IASLonline NetArt: Tipp
Sammeltipp 1: Stadterfahrung mit ortssensitiven Medien,
Teil 3
- Sammeltipp
1, Teil 1 (Beispiele von Januar 1997 bis September 2004)
- Sammeltipp 1, Teil 2 (Beispiele von September 2004 bis Oktober 2005)
- Sammeltipp
1-3: Interaktive Stadterfahrung mit digitalen Medien (Internet, Mobiltelefon
und Locative Media)
- Indices
(A, C, G, I, L, M, P, S, T, W)
Über "Collaborative Mapping" mit Ortungstechniken (ausgewählte Beispiele
aus der chronologisch geordneten Projektliste unten):
Dreher, Thomas: Partizipation mit Kamera. Von der Video-Kamera zum Kamera-Handy
(September 2006). In: IASLonline Theorie. URL: http://iasl.uni-muenchen.de/links/NAPK.html
Projekte (in chronologischer Ordnung), Teil 3 ab November 2005:
- Broecke, Just van den:
Traceland, Amsterdam, ab
November 2005 (C, G, I, M): Das Projekt ist eine experimentelle
Anwendung von GeoTracing,
der Wege mit Dokumenten auf Google Maps einblendenden Software, die
auf KeyWorx der Waag Society basiert.
Im Vergleich mit "Sense of the City" (Eindhoven, April 2006, s.u., mit
genaueren Angaben über "GeoTracing") hat "Traceland"
den Vorteil, für neue Einträge offen zu sein. Wege mit Einträgen
bzw. "track annotations" (Text, Audio, Video) können
sowohl aus dem Archiv abgerufen als auch live verfolgt werden (inklusive
"live upload" von Einträgen). Blaue kugelförmige
Signets zeigen die aktuellen Standorte von TeilnehmerInnen an. Die Wegstationen
erscheinen auf der Karte mit rotem Quadrat und die "track-annotations"
werden rechts neben der Karte präsentiert, um diese nicht
anders als sonst bei GeoTags üblich abzudecken. TeilnehmerInnen
müssen "The Mobi Tracer mobile client" auf ihren Mobiltelefonen
(technische Voraussetzung: Unterstützung von J2ME MIDP 2.0 mit
Java Bluetooth API (JSR-82)) via Internet-Verbindung abladen und installieren,
wenn sie die eigenen Standorte und Wege live mit "track-annotations"
in "Traceland" vorstellen wollen (Stand: August 2007).
- Abad, Antoni/Cuesta, Mery/Tisselli,
Eugenio u.a.: canal*ACCESSIBLE,
Barcelona, ab Dezember 2005 (C, I, M): Körperbehinderte können
über die Website des Projektes Hindernisse und nicht behindertengerechte
Einrichtungen in Barcelona aufrufen. 40 TeilnehmerInnen mit unterschiedlichen
Körperbehinderungen haben an der Anpassung des Konzeptes an ihre
Bedürfnisse und am Aufbau der Website mitgewirkt. Sie nahmen mit
Kamerahandys Hindernisse und nicht behindertengerechte Einrichtungen
auf und schickten ihre Beiträge als MMS (Multimedia Messaging Service)
ein.
Die Einsendungen erscheinen als anklickbare rote Punkte auf einer Übersichtskarte
von Barcelona (canal*BARCELONA).
Die Behindertenbehinderungen sind nach Orten, an denen sie vorkommen
in Eingängen und Toiletten, auf Wegen, Treppen u.a. ,
klassifiziert: Körperbehinderte können die für sie entscheidenden
Hindernisarten abrufen. Unter den Fotos werden der Ort des Hindernisses
(die Straße mit Hausnummer), der Name der Teilnehmerin/ des Teilnehmers
und das Datum der Eingabe angegeben. Manche Beiträge enthalten
einen Kommentar als Tondokument oder Text. Auf diesen einzelne Hindernisse
dokumentierenden Webseiten erscheint rechts neben den Fotos ein detaillierter
Umgebungsplan mit rotem Punkt als Markierung des Hindernisses.
Unter canal*SI
sind Beispiele für vorbildlich behindertengerechte Lösungen
abrufbar. Unter canal*IDEAL
erscheinen Vorschriften, die beim behindertengerechten Bau von Rampen,
Aufzügen und Toiletten einzuhalten sind (Lit.: Leopoldseder, Hannes/Schöpf,
Christine/Stocker, Gerfried: Prix Ars Electronica. CyberArts 2006. Ars
Electronica Center, Linz/Ostfildern-Ruit 2006, S.200-203; Torres, David
G.: Entrevista a Antoni Abad. In: Centre d´art Santa Mònica
(SantaMòniCA/CASM) Butlletí, Núm. 20/Gener 2006.
URL: katalanisch: http://cultura.gencat.net/
casm/ butlleti/ hemeroteca/ n20/ ca/ article_02.htm (10.11.2006);
englisch: http://cultura.gencat.net/
casm/ butlleti/ hemeroteca/ n20/ en/ article_02.htm (10.11.2006)).
- Nachlin,
James Morris: GarbageScout,
New York, Januar 2006/San Francisco und Philadelphia, ab April 2006
(C, I, M): Wieder verwendbarer Müll lässt sich mit "GarbageScout"
auf Stadtkarten von New York, Philadelphia und San Francisco (inklusive
Bay Area) finden. TeilnehmerInnen mit Kamerahandys fotografieren besitzerlose
Objekte in brauchbarem Zustand und senden die Fotos mit Objekt- und
Ortsbeschreibung ("description@location") als e-Mail an eine
der Projektadressen ein, die für die verschiedenen Städte
angegeben sind (FAQ).
Auf Google Maps der drei Städte erscheinen Tags mit Hilfe eines
"address-to-latitude-and-longitude converter" an den adressierten
Stellen. Die Tags haben die Form von Mülltonnen. Drei Varianten
dieser Icons zeigen das Alter beziehungsweise die Aktualität der
Eingabe an. Nachlin verwendet "Google Maps" für Tags,
ohne "Flickr" als Bildarchiv und Datenverwaltung einzusetzen,
wie dies die Kartensysteme "Mappr" (ab Januar 2005, s.o.)
und "Yuan.CC Maps" (ab März 2006, s.u.) tun. In der vertikalen
Spalte links neben der Karte erscheint eine Liste der aktuellen Einträge,
über die sich die Foto-Tags auf der Karte ebenfalls öffnen
lassen.
