IASLonline NetArt: Tipp


Thomas Dreher

Sammeltipp 1: Stadterfahrung mit ortssensitiven Medien, Teil 3


 

Traceland Amsterdam Urban Tapestries Sense of the City BlueStates AIR Outside.in: Buzzmap

 

Über "Collaborative Mapping" mit Ortungstechniken (ausgewählte Beispiele aus der chronologisch geordneten Projektliste unten):
Dreher, Thomas: Partizipation mit Kamera. Von der Video-Kamera zum Kamera-Handy (September 2006). In: IASLonline Theorie. URL: http://iasl.uni-muenchen.de/links/NAPK.html

 

Projekte (in chronologischer Ordnung), Teil 3 ab November 2005:

  • Broecke, Just van den: Traceland, Amsterdam, ab November 2005 (C, G, I, M): Das Projekt ist eine experimentelle Anwendung von GeoTracing, der Wege mit Dokumenten auf Google Maps einblendenden Software, die auf KeyWorx der Waag Society basiert. Im Vergleich mit "Sense of the City" (Eindhoven, April 2006, s.u., mit genaueren Angaben über "GeoTracing") hat "Traceland" den Vorteil, für neue Einträge offen zu sein. Wege mit Einträgen bzw. "track annotations" (Text, Audio, Video) können sowohl aus dem Archiv abgerufen als auch live verfolgt werden (inklusive "live upload" von Einträgen). Blaue kugelförmige Signets zeigen die aktuellen Standorte von TeilnehmerInnen an. Die Wegstationen erscheinen auf der Karte mit rotem Quadrat und die "track-annotations" werden rechts neben der Karte präsentiert, um diese nicht – anders als sonst bei GeoTags üblich – abzudecken. TeilnehmerInnen müssen "The Mobi Tracer mobile client" auf ihren Mobiltelefonen (technische Voraussetzung: Unterstützung von J2ME MIDP 2.0 mit Java Bluetooth API (JSR-82)) via Internet-Verbindung abladen und installieren, wenn sie die eigenen Standorte und Wege live mit "track-annotations" in "Traceland" vorstellen wollen (Stand: August 2007).
  • Traceland: Amsterdam

  • Abad, Antoni/Cuesta, Mery/Tisselli, Eugenio u.a.: canal*ACCESSIBLE, Barcelona, ab Dezember 2005 (C, I, M): Körperbehinderte können über die Website des Projektes Hindernisse und nicht behindertengerechte Einrichtungen in Barcelona aufrufen. 40 TeilnehmerInnen mit unterschiedlichen Körperbehinderungen haben an der Anpassung des Konzeptes an ihre Bedürfnisse und am Aufbau der Website mitgewirkt. Sie nahmen mit Kamerahandys Hindernisse und nicht behindertengerechte Einrichtungen auf und schickten ihre Beiträge als MMS (Multimedia Messaging Service) ein.
    Die Einsendungen erscheinen als anklickbare rote Punkte auf einer Übersichtskarte von Barcelona (canal*BARCELONA). Die Behindertenbehinderungen sind nach Orten, an denen sie vorkommen – in Eingängen und Toiletten, auf Wegen, Treppen u.a. – , klassifiziert: Körperbehinderte können die für sie entscheidenden Hindernisarten abrufen. Unter den Fotos werden der Ort des Hindernisses (die Straße mit Hausnummer), der Name der Teilnehmerin/ des Teilnehmers und das Datum der Eingabe angegeben. Manche Beiträge enthalten einen Kommentar als Tondokument oder Text. Auf diesen einzelne Hindernisse dokumentierenden Webseiten erscheint rechts neben den Fotos ein detaillierter Umgebungsplan mit rotem Punkt als Markierung des Hindernisses.
    Unter canal*SI sind Beispiele für vorbildlich behindertengerechte Lösungen abrufbar. Unter canal*IDEAL erscheinen Vorschriften, die beim behindertengerechten Bau von Rampen, Aufzügen und Toiletten einzuhalten sind (Lit.: Leopoldseder, Hannes/Schöpf, Christine/Stocker, Gerfried: Prix Ars Electronica. CyberArts 2006. Ars Electronica Center, Linz/Ostfildern-Ruit 2006, S.200-203; Torres, David G.: Entrevista a Antoni Abad. In: Centre d´art Santa Mònica (SantaMòniCA/CASM) Butlletí, Núm. 20/Gener 2006. URL: katalanisch: http://cultura.gencat.net/ casm/ butlleti/ hemeroteca/ n20/ ca/ article_02.htm (10.11.2006); englisch: http://cultura.gencat.net/ casm/ butlleti/ hemeroteca/ n20/ en/ article_02.htm (10.11.2006)).
  • Nachlin, James Morris: GarbageScout, New York, Januar 2006/San Francisco und Philadelphia, ab April 2006 (C, I, M): Wieder verwendbarer Müll lässt sich mit "GarbageScout" auf Stadtkarten von New York, Philadelphia und San Francisco (inklusive Bay Area) finden. TeilnehmerInnen mit Kamerahandys fotografieren besitzerlose Objekte in brauchbarem Zustand und senden die Fotos mit Objekt- und Ortsbeschreibung ("description@location") als e-Mail an eine der Projektadressen ein, die für die verschiedenen Städte angegeben sind (FAQ). Auf Google Maps der drei Städte erscheinen Tags mit Hilfe eines "address-to-latitude-and-longitude converter" an den adressierten Stellen. Die Tags haben die Form von Mülltonnen. Drei Varianten dieser Icons zeigen das Alter beziehungsweise die Aktualität der Eingabe an. Nachlin verwendet "Google Maps" für Tags, ohne "Flickr" als Bildarchiv und Datenverwaltung einzusetzen, wie dies die Kartensysteme "Mappr" (ab Januar 2005, s.o.) und "Yuan.CC Maps" (ab März 2006, s.u.) tun. In der vertikalen Spalte links neben der Karte erscheint eine Liste der aktuellen Einträge, über die sich die Foto-Tags auf der Karte ebenfalls öffnen lassen.
    Die von Nachlin für "GarbageScout" gewählte Lizenz von Creative Commons erlaubt kommerzielle Nutzungen und Bearbeitungen, wenn in letzterem Fall dieselben Lizenzbedingungen gelten und wenn der Autor genannt wird (Lit.: Ludovico, Alessandro: Karten für die Menschen. Aktuelle Netzprojekte zu Fragen von Kartografie und Territorialvermessung. In: Springerin. Band XII/ Heft 3, Sommer 2006, S.8f. URL: http://www.springerin.at/ dyn/ heft_text.php? textid =1799&lang=de (2.11.2006)).
  • GarbageScout: San Francisco

