IASLonline NetArt: Tipp


Thomas Dreher

Sammeltipp 1: Stadterfahrung mit ortssensitiven Medien, Teil 1


 

MapHub Street Stories Magic Bike A Map Larger Than The Territory BioMapping Free Network Visible Network

 

Über "Collaborative Mapping" mit Ortungstechniken (ausgewählte Beispiele aus der chronologisch geordneten Projektliste unten):
Dreher, Thomas: Partizipation mit Kamera. Von der Video-Kamera zum Kamera-Handy (September 2006). In: IASLonline Theorie. URL: http://iasl.uni-muenchen.de/links/NAPK.html

 

Projekte (in chronologischer Ordnung), Teil 1 bis September 2004:

  • Pollock, Ian/Silk, Janet: Local 411, San Francisco, Januar-Februar 1997 (T): "The Yerba Buena Redevelopment Project" plante die Aufwertung eines Viertels im Zentrum von San Francisco. In der Umgebung des Yerba Buena Garden wurden kulturelle Institutionen (Museen und Bühnen) angesiedelt. Die Veränderungen des Viertels zwangen 4000 Einwohner, ohne Kompensation in die angrenzenden Bezirke der Bay Area auszuweichen.
    Pollock und Silk ermöglichten es den Betroffenen, ihre Erfahrungen dieses Wandels im Telefonprojekt "Local 411" zu dokumentieren. Vom 20.1. bis 17.2.1997 konnten Botschaften in einem Archiv mit Audiobeiträgen hinterlegt und über ein Voice Mail System abgerufen werden. Das Audio-Archiv war unter der Nummer 415-522-0605 für die üblichen Telefongebühren erreichbar. Die Telefontastatur diente zur Navigation zwischen Hördokumenten. Die Reihenfolge der Beiträge wurde laufend verändert. TeilnehmerInnen erzählten (in Englisch, Spanisch, Mandarin und Tagalog) Erlebnisse im ehemaligen Stadtleben oder schilderten alltägliche Ereignisse in der Gegenwart (inklusive ihren Erfahrungen mit dem Telefonprojekt).
    Ein Team von neun PerformerInnen nutzte die öffentlichen Telefone in der Parkumgebung und in den kulturellen Einrichtungen, um mit PassantInnen ins Gespräch zu kommen, die einen der Hörer abgenommen hatten. Die PerformerInnen motivierten PassantInnen, einen Beitrag ins Audioarchiv des Projekts einzugeben (Lit.: Pollock, Ian/Silk, Janet: Local 411: Private Conversations in Public Space. In: Leonardo On-Line 1998. URL: http://mitpress2.mit.edu/ e-journals/ Leonardo/ isast/ wow/ wow303/ local.html (13.6.2005); Couey, Anna: Restructuring Power: Telecommunications Works Produced by Women (2001). In: Malloy, Judy (Hg.): Women, Art, and Technology. Cambridge/Mass. 2003, S.68f. URL: http://www.well.com/ ~couey/ restructuring.html#40r (13.6.2005); Wilson, Stephen: Information Arts. Intersections of Art, Science and Technology. Cambridge/Mass. 2002, S.494f.).
  • City Lore & Municipal Art Society: Place Matters, New York, ab 1998 (C, I): Der "Census of Places that Matter" des Netzprojektes "Place Matters" enthält 554 Orte (Stand: 11.6.2005; am 2.1.2005: 545 Orte) in New York City, die von TeilnehmerInnen nominiert wurden. "Place Matters" stellt einen Ort (Straße, Platz, Bau, Institution, Geschäft) mittels eines Fotos und eines Textes seiner Geschichte von City Lore-MitarbeiterInnen, die/den Nominierende/n (die/der auch anonym bleiben kann) und ihren/seinen Kommentar vor. Kommentare der Nominierenden informieren zum Teil über den Zustand des Ortes, ihre/seine eigene Vergangenheit, die Geschichte der dort lebenden Eltern sowie über dort lebende Volksgruppen und ihre Abstammung. Nominierende berichten aus einem anderen, eigene Erfahrungen, Auffassungen und Familiengeschichten integrierenden Blickwinkel als die um Ausdifferenzierung der Stadtgeschichte New Yorks bemühten Einträge der Mitglieder von City Lore im "Place Matters Profile". Eingesandte Beiträge erscheinen auf der Site nur nach redaktioneller Durchsicht, die auch erst nach drei Wochen erfolgen kann. In vielen Fällen fehlt noch das offizielle Profil von City Lore (Juni 2005). Einige Beiträge im "Place Matters Profile" wiederum sind umfangreicher (z. B. "52 Park"). Die Nominierenden werden bei der Eingabe nach Personen gefragt, die die Geschichte des Ortes kennen, und sollen über geplante Veränderungen Auskunft geben ("Step 3: Help Us Find Out More"). Diese Informationen werden in die offiziellen Profile eingearbeitet.
    2003 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, um Vorschläge für die Präsentation der Informationen im Stadtraum zu erhalten, die in "Place Matters" gesammelt werden. Unter den acht Finalisten war David Provans Vorschlag eines `Stadtmöbels´, das einen Teil des Stadtraums einrahmt und darunter ein Bild eines früheren Zustandes sowie die Geschichte des Ortes präsentiert (Historic Overlay). Auf diese Art könnten in den ärmeren Stadtteilen auch Nicht-Internet-BenutzerInnen von den Ergebnissen des Projektes profitieren.
  • Place Matters

  • Rueb, Teri: Open City: Public Space and Civic Identity, Washington D.C., Juni-September 1999 (I, M, T): An öffentlichen Telefonen in Downtown Washington D.C. wurden Plakate angebracht, die unter dem Motto "This phone is art" über das Projekt informierten und zur Wahl der gebührenfreien Nummer 202/737-4663 aufriefen. TeilnehmerInnen konnten diese Nummer mit dem (Mobil-)Telefon wählen und aus einem Zahlenmenü ("voice-mail menu") audielle Beiträge nach Themen (Technologie, öffentlicher Raum, bürgerliches Selbstverständnis) sortiert abrufen. Jeder Beitrag war einem bestimmten Ort in dem vom Projekt erfassten Stadtbereich zugeordnet. Außerdem wurden die AnruferInnen aufgefordert, eigene Beiträge abzuschicken. Eine Auswahl dieser Beiträge konnten die folgenden AnruferInnen hören. Die Beiträge wurden auch auf der Website des Projektes archiviert, über deren URL-Adresse http://siteprojectsDC.org/opencity (nicht mehr im Netz, Stand: 5.6.2005) das Plakat ebenfalls informierte.
  • Beller, Thomas: Mr. Beller´s Neighborhood, New York, ab Frühjahr 2000 (I): Thomas Beller versammelte eine Gruppe von HerausgeberInnen und AutorInnen als Stammgruppe "Mr. Beller". Die Stammgruppe schreibt viele und ediert alle Beiträge der Website "Mr. Beller´s Neighborhood". Mehr als 600 Beiträge über das New Yorker Stadtleben sind sowohl über eine Titelliste als auch über s/w-Vogelflugansichten von Manhattan abrufbar. Wenn rote Punkte auf den Vogelflugansichten mit dem Cursor überfahren werden, dann erscheinen Fenster mit den Titeln der Beiträge. Der Volltext und die in ihn integrierten Fotos erscheinen in einem Popup-Fenster, sobald das Titelfenster angeklickt wird. TeilnehmerInnen können Beiträge in Schreibfelder auf der "tellstory"-Seite eingeben. Nach redaktioneller Sichtung erscheinen die "Mr. Beller"-externen Beiträge.
    Die Selbstcharakterisierung als Magazin mit Karte ist angemessen, weil der journalistisch-essayistische Charakter der Beiträge den Gesamteindruck der Site bestimmt.
  • Mr. Bellmer´s Neighborhood

