 die Gelegenheit wahr, Serverplatz und technische Hilfe zu erhalten, um ein Projekt für Fernteilnehmer im Web anbieten zu können. Davis konnte 20 Jahre nach seinen ersten TV-Projekten das Web für öffentliche "Zwei-Weg-Kommunikation" nutzen. 66 Das Mitschreibeprojekt war noch nicht gegen Spam und asoziale Beiträge geschützt bis es nach langem reibungslosem Betrieb doch notwendig wurde, Seiten mit "censored" zu überschreiben.
Die Projekte von ACEN für "The WELL" (s. Kap. VI.1.2) waren bereits Mitschreibeprojekte. Gil Mina Moras "Exquisite Corpse" (1988, s. Kap. VI.1.2) bestand aus einer sukzessiven Fortschreibung von Teilnehmerbeitrag zu Teilnehmerbeitrag und antizipiert damit Davis´ Mitschreibeprojekt für das Web. Projekte für Partizipation im alternativen Fernsehen wurden von Mora und Davis für Internet und Web modifiziert. Die zeitgenössischen Möglichkeiten der Fernkommunikation wurden entscheidend für Projekte, die "Zwei-Weg-Kommunikation" 67 als Mittel zur Emanzipation vom passiven Konsum einer von Wenigen für vorgeblich Alle bestimmten Kultur ("Ein-Weg-Kommunikation") einsetzten. 68
Nach Davis´ Mitschreibeprojekt von 1994 erschienen
Mitschreibeprojekte im Web, in denen Romane in verteilter Autorschaft
entstanden. 69 Von solchen meist linearen Mitschreibeprojekten
ohne Links zwischen Teilen von Beiträgen weichen nicht-fiktive partizipative
Projekte ab, in denen "associative indexing" (s. Kap. VI.2.1)
eine wichtige Eigenschaft ist.
Ein Gleiten von Link zu Link auch über disparate Inhalte hinweg erleichtert seit 1999 der "Assoziations-Blaster", den Dragan Espenschied und Alvar Freude für Beiträge zunächst in deutscher, dann auch in einer weiteren Version in englischer Sprache anbieten. Das populäre Mitschreibeprojekt enthielt am 27.10.2002 bereits 327900 Beiträge und 23682 Stichwörter. 70 Das Hypertext-Muster der Karte mit Etikett und Text mit Links (s. Kap. VI.2.2) kehrt im "Assoziations-Blaster" erweitert um ein Eingabefenster wieder.
Espenschied, Dragen/Freude, Alvar: Der Assoziations-Blaster, Erster Eintrag: Wurzelgnom, Januar 1999, Webprojekt.
Die Links sind automatisiert: Wörter in einem Beitrag, die auch
als Stichwörter existieren, werden automatisch verlinkt. Wenn zu
einem Stichwort mehrere Beiträge geschrieben wurden, dann wählt
das System einen Beitrag als Link aus.
Ein Filter kann so eingestellt werden, dass nur Beiträge ab einer bestimmten "User-Bewertung" erscheinen. Die Auswahl von alternativen Beiträgen zu einem Stichwort erfolgt dann per Pseudo-Zufall, wenn der Filter so eingestellt ist, dass er mehrere Beiträge durchlässt.
Teilnehmer können neue Stichworte eingeben, nachdem sie drei Beiträge zu bereits vorhandenen Stichworten eingestellt haben. Die Beiträge werden vom System bewertet ihre Länge und die von anderen Teilnehmern vergebenen Wertungen sind unter anderem Kriterien für die Punktevergabe. Sein so entstehendes Punktekonto kann ein Teilnehmer zur Bewertung der Beiträge anderer Teilnehmer einsetzen.
Der "Assoziations-Blaster" bietet kein Stichwort-Register, sondern offeriert verschiedene Einstiege in das kollektiv geschaffene und sich verändernde Textlabyrinth. Auf der Homepage wird zum Einstieg eine Auswahl von fünf Stichwörtern angeboten. Zudem können ein per Zufallsverfahren zugespieltes Stichwort und der neueste Beitrag gewählt werden. Stichwort- und Volltextsuche sind ebenfalls möglich.