Die von Nachlin für "GarbageScout" gewählte Lizenz von Creative Commons erlaubt kommerzielle Nutzungen und Bearbeitungen,
wenn in letzterem Fall dieselben Lizenzbedingungen gelten und wenn der
Autor genannt wird (Lit.: Ludovico, Alessandro: Karten für die
Menschen. Aktuelle Netzprojekte zu Fragen von Kartografie und Territorialvermessung.
In: Springerin. Band XII/ Heft 3, Sommer 2006, S.8f. URL: http://www.springerin.at/
dyn/ heft_text.php? textid =1799&lang=de (2.11.2006)).
- Proboscis: Urban
Tapestries, Projekt [Teil II/Teil I, September 2002-Juni 2005, s.o.,
Sammeltipp 1, Teil
1], London, ab März 2006: "Public Authoring" steht im
Diskurs von Proboscis für "the mapping and sharing of knowledge,
information memories, stories and experiences" (zit. nach "Cultural
Snapshot", Number Eleven, s.u.). Die "Public Authoring Platform"
basiert in "Version 2" seit Mai 2006 auf Karten von Google
Earth. TeilnehmerInnen können KML/KMZ-Dateien archivieren und
mit "Google Earth" verwenden. Bereits seit März 2006
können "threads" (siehe Teil I) "cluster pockets"
enthalten: Die "single point pockets" der ersten Version ersetzen
"pockets", die mehrere polygonale Elemente enthalten können.
Die polygonalen Elemente erscheinen auf einem Luftbild von "Google
Earth".
Mit Natalie Jeremijenko und dem Department of Computer Science des Birkbeck
College (University of London) wurde ein billiges Robotersystem entwickelt
(Robotic Feral Public
Authoring): Sensoren für die Luftqualität und die Kohlendioxid-Konzentration
(Figaro AM-4-4161, Figaro AMS-2100, Figaro TGS 4161) werden auf fernsteuerbaren
Spielzeugautos montiert. Die Daten mit GPS-Lokalisierung werden drahtlos
an den Server von "Urban Tapestries" geschickt. Dafür
wurde eine "Server Komponente" entwickelt. Die Daten werden
nach dem Empfang auf einem Luftbild aus "Google Maps" im Web
Interface von "Urban Tapestries" visualisiert. Die "threads"
und die Visualisierung der Sensordaten können simultan in "Urban
Tapestries" auf Karten oder Luftbildern erscheinen; sie bleiben
aber technisch getrennt.
Das technische Roboter-Basissystem (Feral
Robot Client Architecture) lieferte Gumstix
Linux mit einem "Buildroot Trunk".
Als Testfeld diente "London Fields", ein von Investoren bedrohter
Park in Hackney, East London. Die offiziellen Umweltdaten werden vom
London Air Quality Network (LAQN) gewonnen, das in Hackney nur eine
Messstelle hat. Proboscis zeigt mit den Tests von "Robotic Feral
Public Public Authoring", wie die Daten des LAQN ergänzt werden
können, um Problemzonen zu erkennen und für die Erhaltung
der London Fields in ihrem jetzigen Umfang eintreten zu können
(Lit.: Airantzis, Dimitris/Brueton, Camilla/Diall, Diana/Jeremijenko,
Natalie/Lane, Giles/Martin, Karen/Papamarkos, George/Roussos, George:
Public Authoring & Feral Robotics. In: Proboscis Cultural Snapshot.
Number Eleven, March 2006. URL: http://proboscis.org.uk/
publications/ SNAPSHOTS_feralrobots.pdf (14.5.2006)).
- ckyuan: Yuan.CC
Maps, ab März 2006 (C, G, I): Seit dem Ende der beliebten Geobloggers
(April/Mai 2005 bis Januar 2006, mit Substitut)
bieten Kartensysteme wie "Yuan.CC Maps", Flickrmap
(Beta Testing ab November 2005, jetzt (Stand: Dezember 2006) Trippermap)
und My Local Guru (ab Mai
2006) Alternativen, Aufnahmeorte von Fotos, die in Flickr
mit "Geotags" archiviert worden sind, auf Google
Maps (und Google Earth) zu
markieren.
Digitale Fotos können mit "Tags" versehen
werden, die zum Beispiel Schlagworte, geographische Daten (Längen- und Breitengrade)
und Kartensystemkennzeichnungen enthalten. Die in Exif-Dateien
zusammen mit den Fotos gespeicherten "Tags" erlauben in Bildarchiven
und Kartensystemen verschiedene Zugriffe.
Greasemonkey
Scripts erweitern die Funktionen des Firefox-Browser und ermöglichen
GeoTagging. Mit
diesen Scripts können Längen- und Breitengrade als "Geotags"
angebracht werden. Die Eruierung der Geodaten ist unter anderem mit
GPS-Empfänger am Ort des FotografInnenstandpunktes möglich.
Flickrmap-Geotagger
ist eine der Applikationen, welche die Eruierung der Geodaten und die
Anbringung von "Geotags" erleichtern: Die Daten zur Lokalisierung
können in "Google Earth" gesucht und als "Tag" der
Bilddatei hinzugefügt werden.
Von dem digitalen Bildarchiv "Flickr" zu den Kartensystemen
in Yuan:cc Maps führen Links, die in die Bildbeschreibungen integriert
sind (z. B.: Map
it: Yuan.CC). In den Kartensystemen werden die Aufnahmeorte markiert.
Die Markierungen folgen den Angaben in den "Geotags".
In "Geoblogger" und "Mappr" enthalten diese Markierungen
bereits eine Minipräsentation der Fotos, während andere Kartensysteme
nach einem Klick auf die meist tropfenförmigen Markierungen Fenster
öffnen, in denen das Foto mit den im Bildarchiv gespeicherten Kurzbeschreibungen
erscheint.