  • Crowley, Dennis/Rainert, Alex: Dodgeball, New York u. a., ab Februar 2000 bis Januar 2009 (I, M, S): Crowley und Rainert präsentierten am 15.2.2000 die Alpha Version der "social networking site...for mobile phones". Bis Januar 2009 gab es das Projekt zum kostenlosen Daten-Austausch für Kontakt Suchende in 22 amerikanischen Städten. Wer ausging und dies die von ihm als FreundInnen Registrierten im Umfeld von 10 Blöcken wissen lassen wollte, schickte eine SMS an nyc@dodgeball mit der Botschaft "@LunaLounge". Dann wurden alle FreundInnen via SMS (mit Bild für Kamera-Handys) über den Aufenthaltsort der Teilnehmerin/des Teilnehmers informiert. Der/die TeilnehmerIn wiederum erhielt eine Botschaft über den Verbleib der "friends-of-friends".
    Die Website enthielt eine Liste mit Treffpunkten, die von den TeilnehmerInnen erweitert und kommentiert wurde. Die Website des Projektes enthielt außerdem eine Liste der TeilnehmerInnen mit Fotos und Features sowie mit Links, die zu ihren Beiträgen zur Liste der Treffpunkte führten.
    Google kaufte Dodgeball am 11.5.2005 und löste es Januar 2009 auf. 2007 verließen bereits die Gründer Dennis Crowley und Alex Rainert Google: "...we couldn't convince them that dodgeball was worth engineering resources, leaving us to watch as other startups got to innovate in the mobile + social space." (Dennis Crowley´s Blog)
    Überregionale Nachfolger von Dodgeball mit Software für automatische Lokalisation (GPS, Cell ID, WiFi) und der Darstellung der Aufenthaltsorte auf Google Maps sind Plazes (ab August 2004), Meetro (ab 2005) und Loopt (ab 2005) (Lit.: Humphreys, Lee: Mobile Social Networks and Social Practice: a Case Study of Dodgeball. In: Journal of Computer Mediated Communication. Volume 13/Issue 1. October 2007. URL: http://jcmc.indiana.edu/vol13/issue1/humphreys.html (2.10.2009); Kol, Eva: Here You Are. A member survey on location-based social networking websites (2007). In: Masters of Media: Essay New Media Art Theories. Universiteit van Amsterdam. URL: http://mastersofmedia.hum.uva.nl/ wp02/ wp-content/ uploads/ 2007/ 01/ essay-locative-media.doc (3.8.2007)).
  • Carbon Defense League: MapHub, Projekt, Pittsburgh, ab 2001, Testphasen 2004-2005, mit neuer Website März 2006/Übernahme mit neuer URL-Adresse von Deep Local, Dezember 2006 (G, I, M, P): Carbon Defense League konzipiert "Group-Based Urban Mapping" in der Testphase 2005-2005 noch weborientiert. Auf einer digitalen Karte (mit Zoom) lassen sich mittels eines "Geographic Information System (GIS)", das mit Open Source Software (PostgreSQL, PostGIS, MapServer, PHP, Asterisk u.a.) konstruiert wurde, Punkte lokalisieren, die zu Beiträgen führen.
    Einem Ort ("Location") können mehrere verbale, visuelle oder audielle Beiträge ("Notes") für gleiche oder verschiedene Ereignisse ("Events") von einer/m oder mehreren TeilnehmerInnen zugeordnet sein. Auf der Karte erscheinen neben dem Punkt einer "Location" Popup-Fenster für "Multiple Objects", mit denen Beiträge verknüpft sind. Diese Beiträge werden bei Abruf rechts neben der Karte präsentiert.
    Das Grundkonzept in der weborientierten Testphase von 2004-2005 ist, eine kostenlose Software (GNU General Public License) auszuarbeiten, die es Gruppen ("Hubs") erlaubt, eigene Beitragssparten mit eigener/m AdministratorIn einzurichten. AdministratorInnen können gegen das Gruppenziel agierende TeilnehmerInnen ausschließen. TeilnehmerInnen können StörerInnen nicht selbst exkludieren, sondern schicken eine Warnung an den/die StörerIn, die an den/die AdministratorIn automatisch weiter geleitet wird.
    In Heard Hub (nicht mehr aktive Netzdokumentation, früher unter URL: http://www.maphub.org/HeardHub.html) können von Mobiltelefonen mit GPS audielle Dateien mit Lokalisationsdaten eingeschickt werden ("MapHub PBX Voicemail System"). Lokalisationsdaten ("the alphanumeric equivalent for the street adress or intersection") können auch nachträglich über das Internet hinzugefügt werden. Die Audiodateien werden über einen digitalen Stadtplan im Internet abrufbar sein (s.o.).
    "HEARD: a sonic landscape of Pittsburgh" ("HeardHub") wurde in der Ausstellung "Making Things Public: Atmosphären der Demokratie" im Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM, Karlsruhe, 20.3.-7.8.2005) vorgestellt. Das Klangarchiv von "MapHub Mobile" wird in einer die Klänge auf einer Stadtkarte von Pittsburgh lokalisierenden Installation (MapMover, in Kollaboration mit Greg Baltus) eingesetzt. Die im Verlauf von 24 Stunden in Pittsburgh gesammelten Klänge wurden auf 2 Stunden komprimiert. Diese die Installation mit Eingaben versorgende Datensammlung wird während der Ausstellung erneuert. Hinter der transparenten Stadtkarte wird eine Leuchtdiode bewegt, welche die Herkunft der Klänge anzeigt. Im Entwicklungsstand Juni 2005 sind audielle und textuelle Projektteile noch nicht integriert.
    Entwicklungsstand, 31.10.2005: Der Webbrowser (nicht mehr aktiv, ehemalige URL: http://www.maphub.com/index2.php) enthält (im "MapViewer") Richtungsfunktionen zur Wahl des Kartenausschnitts, Zoom-Funktionen und Tags, wie sie von Google Maps bekannt sind. Der "Map Navigator" funktioniert ähnlich wie das alte "GIS" (s. o.), nur dass jetzt in einem kleinen Fenster ein Rechteck über eine kleine Gesamtansicht von Pittsburgh geschoben werden kann, um den Kartenausschnitt zu wählen. Zusätzlich zur Präsentation der Tags lassen sich die Eingaben auch als Liste abrufen ("List View").
    Base layers (nicht mehr aktiv, ehemalige URL: http://www.maphub.com/index4.php) ermöglichen es, "Hubs" mit gruppenspezifischen Annotationen ("Objekten") zu konstruieren, zwischen denen BeobachterInnen wählen können.
    Audielle, Bild(Fotos und Video)- und Text(SMS)-Dateien lassen sich von Mobiltelefonen (z. B. Kamerahandys) mit GPS-Lokalisation über "PBX/Voicemail Services" ("Heard Hub", s.o.) in einen "Hub" einbringen. Die Mobiltelefonnummer wird zur automatischen Erkennung des/r registrierten TeilnehmerIn verwendet.
    Eine Applikation für Palm Pilots ermöglicht es, Daten in der Stadt zu sammeln, auf einem Rechner zu formatieren ("Palm cradle") und auf den Server des Projektes zu laden. Auch können über drahtlose Internetanschlüsse Daten direkt abgeladen werden.
    Am 26.3.2006 wurde die modifizierte Website maphub.org mit einer Zusammenfassung des aktuellen Entwicklungsstandes präsentiert. Der Webbrowser (nicht mehr aktiv, ehemalige URL: http://www.maphub.com/ mapView.php) für Pittsburgh (mit den Audiodateien von "MapHub MobileHeard" (s.o.), den Einträgen der RadlerInnen von Pittsburgh im "Bike Crash Hub", ihren Vorschlägen für Radtouren und dem "Wireless Finder Hub" mit Standpunkten der HotSpots) ist zugänglich und offen für neue Einträge. Mit "MapHub´s custom geocoder" werden nicht nur Längen- und Breitenangaben, sondern auch Straßenangaben zur Lokalisierung von Einträgen verwendet.
    Entwicklungsstand Dezember 2006/August 2007: "MapHub" wird proprietär ("All Rights Reserved" statt Open Source)! Als Organisation zur Entwicklung und Verwaltung von "MapHub" wird Ende 2006 Deep Local Inc. (CEO: Nathan Martin, ab September 2006) als Nachfolger der Carbon Defense League genannt. Von Deep Local wird die jetzt auf ESRI ArcGIS (proprietär) aufbauende Software AuftraggeberInnen für Projekte angeboten, die für die Pittsburgher Region unabhängig von dem bisherigen, mit proprietärer Software fortgesetzten, für "Hubs" jeder Art offenen Pittsburgher "MapHub" (jetzt: Pittsburgh OpenHub) installiert werden. Nicht als in Pittsburgh OpenHub integrierter "Hub", sondern als Projekte von AuftraggeberInnen mit separater URL-Adresse erscheinen Alt Warhol MapHub, Homewood Resource Guide (Umgebung der Homewood Avenue, Pittsburgh), South Side Tag Tracker und Hill District Walking Routes. Damit wird das Grundkonzept von "MapHub" unterlaufen, einen Stadtraum mit nach "Hub"-Zugehörigkeiten differenzierten Geotags zum sozialen Datenraum zu machen. Gruppen- und Partikularinteressen wurden in "MapHub" zu Zeiten der Carbon Defense League nicht separat präsentiert, sondern im urbanen Kontext als Teil eines sozialen Gefüges integriert: als "Hubs" unter anderen Pittsburger "Hubs". Bilddateien erscheinen in der proprietären Version von Deep Local nicht mehr in Geotags, sondern auf den Webseiten, zu denen Links in den Geotags führen (Stand: August 2007). Auf diesen Seiten zur Archivierung einzelner Einträge erscheinen neben den Daten Ausschnitte der Stadtkarte (sehr klein, kein Zoom), allerdings jetzt (im August 2007, anders als noch im Dezember 2006) ohne Geotags.
    Der Zweck des "South Side Tag Tracker" des South Side Community Council ist, durch die Archivierung "Graffiti Vandalism" schneller zu erkennen: Dieses Projekt mit seiner Liste der "Local Graffiti Removal Companies" ist das Gegenteil des teilweise radikalen Medienaktivismus der Carbon Defense League, die "MapHub" begann. Die Audiodateien von "MapHub Mobile Heard" sind in "Pittsburg OpenHub" nicht integriert.
  • MapHub, Testphase 2004-2005
    MapHub, zwischen März und Dezember 2006

  • Moed, Andrea: Annotate Space DUMBO, Prototyp, New York, 2001-2003 (A, I, P): Von der Projekt-Website konnte ein Führer durch Brooklyn für PDAs (Palm, Laptop) abgeladen werden. Die Tour wurde als Website mit HTML und Javascript entwickelt. Sie enthielt Interviews mit EinwohnerInnen im Uferbereich unter der Manhattan Bridge (DUMBO: Down Under the Manhattan Bridge Overpass). TeilnehmerInnen konnten Anmerkungen zu Stationen der digitalen Stadtführung schreiben und an eine Projekt-Adresse schicken. Diese Anmerkungen/Kommentare sind in aktualisierte Versionen der Führung integriert worden.
    AvantGo ermöglichte es, mit einer Registrierung einen "mobile internet channel" einzurichten, über den Webseiten auf PDAs oder Smartphone (bzw. MDA=Mobile Digital Assistant) abgerufen werden konnten. Wegen veränderter Kundenbedingungen kann eine Demo-Version der Tour heute nicht mehr frei über AvantGo abgeladen werden, sondern muss von der Autorin bezogen werden (Lit.: Moed, Andrea: Annotate Space. Interpretation and Storytelling in Location (2002). In: URL: http://www.panix.com/ %7Eandrea/ annotate/ pdfdocs/ thesispaperfinal.pdf (22.6.2005); Dies.: Annotate Space: Neighborhood Interpretation on Location. In: Museums and the Web 2002. URL: http://www.archimuse.com/mw2002/abstracts/prg_170000678.html (28.9.2007)).
  • Burrell, Jenna/Farina, Nick/Gay, Geri K/Kubo, Kiyo: Campus Aware, Test, Ithaca/New York, ab Herbst 2001 (A, G, I, P, W): Semaphore und E-graffiti waren die Vorläufer von "Campus Aware". Die Vorläufer ermöglichten es, digitale ortsgebundene Bemerkungen und Kommentare zu hinterlegen und vor Ort abzurufen. Ca. 50 StudentInnen der Cornell University wurden im Herbst 2001 mit Laptops ausgestattet, mit denen sie die 26 schnurlosen Zugänge des Campusnetzes nutzen konnten. Die beiden Systeme sollten zum Austausch von Informationen über Ereignisse auf dem Campus und über Erkenntnisse von Fachbereichen, Klassen etc. dienen.
    StudentInnen nutzten "E-graffiti" jedoch als Chat sowie als Instant Messaging- oder e-Mail-Ersatz. StudentInnen griffen auf bekannte Formen des Datenaustauschs zurück, da sie mit dem System der lokalisierten Anmerkung nichts anzufangen wussten oder sie als Behinderung empfanden. Es wurden nur wenige ortsgebundene Kommentare eingegeben. Sobald StudentInnen feststellten, wie gering die Anzahl an Kommentaren ist, entstand Desinteresse und es folgten keine weiteren Abfragen. "E-graffiti" war nicht für "synchronous communication" eingerichtet, weshalb viele StudentInnen ausgestiegen sind.
    "Campus Aware" ist für Palm Pilots und GPS-Lokalisierung ausgeführt worden. Die Software von "Campus Aware" für Palm Pilots ermöglicht den Empfang von Anmerkungen. Der Palm Pilot meldet sich mit Piepton, wenn ein Ort mit Anmerkung passiert wird. Das Interface dient der Lokalisierung von Anmerkungen auf einer Karte des Campus und präsentiert Annotationen. Annotierte Orte können bewertet werden (Wertung von "1" bis "10").
    Die Website enthält ein Interface mit einer Karte des Campus (Die Verbindung zur Karte schlug fehl am 21.2.2005 und am 16.5.2005), die mit blauen Rechtecken anzeigt, wo sich lokalisierte Anmerkungen befinden. Außerdem ermöglicht das Web-Interface die Eingabe neuer lokalisierter Bemerkungen.
    "Campus Aware" ist von den StudentInnen genutzt worden, wie die vielen Anmerkungen im Archiv mit Fakten, Meinungen, Schilderungen von Ereignissen, Witzen und Fragen zeigen.
    "E-graffiti" beeinflusste die Planung von "GeoNotes" (August 2002, s.u.), das wiederum in der Entwciklung von "Campus Aware" berücksichtigt wurde (Lit.: Burrell, Jenna/Farina, Nick/Gay, Geri K/Kubo, Kiyo: Context-Aware Computing: A Test Case (2002). In: URL: http://testing.hci.cornell.edu/ context/ ContextAware_Burrell.pdf (21.5.2005)).
  • Rueb, Teri: Invisible Cities: Sounding Baltimore, Projekt, Baltimore, ab Herbst 2001 (G, I, P, W): Rueb plant, EinwohnerInnen von Baltimore zu interviewen. Fragmente dieser Interviews und Klangdokumente von den besprochenen Orten will sie in situ mit PDAs verfügbar machen. Die Audio-Dateien sollen bei Stadtbesichtigungen mit Palm Pilots und Ruebs Programm "Sound Scout" empfangbar sein ("Sound Scout" wurde mit StudentInnen der University of Maryland in der Abteilung für Computer entwickelt). Es integriert schnurlosen Netzzugang, GPS, Kopfhörer und Abspielmöglichkeiten für mp3-Dateien. Am Projekt beteiligte Galerien und Museen sollen Palm Pilots zur Verfügung stellen. Kostenlos oder gegen Unkostengebühr verteilte CDs und eine Website sollen das Klangarchiv zugänglich machen. Nach Projektende sollen die Audio-Dokumente in einer Installation durch die Berührung von magnetischen Punkten abrufbar sein, die auf einer Karte installiert sind.
  • Connerly, Krista: Project for Urban Intimacy: Transitory Contact, London u.a., 2002 (C, I): Die Website enthält Karten der Bus- und Bahnlinien in London, Melbourne und Pittsburgh. Wenn Stationen angeklickt werden, dann erscheinen Berichte auf oder neben der Karte. In den Berichten beschreiben TeilnehmerInnen Erlebnisse an Haltestellen und während der Fahrt. Berichte mit Zeit- und Linienangaben können eingesandt werden, um sie in die Karten übertragen zu lassen.
    "Transitory Intimacy" ist in "Project for Urban Intimacy" integriert. Es ist Teil eines Projektes, das in anderen Teilen auch Fluxus zwar verwandte, aber aktualisierte Formen der (e-)Mail Art enthält.
  • Hactivist.com/Institute for Applied Autonomy (IAA): iSee and Maptivist 2.0: Surveillance, ab Februar 2002 (G, P, W): Das Institute for Applied Autonomy und Hactivist.com ermöglichen es in einem Gegenüberwachungsprojekt seit 2002 PassantInnen und DemonstrantInnen, mit PDA und GPS-Empfänger so viel Überwachungskameras wie möglich zu umgehen. Das Projekt verbindet "Maptivist 2.0", das drahtlose Zugänge zum Internet und die GPS-Ortung liefert, mit dem Programm "iSee".
    Letzteres enthält Karten (von Manhattan, Amsterdam und Ljubljana) mit den Standorten von Überwachungskameras und bietet für ein Ziel die am wenigsten bewachten Wege an (Manhattan über Internet: Setze durch Klicks auf der Karte URL: http://66.93.183.118:8080/ isee/ s1 (13.3.2007) Start- und Zielpunkt und warte bis der Weg erscheint: Siehe Beispiel in der Abbildung unten). Außerdem können Informationen über Absperrungen, die von der Polizei errichtet wurden oder werden, an die PDAs von TeilnehmerInnen geschickt werden.
    Die Erstellung von Stadtkarten mit Überwachungskameras für "iSee" setzt Autopsie voraus: Das Projekt bietet eine Strategie, die von AktivistInnen ausgeführte Protokollierung der Überwachung zu nutzen. Die AutorInnen verstehen "iSee" nicht nur als Instrument, sondern auch als Provokation, öffentliches Interesse für die praktizierte Überwachung zu wecken (Lit.: Schienke, Erich W./IAA: On the Outside Looking Out: An Interview with the Institute for Applied Autonomy (IAA) (25.5.2002). In: Surveillance & Society. Vol.1/Issue 1, 2002, S.102,106,108ff. URL: http://www.surveillance-and-society.org/ articles1/ iaa.pdf (3.11.2006); Zaremba, Jutta: New York und Tokio in der Medienkunst. Urbane Mythen zwischen Musealisierung und Mediatisierung. Bielefeld 2006, S.115-130,204; Zuñiga, Ricardo Miranda: The Work of Artists in a Databased Society: net.art as on-line activism (2002). In: Soundtoys Journal. URL: http://soundtoys.net/ journals/ the-work-of-artists (3.11.2006)).
  • iSee: Manhattan, Internetversion