Mittels "Web-Blaster" können Texte beliebiger Webseiten mit Links versehen werden, die zu Beiträgen im Blaster-Archiv führen. Die automatisierten Links werden im "Web-Blaster" auf externe Texte übertragen. Der "Web-Blaster" verhilft damit ebenfalls zu Einstiegslinks.
Wer glaubt, in eine Sackgasse aus Beiträgen gekommen zu sein, deren Links nur zu weiteren uninteressanten Beiträgen führen, kann "Flucht-Links" wählen.
Der "Assoziations-Blaster" verweist auf "Bedeutungspotentiale" 71 eines Wortes, soweit diese durch die Beiträge und Links erfasst werden. Die Verknüpfung von Beiträgen durch automatisierte Links führt auch dazu, dass die Textsemantik der Beiträge durch wenig bis sehr irritierende Weiterführungen zu anderen Beiträgen erhellt wird, unerklärt bleibt oder in Frage gestellt wird. 72
Eine Systematisierung der Wege zum kooperativen Erzeugen von Assoziationsfeldern bietet "nic-las" ("nowledge integrating communication-based labeling and access system"), das Joachim Maier und René Bauer seit 1999 entwickeln. "Stalker" ist eine für jeden Teilnehmer offene Version von "nic-las" ohne festgelegtes Thema. Die bereits geschriebenen Beiträge wurden von Teilnehmern in die von "nic-las" angebotenen Funktionen, Zusammenhänge zwischen Lexia zu erzeugen, eingegliedert. Weitere Beiträge können von Mitschreibenden in das wachsende Hypertext-System integriert werden.
"nic-las" kann auch als geschlossenes System von Forschungsgruppen
eingesetzt werden: Für Forschungsgruppen können eigene Versionen
des Systems eingerichtet werden, die ihre Mitglieder für an Themen
und Absprachen gebundene Beiträge verwenden können.
Art & LanguageNY (Burn, Ian/Corris, Michael/Heller, Preston/Menard, Andrew/Ramsden, Mel/Smith, Terry): Blurting in A & L: an index of blurts and their concatenation (the Handbook)..., New York/Halifax 1973, S.58f.
Es gibt einen 1973 als Druck publizierten Vorläufer eines Hypertextsystems für eine Gruppe von Diskursteilnehmern: In dem Heft "Blurting In A & L" 73 resystematisierten amerikanische Mitglieder der Künstlergruppe Art & Language eigene Texte. Sie teilten Beiträge von Mitgliedern für "The Annotation", das ein nur vage definiertes Projekt war, in Abschnitte und gaben diesen Stichworte. Mehrere Abschnitte konnten dasselbe Stichwort erhalten. Die Abschnitte wurden in der alphabetischen Ordnung der Stichworte sortiert und nummeriert.
Die Lexia wurden in "Blurting In A & L" mit "typisierten Verknüpfungen" zu anderen Lexia 74 versehen: Ein Pfeil oder ein "&" steht für zwei Arten der Verknüpfung. Der Pfeil steht für Verknüpfungen zwischen enger aufeinander beziehbaren Einheiten. Dieser Verknüpfungstyp kann mit "`...because of..." oder "`...in order that...´" semantisiert werden, während "&" für offene Bezüge steht, die aus dem engeren Umfeld der Pfeil-Relationen hinausführen. Semantisierungen wie "`...and then...´", "`...and so...´", "`...and next...´" werden in der Einleitung für "&" vorgeschlagen, aber auch "`either...or...´" oder "`...but...´". Die beiden Verknüpfungstypen können als `annotativ´ (Pfeil) und `assoziativ´ ("&") bezeichnet werden. 75 Lexia erhalten für jede dieser beiden Verknüpfungsarten Listen mit Nummern anderer Lexia. Welche Lexia wie an jedes der Lexia in "Blurting in A & L" anschließbar sind, wurde von den Mitgliedern der Künstlergruppe bestimmt und in den Listen für die beiden Verknüpfungsarten angegeben.