Auf den mit Flash programmierten "Yuan.CC Maps" erscheinen
Bilder, die in Suchfeldern rechts oben mit URL-Adressen von "Flickr"-Seiten,
Photostream-Schlagworten oder Längen- und Breitenangaben aufgerufen
wurden. Die Bilder werden neben der Karte rechts in einem Quadrat unter
den Suchfeldern präsentiert. Simultan werden 30 Bilder in kleinem
Format gezeigt. Bildgruppen mit mehr als 30 Bildern werden aufgeteilt
und sind nacheinander abrufbar. Einzelne angeklickte Fotos erscheinen
in einem weiteren Quadrat rechts unten groß (mit Link zur Bildquelle
in "Flickr"). Außerdem erscheinen diese Fotos klein
in einem sprechblasenförmigen Fenster, wenn der tropfenförmige
"Tag" auf der Karte mit dem Cursor berührt wird.
In "Yuan.CC Maps" können GPS-Spuren von Routen integriert
werden. Außerdem ist mit diesem Kartensystem Geocaching,
die Schatzsuche mit GPS, möglich (Lit.: maloXP: (Flickr + Google
Maps) hoch 2 = GeoTagging (26.8.2006). In: 1000ff.de - Neue Medien.
URL: http://1000ff.de/flickr-google-maps-geotagging/
(3.11.2006)).
Nachtrag, Dezember 2006: Flickr.com hat "Geobloggers" (s.o.) beendet.
Yahoo, Besitzer von Flickr.com, hat Dan
Catts, den Entwickler von "Geobloggers", Januar 2006 für das Design
von Geotagging für Flickr.com-UserInnen auf Yahoo Maps angestellt.
Seit August 2006 bietet Flickr.com ein Interface zum Geotaggen auf Yahoo
Maps durch Drag and Drop-Funktionen an (kritische Bemerkungen zur Einführung
von Flickr Map im August 2006
mit angeblich 1,4 Millionen Bildern aus dem Bildarchiv von Flickr, die
in zwei Tagen auf Flickr Map getagged worden sein sollen: Letham, Glenn:
1.4 million geotagged flickr images? In: Ders.: AnyGeo Anything
Geospatial, 30.8.2006. URL: http://gisuser.blogspot.com/
2006/08/ 14-million-geotagged-flickr-images.html (26.12.2006)).
In der Konkurrenz beim Geotagging von Fotografien zwischen Systemen
für Google- oder Yahoo-Maps zeigt Yahoo via Flickr Map Anstrengungen
nachzuziehen, nicht ohne mit dem Ende von "Geobloggers" auf
Google Maps die Schattenseiten proprietär organisierter Systeme
für Partizipation zu zeigen.
- Broecke,
Just van den: Sense of the
City, Eindhoven, April 2006 (C, G, I, M): Zehn EinwohnerInnen von
Eindhoven wurden mit Mobiltelefon, digitaler Kamera und GPS-Empfänger
ausgestattet. Auf den an bis zu sieben Tagen erfolgten täglichen
Rundgängen werden die GPS-Daten über Zeitangaben mit den Fotos
verbunden: Gleiche Zeitangaben bei der GPS-Lokalisation und in der Exif-Datei
eines Fotos werden zur Zuordnung von Foto und Lokalisation eingesetzt.
Bildkommentare gelangen über einen Webeditor an den Server, an
den auch die Routendaten geschickt werden. GeoTracing
(auf der Basis von KeyWorx der
Waag Society) liefert die technische Infrastruktur, um die Routen im
Netz wahlweise auf Karten, Satelliten- oder Luftbildern (Google
Maps) abrufbar zu machen.
Der Routenverlauf der TeilnehmerInnen ("Deelnemer"), die mit Berufen
gekennzeichnet sind, erscheint im "Modus: Routes" (nach einem
Klick auf den Pfeil über dem Foto rechts oben) als sukzessive länger
werdende Linie auf den Karten. Quadrate markieren die Orte, an denen
die Fotos entstanden. Simultan zur Vorstellung des Routenverlaufs erscheinen
die Fotos mit holländischem Kommentar rechts neben der Karte. Die
kommentierten Fotos können auch durch Klicks auf die Quadrate aufgerufen
werden. Eine bis acht Routen pro TeilnehmerIn können abgerufen
werden ("kies een route"). Die Routen führen Zusammenhänge
zwischen Wohn-, Arbeits- und Einkaufsbereichen sowie zwischen Peripherie
und Stadtmitte vor. Der "Live-Modus" zeigt die letzten Aufenthaltsorte
mehrerer TeilnehmerInnen an. Im "Autoplay-Modus" werden Routen
in einer willkürlichen Auswahl vorgestellt. Routen, die über
den verkarteten Bereich hinausführen, erscheinen auf weißem
Grund. Mit den TeilnehmerInnen konnte während ihrer Stadtgänge
via e-Mail Kontakt aufgenommen werden.
- Hall, Brijetta/Phiffer,
Dan/Purver, Ed: Drop Spots,
April 2006 (I): Das Projekt ermöglicht Geocaching
(ab September 2000) ohne GPS: Nicht die Suche eines Schatzes mit GPS-Empfänger
den angegebenen Koordinaten folgend, sondern das Auswechseln der verborgenen
Objekte durch aufeinander folgende TeilnehmerInnen steht im Vordergrund:
In Geocaching liegt der Reiz vor allem beim Finden von Ojekten in schwer
erreichbarem Gelände und bei der Mitteilung über den Erfolg. In "Drop Spots"
steht dagegen der Austausch von Objekten im Vordergrund, der mit Verstecken in leicht
zugänglichem Gelände gefördert wird.
TeilnehmerInnen melden einen Ort als Versteck an. Sie können das
Versteck beschreiben und auf Google Maps lokalisieren. Der "Drop
Spot" erscheint dann als Geotag auf den Karten. Die Bemerkungen
("Comments") der TeilnehmerInnen in "Spots" neben
den Karten mit dem jeweiligen Geotag beschreiben Probleme, welche die
Verstecke den Findern stellten, die Fundobjekte oder ihre Abwesenheit.
Auch finden sich Hinweise auf die Wiederbelebung des Tauschspieles an
einem Ort durch Hinterlegung eines neuen Tauschobjekts. Es gibt auch
Diskussionen, in denen das Versteck als Hoax (spot
4 und spot 103)
ausgewiesen wird.