  • Sack, Warren und Studenten: Street Stories, Projekt, San Francisco, Version 1, ab Frühjahr 2002 (mit Craig Rixford, Mahad Ibrahim und Michael Kim) und Version 2.0, 2004 (mit Michael Dale) (G, I, W): Ein Team von StudentInnen um Warren Sack entwickelte ein System für Touren, die von TeilnehmerInnen mit GPS fähigen Mobiltelefonen (Motorola i730) gespeichert werden können (Version 2.0). Eine Karte mit einer aus GPS-Ortungen gebildeten Tourlinie soll via Mikrophon mit einer abhörbaren Geschichte versehen werden können. Nach dem Konzept von "Street Stories" soll die Tour sowohl im Gehen als auch erst nachträglich in die Projektsite eingebbar sein. Mit dem Mobiltelefon lassen sich GPS-Daten der Positionen der/s Passantin/Passanten auf den Server laden. Gleichzeitig liefert der Server die als Karten dienenden Satelliten- oder Flugzeugaufnahmen. Ebenso können Tourkarten über das Web-Interface erstellt werden, indem der Verlauf mit den Pfeiltasten auf die Vogelflugaufnahme gezeichnet wird und die Ortsbeschreibungen in ein Mikrophon gesprochen werden. Interessierte sollen die von TeilnehmerInnen erstellten Touren sowohl im Internet über das Interface der Projektsite als auch mit einem GPS fähigen Mobiltelefon vor Ort abrufen können: "...the story is triggered by one´s position and streamed from the server to the cell phone." (Lit.: Sack, Warren/Dale, Michael: Street Stories: Designing Networked, Narrative Places of Community. In: URL: http://hybrid.ucsc.edu/ SocialComputingLab/ Projects/ StreetStories/ Description/ (12.5.2006))
  • Street Stories, Version 2.0: Web Interface
    Street Stories, Verison 2.0: Mobile Phone

  • Local Projects/City Lore: City of Memory, Projekt, New York, ab März 2002 (I): In "Memory Maps" konnten 2001 BewohnerInnen von New York City Zettel, auf denen sie ihre Erinnerungen notiert hatten, mit Nadeln auf Stadtkarten stecken. "City of Memory" ist die digitale Erneuerung von "Memory Maps". Das neue Projekt bietet TeilnehmerInnen ein Web-Interface zum Notieren ihrer Stadterfahrungen und zur Lokalisierung ihres Beitrages auf einem digitalen Stadtplan. TeilnehmerInnen können ihre Geschichten an vorhandene Geschichten anschließen oder einen neuen "story thread" einrichten. Der digitale Stadtplan mit Notizen von BewohnerInnen soll um Überlieferungen erweitert werden: Das Museum of the City of New York, die Maps Division of the New York Public Library und Place Matters (ab 1998, s. o.) nutzen ihre Archive und tragen ältere Stadtgeschichten ein.
  • Swedish Institute of Computer Science/HUMLE-Lab: GeoNotes Version 1.1e, Stockholm, August 2002: (A, P, W): Das ab Sommer 2000 entwickelte (und frei abladbare) System GeoNotes Version 1.1e ermöglicht es TeilnehmerInnen, sich selbst beliebige, auch mehrere Signaturen zu geben (und anonym zu bleiben) und virtuelle Merkzettel ("Post-Its") an Orten anzubringen, an denen sie mit Laptop oder PDA (mit WLAN-Karte) auffindbar sind. An einer bestimmten Stelle im Realraum können mehrere Bemerkungen virtuell `angeschlagen´ und beliebig oft kommentiert werden. Wie viele Kommentare ("geonotes") an einem Ort erreichbar sind, lässt sich in situ an der Größe eines Kreises im "Overview"-Feld des "Read"-Interface erkennen. Die Eingaben lassen sich mit einem Wortsuch- und einem Filtersystem erschließen. Das Suchsystem setzt die Bezeichnung jeder "geonote" mit einem "place label" voraus. Das "place label" kombiniert eine Bemerkung mit einem Titel und Lokalisierungsdaten. Der/die eine Bemerkung schreibende TeilnehmerIn wählt den Titel. LeserInnen können die Bemerkungen, die für einen Ort eingegeben wurden, nach drei Kriterien sortieren: neueste Eingaben, beliebteste (meist aufgerufene und meist kommentierte) Eingaben und an den/die AutorIn adressierte Eingaben.
    TeilnehmerInnen, die sich in ähnlicher Weise durch das System "GeoNotes" bewegen, können zu "Interest Groups" zusammengefasst werden. Sowohl eine Interessengruppe als auch eine Liste der FreundInnen kann als Leitfaden der Sortierung der "geonotes" gewählt werden.
    Die Stockholmer Version verwendet die schnurlosen Zugänge von StockholmOpen.net auf dem IT Campus. Im Einzugsbereich des StockholmOpen.net können Orte mit "geonotes" via "Overview"-Anzeige im "Read"-Interface gefunden werden.
    Die Lokalisierung erfolgt mit einem "WLAN positioning system" von Lucent Technologies, dessen Anwendung ein "Configuring Tool" von John Sevy erleichtert. Die Lokalisierung ist in der Stockholmer Version nur über "Lucent W-LAN Base stations" möglich (Lit.: Bylund, Markus/Cacciatore, Elenor/Espinoza, Fredrik/Nyström, Hanna/Persson, Per/Sandin, Anna: GeoNotes: Social and Navigational Aspects of Location-Based Information Systems (2001). In: URL: http://www.sics.se/ ~espinoza/ documents/ GeoNotes_ubicomp_final.htm (21.5.2005); Fagerberg, Petra/Persson, Per: GeoNotes: a real-use study of a public location-aware community system (2002). In: URL: http://www.perpersson.net/ Publications/ GeoNotes_SICS_2002_27_SE.pdf (21.5.2005)).
  • Proboscis: Urban Tapestries, Projekt, [Teil I, Teil II: ab März 2006, s.u., Sammeltipp 1, Teil 3], London, September 2002-Juni 2005 (I, G, M, P, W): Ziel des Projektes "Social Tapestries" ist es, erklärt Giles Lane von Proboscis, einer Situation zuvor zu kommen, in der kommerzielle Anbieter die Gebrauchsweisen von Locative Media bestimmen. In "Urban Tapestries", einem in "Social Tapestries" integrierten Projekt, werden die technischen Möglichkeiten getestet – in der Projektsprache: Aus dem "brainstorming" von "Social Tapestries" wird in "Urban Tapestries" "bodystorming". Geschriebene, fotografische und audielle Beiträge über Erfahrungen, Ereignisse und Geschichten sind in "Pockets" möglich, die an geographische Orte gebunden sind. Die "Pockets" werden in "Threads" nach Themen sortiert. "Pockets" können im Internet mit einem im Oktober 2004 fertig gestellten Browser nach AutorInnen, "Threads" oder geografischen Orten sortiert auf einer Stadtkarte von London abgerufen werden. In Testphasen im Dezember 2003 (1) und Juli 2004 (2) wurden die Eingabemöglichkeiten (1) mit PDA (HP iPAQ 5459) über WLAN (IEEE 802.11b) und (2) mit GPS fähigen Mobiltelefonen (Sony Ericsson P 800/P 900s) geprüft. Beiträge sollen sowohl über die Website des Projektes als auch vor Ort durch elektronische Signale und Bezeichnungen (Schilder oder Aufschriften) abrufbar werden (Lit.: Galloway, Anne: A Brief History of the Future of Urban Computing and Locative Media. Thesis Department of Sociology and Anthropology. Carleton University. Ottawa 2008, S.234-249. URL: http://www.purselipsquarejaw.org/dissertation/galloway_phd_full.pdf (29.9.2008); Lane, Giles/Thelwall, Sarah u.a.: Urban Tapestries. Public Authoring, Place and Mobility. In: Proboscis. Urban Tapestries Report. June 2005/October 2006. URL: http://socialtapestries.net/ outcomes/ reports/ UT_Report_2006.pdf (23.11.2006); Moed, Andrea: Conversations with Maps. In: Abrams, Janet/Hall, Peter (Hg.): Else/Where: Mapping. New Cartographies of Networks and Territories. Minneapolis 2006, S.107,122; Proboscis Cultural Snapshots Number Eight, June 2004, Number Nine, July 2004, Number Ten, January 2005. In: URL: http://www.proboscis.org.uk/ publications/ snapshots.html (13.5.2005); Shirvanee, Lily: Locative Viscosity. Traces of Social History in Public Space. In: Leonardo Electronic Almanac. Vol.14/Issue 13, 2006. URL: http://leoalmanac.org/ journal/vol_14/ lea_v14_n03-04/ lshirvanee.asp (2.11.2006); Silverstone, Roger/Sujon, Zoetanya: Urban Tapestries: Experimental Ethnography, Technological Identities and Place (2005). In: URL: http://www.lse.ac.uk/ collections/ media¡lse/ EWP7.pdf (13.5.2005)).
  • Klee, Jeron/Polak, Esther/Waag Society: Amsterdam RealTime, Amsterdam, Oktober 2002 (G, I, P): In der Ausstellung "Kaarten van Amsterdam 1866-2000" (Gemeentearchief Amsterdam, 3.10.-1.12.2002) projizierte ein Beamer einige Straßen und Wege Amsterdams in Farbstufen von weiß über gelb nach rot auf schwarzem Grund. Die Farben zeigten in Echtzeit die Häufigkeit an, mit der Versuchspersonen mit Locative Media (s.u.) die angezeigten Wege gegangen sind. Die digitalen Spuren der Routen von TeilnehmerInnen bildeten einen Straßenplan. Wer die Installation im Gemeentearchief betrat, aktivierte einen Infrarot-Detektor. Der Detektor startete eine beschleunigte Präsentation von einer der Spuren seit Beginn des Projektes, bis die Echtzeit-Aktualisierung aller digitalen Spuren fortgesetzt wurde.
    AmsterdamerInnen, die sich ständig im Amsterdamer Ring A 10 bewegten, konnten sich über die Website des Projektes als Versuchspersonen für die Testphase vor der Ausstellung oder als Datenquelle während der Ausstellung anmelden. Sie wurden mit einem GPS fähigen PDA ausgerüstet, der mit einer für das Projekt entwickelten Software ausgestattet war ("trace-unit"). Die Standorte der TeilnehmerInnen wurden von den PDAs über eine Internet-Verbindung an einen Server in der Waag Society geschickt. Der Computer im Gemeentearchief war mit einer von den Waag Labs entwickelten Keystroke-Software (später überführt in KeyWorx) für die Wegepräsentation ausgestattet und empfing die Daten vom Server der Waag Society über Mobilfunk (GPRS).
    Die TeilnehmerInnen sahen ihre Wege auf PDA-Monitoren als Sequenzen von GPS-Punkten. Am Projekt beteiligte PassantInnen erhielten einen Ausdruck ihrer GPS-Punkte als Tagebuch ihrer Spuren.
    Die das Projekt dokumentierende Website zeigt exemplarisch in Phasen die Keystroke-Präsentation der im Gemeentearchief projizierten Karte aller Spuren und die Spuren einzelner TeilnehmerInnen. Wenn Spuren von TeilnehmerInnen mit Informationen über verwendete Fortbewegungsmittel verbindbar sind, dann lässt sich rekonstruieren, mit welchem Fortbewegungsmittel (zu Fuß, mit dem Auto, Bus oder Fahrrad) welche Wege bevorzugt werden (Lit.: Abrams, Janet/Hall, Peter (Hg.): Else/Where: Mapping. New Cartographies of Networks and Territories. Minneapolis 2006, S.15,25,185-189,201; Altena, Arie: Kunst und GPS. Esther Polaks lokative Kunst. In: de Kerckhove, Derrick/Leeker, Martina/Schmidt, Kerstin (Hg.): McLuhan neu Lesen. Kritische Analsyen zu Medien und Kultur im 21. Jahrhundert. Bielefeld 2008, S.430,432-438; Mitew, Teodor: Repopulating the Map: Why Subjects and Things are Never Alone. In: Fibreculture Journal. Issue 13/2008. URL: http://journal.fibreculture.org/issue13/issue13_mitew.html (23.8.2009); Mulder, Arjen: The Exercise of Interactive Art. In: Brouwer, Joke/Mulder, Arjen (Hg.): Interact or Die! Rotterdam 2007, S.62ff.; Struppek, Mirjam: Projekt Schrumpfende Städte – Recherche Medien/Kommunikation (Juni 2004), o. P. In: URL: http://culturebase.org/ home/ struppek/ Homepage/ ShrinkingCities.pdf (18.3.2006); Thiel, Thomas: In conversation with the artist Esther Polak. Neu auf Englisch in: Stichting Beelddiktee, Amsterdam. URL: http://www.beelddiktee.nl/ projects/ GPS-projects/ milk/ pers-thiel-eng.htm (2.6.2006). Zuerst auf Deutsch in: Juni KunstZeitSchrift #09. Karlsruhe, Juli 2005; Klee, Jeron/Polak, Esther/Waag Society: Amsterdam REALTIME (2002). In: Open Nr.11/2006. Hybride Ruimte, Supplement: CD-ROM).
  • Amsterdam RealTime