Ein Index listet die Stichworte in alphabetischer Reihenfolge auf. Die Nummern der Lexia werden rechts neben dem Stichwort angezeigt, mit dem sie etikettiert wurden. Darauf folgen auf 72 Seiten die 408 Lexia mit den im Stichwortregister verzeichneten Nummern. So entstand ein Verweissystem aus semantischen Feldern, in das Leser entweder über den Index oder durch Zufallstreffer beim Aufschlagen der Seiten und beim Querfeldein-Lesen einsteigen konnten.
Mit der gedruckten Veröffentlichung von "Blurting in A&L" war das Werk für die Mitglieder von Art & Language zwar nicht mehr fortsetzbar, doch wollten sie Lesern ein Zwischenresultat ihres Dialogs und mit diesem einen fortsetzbaren Diskurs zeigen. Der offene Diskurs darüber, was ein Kunstbegriff sein könnte, der auf aktuelle Theorieentwicklungen verschiedener Disziplinen reagiert, widersprach im Kunstbetrieb etablierten Vorstellungen vom Kunstobjekt als unmittelbar wahrnehmbares, singuläres Objekt eines Autors. Die Fixierung etablierter Kunsttheorien und des Kunstbetriebs auf einen transportablen Gegenstand mit fragwürdigen Zuschreibungsweisen des Kunststatus wurde von Art & Language provokativ durch eine gedruckte Präsentation eines Diskurses ersetzt, der diese Fixierungen und Verfahren als fragwürdiges Konzept von Kunst vorstellt.
Art & LanguageNY (Burn, Ian/Corris, Michael/Heller, Preston/Menard, Andrew/Ramsden, Mel/Smith, Terry): Blurting in A & L: an index of blurts and their concatenation (the Handbook)..., New York/Halifax 1973/Online Version. ZKM 2002.
In der Online-Version, die 2002 am Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe (ZKM) erstellt wurde, enthält die linke Spalte das Stichwortregister mit den 408 Lexien. Rechts neben dem Register erscheinen zwei Spalten mit je einer Lexie, deren Links sich anklicken lassen, um in der Spalte daneben den verknüpften Eintrag lesen und direkt vergleichen zu können. Der in der Netzversion mögliche Vergleich, ohne umblättern zu müssen, war in der Druckfassung nur dann möglich, wenn die verknüpften Lexia auf derselben Doppelseite standen.
Bauer, René/Maier, Joachim: nic-las, Stalker, ab 1999, Webprojekt.
"nic-las" schafft im Vergleich zu "Blurting in A & L" ein dynamisches, für Einträge offenes System mit komplexeren Möglichkeiten der Gliederung von semantischen Feldern. Mit "nic-las" hätte Art & Language Teilnehmer einladen und den Fortgang des Diskurses anzeigen können.
Aus Karten mit Etiketten (s. Kap. VI.2.2) werden in "nic-las" "digitale Zettel", die Einträge von mehreren Autoren zum Etikett enthalten. Jeder dieser Einträge kann kommentiert werden. Der Kommentar erscheint unter dem Kommentierten im gleichen "Zettel".
Als "local objects" eingegebene Beiträge erscheinen nur unter einem Stichwort, während "dynamic objects" in verschiedenen "digitalen Zetteln" wiederkehren. Begriffe in Texten der "digitalen Zettel" werden automatisch mit weiteren "digitalen Zetteln" verlinkt, die gleichlautende Etiketten tragen.