- Stamen Design: Cabspotting,
San Francisco, ab April 2006 (C, G, I, M): Das Projekt "Invisible
Dynamics" von The
Exploratorium, einem Technischen Museum in San Francisco, will verschiedene
Aspekte der Infrastruktur in der Bay Area mit zeitgenössischen
Mitteln veranschaulichen. Die Projekte-Plattform "Cabspotting"
ist Teil von "Invisible Dynamics". Die technische Basis liefert
Yellow Cab, ein Taxibetrieb
in San Francisco, mit seiner Verbindung zwischen dem Betriebsserver
und den GPS-Empfängern in allen Taxis. Die GPS-Lokalisierung erfolgt
in einminütigen Abständen.
Der Server von "Cabspotting" ist mit dem Betriebsserver von
"Yellow Cab" verbunden. Archiviert werden in "Cabspotting"
Aktualisierungen der Lokalisierungen aller Taxis von
"Yellow Cab" nebst Angaben, ob sie
besetzt sind oder nicht. Serverseitig organisierte Rechenprozesse ermöglichen
es, auf der Website von "Cabspotting" dynamische Visualisierungen
des Taxiverkehrs zu sehen.
Der CabTracker stellt
die Routen, die Taxis in den letzten vier Stunden fuhren, in der Website
"Cabspotting" als weiße Linien dar, die auf schwarzem
Grund eine rudimentäre Straßenkarte bilden. Auf dieser Karte
werden die aktuellen Routen von zehn Taxis mit gelben Linien angezeigt.
Die Routen erscheinen bei leer fahrenden Taxis als gelbe Punkte. Routen
von Taxis, die besetzt fahren, werden mit durchgehenden gelben Linien
angezeigt. Gelbe Kreise an einem Ende einer Linie zeigen den aktuellen
Standort eines Taxis an. Die aktuellen Standortveränderungen der
fahrenden Taxis können verfolgt werden. Time
Lapse führt unterschiedlich lange Zeitintervalle (12h, 4h,
30 Min.) der Taxispuren, die der "CabTracker" aufzeichnet,
als kurze Quicktime-Filme vor.
Im Mai 2006 verwenden zwei Projekte die (von Stamen
Design entwickelte) technische Infrastruktur von "Cabspotting"
(Artist Projects). Tomas
Apodaca (Interaction Designer von Stamen Design) zeigt in Fly
Cab die Routen, die ein bei jedem Klick neu gewähltes Taxi
in den letzten fünf Tagen fuhr, als weiße Linien, die ein
gelber Punkt (aktueller Taxistandort, s.o.) `zieht´. Der gelbe
Punkt zeigt den Zeitraum der Taxifahrt beschleunigt und in der Dauer
auf weniger als vier Minuten verkürzt. Die weniger aktuellen Linien
fallen etwas nach unten ab und wechseln die Farbe von gelb zu weiß.
Das Routengebilde wird dreidimensional vorgestellt: Es kann gedreht
werden. Der in Processing geschriebene
Quellcode
ist offen zugänglich.
Amy Balkins In
Transit enthält zehn Annotationen mit Fotos, die als Popup
auf einer aus GPS-Spuren (s.o. unter "CabTracker") bestehenden
Karte von San Francisco erscheinen. Mit einigen Popups erscheinen gelbe
Markierungen auf der Karte. Sie visualisieren den geographischen Kontext
der Annotation. Die Annotationen zeigen an Beispielen, wie TaxifahrerInnen
den Verkehr in San Francisco und das Taxisystem verstehen. Leider ist
"In Transit" nicht offen für weitere Beiträge.
Pall Thayer gelang es im März 2004 in Hlemmur
in C noch nicht, die Fahrten zweier Taxis mit GPS-Empfänger
Live zu übertragen. Die Zeitdimension der Taxi-Fahrten in Reykjavik
wird in der Netzdokumentation simuliert. Auf Thayers Entfernungen anzeigende
Echtzeit-Tongenerierung verzichtet "Cabspotting" (Lit.: Antonelli, Paola (Hg.): Design and the Elastic Mind. Ausst. Museum of Modern Art. New York 2008. In: URL: http://www.moma.org/ exhibitions/ 2008/ elasticmind/ #/ 38/ (22.2.2009); Sant,
Alison: Redefining the Basemap, Chap. Route. In: Intelligent Agent.
Special Issue: Papers ISEA 2006 Symposium. Vol.6/No.2. August 2006.
URL: http://www.intelligentagent.com/
archive/ Vol6_No2_interactive_city_sant.htm (29.10.2006)).
- Cartografia Resistente:
Firenze,
Florenz, Mai 2006 (I): Luftaufnahmen von Florenz dienen als schwarz-weiße
Karte mit Zoom-Funktionen. Auf der Karte sind grafische Eintragungen
von TeilnehmerInnen erkennbar, denen neue Markierungen hinzugefügt
werden können. Es gibt drei grafische Modi Punkt, Linie
und Polygon und Farben, welche die markierten Zonen konnotieren:
zum Beispiel als "öffentlich stark genutzte" oder "heiße
Zone" ("zone di intensità pubblica", "zone
calde"). Links zum Wiki
von Cartografia Resistente führen zu genaueren Bestimmungen der
Kategorien, welche die Zonen konnotieren. Tags beziehungsweise Schlagworte
können von TeilnehmerInnen gewählt werden. Sie erscheinen
am unteren Rand der Karte. Bei Klicks auf die Schlagworte ändern
sich die Farben der Markierungen auf der Karte, die der angeklickten
Konnotation zugeordnet sind. Die Eckpunkte der Markierungen lassen sich
durch Klicks auf Kartenpositionen festlegen (Open Source Software: worldKit).
- MIT Mobile Experience Lab
(Casalegno, Federico/Mitchell, William J.): eLens, Projekt, Manresa,
April 2006/Barcelona, Mai 2006 (C, G, P): Mit Kamera-Handys des Typs
Motorola A 1000 (mit A-GPS bzw. "Assisted GPS") können
Markierungen gescannt und die mit ihnen verbundenen Meldungen empfangen
werden (Software: D-Touch). Die Markierungen sind Zeichen auf Trägern,
die auf Objekten befestigt werden. Die Zeichen können aus offiziellen Logos
ebenso wie aus selbst gestalteten Signets bestehen. Die Meldungen enthalten
unter Anderem die Daten zur Lokalisierung auf einer Landkarte und den Namen des
Gebäudes, auf dem die Markierung bzw. der Tag befestigt wurde.