  • Blink: City Poems, Leeds, Herbst 2002-Herbst 2003;
    Blink/C.H.I.P.S.: STADschromosomen, Antwerpen, März-September 2004 (I, M, S): In Leeds wurden an 30 "Poem Points" Kennziffern auf Plakaten u.a. präsentiert. Diese Kennziffern konnten als Textmessages an die Mobiltelefonnummer des Projekts "City Poems" (07919 315556) gesendet werden, um eines der bis zu 10 City Poems abrufen zu können, welche für diesen Ort geschrieben wurden. Durch wiederholte Eingabe der selben Nummer konnten die Poems eines Ortes nacheinander abgerufen werden. Die Website des Projektes präsentiert die Standorte der "Poem Points" auf einer Karte von Leeds.
    Die ersten City Poems entstanden in Workshops mit SchriftstellerInnen und StudentInnen, die Ann und Peter Sansom leiteten. PassantInnen konnten ab Februar 2003 Text Messages mit maximal 160 Zeichen einsenden.
    Für "STADschromosomen" wurde zu Beiträgen aufgerufen, die Eindrücke an einem der 25 Textpunkte ("tekstpunten") in Antwerpen beschreiben. Die Länge der "geo-annotations" war auch in dem Schwesterprojekt von "City Poems" auf 160 Buchstaben beschränkt. Abrufe dieser Texte (Mobiltelefonnummer: 3608) waren kostenpflichtig (0,50 € pro Text). Heute sind alle Beiträge für "STADschromosomen" nicht nur als Buch bestellbar (5 €), sondern auch als pdf-Datei (auch in englischer Übersetzung) im Internet abrufbar. Außerdem gibt es eine Version für Apple iPod. Die Beiträge demonstrieren die Vorliebe der AntwerpenerInnen, über ihre Stadt zu lästern (Vgl. Blink/Southern, Jen: (area) code, Manchester, April 2004 (M, S)).
  • O´Rourke, Karen: A Map larger than the Territory / Une carte plus grande que le territoire (ItiDex) [Teil I/Teil II, März 2004, s.u.], Paris u.a., ab November 2002 (I): Die Website enthält Formulare für Fragebögen, in die TeilnehmerInnen markante Orte, Straßen und Plätze als Stationen von Stadtrundgängen und Zugfahrten mit Kommentaren eintragen können, und ein Archiv der Antworten (ab 5.11.2002, meist aus Paris). Ein Itinéraire aléatoire von Yannick Bernède enthält Karten von Metro-Stationen mit Kurzkommentaren.
    New York Body `n´ Soul Map ergänzt das New Yorker Archiv der Itineraries (ab 2003) um drei interpretierte Stadtrundgänge (Walk 1, 2, 3, Mai-Juni 2003): Die knappen Ortsangaben und kurzen Kommentare dreier Routen der "Itineraries" werden von Berichten ergänzt, die Karen O´Rourkes Erlebnisse beim Verfolgen der Routen von TeilnehmerInnen beschreiben und mit Fotos illustrieren. Die drei Berichte zeigen, dass das Archiv der "Itineraries" als Anregung für Stadtbegehungen verwendet werden soll (Lit.: O´Rourke, Karin: A Map Larger than the Territory [ItiDex] (ohne Datum). In: URL: http://perso.wanadoo.fr/ korourke/ map/ intro.en.html (12.5.2005)).
  • Cookson, Will: The Urban Beach, Pilotprojekt, Leeds, Frühjahr 2003 (L, M, S): Cookson fordert dazu auf, unbrauchbar gewordene oder überflüssige SMS Messages einzusenden, um sie Algorithmen zu unterwerfen, die Lokalisierungsverfahren einschließen.
    Der zufallsgenerierten Zuschreibung von Messages zu Orten liegt eine Einteilung der Umgebung der Leeds City Art Gallery in 2 x 2m große Quadrate zugrunde. Diese virtuellen Quadrate sind analog zum realen Stadtraum in begehbare und nicht begehbare, von Gebäuden u.a. besetzte Zellen unterteilt. Den begehbaren Zellen sind externe "flow rates" von 0 bis 9 analog der Häufigkeit der Begehung zugeordnet (Die "flow rates" änderten sich während der Durchführung des Pilotprojektes nicht). Die Messages erhalten eine zufallsgenerierte ID (=digitale Kennung). Diese IDs werden cell IDs (Kennzeichnungen der Zellen) zugeordnet. Die "random cell table" schreibt Zellen, die mit einem "record" (ID/cell ID-Zuordnung) belegt sind, eine interne "flow rate" zu. Messages werden häufiger Zellen mit hoher interner "flow rate" zugeschrieben als Zellen mit niedriger "rate".
    Messages, die Zellen mit hoher externer "flow rate" zugeordnet werden, werden mit höherer Wahrscheinlichkeit einem Degradierungsprozess unterworfen, als Botschaften in Zellen mit niedriger "flow rate". Der Degradierungsprozess splittet die Botschaften – geteilt wird zwischen Worten – und unterwirft die neue Messages-Generation erneut dem Zuordnungsverfahren. Die Messages werden als `gesplittete´ und `nicht gesplittete´ markiert. Neue Messages, die aus einem Splittprozess entstanden, erhalten die Markierung `nicht gesplittet´, während die dem Splittprozess unterworfenen Messages in der Database mit der Markierung `gesplittet´ erhalten bleiben. Die Messages erhalten eine Zufallsnummer aus einer Ziffernfolge von 1 bis 10. Nicht gesplittete Messages in Zellen mit höherer externer "flow rate" als 0 können dem Degradierungsprozess unterworfen werden. Ist die Zufallsnummer einer Message kleiner oder gleich der externen "flow rate" ihrer Zelle, wird die Message gesplittet.
    Auf den Degradierungsprozess folgt ein Zellverschiebungsprozess. Alle als `nicht gesplittet´ markierten Zellen der Database erhalten erneut eine Zufallsnummer zwischen 1 und 10. Ist diese kleiner oder gleich der externen "flow rate", dann erfolgt eine Zuteilung an eine der acht Nachbarzellen (auf einer Skala von 1 bis 8). In diesem Prozess werden Zuordnungen zu nichtaktiven, weil nicht begehbaren Zellen übersprungen: In diesem Fall finden keine Neuzuordnungen statt.
    Die als `gesplittet´ markierten und in der Database gestrandeten Messages zeigen einen konstanten Zustand eines Systemteils an, dem Folgegenerationen verwandelter Messages gegenüberstehen (Konstanz versus Veränderung). Diese Entwicklung wird selbstarchivierend gespeichert und kann über einen "admin view" abgerufen werden.
    In diesem technischen Prozess liefern Messages nur austauschbares Textmaterial. Die reale Stadt liefert die Vorgabe für die Einteilung in aktive und nichtaktive bzw. begehbare und nicht begehbare Zellen. Diese urbanen Daten und die Messages sind sowohl okkasionell als auch unverzichtbar, da sie den Prozess in Gang bringen, der von Zellen, "flow rates", Zuteilungs-, Splitt- und Zufallsverfahren bestimmt wird (Die Website des Projektes URL: http://theurbanbeach.co.uk/ war im Februar 2009 nicht mehr erreichbar).
  • Teran, Michelle: Life: A User´s Manual, Radio 100, Amsterdam, Januar 2003/Impakt Festival, Utrecht, Juni 2003 u.a. (C, I, Videoscanner): Für einwöchige Stadtbegehungen in Holland (Amsterdam, Utrecht), Belgien (Brüssel, Gent) u.a. verteilte die kanadische Künstlerin Michelle Teran schnurlose Videoscanner und Aufnahmegeräte an eine begrenzte Zahl von TeilnehmerInnen. Diese suchten mit den Videoscannern schnurlose Zugänge zu privaten CCTV-Verbindungen für Überwachungskameras: Die TeilnehmerInnen fanden Aufnahmen von KundInnen in und vor Geschäfts- und Privaträumen.
    Da Videoscanner den Datenverkehr in schnurlosen Verbindungen der Überwachungskameras erfassen, die in Läden, auf privaten Grundstücken und in deren öffentlicher Umgebung installiert sind, können Kunden und Passanten alltäglich gewordene Verstöße gegen die Privatsphäre belegen. Die Verstöße werden Passanten vor Ort mit Hilfe der kleinen Monitore der Videoscanner präsentiert. Die Website des Projektes zeigt die Videoaufnahmen zusammen mit Fotos der Aufnahmeorte, zum Teil auch mit kurzen Kommentaren. Die Film-Fotos(-Text)-Einheiten lassen sich durch Klicks auf exemplarische Fotos öffnen, die auf Stadtkarten als kleine Icons erscheinen.
    Außerdem machte Teran Rundgänge als Performances, die ungefähr eine Stunde dauerten: So lief sie unter anderem allein als Pennerin verkleidet durch Straßen und schob einen Einkaufskorb, in dem Monitore die Aufnahmen der nahe gelegenen Überwachungskameras zeigten. Teran trug eine Antenne, den schnurlosen Videoscanner und ein Aufnahmegerät. Die Antenne war in eine Suppendose integriert (z. B. Argos Walk, Brüssel, 23.9.2003, 18.30 bis 20.00 Uhr).
    Der Titel des Projekts ist ein Zitat des Titels der englischen Übersetzung von Georges Perecs «La Vie mode d'emploi – Romans» (1978). Perec konstruiert in 100 Kapiteln die Räume und die Geschichten der BewohnerInnen von 100 Apartments eines zehnstöckigen Pariser Hochhauses. Teran entwickelt ein neues "User´s Manual": Die beiden Vorgehensweisen (fiktiv bei Perec und dokumentarisch bei Teran) und die beiden Themen, die rekonstruierten privaten Lebensmöglichkeiten in Apartments (Perec) und das fremdbeobachtete Leben in öffentlichen und halbprivaten Räumen (Teran), können als wechselseitige Kommentare aufeinander bezogen werden, die Einsichten in das Stadtleben heute liefern: Privatleben, das dokumentiert werden könnte, aber fiktive Privatheit bleibt (Perec), und ein auch außerhalb des Privatlebens zu gewährender Schutz der Privatsphäre, die mit versteckten Dokumentationsmitteln von Einigen zu ihrem privaten Vorteil preisgegeben wird – ein Verstoß, der sich durch die selben Dokumentationsmittel öffentlich belegen lässt (Teran).
  • Life: A User´s Manual, Argos Walk