Zettel mit neuen Etiketten ("new diff") können innerhalb eines "nic-las"-Projektes eröffnet werden. Diese Etiketten lassen sich in "topics" aus Etikettenrelationen integrieren. Die "topics" können sowohl als eigener Zettel wie als Teil der "structure" abgerufen werden. Die "structure" eines Projektes erscheint oberhalb des horizontalen Balkens, der das Etikett enthält. Teilnehmer können zwischen der "structure" mit hierarchischen Gliederungen über dem horizontalen Balken und einer alfabetischen Liste in der linken Spalte unter dem Balken wählen. Außerdem erscheinen im horizontalen hellgrauen Balken die "topics" rechts in "structure"-Ausschnitten, die das jeweilige Etikett in der "structure" zu situieren erleichtern.
Bauer, René/Maier, Joachim: nic-las, Stalker, rhizomatische Struktur, ab 1999, Webprojekt.
Die grafische Darstellung der Struktur wird als "rhizomatisch" bezeichnet. Formal sind in der "rhizomatischen" Struktur von links nach rechts und von oben nach unten absteigende Hierarchien erkennbar. Ein in der Hierarchie höher eingestuftes Etikett lässt sich jedoch erneut unter einem tiefer eingestuften Etikett einordnen. Das System schließt nicht aus, dass höherstufige Lexia sich selbst enthalten. 76 Also ist die Hierarchie keine logische, sondern eine grafische Form der Veranschaulichung von Relationen.
Jeder "Zettel" enthält einen Abschnitt "unbewußte". Dieses "Irritationswerkzeug" spielt entweder "deleuzianisch" eine Auswahl von Beiträgen zu oder es lässt "Freudianisch" bereits Gelöschtes wiederkehren.
"Looking-Glass" ermöglicht es, externe Webseiten zu kommentieren und sie so in ein Projekt zu integrieren, ohne sie als "Textbaustein" kopieren und speichern zu müssen. Der nicht mehr aktive Abschnitt "subvisual" zeigte Fundmaterial aus dem Internet: Java-Applets entnahmen der Suchmaschine Google Links und Bilder. Mit jedem Aufruf eines digitalen Zettels wurden neue Funde präsentiert. Das digitale Unbewußte und "Subvisual" erweiter(te)n "associative indexing" (s. Kap. VI.2.1) um weitere Anregungen.
Eine Forschungsgruppe kann sich mit "nic-las" mit und ohne Themenvereinbarungen wechselseitig Anregungen verschaffen. "Stalker" in "nic-las" zeigt, wie sich ein Zettelsystem auch ohne verbindliches Thema abhängig von den Interessenschwerpunkten der Teilnehmer entwickeln kann. Eine Vielfalt von Schreibweisen der Teilnehmer muss nicht den Dialog beziehungsweise das anregende Wechselspiel zwischen Einträgen sprengen, sondern kann für ein zunehmend dichteres Gewebe aus "Intertexten" 77 sorgen, das zur Teilnahme zum Beispiel dann provoziert, wenn Widersprüche und Argumentationslücken erkennbar werden.
Forschungsziele können sich im Verlauf der Kooperation an einem "nic-las"-Projekt mit Hilfe der Intertext-Relationen herauskristallisieren. Eine Forschungsgruppe kann durch ihre Bemühungen um kohärente Argumentation als `intertextimpliziter Autor´ 78 erscheinen. Das schließt vielfältig gebrochene, über "topics" und "digitale Zettel" verteilte Dialoge nicht aus, wenn diese das Bemühen erkennen lassen, eine plausible Argumentation zu finden.
"Nic-las" erfüllt
die in Douglas Carl Engelbarts Konzept des "augmented intellectual
worker" an Rechensysteme gestellten Ansprüche in Form eines
digitalen "Zettelsystems als Gedächtnismaschine". 79
Die Gedächtnismaschine löst den privaten Zettelkasten von Gelehrten
wie Johann Jacob Moser (1701-1785), Georg Friedrich Wilhelm Hegel (1770-1831)
oder Niklas Luhmann (1927-1998) ab durch ein in der Bearbeitung leichter
handhabbares Medium: Das digitale Medium löst die manuell ausgeführten
Verweise durch elektronische Datenverwaltung mit automatisierten Links
ab.