Mit der Software "Radio Active" können "Voice Messages"
mit einem Tag verbunden werden. Mit dieser Technik lassen sich Diskussionsforen
einrichten: Botschaften, die zwischen TeilnehmerInnen versandt werden,
können Teil eines sozialen Netzwerks sein, dessen lokaler Zugang
und die Zugangszeit sich mit der Software "Constellation"
festlegen lassen. Das Programm "Chaperone" ermöglicht
es TeilnehmerInnen, sich unterwegs von einer Nachbarin/einem Nachbarn beschützen
zu lassen. Das Zusammenspiel aller Software-Komponenten wird über
XLink (XML Linking Language)
koordiniert (Lit.: Gips, Jonathan Peter: Social Motion. Mobile Networking
through Sensing Human Behavior. Master of Science in Media Arts and
Sciences. Massachusetts Institute of Technology. Cambridge 2006, S.56ff.
In: http://pubs.media.
mit.edu/ pubs/ papers/ igips-ms.pdf (8.4.2007).
- Lwin, Morta: Mobotag,
New York, Betatest, ab Juni 2006 (C, I, M, S): Tags mit Text-, Foto-,
Video- oder Audiodateien können mit einem SMS-fähigen Mobiltelefon
auf einer Google Map von New York
City angebracht werden. Die Hausnummern und Straßennamen, die
nach der e-Mail-Adresse nyc@mobotag.com in ein Textfeld eingegeben werden,
wandelt ein GeoCoder
in Längen- und Breiten-Dezimalangaben, welche die Lokalisierung auf Google
Maps ermöglichen. Nach der e-Mail-Adresse können Textmitteilungen,
Foto-, Film- und Audiodateien eingefügt werden (Help).
Mit der Eingabe des Standortes in ein Textfeld erscheinen auf dem Mobiltelefonbildschirm
alle eingegebenen Dateien im Umfeld von 10 Häuserblocks. Die für
einen Ort verfügbaren Dateien erscheinen mit Kennziffern: Wenn eine dieser Kennziffern im Textfeld eingegeben wird, dann wird eine der lokal verfügbaren
Dateien abgerufen.
Die Website zeigt
Tags auf einer Google Map von New York. Klicks auf die Tags zeigen Textmitteilungen
und Fotos in weißen Sprechblasen (Stand: Juni 2006).
- da Costa, Beatriz/Hazegh,
Cina/Ponto, Kevin: PigeonBlog,
Juli-August 2006, San Jose/Kalifornien, August 2006 (G, I, M): 16 Tauben
wurden mit einer technischen Ausrüstung versehen, die 37 Gramm
wiegt. Die Tiere tragen einen Dual Sensor von MicroChemical
Systems, der die Anteile an Kohlenmonoxid (CO) und Stickstoffoxiden
(NOx) misst, sowie einen Temperatursensor. Um die Messungen als SMS
in Echtzeit übertragen zu können, sind die Sensoren mit einer
Siemens XT 56 Miniatur GPS (Längen- und Breitengrade sowie Höhe)/GSM-Einheit
mit Antennen, einem Atmel AVR Mikroprozessor und elektronischen Standardkomponenten
verbunden.
Die Website des Projektes dokumentiert auf Google Maps von San Jose
vier Messflüge zwischen Juli und August 2006. Während der
beiden offiziellen Flüge am 8. und 12. August im Rahmen von ISEA
2006 (13th International Symposium of Electronic Arts and Zero One Festival,
San Jose, 7.-13.8.2006) war die Flugentwicklung in Echtzeit zu sehen,
welche die Map der Website im Zeitraffer vorführt. Farbliche Veränderungen
der Stadtkarte zeigen CO-Anteile der Luft an, während Farbmodifikationen
der Taubenfluglinie NOx-Anteile anzeigen.
Die Tiere sind für schnelle Flüge auf langen Strecken gezüchtet
worden. Sie können 600 Meilen weit fliegen, werden aber in "Pigeon
Blog" nur für Entfernungen bis zu 100 Meilen eingesetzt. Die
Batterie würde keine größere Reichweite zulassen.
Der South Coast Air Quality Management
District (AQMD) betreibt 34 Messstationen in Bereichen mit wenig
Verkehr, die je ca. 20.000 US $ gekostet haben, während die Tauben
Ausrüstungen für je $ 250 tragen und das Kleinklima messen.
Die Flughöhe der Tauben liegt bei 300 bis 500 Fuß und damit
unterhalb der Mindesthöhe von Flugzeugen (Lit.: da Costa, Beatriz: PigeonBlog. In: Lepoldseder, Hannes/Schöpf, Christine/Stocker, Gerfried (Hg.): Prix Ars Electronica. CyberArts 2007. Ars Electronica Center. Linz/Ostfildern-Riut 2007, S.144f.; Gertz, Emily: Pigeons
Write A Smog Blog. You May Be Next. In: Plenty Magazine. 25. Juli 2006.
URL: http://www.plentymagazine.com/
features/ 2006/ 07/ pigeons_write_a_smog_blog_you.php (19.11.2006);
Hankwitz, Molly: Pigeons in Art: review of Beatriz da Costa´s
recent work. In: Otherzine. Issue 11/Fall 2006. URL: http://www.othercinema.com/
otherzine/ ?issueid= 16&articleid=51 (19.11.2006)).
- Pesce, Mark/Tonkin, John:
BlueStates: Exploring Relational
Space, San Jose, August 2006 (I, M): Bluetooth ist ein Standard
für drahtlose Übertragung im lizenzfreien ISM-Band (Industrial,
Scientific and Medical Band) zwischen 2,402 und 2,480 GHz. "Bluestates"
nutzt die Möglichkeiten für Bluetooth Scanning, um Relationen
zwischen (BenutzerInnen mit) Bluetoot Geräten aus der Perspektive
eines Bluetooth-Gerätes sichtbar zu machen. Ein mobiles
Bluetooth-Gerät (Mobiltelefon, PDA, Laptop mit Bluetooth etc.)
mit installiertem Bluetooth-Scanner registriert weitere Bluetooth Geräte
in Entfernungen zwischen 15 und 50 Fuß. Es können keine anderen
Bluetooth-Geräte erkannt werden als solche, die auf "discoverable"
oder "visible" eingestellt sind. Der Bluetooth-Scanner ist
über WAP Browser von http://mobile.relationalspace.org
abladbar und installierbar auf Geräten mit Java 2ME und Java für
Bluetooth (ISR-82). In der Ausstellung "ZeroOne" (ISEA 2006,
San Jose, 1.-7. August 2006) wurden die mit Bluetooth-Geräten der
BesucherInnen gescannten Daten gespeichert und in einem digitalen Archiv
gesammelt (Die Daten wurden von Computern mit Bluetooth über Internet
zur Database übertragen). Ein Applet
von John Tonkin visualisiert die Daten der Bluetooth-Scannings von San
Jose. Präsentiert werden nur die Relationen zwischen Bluetooth-Geräten,
nicht die Lokalisation (Software
GNU General Public License).