  • Gitman, Yury: Magic Bike, New York, Mai 2003 u.a. (A, M, W): Gitman stattet ein Fahrrad als mobilen WiFi Hotspot (mit 100 Metern Reichweite in Außenräumen) aus: Es schafft WLAN-Verbindungen zum Internet, wo noch keine Verbindung installiert wurde.
    Ein Notebook und die Stromversorgung sind in einer Tasche über dem Hinterrad verstaut. Eine leistungsstarke Antenne ermöglicht Verbindungen über Mobilfunk oder zu schnurlosen Zugängen zum Internet. Unter Anderem können Kulturveranstaltungen in Parks von einer "ad hoc Internet.connectivity" via "Magic Bikes" profitieren. Signale können über Ketten von "Magic Bikes" auch größere Distanzen zurücklegen.
    Joshua Kinbergs Bikes Against Bush (August 2004, s. Sammeltipp 2) zeigt eine der aktivistischen Anwendungsmöglichkeiten. Luka Frelihs "Frieda V" (November 2004, s. Teil 2) erweitert die technischen Möglichkeiten von "Magic Bike" um eine Kartographie von Hotspots und digitalen Post-its.
  • Magic Bike

  • Kalnins, Karlis Otto/Tuters, Marc D.: Songlines, Utrecht, Mai-Juni 2003 (G, I, P, W): "Songlines" ist ein Testteil des Projektes "GPSter series 1". "Songlines" ermöglicht es, in Utrecht (im Umfeld des Centraal Museum) mit Compaq iPAQ Stellen ("waypoints") zu suchen, an denen verbale, visuelle und audielle Beiträge abrufbar sind. Neue "Waypoints" lassen sich mit GPS fähigem Compaq iPAQ (und einer WLAN-Karte) über eine Geograffiti application an die "GPSter database" schicken. Zu vorhandenen "waypoints" können weitere Beiträge nur auf der Website von "Songlines" hinzu gefügt werden.
    Ein Ausschnitt der Utrechter Karte kann auf der Website des Projektes gewählt und mit Zoom vergrößert oder verkleinert werden. Die Karte zeigt via PointMapper (von MapBureau) Punkte, welche Orte markieren, über die Beiträge vorliegen. Beiträge von verschiedenen AutorInnen können nacheinander abgerufen werden. Die Wege von TeilnehmerInnen durch Utrecht erscheinen auf der digitalen Karte als Punkte-Reihen. Wenn auf der Karte ein Punkt angeklickt wird, dann erscheinen in einem Rechteck unter der Karte der Kommentar, das Bild und ein Link zu einer Audiodatei.
  • Micallef, Shawn/Roussel, James/Sawhney, Gabe: [murmur], Toronto u.a., ab Juli 2003 (I, T): Seit 26.7.2003 finden BewohnerInnen und BesucherInnen des Kensington Market in Toronto Schilder in Form grüner Ohren mit Rufnummern für Mobiltelefone (oder für die nächste Telefonzelle). Wer die Nummern wählt, hört Tonaufnahmen von Geschichten, die AnwohnerInnen über ihre Erlebnisse am Ort des Schildes erzählten. Die Website des Projektes enthält gezeichnete Karten von Kensington Market mit Punkten, die zu Seiten mit Fotos des Ortes und mit Links zu Audiofiles führen. Das Projekt wurde inzwischen um Stadtviertel in Montréal (Boulevard Saint-Laurent, ab 9.10.2003), Vancouver (Chinatown, ab 28.9.2003) und Toronto (The Annex, ab 19.8.2004) erweitert (Lit.: Struppek, Mirjam: Projekt Schrumpfende Städte – Recherce Medien/Kommunikation (Juni 2004), o. P. In: URL: http://culturebase.org/ home/ struppek/ Homepage/ ShrinkingCities.pdf (18.3.2006)).
  • Murmur: Toronto, Kensington Market

  • Bleeker, Julian/Paterson, Scott/Zurkow, Marina: PDPal, Minneapolis, Juli 2003/New York, Oktober 2003 (I, P): Für die Projektvarianten in Minneapolis (Walker Art Center, Sculpture Garden, Juli 2003) und in New York City (Times Square, 9.10.-12.12.2003) wurden "PDA Beaming Stations" errichtet, von denen Stadtkarten für PDAs (Palm OS 3,5 oder neuere Varianten) abladbar waren. In diese Karten konnten TeilnehmerInnen Notizen eintragen. Das Icon des "Urban Park Rangers" bestand aus Kopf, Beinen und Hut. Dieser Ranger diente als virtueller Führer durch das Programm, so auch zu Anwendungen von "Rubberstamps". Die "Rubberstamps" waren Signets für die Art der Orte ("Structures"), vorhandene Einrichtungen ("Icons"), Aktivitäten ("Bodies") und die "Atmosphäre" ("Atmospheres"). Das "Tool Kit" enthielt auch Listen mit auswählbaren Attributen ("Attributes" wie "rotten", "blasphemous", "sacred", etc.) und Bewertungskriterien ("Ratings" wie "gently", "occasionally" oder "frequently"). Dieses Kriterien-System erleichterte Eintragungen und konnte erweitert werden. Die PDA-Karten waren mittels PDPal Emulator auf PCs abladbar und in die Projektsite übertragbar. Karten, die von anderen TeilnehmerInnen eingestellt wurden, waren auf der Site des Projektes ergänz- und modifizierbar. Suchbegriffe führen zu Kartenausschnitten und diese Teile können in eigene Karten integriert werden (Poster mit den Beiträgen der TeilnehmerInnen: Design Institute, University of Minnesota, Minneapolis 2003. URL: http://design.umn.edu/ go/ person/PDPal (11.12.2005). Lit.: Dietz, Steve: Mapping the Homunculus. In: Abrams, Janet/Hall, Peter (Hg.): Else/Where: Mapping. New Cartographies of Networks and Territories. Minneapolis 2006, S.198f.,203,205; Wood, Denis: PDPal. Some Words. In: URL: http://techkwondo.com/ obj/ pdpal_msg/ PDPal_Denis_Wood.pdf (12.5.2005)).
  • PDPal

  • Weskamp, Marcos: Habitat Perspectives, Tokio, Oktober 2003 (C, G, I, M): Die Website "Habitat Perspectives" zeigt (in Flash) mit Kurzkommentaren vesehene Bildbeiträge. Am linken Bildrand erscheint ein Index der UrheberInnen, die mit GPS fähigen Mobiltelefonen ihre Beiträge mit Ortsangaben aufgenommen und eingesandt haben. Die fotografierten Stadtansichten von Tokio einer Urheberin/eines Urhebers erscheinen als kleine Rechtecke auf einem stark gerasterten Satellitenbild am Ort ihrer Entstehung. Auf dem Satellitenbild erscheinen unter den Fotos kurze Bildtexte in zwei Zeilen – eine für den Kurztitel und eine für das Entstehungsdatum. Fotobeiträge für dicht beieinander liegende Orte führen zu Überlagerungen: Bild- und Textüberlagerungen auf dem dunkelgrauen Satellitenbild bestimmen das Erscheinungsbild von "Habitat Perspectives".
    Die kleinen Bilder werden größer, wenn das rote Quadrat in ihrer Mitte angeklickt wird. Auch der chronologische Index (nach Tagesdaten), der am linken Bildrand unter dem AutorInnen-Index zu finden ist, führt zum Abruf der großformatigen Bilder. Rechtecke mit Kurzkommentaren (häufig werden Straßennamen aufgeführt, manchmal Ein-Wort-Kommentare), die schwer lesbar auf dem Satellitenbild präsentiert werden, erscheinen lesbar in groß- und kleinformatiger Bildvorführung, sobald der Cursor über eine Bildfläche geführt wird. Um andere Beiträge anklicken zu können, müssen die Bild-Text-Beiträge von der großformatigen Präsentation wieder durch erneuten Klick auf das rote Quadrat in die kleinformatige Darstellung zurück versetzt werden. Der Ausschnitt des Satellitenfotos kann mit Cursorbewegungen in der kleinen Übersicht links oben wie auf der großen Bildfläche verändert werden und ist in Stufen vergrößer- sowie verkleinerbar.
  • Habitat Perspectives