Das System aus wählbarer Link-Integration und automatisierten Links
zeigt, wie sich programmierte Systemvorgaben und von Teilnehmern nach
semantischen Kriterien ausgewählte Verknüpfungen miteinander
verbinden lassen. Speichern von individuellen Selektionen und algorithmisch
generierte Prozesse, hypertextuelle und automatisierte Verfahren durchdringen
sich in digitalen "Gedächtnismaschinen" zu semantischen
Netzen, die für weitere Bearbeitungen durch einen oder mehrere Autoren
offen sind. 80
Die von Vannevar Bush, Douglas Carl Engelbart und Theodor Holm Nelson
entwickelten Hypertext-Konzepte (s. Kap. VI.2.1) werden im "Assoziations-Blaster"
als endlose Abschweifung und in "nic-las" als Möglichkeit,
sich überschneidende Problemfelder zu strukturierten semantischen
Netzen zu verdichten, realisiert. In beiden Fällen gelingt die Konvergenz
von Hypertext und Partizipation für unterschiedliche Ansprüche.
In Computerkunst lassen sich `ungewöhnliche Anwendungen von Programmen´
von `ungewöhnlichen Programmen´ unterscheiden: `systems with
strange behaviours´ versus `strange systems´. Die `strange
systems´ sind in Kunst, Philosophie und Naturwissenschaften als
ungewöhnliche Modelle relevant, die vorhandene Denkweisen infrage
stellen, während als `strange behaviours´ auffallender Ouput
von Rechenprozessen bezeichnet werden kann, die normal konstruierte Programme
steuern.
"Nic-las" ermöglicht die Anwendung von Hypertext als Verknüpfung
von Hinweisen, Bemerkungen und Einfällen, aus denen in Kooperationen
neue Ansätze, Methoden und Denkweisen entstehen können. Symbolische
Interaktion im Sinne von verständnisvoll auf Dialogpartner eingehende,
`strange behaviours´ vermeidende Kommunikation ist in Kooperationen
zwar unabdingbar, die Stärke von "nic-las" aber ist, es
in der Kooperation zu erleichtern, neue Aspekte, Probleme und Themen zu
finden, ohne sich an etablierte Forschungs- und Fachgrenzen halten müssen:
`Strange behaviours´ von Teilnehmern können zur Infragestellung
und Neuentwicklung von Systemen führen, wenn daraus Anregungen für
Diskussionen werden.
In der Art, wie "nic-las" Hypertext in
ein System umsetzt, ist es mehr als nur eine fremdartige, weil neue Umsetzung:
Es ist ein `strange system´, das erlaubt, die auf `strange behaviours´
von Teilnehmern meist folgende Kommunikationsstörung zu umgehen und
das Abweichende als Anregung zu integrieren: Erleichtert wird der gemeinsame
Sprung aus der "normal science", der "paradigm-shift-off".
81
Dr. Thomas Dreher
Schwanthalerstr. 158
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mit zahlreichen kunstkritischen Texte, u.a. zur Konzeptuellen Kunst und
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Anmerkungen
1 Warnke: Theorien 2011, S.155. zurück
2 Bush: Think 1945. Vgl. Gere: Culture 2008, S.69f.; Idensen: Schreibweisen 2001, S.229-233; Landow: Hypertext 1993, S.14-18; Warnke: Theorien 2011, S.144-147. zurück
3 Bush: Think 1945, Chapter 6. zurück
4 Bush: Think 1945, Chapter 7. Vgl. Gere: Culture 2008, S.70; Idensen: Schreibweisen 2001, S.231ff.; Landow: Hypertext 1993, S.15f. zurück
5 Hayles: Literature 2008, S.47-57; Licklider: Symbiosis 1960, S.4. zurück
6 Bardini: Bootstrapping 2000, S.29-32,60-86,95-102; Engelbart: Intellect 1962, S.68ff.,72f. zurück
7 Licklider: Symbiosis 1990. Vgl. Engelbart: Intellect 1962, S.105f. zurück
8 Bardini: Bootstrapping 2000, S.40f.,45f.; Engelbart: Intellect 1962, S.21f.,24; Whorf: Language 1956. zurück
9 Bardini: Bootstrapping 2000, S.34-41; Engelbart: Intellect 1962, S.29. zurück
10 Engelbart: Intellect 1962, S.1. zurück
11 Engelbart: Intellect 1962, S.42. zurück
12 "Notedeck": Engelbart: Intellect 1962, S. 59f.