- Bukhin, Mike/DelGaudio,
Michael: Waymarkr, September
2006 (C, I, M, P): Nach der Installation von Waymarkr
in ein Smartphone (Series 60) können kontinuierlich Fotos auf Rundgängen
automatisch in ausgewählten Zeitabständen aufgenommen und
auf Flickr.com abgeladen werden. Die Fotosequenzen können auf der
Website des Projektes als Bildserie aufgerufen und als Bildfolge abgespielt
werden (Photo Sets). Die Fotos
können bereits im Entstehen mit Lokalisationsdaten (über ein
externes Bluetooth-Gerät via GPS) versehen werden, oder erst danach
via Geotagging. Die Fotos von Flickr.com erscheinen im Archiv der Website
des Projektes in Geotags auf Google Maps und können nach Themengruppen
(z. B. Berkeley: 41 locations, als Geotags auf der Karte
und als Photo Set) geordnet
abgerufen werden. Fotos können auch bereits in der Herstellung
als "privat" markiert und die öffentliche Abrufbarkeit
kann ausgesetzt werden. Anrufe führen zu Unterbrechungen des Aufnahmeprozesses.
- Kolman, Selene & Stef/Leusink,
Gert Jan u.a.: Bliin, beta Version,
Amsterdam, ab September 2006 (A, C, G, I, M, P): Die Website zeigt kommentierbare
Bildbeiträge (in Zukunft auch Video, Audio und Text) von TeilnehmerInnen in
blauen PopUps ("Shares") als Geotags auf Google Maps und präsentiert
die wechselnden Standorte der Life zugeschalteten TeilnehmerInnen als
orangene Weglinie mit Angabe des Tempos und der Bewegung in km/h.
Mit drei Slidern für Größe, Menge und Alter der eingeblendeten
Bildbeiträge kann die Präsentation der blauen PopUps auf der
Karte eingestellt werden. In situ können TeilnehmerInnen auch auf
ihren Mobiltelefonen die Standorte anderer TeilnehmerInnen und deren
Bildbeiträge verfolgen. Diese stehen im "Idle"-Status
zur Verfügung. In den "Live"-Status gelangen TeilnehmerInnen
nach Registrierung und Software-Installationen: Wer die Software für
die Echtzeit-Lokalisation über GPS und Datenversand via Mobiltelefon
oder PDA (POCKET bliin)
oder via Computer (bliinGPSXS)
und Internet abgeladen und im tragbaren Gerät installiert hat,
kann seine Standpunkte (mit GPS Empfänger) auf der Karte live anzeigen,
Medien direkt zum Server des Providers für Echtzeitbeobachtung
schicken, die Öffentlichkeit oder Privatheit ihrer/seiner Daten
bestimmen und sie zum Beispiel nur FreundInnen ("Contacts")
zugänglich machen (Stand: August 2007).
- Preemptive Media (da Costa,
Beatriz/Schulte, Jamie/Singer, Brooke): AIR:
Area´s Immediate Reading, New York, September 2006 (G, I, M): Zehn
tragbare Messgeräte wurden im Eyebeam Art & Technology Center
in Chelsea konstruiert. Sie wurden mit Zelltelefonchip, digitalem Kompass,
GPS-Empfänger, Bildschirm und einem Sensor mit zwei gassensitiven
Chips ausgestattet. Nach einer Testphase im Juni wurde "AIR"
im Projektbüro in Lower Manhattan (125 Maiden Lane) vorgestellt.
Zehn TeilnehmerInnen konnten gleichzeitig zwischen 16. und 28. September
2006 in New York City die Anteile an Kohlenmonoxid (CO) sowie Stickstoffoxiden
(NOx) und damit die von Benzinverbrennung verursachte Luftverschmutzung
gleichzeitig messen.
Die gemessenen Daten wurden über Mobilfunk an eine Database übertragen.
Ein Diagramm auf der Website des Projektes und im Schaufenster des Projektbüros
zeigte alle acht Sekunden die aktuellen Messergebnisse an. Die Netzdokumentation
führt die Messergebnisse im Zeitraffer vor.
Das Messgerät hat zwei Funktionsweisen: Wenn es parallel zum Boden
gehalten wird, zeigt es auf seinem Bildschirm die aktuellen Anteile
an CO und NOx an. Wenn das Messinstrument mit dem Bildschirm nach oben
gedreht wird, schaltet es in den "compass mode" und ortet
größere Umweltverschmutzer in der Umgebung wie zum Beispiel
Kraftwerke und Schwerindustrie. Informationen über die georteten
Umweltsünder liefert die Database National
Emission Inventory der U.S. Environmental Protection Agency.
Über Internet können Textmessages an TeilnehmerInnen mit Messinstrumenten
geschickt werden: So können relevante Messorte vorgeschlagen werden.
Nach 24 Stunden sollen TeilnehmerInnen ihr Gerät an PassantInnen
weiter reichen. Die Kommunikation über Textmessages lässt
sich auch für Vereinbarungen von Übergabeorten verwenden.
Außerdem zeigt jedes Gerät nahe gelegene Messinstrumente
anderer TeilnehmerInnen an.
CO- und NOx-Ausstoß fördert die globale Erwärmung, worüber
die Website des Projektes informiert. Der Air
Quality Index (AQI) der U.S. Environmental Protection Agency gibt
Daten der Umweltverschmutzung nur für große
Gebiete an, während "AIR" die Aufmerksamkeit auf
die aktuellen Veränderungen im Nahbereich lenkt.