  • Cherubini, Mauro/Dillenbourg, Pierre: MapTribe, Lausanne, November 2003 (M): Die am CRAFT (Centre de Recherche et d´Appui pour la Formation et ses Technologies, EPFL/Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne) entwickelte Software für Mobiltelefone ermöglicht es jedem/r AnwenderIn, eigene Eintragungen in Stadtkarten vorzunehmen. Auf einer Stadtkarte sehen AnwenderInnen ihren Avatar an ihrem aktuellen Standpunkt. Symbole (für Abgenzungen, auffällige Merkmale, Pfade, Knoten, Bereiche...), Informationen (Lärmpegel, Anzahl der Autos pro Minute...) und Bilder können auf der Karte fixiert werden. Die mit "MapTribe" erstellten Stadtkarten können am PC bearbeitet werden. AnwenderInnen können ihre Karteneintragungen vergleichen. Dies soll zur Kommunikation über die psychologischen Faktoren der Stadtbeobachtung führen.
    Außerdem können Architekten Konzepte der Stadtplanung überprüfen. AnwenderInnen können mit alten Stadtplänen in "MapTribe" die aktuellen Abweichungen notieren und kommentieren. Dies ist nur ein Beispiel für die Anwendung der Software in Feldforschungen. Es können auch Regeln für Spiele entwickelt werden, die sich mit "MapTribe" ausführen lassen (Lit.: Cherubini, Mauro/Nova, Nicolas: To Live or To Master the City: The Citizen Dilemma. Some reflections on urban spaces fruition and on the possibility of change one´s attitude (2004). In: http://www.i-cherubini.it/ mauro/ publications/ Cherubini_Live_or_Master_21apr04.pdf (20.12.2005)).
  • The OpenGuides Team: Guide to London (früher: Grubstreet), ab November 2003 (I): Das Londoner Projekt ist die erste Anwendung des Wiki-Programms OpenGuides (Perl, seit März 2006 mit Google Maps API. Copyright: GNU GPL. Copyright für "Guide to London": Creative Commons Attribution_ShareAlike 2.0 UK. England & Wales). Die "OpenGuides" sind textbasiert, also nicht geographisch organisiert: In die einzelnen Webseiten mit Ortsbeschreibungen sind Karten (in London: von Map Data) mit je einem Geotag integriert. Als Index gibt es keine Kartenansichten mit allen Geotags einer Region, sondern "Categories", "Category Categories" ("top level category") und "Node Lists". Diese Indices sind leider nicht über die Homepage erreichbar, sondern unter anderem über einen Link auf der FAQ-Seite. Jedoch kann auf einer Seite mit einer Ortsbeschreibung eingegeben werden, im Umkreis welcher einzugebenden Entfernung Einträge gesucht werden. Eine Liste mit "Matches" zeigt Links mit Angaben der Distanz zum Ausgangsort. Die Seiten sind leicht editierbar. Die zur Lokalisation notwendigen Längen- und Breiten-Dezimalangaben für eine Adresse, die als Metadata für die Karte eingegeben werden können, lassen sich zum Beispiel über Batchgeocode ermitteln. Links auf den Londoner Webseiten mit Ortsbeschreibungen führen zu Streetmap.co.uk mit Karten und Luftaufnahmen der Orte (Lit.: Erle, Schuyler/ Gibson, Rich/ Walsh, Jo: Mapping Hacks. Tips and Tools for Electronic Cartography. Sebastopol 2005, S.490-499. URL: http://www.oreilly.com/ catalog/ mappinghks/ chapter/ hack97.pdf (26.8.2007)).
  • Geraci, John: Neighbornode, New York, ab 2004 (I, W): Das Projekt "Neighbornode" enthält ein Software Paket, das NYCWireless zur Einrichtung von "Group Message Boards" (für Nachrichten und Bilder) anbietet. Diese Boards sind über offene Hot Spots mit 300 Fuß Reichweite nur für NachbarInnen zugänglich, die einen Zugang mit dem SSID (Service Set Identifier/Network Name) "Neighbornode" wählen. Auf den Boards können Nachrichten für NachbarInnen abgelegt werden. Wer einen Hotspot einrichtet, öffnet den virtuellen Datenraum für seine NachbarInnen und verzichtet auf den Schutz seines privaten Datenverkehrs (bei Online Banking etc.).
    Auf "a street-by-street basis" können Informationen auch von Nachbarschaftsknoten zu Nachbarschaftsknoten verbreitet werden. "Supernodes", die Knoten mit Knoten verbinden, sind ebenfalls möglich.
    Wer sich außerhalb eines "Neighbornode" aufhält, gelangt über eine Seite der Website des Projektes durch Eingabe seiner Node ID zu deren "Message Board". "Neighbornode" liefert NachbarInnen mit der Verbindung zum "Board" auch einen Internetzugang.
  • Glowlab (Ray, Christina/Mandl, Dave): One Block Radius, New York, ab 2004 (C, I): Ein Block in der Bowery wurde 2003-2004, vor dem Beginn der Zerstörung durch den Neubau für das New Museum of Contemporary Art, von den leitenden Projektmitgliedern von Glowlab und anderen TeilnehmerInnen dokumentiert. Texte, Audiodateien, Fotografien und Videoaufnahmen präsentieren Gebäude, Ereignisse und Beschreibungen von BewohnerInnen. Der Block zwischen Bowery, Staton Street, Chrystie Street und Rivington Street wird in einem Zustand der Auflösung überliefert. Vom Hauptverursacher der Zerstörung des Blocks, dem New Museum of Contemporary Art, wird das Projekt nicht nur finanziell, sondern auch durch MitarbeiterInnen (Anne Barlow, Defne Ayas, Brendan Leach) unterstützt. Die Projektbezeichnung "a psychogeographic documentary" zeigt an, wie anders der ehemals lettristisch-situationistische Begriff der Psychogeographie im Kontext des Urban Computing verstanden wird: Die situationistischen Protokolle unerwarteter Stadterlebnisse, die zielloses Umherschweifen («dérive») ermöglichte, weichen einer Musealisierung, welche die Gegenwart im Wissen um zukünftige Zerstörung dokumentiert. Die situationistische Befreiung aus Alltagszwängen wird durch eine Verklärung des auferzwungenen Wandels als schauerlich-schöne Erfahrung von Urbanität ersetzt.
  • One Block Radius

  • Sant, Alison/Shaw, Ryan/Swaine, Michael: Trace, San Francisco, Basel 2004 u.a. (L, P, W): Das Projekt visualisiert die Nutzung freier schnurloser Netzverbindungen im Stadtraum als "virtuelle Landschaft". "Trace" zeigt auf PDAs (iPAQ 4150 mit WLAN-Karte für den Standard IEEE 802.11b mit installiertem WiFi Graph von Kasuei) die Häufigkeit der Nutzung schnurloser Verbindungen und Anderes an der Stelle, an welcher der Abruf durchgeführt wird. Die "mapping software" präsentiert auf fünf verschiedene Arten die Standorte von WLAN-Zugängen, ihre Art (offen/geschlossen), die Qualität des Signalempfangs u.a.
    Die virtuelle Landschaft, die der Gebrauch schnurloser Internetzugänge bildet, wird als 2D- oder 3D-Flash Animation dargestellt. Die 3D-Animation zeigt die Routen von TeilnehmerInnen und die (über eine Straßen- oder Wegbreite) variierende Nutzungshäufigkeit in linearen isometrischen Straßenansichten.
    TeilnehmerInnen werden mittels PlaceLab lokalisiert. PDAs der TeilnehmerInnen senden über ihren "Placelab client" ihre Daten an den "location server", der die Lokalisierungsdaten errechnet und an die PDAs zurück schickt. Weitere Daten der PDAs verarbeitet der "Content Server". Dieser schickt XML-Dateien an die PDAs, die sie als Flash Animation präsentieren.
    TeilnehmerInnen erhielten für Stadttouren in der Kunsthalle Basel (18.-22.11.2004) PDAs mit der Software-Ausstattung des Projektes und konnten zwischen den Karten/"Maps" wählen, die den WLAN-Verkehr veranschaulichen. Außerdem konnten sie mit einem Schreibstift auf Fragen antworten. Eine der Fragen lautete: "What do you see in the landscape around you that will disappear shortly?" Die Eingaben von TeilnehmerInnen wurden als binäre "Flash cookie" Dateien gespeichert, nach der Rückgabe der PDAs auf einen PC übertragen und (mittels Python) in XML-Dateien umgewandelt. In der Projektbeschreibung bleibt unklar, wofür Tourdaten gespeichert wurden.
    Der/die mit PDA ausgestattete PartizipantIn erlebt die reale Stadtsituation, antwortet auf die Fragen im PDA und betrachtet die von ihr/m zusammen mit anderen TeilnehmerInnen verursachten WLAN-Zustände im PDA ("collective mapping"). Die Verhältnisse zwischen sicht- und unsichtbaren simultanen Stadtereignissen werden für TeilnehmerInnen im Verlauf einer Stadtroute erlebbar durch ihre wiederholte Koordination der Selbstverortung im Realraum mit den PDA-Funktionen von "trace" (Lit.: Sant, Alison: Trace: Mapping The Emerging Urban Landscape. In: Leonardo Electronic Almanac. Vol.14/Issue 03, 2006. URL: http://leoalmanac.org/ journal/ Vol_14/ lea_v14_n03-04/ asant.asp (29.10.2006)).
  • Trace

  • O´Rourke, Karen/Restrepo, Cesar: A Map Larger Than the Territory [Teil II/Teil I, ab November 2002, s.o.], Paris, März 2004 (I): Das Webinterface dieses neuen Teils von "A Map larger than the Territory" enthält Karten (mit Zoom) von Paris, São Paulo und Berlin, in die Routen eingetragen werden können. TeilnehmerInnen geben einer neuen Route und ihren Stationen Namen. Die Stationen sind auf der Karte als Punkte fixierbar und können mit Kommentaren versehen werden. Stationen werden von der Software in der Reihenfolge ihrer Eingabe durch Linien verbunden, deren Farbe ausgewählt werden kann.
    Das Webinterface ermöglicht links oben die Wahl einer der bislang drei Stadtkarten. Mit einer Stadtkarte erscheinen bereits drei bis vier Routen. Ein Index der eingegebenen Routen ist unter jeder Stadtkarte zu finden. Cursorbewegungen auf dem Index führen rechts zur Präsentation der eingegebenen TeilnehmerInnen-(Deck-)Namen, des Eingabedatums, der Routenfarbe und der Menge der Routenstationen ("points"). Wenn nicht nur Routennamen, sondern auch Routenstationen eingegeben werden, erscheint eine Route auf der Stadtkarte, nachdem ihr Name im Index angeklickt wurde. Klicks auf Stationspunkte öffnen Fenster mit den eingegebenen Kommentaren. Wenn diese Fenster nicht wieder weggeklickt werden, erscheinen sie auch beim Wechsel zu anderen Stadtkarten. Dies ermöglicht LeserInnen, virtuelle Routen als Sequenzen von Stationskommentaren zusammen zu stellen, die reale Distanzen nicht berücksichtigen müssen (Lit.: O´Rourke, Karen: A Map Larger Than the Territory (2004). In: URL: http://locative.net/ tcmreader/ index.php?practice;orourke (21.5.2005)).
  • A Map larger than the Territory: Berlin