"Associative trail": Engelbart: Intellect 1962, S.51 mit expliziter Referenz auf Vannevar Bushs "associative indexing". zurück
13 Engelbart: Intellect 1962, S.61ff. zurück
14 Krajewski: Zettelwirtschaft 2002, S.162-170. zurück
15 Engelbart: Intellect 1962, S.64. zurück
16 Engelbart: Intellect 1962, S.65f. zurück
17 Engelbart: Intellect 1962, S. 65ff. zurück
18 Engelbart: Intellect 1962, S.85-89. zurück
19 Engelbart: Intellect 1962, S.87f. zurück
20 Beim "Bootstrapping" setzen die Entwickler sich selbst als Modellanwender ein und leiten daraus Konzepte zur Programmierung ab (Bardini: Bootstrapping 2000, S.143-147). zurück
21 Bardini: Bootstrapping 2000, S.138. zurück
22 Warnke: Theorien 2011, S.148. zurück
23 Bardini: Bootstrapping 2000, S.138-142; Engelbart/English: Research Center 1968; Warnke: Theorien 2011, S.147f. zurück
24 Nachweis für Ted Nelsons frühesten Gebrauch des Begriffs "Hypertext" im Februar 1965 während eines Vortrags am Vassar College (Poughkeepsie/New York): Wedeles: Professor Nelson 1965. zurück
25 Nelson: File 1965/2003, S.144. zurück
26 Nelson: File 1965/2003, S.138f. Vgl. Nelson: Computer 1974/2003, S.330f. über "collateral structures". zurück
27 Burnham: Software 1970, S.18f. Neu in: Montfort/Wardrip-Fruin: Media 2003, S.250f. zurück
28 s. Zitat oben mit Anm.25. zurück
29 Nelson: Machines 1981/2003, S.452f. zurück
30 Nelson: Computer 1974/2003, S.307,329. zurück
31 Nelson: Computer 1974/2003, S.306f. zurück
32 Landow: Hypertext 1993, S.35. zurück
33 Landow: Hypertext 1993, S.52f. zurück
34 Bolter: Space 2001, S.35f.; Kuhlen: Hypertext 1991, S.84f.,89f.,96f.,333f.; Landow: Hypertext 1993, S.4,7,9,23. zurück
35 Malloy: Uncle Roger o.J. zurück
36 Malloy: Uncle Roger 2012. Judy Malloy programmierte "Uncle Roger" 1997 für die ACEN database mit "UNIX shell scripts" (Malloy: Narrabase 1991, S.200; Malloy: Uncle Roger 2012). zurück