- SENSEable City Lab,
MIT, Cambridge/Massachusetts: Real
Time Rome, September November 2006 (G, M): Das Projekt nutzt
verschiedene GPS-Datenquellen in Rom und das Mobilfunknetz der Telecom
Italia. Visualisiert werden Bewegungen von FußgängerInnen und
von Reisenden in und mit Fahrzeugen. Busse von ATAC (l'Agenzia per la
Mobilità del Comune di Roma) und Taxis von Samarcanda sind mit
GPS und Mobilfunk ausgestattet. Die Bewegungsdaten dieser Fahrzeuge
und von weiteren Telecom Italia-KundInnen werden über in Rom verteilte
"Lochness Sniffers" an Basisstationen des Mobilfunk-Netzwerks
und von dort an Server der Telecom Italia weiter geleitet. "Lochness"
ist ein neues internes Mobilfunksystem der Telecom Italia u. a. zur
Ermittlung der Dichte und Geschwindigkeit des Verkehrs, das in "Real
Time Rome" versuchsweise eingesetzt wird.
Relevante Daten im Mobilfunksystem der Telecom Italia leitet das MIT
SENSEable City Lab an seinen Server am Massachusetts Institute of Technology,
der Datenvisualisierungen erstellt und an eine Installation in einem
Raum der 10. Internationalen Architektur-Ausstellung der Biennale in
Venedig (10. Mostra internazionale di Architettura Biennale di
Venezia, 10.9.-19.11.2006) schickt. Die Daten werden in Echtzeit auf
Google Maps visualisiert. Diese "Mash-Ups" werden in der Installation
auf sieben Plexigläser projiziert. Eine Projektion zeigt die Verkehrsdichte,
eine andere die Fahrten der Stadtbusse und der Taxis. Eine weitere Projektion
zeigt den Stadtverkehr bei besonderen Anlässen wie zum Beispiel
Sportveranstaltungen oder die Notte Bianca am 9.9.2006. Auf weiteren
Projektionsflächen sind die Bewegungen von TouristInnen, FußgängerInnen
und Autos erkennbar. Fremde und Römer sind durch ihre Mobiltelefonnummnern
unterscheidbar, während FußgängerInnen und AutofahrerInnen (oder
mit Transportmitteln Reisende) an Hand ihres Bewegungstempos sich in
zwei Datenflüssen sammeln lassen.
An drei römischen Orten sind Mikrofone installiert. Die aufgenommenen
Klänge werden über ein Voice Over Internet Protocol an die
Installation in Venedig gesendet. Über Lautsprecher vor drei Projektionsflächen
wird der `Stadtlärm´ wieder gegeben.
Diese und die Installation "Mobile Landscape: Graz in Real Time"
(Oktober 2005-Januar 2006, s.o.) sind Teil des geplanten SENSEable City
Consortium, das Telekommunikationsgesellschaften, Hardware Hersteller,
Erzeuger von Elementen der materiellen Infrastruktur und Stadtverwaltungen
zusammenschliessen soll, um Daten des aktuellen Stadtverkehrs für
Stadt- und Verkehrsplanung zugänglich zu machen. Staus sollen auch
von Privatpersonen bereits im Entstehen erkannt werden können.
Das Projekt ist ein Beispiel für die zwei Seiten der Kontrollgesellschaft:
Es hilft und schafft neue, unumgehbare Machtstrukturen. Wer entscheidet
über Nutzen und Mißbrauch der Datenübersicht? Carlo
Ratti, der Leiter des SENSEable City Lab, versucht Einwänden durch
den Hinweis zu entgegnen, dass die Daten anonymisiert seien und diese
Daten den MobilfunkteilnehmerInnen, die sie erzeugen, auch zur Verfügung
stehen sollen. Große Städte und private Unternehmen zeigen
sich, so Ratti, interessiert, "but we are still discussing with
their lawyers" (Technology Review, 10.5.2006). Bewegungen bei Demonstrationen
lassen sich mit diesem System ebenfalls erkennen: Es ist das Gegenprojekt
zu "iSee" (ab Februar 2002, s.o.) des Institute for Applied
Autonomy (Lit.: Antonelli, Paola (Hg.): Design and the Elastic Mind. Kat. Ausst. The Museum of Modern Art. New York 2008, S.149; Bourzac, Katherine: Real-Time Maps Could Help Make Cities
More Livable. In: Technology Review. An MIT Enterprise. 10.5.2006. In:
URL: http://www.technologyreview.com/
read_article.aspx? id=16807& ch=infotech& sc=&pg=1 (5.11.2006);
Lomas, Derek: Transparent City: The ethics and aesthetics of mass-surveillance
technologies. In: Glowlab. Issue 11, November/December 2006. URL: http://www.glowlab.com/
lab2/ issue.php? project_id= 150&issue_name=14 (20.11.2006); o.A.
(News Office, MIT): MIT Real Time Rome project to debut at Venice Biennale
(5.9.2006). In: URL: http://web.mit.edu/newsoffice/2006/realtime-rome.html
(5.11.2006); o. A.: Relazione primo semestre 2006. Telecom Italia. Rom
2006, S.74 (Paginierung)/S.75 (.pdf). In: URL: http://www.telecomitalia.it/
semestrale2006/ Download/ TI-relazione-semestrale-2006.pdf (5.11.2006);
Ars Electronica Futurelab: Pixelspaces 2006: Goblin City. In: Schöpf, Christine/Stocker, Gerfried (Hg.): Simplicity. The Art
of Complexity. Ars Electronica 2006. Ars Electronica Center, Linz/Ostfildern-Ruit
2006, S.316f. URL: http://90.146.8.18/ de/ archiv_files/ 20061/ FE_2006_ Pixelspaces%202006_de.pdf (1.2.2009)).
- Geraci, John/Johnson, Steven
u.a.: Outside.in, Oktober 2006 (I):
Meldungen ("stories") von Blogs über lokale Themen ("Neighborhoods")
in 54 Städten ("placebloggers") erscheinen in einer mittleren
Spalte neben kleinen Ausschnitten von Google Maps, auf denen Geotags
erscheinen, wenn bestimmte Orte (z. B. öffentliche Einrichtungen)
in der Nachbarschaft hervorgehoben werden. Links zu Meldungen über
nahe gelegene lokale Bereiche und zu registrierten TeilnehmerInnen in
der Nachbarschaft erscheinen in den rechten ("related stories and
topics") und linken Spalten ("nearby neighbors"), beiderseits
der Spalte mit "stories and comments".