  • Nommel, Jens/Datenflug: Atlas für Handlungsreisen.de, Hamburg, ab April 2004: LeserInnen deutschsprachiger Bücher (inklusive Übersetzungen) können auf einer Weltkarte Romane und ihre Orte abrufen. Die in Romanen vorkommenden Orte erscheinen als Stecknadeln auf einer dreidimensionalen Weltkugel (mit Zoomfunktion). Wenn eine Stecknadel mit dem Cursor berührt wird, dann zeigen rote Linien, welche Orte in einem Roman vorkommen. Wenn der Cursor auf der Weltkarte verschoben wird, dann erscheinen links oben die zum Cursor- und Kartenort gehörenden Orts- und Gebietsnamen. Unter der lokalisierenden Überschrift erscheinen Listen der Romantitel.
    Erdteile sind auf der Weltkarte weiße Flächen. Sie erhalten durch die Stecknadeln mit den links außen erscheinenden Informationen ihre geographischen Markierungen. Mit der Alt-Taste kann eine Stecknadel-Position mit zugehörigen Verbindungen zu anderen Orten/Stecknadeln arretiert werden. Nach der Arretierung kann in der Titelliste der Link zum Eintrag angeklickt werden. Die eingetragenen Romantitel stammen von LeserInnen, die das Archiv dieser Literaturkarte erweitern (Eintrag). Listen mit Einträgen einzelner LeserInnen lassen sich ebenfalls abrufen: Die Ortseinträge und die Kommentare, die Romaninhalte referieren, ergeben Leserprofile.
  • Atlas für Handlungsreisen.de: Berlin

  • Scholz, Trebor: Twenty-Four Dollar Island, New York, April 2004 (C, I): Robert Flahertys Kurzfilm "Twenty-Four Dollar Island" von 1925 lieferte den Projekt-Namen. Das Projekt bietet die Möglichkeit, an einer neuen Stadtgeschichte von Lower Manhattan mitzuschreiben. TeilnehmerInnen können "local histories" mit Bildern hinzufügen. Die Beiträge sind über Listen nach chronologischen, lokalen und thematischen Begriffen abrufbar. Die Beitragenden wählen, welchen der nach "Topics"/"Keywords" unterschiedenen Straßenkarten ihre Texte zugeordnet werden: "community map, culture map, memory map, museums map, not in guide books, tourist map". Während die Suche nach markanten Gebäuden, Straßen- und Ortsnamen ("Select a location") von LeserInnen Geduld erfordert, da zu vielen Bereichen noch Einträge fehlen (Mai 2005), zeigen die Straßenkarten durch Punkte, wo Einträge vorhanden sind, und stellen durch Linien Bezüge zwischen den Punkten her.
    Die Website ist mit Open Source-Programmen (php, mysql) entwickelt worden. Ihr Inhalt ist frei verfügbar und kann unverändert mit Nennung der AutorInnen wiederholt werden (Creative Commons License). Ab 2005 sollen auch Einträge von Mobiltelefonen eingesandt werden können (Lit.: Scholz, Trebor: Collaborative Cartographies, Situated Mapping (2005). In: URL: http://molodiez.org/ spectropolis_panel.html (18.5.2005)).
  • Twenty-Four Dollar Island: Lower Manhattan

  • Nold, Christian: Bio Mapping, London u.a., erste Phase: ab Mai 2004, zweite Phase (Greenwich Emotion Map), ab Oktober 2005 (G, I, Galvanic Skin Response Sensor): Der Stress, den urbane Situationen bei PassantInnen auslösen können, wird in "Bio Mapping" aufgenommen und kartographiert. TeilnehmerInnen von Workshops über "Bio Mapping" werden mit einem "Galvanic Skin Response Sensor (GSR)" und einem GPS-Gerät ausgestattet. Die Sensoren des GSR werden mit Zeige- und Mittelfinger verbunden. Der Widerstand, auf den kleine Stromstöße treffen, wird von den Sensoren des GSR zur Messung des Stressfaktors (von 0 bis 255) verwendet. Bei Stress leuchtet eine rote Lampe auf und zeigt an, dass eine GPS-Verbindung aufgebaut wird. Ein grünes Licht zeigt an, dass die GPS-Verbindung steht. Wenn das grüne Licht blinkt, wird die GPS-Verbindung von Bebauung und/oder anderen Hindernissen gestört.
    Die auf einem Rundgang gespeicherten Daten sind als Textdateien auf einen Computer übertragbar. Auf der Website des Projektes erscheinen diese Daten in der ersten Phase (Old Maps) so: Punkte in einer Farbskala von grün = ruhig bis rot = Stress stellen auf gescannten Stadtkarten (Ordnance survey maps) die emotionalen Reaktionen dar. Karten einzelner TeilnehmerInnen werden auch als Quicktime-Movie präsentiert (Die im Mai 2006 aktuelle Präsentation der ersten Phase des Projektes enthält unter "Old Maps" leider nur noch Bilder). Die Website der ersten Phase des Projektes enthält Karten mit Punkten, die Stadttouren mehrerer Personen zeigen: Ein Stadtbild mit Zonen entsteht, die bei vielen Personen Stress erzeugten. Die kollektiven Karten ("Communal Emotion Map") zeigen nicht an, von welcher/m TeilnehmerIn diese Punkte stammen.
    Da die Karten die Erdkrümmung nicht berücksichtigen, ist der Umfang des darstellbaren Gebiets begrenzt.
    Die "Greenwich Emotion Map" (ab Oktober 2005) zeigt die zweite Phase (New Maps) des Projektes: 3D-Emotion Maps visualisieren die messbaren Reaktionen des Nervensystems mehrerer TeilnehmerInnen auf die Umgebung. Nold verwendet das 3D-Interface von Google Earth als Basis für die Darstellung von Stress verursachenden Zonen. Unterschiedlich hohe grafische Figurationen entsprechen den variierenden Belastungen des Nervensystems. Die Farben der Stressfigurationen, die auf einer Route entstanden, bezeichnen TeilnehmerInnen. Außerdem enthält die "Greenwich Emotion Map" eine 2D-Flash-Visualisierung, welche die Resultate zweier Workshops der Independent Photography London zusammenfasst: Sie bündelt die Reaktionen mehrerer TeilnehmerInnen zu geographischen Farbzonen (Lit.: Holmes, Brian: Counter Cartographies. In: Abrams, Janet/Hall, Peter (Hg.): Else/Where: Mapping. New Cartographies of Networks and Territories. Minneapolis 2006, S.24f.; Nold, Christian: Bio Mapping. Ittaca Foundation, Ittaca, Lampedusa 2005. Neu in: URL: http://www.biomapping.net/leaflet.pdf (8.5.2006); Mitew, Teodor: Repopulating the Map: Why Subjects and Things are Never Alone. In: Fibreculture Journal. Issue 13/2008. URL: http://journal.fibreculture.org/issue13/issue13_mitew.html (23.8.2009); Nold, Christian (Hg.): Emotional Cartography – Technologies of the Self (2009). In: URL: http://emotionalcartography.net/EmotionalCartography.pdf (26.4.2009)).
  • Bio Mapping: London, Kensington
    Bio Mapping: Greenwich

  • Goodman, Elizabeth/Paulos, Eric: Urban Probes: Jabberwocky, Projekt, Berkeley, ab Mai 2004 (M, iMote): "Jabberwocky" ist Teil des "Familiar Stranger Projects", das Eric Paulos und Elizabeth Goodman am Intel Research Laboratory in Berkeley durchführen. Leitgedanken liefern Stanley Milgrams Untersuchungen zum "Familiar Stranger" (Milgram, Stanley: The Familiar Stranger: An Aspect of Urban Anonymity (1972). In: Ders.: The Individual in a Social World. Reading/Mass. 1977, S.51ff.): Menschen, die durch wiederholte Begegnungen an der Haltestelle, im Café etc. zwar vertraut sind, mit denen aber nie gesprochen wird, sind Bestandteile der urbanen Orientierung. Öffentliche Bereiche werden von PassantInnen danach klassifiziert, wie viele der anwesenden Personen durch mehrfaches Wiedersehen bereits vertraut sind.
    Das Projekt "Jabberwocky" bietet zur privaten Registrierung von "Familiar Strangers" ein kleines Gerät und ein Programm für Mobiltelefone an. iMote ist die Hardware-Komponente des Projektes, die mit "low power and short wireless connectivity" sendet und empfängt. iMote nimmt in einer Reichweite von 20m die Kennung ("unique ID") anderer Geräte auf. iMote zeigt auf einem runden Sichtfeld in konzentrischen LED-Ringen an, wie vertraut ein Platz ist, wie viele "Familiar Strangers" anwesend sind und welches Verhältnis sich zur Anzahl der angetroffenen Personen ergibt. TeilnehmerInnen können Personengruppen bezeichnen, die gesondert angezeigt werden sollen. Die Geräte können auch an Gegenständen befestigt werden, um ortsbezogene Daten zu registrieren.
    Über Mobiltelefon sind die Daten der iMote-Komponenten ebenfalls abrufbar. Voraussetzungen für die Kombination von Mobiltelefon mit iMote sind die gratis abladbare Software für Mobiltelefone sowie deren Ausstattung mit MIPD 2.0 ("Mobile Information Device Profile") und Java J2ME Unterstützung.
    Eine über das Internet zugängliche, öffentliche Database soll es nicht geben, da die Daten nur für die TeilnehmerInnen informativ sind (Lit.: Goodman, Elizabeth/Paulos, Eric: The Familiar Stranger: Anxiety. Comfort, and Play in Public Spaces. In: URL: http://berkeley.intel-research.net/ paulos/ pubs/ papers/ Familiar%20Stranger%20(CHI%202004).pdf (18.5.2005)).
  • Urban Probes: Jabberwocky, i-Mote