37 Malloy: Narrabase 1991, S.197. zurück
38 Bolter/Joyce: Hypertext 1987. zurück
39 Funkhouser: Poetry 2007, S.153 mit Anm.8. zurück
40 Landow: Hypertext 1993, S.111. zurück
41 Tan: Storyspace 2002.
Bekanntestes Beispiel: Kahn, Paul/Landow, George Paul/Launhardt, Julie/Peter, Ronnie: The Dickens Web. Eastgate Systems, Inc. 1992. Lit.: Landow: Hypertext 1993, S.48,96-100; Landow/Kahn: Hypertext 1992 mit Kap. 2.2 (S.151ff.) über die Übertragung der mit Intermedia 1989 erstellten Erstfassung in Interleaf World View (für Windows) und Storyspace (für Mackintosh) bis März 1992. zurück
42 Aarseth: Cybertext 1997, S.88; Douglas: End 2000, S.96,102; Suter: Hyperfiktion 1999, S.123. zurück
43 Douglas: End 2000, S.98. zurück
44 Bolter: Space 2001, S.128. zurück
45 Douglas: End 2000, S.98; Walker Rettberg: Piecing 1999, Chapter "Nietzschean Repetition?" zurück
46 Bachleitner: Formen 2010, Kap.1.4, S.25ff. zurück
47 Douglas: End 2000, S.100ff.,104ff.; Walker Rettberg: Piecing 1999, Chapter "Nietzschean Repetition?" zurück
48 Aarseth: Cybertext 1997, S.1,85,89. zurück
49 Aarseth: Cybertext 1997, S.95. zurück
50 Aarseth: Cybertext 1997, S.94f. zurück
51 Kuhlen: Hypertext 1991, S.V; Needle: Rumors 1987; Nielsen: Multimedia 1995, S.57-62. zurück
52 Funkhouser: Poetry 2007, S.157; Nelson: File 1965/2003, S.144. zurück
53 Funkhouser: Poetry 2007, S.158. zurück
54 Montfort/Wardrip-Fruin: Media 2003, CD-ROM: 1980s, [Poems by William] Dickey 1988-90. zurück
55 Larsen: Preface 2003. zurück
56 Bolter: Space 2001, S.130-137. zurück
57 Zitate: Suter: Hyperfiktion 1999, S.160, vgl. S.124.
Ein- und Ausgänge: Bootz: Basique 2006, chap. Que sont les hypertextes et les hypermédias de fiction, 2.3.2; Douglas: End 2000, S.40. zurück
58 Suter: Hyperfiktion 1999, S.54,124. zurück
59 Bachleitner: Formen 2010, Kap. 1-6, S.38ff.; Hautzinger: Buch 1999, Kap.5.4, S.107-114; Simanowski: Berkenheger 1999; Simanowski: Interfictions 2002, S.130f.; Suter: Hyperfiktion 1999, S.111ff. zurück
60 Simon Biggs: Introduction 1996: "The inspiration for this project began with the short story of the same name by Franz Kafka. The database for the work consists of all the individual words in the original Kafka story. There are no linguistic structures stored in the system beyond the individual words. All sentences and grammar structures are formed "on the fly" through object oriented and behavioural programming techniques, based on pattern recognition, redundancy algorithms and Chomskian Formal Grammars. Formal Grammars are used at the sentence level to generate individual sentences and ensure a degree of correctness in syntactical formation. This basic grammar system is augmented with many small ad hoc functions for dealing with plurality, conjugation, tense, etc. Most of these functions operate at the word level, but depend on `self-reading´ texts and backtracking techniques. Pattern recognition techniques are used at the higher level of content generation and contextualisation. This strategy has been employed as it was the objective to avoid having any form of `story-telling´ model in the system. The artist also wished to avoid using behavioural (Artificial Life) or Agent (for example, modelling a `story-telling´ agent) based techniques, as the intention has been to create a system where the story, its subjects, actions and context, would emerge from the formation of the language itself, as something simultaneously written and read. Although at this point this technology is still in early development it does lead to a prose form that is very open, unexpected in its results and poetic."