TeilnehmerInnen können neben Links zu Blog Posts aus externen Sites
auch Kommentare ("comments") eingeben. Blogger können
Posts, die über Lokales berichten, mit Geotags versehen und ihren
Blog in "Outside.in" anmelden. Dort können sie dann
unter verschiedenen Themen mit "related articles" auf Google
Maps abgerufen werden. Abrufbar waren Anfang September 2007 Meldungen
aus und über 54 Amerikanischen Städte(n) und 3352 Nachbarschaftsbereiche(n).
Eine von Jonathan Cousins programmierte Buzzmap
zeigt Posts von Blogs mit Meldungen (vom Oktober 2006 bis Mai 2007)
über Brooklyn in Kreisen auf der Stadtkarte von Google an. Die
Größe der Kreise repräsentiert die Menge der Meldungen.
Posts der lokalen Blogs erscheinen im Kreis orange und der Kontext mit
"stories" aus anderen Zusammenhängen ("mainstream
media") erscheint dunkelgrau. In neueren Posts von Blogs über
Brooklyn (nach Mai 2007) erscheinen die zweifarbigen Kreise ebenfalls.
Sie sind jetzt in das Nachbarschaftssystem integriert, während
Cousin´s Karte eine statistische Darstellung auf einem geografischen
Plan ist, die es nicht erlaubt, die Meldungen aufzurufen. Die zwei Farben
der Kreise stehen im Nachbarschaftssystem für die Meldungen eines
Blogs (orange) in Relation zu Meldungen von anderen Blogs ("stories
from other bloggers").
- Bigenho, Kurt/Ray, Christina:
NO SOcial Networking, San Francisco,
März 2007 (I): TeilnehmerInnen erhalten mit der Registrierung eine Nummer
zur Anonymisierung. Sie können auf der Website einen Treffpunkt
bekannt geben. Auf der Seite mit der Adresse und dem Datum für
einen Treffpunkt können sich weitere TeilnehmerInnen anmelden.
Sie erscheinen lediglich mit ihrer Nummer. Wer sich zum angegebenen
Zeitpunkt am Treffpunkt einfindet, verzichtet auf "Social Networking"
mit Mobiltelefon oder Laptop (über WiFi) und darauf, herauszubekommen,
wer ein/e NOSO-TeilnehmerIn sein könnte.
- Mobile Radicals: MobSpray,
Projekt, Lancaster, März 2007 (C, I, M, RFID): Auf Mobiltelefonen des
Typs Nokia 5140 mit eingebautem Leser von RFID (Radio Frequency Identification)-Signalen
erscheinen am Ort der Signale virtuelle Graffitis, die vorher TeilnehmerInnen
in die Database eingestellt haben (Join
Mobspray). Auf der Website des Projektes sind die neuesten virtuellen
Graffitis auf einem Plan des Geländes der Lancaster University
abrufbar.
- Coshow, Rob/Gelder, Rolf
van/Karasic, Carmin: Handheld
Histories as Hyper-Monuments, Boston, April 2007 (G, I, M, P, W):
Das Projekt bietet "non-official stories" für einige
Bostoner Bauten und Gärten. BeobachterInnen sehen auf einem Smartphone
HP iPAQ 6900 series dank GPS-Lokalisation vor Ort die Einträge
für eines der (im August 2007: vier) Denkmäler. Eine Bildfolge
zeigt im Rücklauf Bilder aus der Geschichte von jedem der Denkmäler.
Unter "History" lassen sich Bild-, Audio- und Textdateien
zur Geschichte des Denkmals abrufen. Die multimediale Dokumentation können
TeilnehmerInnen um eigene Bild-, Audio- und Textbeiträge erweitern.
Da der Zugang zum Archiv über Internet erfolgt, können die
Beiträge im Smartphone auch mit Internet Browsern abgerufen und
ergänzt werden. In der Umgebung funktionieren WiFi-Verbindungen
besser als der Zugang via Mobilfunk.
- MacDowell, Emer/McGarrigle, Conor: Joyce Walks, Juni 2007 (C, I): Routen mit Stationen, die von James Joyce erwähnt und beschrieben wurden, können von Dublin in jede andere Stadt transportiert werden: "Bloomsday" ist nicht nur ein Treffen der Joyce-LiebhaberInnen am 16. Juni jeden Jahres in Dublin mit Nachstellungen von Ereignissen des "Ulysses", sondern mit "Joyce Walks" können Wegkommentare des irischen Autors nach Belieben von TeilnehmerInnen an Orten ihrer Wahl angebracht werden, wobei die Bemerkungen über Dublin neue Funktionen erhalten: Ihre Abweichungen vom vorfindbaren Kontext werden ebenso wichtig wie zufällige Übereinstimmungen. Das soll die Aufnahmebereitschaft für neue Stadterlebnisse fördern.
Wer einen Ausgangspunkt in einer Stadt auf Google Maps und eine von drei angebotenen Routen wählt, erhält eine nummerierte Reihe von GeoTags. Mit Klicks auf die GeoTags lassen sich Dublin beschreibende Zitate aus dem "Ulysses" abrufen. Beim Ablaufen des generierten und gespeicherten Rundgangs können an den getagten Orten Fotos und Filme aufgenommen werden. Das Datum des Rundgangs kann bekannt gegeben werden, um die Stadtbesichtigung gemeinsam ausführen zu können. Die Bildmedien können in den Plattformen Flickr oder YouTube gespeichert und in der Dokumentation des "Walks" verlinkt werden. Das Joyce-Zitat erscheint dann mit neuen Illustrationen und anderen topographischen Bezugspunkten (Lit.: McGarrigle, Conor: Joyce Walks. In: Vague Terrain. Nr.13/March 2009. URL: http://vagueterrain.net/ journal13/ conor-mcgarrigle/ 01 (12.3.2009))
Dr. Thomas Dreher
Schwanthalerstr. 158
D-80339 München.
Homepage mit zahlreichen
kunstkritischen Texten, u.a. zur Konzeptuellen Kunst und Intermedia Art.
Copyright © (as defined in Creative
Commons Attribution-NoDerivs-NonCommercial 1.0) by the author, June/November/December
2005/June/October/November 2006/September 2007.
This work may be copied in noncommercial contexts if proper credit is
given to the author and IASL online.
For other permission, please contact IASL online.
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