  • Blink/Southern, Jen: Surface Patterns, Huddersfield, Juni 2004 ([G], I, M, S): Berichte über Ereignisse und frühere Zustände von 10 Straßen und Plätzen in Huddersfield können an gekennzeichneten Stellen im Stadtraum als SMS abgerufen werden. Wenn Ziffern von 0 bis 9 an die Projektnummer (07781471038) abgeschickt werden, sind mit diesen Ziffern bezeichnete Aussagen abhörbar. Weitere Beiträge zum selben Ort können nach wiederholtem Abruf mit derselben Kennziffer abgehört werden. TeilnehmerInnen können ihre Berichte als SMS einschicken (07781471038) oder die Nummer 01484437400 anrufen: Der gesprochene Beitrag wird aufgenommen. Beiträge für SMS (max. 160 Zeichen) können auch über die Website eingegeben werden. Eine Auswahl von Beiträgen wird am ersten Tag jeden Monats den bereits archivierten Beiträgen hinzugefügt. Vom 1.7.2004 bis 1.7.2005 gibt es einen kostenfreien Mobiltelefonzugang.
    Die Website verknüpft exemplarische Beiträge: Sie enthält z. Zt. (Mai 2005) pro Ort einen bis zwei Absätze mit je einem bis zwei Sätzen ohne AutorInnenangaben (Alle eingegangenen Beiträge sollen im Netz dokumentiert werden). Links führen zu Karten von Multimap.com, auf denen der Ort eingezeichnet ist, der im Beitrag vorgestellt wird.
    Jen Southerns "Walking Tours" und "Audio Tours" erweitern das Projekt um GPS-Anwendungen. "Walking Tours" besteht aus 10 pdf-Dateien mit je einem Wegeprotokoll auf der Basis von GPS-Daten einer Route, die als Linie angezeigt wird, und ausführlicheren Aussagen über zwei Routenstationen. Diese Berichte erscheinen neben der Route auf Mustern, die an Tapeten erinnern. Für die Installation Audio Tours in The Media Centre (Huddersfield, Juli-August 2004) wurden die drei fensterlosen Wände des Ausstellungsraums mit vertikalen Tapetenstreifen aus Restbeständen bedeckt. Hinter den Tapeten befanden sich Lautsprecher, aus denen Berichte von BewohnerInnen zu hören waren, die schon länger (Southerns Verwandte) oder nur für kurze Zeit (Artists in Residence, drei Monate) in Huddersfield lebten. Die mit GPS aufgezeichneten Rundtouren der an "Audio Tours" Beteiligten sind mit Kabeln auf der Tapete abgesteckt worden. Zur geographischen Orientierung sind Bezeichnungen markanter Stadtpunkte (wie The Media Centre) auf der Tapete angebracht worden.
  • Kentaro: Tokyo Picturesque, Tokio, Juli 2004 (C, G, I, P): Die in Flash programmierte Website "Tokyo Picturesque" bietet eine kleine Übersichtskarte links oben, in der ein Ausschnitt des Satellitenfotos gewählt werden kann. Das Satellitenfoto füllt die Monitorpräsentation. In der gewählten Teilansicht aus der Vogelperspektive kann gezoomt werden. Punkte zeigen an, von welchen Orten Fotos abrufbar sind. Die Fotos erscheinen nach einem Klick auf einen der Punkte in hochrechteckigen Fenstern (Alpha Version, Stand November 2004; in der Beta Version, Stand Mai 2005, geändert: Die Rechtecke mit Fotos erscheinen, wenn der Punkt mit dem Cursor überfahren wird. Eine Einzelpräsentation der JPG-Dateien durch einen Klick auf das Foto im Rechteck ist jetzt nicht mehr möglich). Die Fenster enthalten Angaben über Längen- und Breitengrade sowie das Entstehungsdatum mit Uhrzeit. Angaben über Straßen- oder Platznamen, AutorInnen und Bildlegenden fehlen: "The current version involves the viewer into guessing what the picture is about and why somebody took it." (Kentaro. In: Macromedia Weblogs, 26.8.2004, in: URL: http://www.markme.com/jd/archives/005942.cfm (Mai 2005)) Die Bilder werden von Handhelds mit GPS und Kameras vom Ort ihrer Entstehung als Attachement zur e-Mail-Adresse des Servers von "Tokyo Picturesque" gesandt. GPS-Koordinaten werden in Koordinaten (als EXIF-Daten in JAVA) für die abzuschickende Flash-Datei umgewandelt: Das e-Mail-Attachement enthält eine JPEG-Datei, in die EXIF-Metadaten integriert sind. Diese eingesandte Datei wird auf dem Satellitenbild verankert (Für die Beta Version nicht aktualisierte Beschreibung der technischen Details: URL: http://www.downgoesthesystem.com/ devzone/ exiftest/ (Mai 2005)).
  • Toky Picturesque

  • Boj Tovar, Clara/Díaz García, Diego: Free Network Visible Network, Projekt, Castillo d´Alaquàs, September 2004 (A, C, I, W, Webcam): In "Free Network Visible Network" wird der WiFi-Datenstrom eines freien Netzzugangs zum sichtbaren Ereignis. Das Projekt setzt ein Gebiet mit markierten freien schnurlosen Internetzugängen ("postermarks") zum Netz und eine Installierung der Software auf Server- und Client-Seite voraus. Aus der Carnivore PE Software der Radical Software Group wurde durch Modifikationen ein neues Interface zum Datenverkehr in Netzwerken (Visible Network Client, GNU GPL). Diese Software wurde mit "Augmented Reality Libraries" (MXRToolKit , GNU GPL) des Mixed Reality Lab der Nationalen Universität von Singapur kombiniert. Die Formen der 3D-Simulationen leiten mit Laptop (inkl. WLAN-Karte) ausgestattete PassantInnen in öffentlichen Räumen, die für die Monitorpräsentation mit Webcam aufgenommen werden, zu den "poster-marks". Verschiedene Datentypen werden über den Webcam-Aufnahmen vom "Visible Network Client" auf verschiedene Arten dargestellt: Kuben für Texte, Sphären für Videos etc., Variationen der Farben und Größen sowie unterschiedliche Grade der Transparenz zeigen durch ihre Richtung an, welcher Datenverkehr zwischen IP (Internet Protocol)-Adressen verläuft.
    Im Castillo d´Alaquàs wurde September 2004 eine Modellversion installiert. Sie machte Datenströme von und zu einem Laptop sichtbar mit einem schnurlosen Internetzugang im Hof (mit Webcam) und einem für das Publikum zugänglichen Rechner, der in einem Innenraum (mit Projektionswand für ZuschauerInnen) installiert war. 2005 soll das Projekt in Bilbao ausgeführt werden. Geplant sind außerdem Multi-User Augmented Reality Games (Boj Tovar, Clara/Díaz García, Clara: Red Libre Red Visible. In: URL: http://www.lalalab.org/ redvisible/ index_files /red%20visible.pdf (6.5.2006); Dies.: Free Network. Visible Network. In: a minima: New Media Art Now. Issue 7. URL: http://aminima.net/ wp/ ?p= 48&language=en (21.10.2008)).
  • Free Network Visible Network

  • Brucker-Cohen, Jonah/Moriwaki, Katherine: Umbrella.net, Linz, September 2004 u.a. (P, W): Das während der "Ars Electronica" (Linz, September 2004) und "Spectropolis" (New York City, Oktober 2004) realisierte Projekt bietet TeilnehmerInnen zehn Regenschirme mit einer Beleuchtung (LEDs), die von rot auf blau schaltet, sobald sich offene Schirme erkennen. PDAs (Compaq iPAQ) sind oberhalb der Griffe an den Schirmen befestigt und mit Sensoren verbunden, die erkennen, ob andere Schirme offen oder geschlossen sind. Die PDA-Software wird nur bei offenem Regenschirm aktiv und kommuniziert mit anderen aktiven Regenschirmen, wenn sie sich hinreichend nah auffinden lassen: Die Bildschirme der PDAs zeigen die Orte der anderen präparierten Regenschirme an. Über die PDAs können sich TeilnehmerInnen orten und via Chat Treffpunkte vereinbaren.
    Die technische Basis liefert das Dublin Ad-Hoc Wireless Network (DAWN) (Lit.: Grosenick, Uta/Jana, Reena/Tribe, Mark: New Media Art. Köln 2006. URL: https://wiki.brown.edu/ confluence/ display/ MarkTribe/ Jonah+Brucker-Cohen+and+Katherine+Moriwaki (19.4.2007); Shirvanee, Lily: Locative Viscosity. Traces of Social History in Public Space. In: Leonardo Electronic Almanac. Vol.14/Issue 13, 2006. URL: http://leoalmanac.org/ journal/vol_14/ lea_v14_n03-04/ lshirvanee.asp (2.11.2006)).
  • Counts Media, Inc.: Yellow Arrow, New York u.a., ab September 2004 (C, I, S): TeilnehmerInnen können gelbe Pfeile mit klebender Rückseite bestellen ("The Store") und diese an Orten eigener Wahl anbringen. Auf jeden dieser Pfeile ist eine andere Code-Nummer gedruckt. Der/die Pfeile anbringende TeilnehmerIn sendet eine Anmerkung als SMS an die Mobilfunknummer von "Yellow Arrow" (USA: 1.646.270.5537; Deutschland: 82005): Sie/er tippt zuerst "yw" mit dem Pfeilcode und dann den Text ein. Wer einen Pfeil findet, kann die Anmerkung abrufen: Sie/er schickt den Code "yw" und die Pfeilcode-Nummer als SMS an die Mobilfunknummer von "Yellow Arrow", dann erscheint die Pfeil-Anmerkung im Mobiltelefon. Die Anmerkungen bestehen häufig aus kurzen Texten über urbane Eigenschaften, die zur Wahl des Pfeilortes geführt haben – aber es gibt auch TeilnehmerInnen, die sich freier äußern.
    Die Website zeigt in einer "Main Gallery" alle Anmerkungen zusammen mit den Fotos der Pfeile. Als Indices erscheinen Reihen kleiner Fotos. Wenn diese angeklickt werden, erscheint das Foto größer zusammen mit der Anmerkung und einem Ausschnitt des Stadtplanes. Wenn TeilnehmerInnen zwar eine Anmerkung, aber kein Foto eingesandt haben, dann bleibt das Fotofeld frei. Wenn TeilnehmerInnen Pfeile an schwer auffindbaren Orten oder an nur privat zugänglichen Räumen anbringen und Fotos der Pfeilumgebung einschicken, dann setzen sie voraus, dass der Pfeilstandort nur über die Website bekannt wird.
    TeilnehmerInnen können unter "My Arrows"/"Meine Pfeile" Profile erstellen, die ihre Beiträge enthalten. Auch Kommentare zu Anmerkungen können in ein Textfeld der "Gallery" rechts neben der Karte eingegeben oder als SMS eingeschickt werden ("Responses: Write a TXT to the author"). Der Kommentar wird an das Mobiltelefon des/r AutorIn geschickt und in der "Gallery" gespeichert. Diese Anmerkung zur Anmerkung kann der/die AutorIn des kommentierten Textes wieder löschen.
    Das Projekt ist nach ersten Varianten in New York und Boston (2004) 2005 auch in Deutschland realisiert worden. Neben Deutschland (ab April 2005) hatten auch England (ab April 2005) und Dänemark (ab 11.6.2005) länderspezifische Websites, die später mit 31 weiteren Ländern in eine Plattform integriert wurden (Stand Mai 2006). Diese Plattform öffnet "Galleries" nicht nur nach Ländern, sondern auch nach Städten, Projekten und TeilnehmerInnen ("Featured People"). In "The Store" können auch "TXT-Shirts" bestellt werden: Die Einwahlcodes sind in aufgedruckten "Yellow Arrows" plaziert. TrägerInnen dieser Shirts werden zu mobilen "Yellow Arrows".
    Aktueller Stand, seit Oktober 2008: Das Projekt wurde beendet und in Flickr.com archiviert. Die Website Yellowarrow.net führt zum Archiv in Flickr.com weiter (Lit.: Brown, Leslie K.: Land/Mark. Locative Media and Photography. In: In the Loupe. The Newsletter for the Photographic Resource Center. Boston University. Vol.29/Nr.2, March/April 2005, S.9. URL: http://www.bu.edu/ prc/ newsletters/ intheloupeMA05.pdf (3.11.2006); Simanowski, Roberto: Digitale Medien in der Erlebnisgesellschaft. Kultur – Kunst – Utopien. Reinbek bei Hamburg 2008, S.163).
  • Yellow Arrow, Berlin

  • Fortsetzung der Beispiele von September 2004 bis Oktober 2005 in Sammeltipp 1, Stadterfahrung mit ortssensitiven Medien, Teil 2 und von November 2005 bis zur Gegenwart in ebda, Teil 3.

  • Dr. Thomas Dreher
    Schwanthalerstr. 158
    D-80339 München.
    Homepage mit zahlreichen kunstkritischen Texten, u.a. zur Konzeptuellen Kunst und Intermedia Art.

    Copyright © (as defined in Creative Commons Attribution-NoDerivs-NonCommercial 1.0) by the author, June/November/December 2005/June/October/November 2006/September 2007.
    This work may be copied in noncommercial contexts if proper credit is given to the author and IASL online.
    For other permission, please contact IASL online.

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