Lit.: Bachleitner: Formen 2010, Kap. 3.2, S.96f.; Heibach: Literatur 2003, S.222ff. (Zitat S.222) und CD; Heibach: Texttransformation 2000, Kap.2,3,5; Munster: Media 2006, S.175f. (Zitat S.176); Simanowski: Aleatorik 2002. zurück
61 Cramer: per.m]utations 1998. zurück
62 Wirth: Gedanken 1999. zurück
63 Ca. 2005 waren viele der neueren Einträge mit
"Censored" überschrieben. Juni 2007 waren die Einträge
von Teilnehmern auf der Website der Lehmann College Art Gallery nicht
mehr erreichbar (Nach Angaben auf der Website des Whitney
Museum of American Art war das Mitschreibeprojekt auf der Website
der Lehmann College Art Gallery 1994 bis 2005 erreichbar). Oktober 2010
waren die Beiträge im Internet Archive zu finden. Das Archiv meldet
spätestens seit Juli 2011, dass der Zugriff auf den Inhalt gesperrt
ist. Am 25.6.2012 enthielt die Website des Whitney Museums eine Dokumentation
der Beiträge für Davis´ "The World´s First
Collaborative Sentence" auf 21
Webseiten. Das Whitney Museum installierte 2013 (zwischen 9. Juni
und 28.August 2013) auf seiner Artport-Site
eine restaurierte Version der 2005 abgeschalteten Urversion ("The
Resored Historic Version") sowie eine neue Version, die für
neue Beiträge offen ist ("The
New Live Version"). zurück
64 Baumgärtel: net.art 2.0 2001, S.60ff.; Heibach: Literatur 2003, S.173ff.; Idensen: Schreibweisen 2001, S.253f.; Stallabrass: Internet 2003, S.60-63. zurück
65 Dreher: Radical Software 2004, Kap. Video und TV mit Anm.19. zurück
66 "Ein-" und "Zwei-Weg-Kommunikation": Paik: o.T. 1971. Zit. in: Kap. IV.1.1 mit Anm.13. zurück
67 s. Anm.66. zurück
68 Variation von Carl Andres Statement "Art is what we do. Culture is what is done to us." (Rose/Sandler: Sensibilities 1967, S.49). zurück
69 Beispiel: Klinger, Claudia: Beim Bäcker, 1996-2000.
Lit.: Heibach: Literatur 2000, S.324f.,329; Heibach: Literatur 2003, S.168f.; Simanowski: Bäcker 2000; Simanowski: Interfictions 2002, S.27-34. zurück
70 Statistik der deutschen Version vom 27.10.2002. Statistik dieser Version vom 16.6.2012: 1046527 Beiträge zu 77566 Stichwörtern. zurück
71 Halliday: Beiträge 1975, S.24ff.,62,70; Norén/Linell:
Meaning 2007, bes. Kap.3, S.389f. zurück
72 Heibach: Literatur 2000, S.330f.; Heibach: Literatur 2003, S.178-181; Idensen: Schreibweisen 2001, S.255-258; Ortmann: Netz 2001, S.67-72; Simanowski: Leichtigkeit 2000; Simanowski: Interfiction 2002, S.46-53,163. zurück
73 Art & LanguageNY: Blurting 1973. zurück
74 Dreher: Art & Language 2002, Kap. III.2 mit Anm.29; Kuhlen: Hypertext 1991, S.34,106,111,118,246,339. zurück
75 Art & LanguageNY: Blurting 1973, S.5f.; Dreher: Art & Language 2002, Kap. III.1. zurück
76 Dies widerspricht Russell: Principles 1903, Chapter X, §100f. zurück
77 Bauer: Intertext 2009, Kap. 3, S.18-42; Idensen: Schreibweisen 2001, S.263. zurück
78 Dreher: Mitschreibeprojekt 2002/2004, Kap. intertextimpliziter Autor. zurück
79 "Augmented intellectual worker": Engelbart:
Intellect 1962, S.103 (s. Kap. VI.2.1).
"Zettelsystem als Gedächtnismaschine":
Krajewski: Zettelwirtschaft 2002, S.141,151. zurück
80 Bauer: Intertext 2009, Kap. 5.3, S.67-79; Dreher: Mitschreibeprojekt 2002/2004, Kap. intertextimpliziter Autor und Kap. Wen kümmert´s wer schreibt?; Idensen: Schreibweisen 2001, S.258-262; Suter: Literatur 2005, S.215-219. zurück
81 "Normal science": Kuhn: Struktur 1976, bes. S.25,47,50,148,155.
"Paradigm-shift-off": Atkinson/Baldwin: Post-War 1972, S.167 (Terry Atkinson und Michael Baldwin sind englische Mitglieder der Gruppe Art & Language. Vgl. Dreher: Blurting in A & L 2002, Kap. II.1). zurück
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