  • Proboscis: Urban Tapestries, Projekt [Teil II/Teil I, September 2002-Juni 2005, s.o., Sammeltipp 1, Teil 1], London, ab März 2006: "Public Authoring" steht im Diskurs von Proboscis für "the mapping and sharing of knowledge, information memories, stories and experiences" (zit. nach "Cultural Snapshot", Number Eleven, s.u.). Die "Public Authoring Platform" basiert in "Version 2" seit Mai 2006 auf Karten von Google Earth. TeilnehmerInnen können KML/KMZ-Dateien archivieren und mit "Google Earth" verwenden. Bereits seit März 2006 können "threads" (siehe Teil I) "cluster pockets" enthalten: Die "single point pockets" der ersten Version ersetzen "pockets", die mehrere polygonale Elemente enthalten können. Die polygonalen Elemente erscheinen auf einem Luftbild von "Google Earth".
    Mit Natalie Jeremijenko und dem Department of Computer Science des Birkbeck College (University of London) wurde ein billiges Robotersystem entwickelt (Robotic Feral Public Authoring): Sensoren für die Luftqualität und die Kohlendioxid-Konzentration (Figaro AM-4-4161, Figaro AMS-2100, Figaro TGS 4161) werden auf fernsteuerbaren Spielzeugautos montiert. Die Daten mit GPS-Lokalisierung werden drahtlos an den Server von "Urban Tapestries" geschickt. Dafür wurde eine "Server Komponente" entwickelt. Die Daten werden nach dem Empfang auf einem Luftbild aus "Google Maps" im Web Interface von "Urban Tapestries" visualisiert. Die "threads" und die Visualisierung der Sensordaten können simultan in "Urban Tapestries" auf Karten oder Luftbildern erscheinen; sie bleiben aber technisch getrennt.
    Das technische Roboter-Basissystem (Feral Robot Client Architecture) lieferte Gumstix Linux mit einem "Buildroot Trunk".
    Als Testfeld diente "London Fields", ein von Investoren bedrohter Park in Hackney, East London. Die offiziellen Umweltdaten werden vom London Air Quality Network (LAQN) gewonnen, das in Hackney nur eine Messstelle hat. Proboscis zeigt mit den Tests von "Robotic Feral Public Public Authoring", wie die Daten des LAQN ergänzt werden können, um Problemzonen zu erkennen und für die Erhaltung der London Fields in ihrem jetzigen Umfang eintreten zu können (Lit.: Airantzis, Dimitris/Brueton, Camilla/Diall, Diana/Jeremijenko, Natalie/Lane, Giles/Martin, Karen/Papamarkos, George/Roussos, George: Public Authoring & Feral Robotics. In: Proboscis Cultural Snapshot. Number Eleven, March 2006. URL: http://proboscis.org.uk/ publications/ SNAPSHOTS_feralrobots.pdf (14.5.2006)).
  • Urban Tapestries, Version 2.0
    Urban Tapestries: Robotic Feral Public Authoring, London Fields

  • ckyuan: Yuan.CC Maps, ab März 2006 (C, G, I): Seit dem Ende der beliebten Geobloggers (April/Mai 2005 bis Januar 2006, mit Substitut) bieten Kartensysteme wie "Yuan.CC Maps", Flickrmap (Beta Testing ab November 2005, jetzt (Stand: Dezember 2006) Trippermap) und My Local Guru (ab Mai 2006) Alternativen, Aufnahmeorte von Fotos, die in Flickr mit "Geotags" archiviert worden sind, auf Google Maps (und Google Earth) zu markieren.
    Digitale Fotos können mit "Tags" versehen werden, die zum Beispiel Schlagworte, geographische Daten (Längen- und Breitengrade) und Kartensystemkennzeichnungen enthalten. Die in Exif-Dateien zusammen mit den Fotos gespeicherten "Tags" erlauben in Bildarchiven und Kartensystemen verschiedene Zugriffe.
    Greasemonkey Scripts erweitern die Funktionen des Firefox-Browser und ermöglichen GeoTagging. Mit diesen Scripts können Längen- und Breitengrade als "Geotags" angebracht werden. Die Eruierung der Geodaten ist unter anderem mit GPS-Empfänger am Ort des FotografInnenstandpunktes möglich. Flickrmap-Geotagger ist eine der Applikationen, welche die Eruierung der Geodaten und die Anbringung von "Geotags" erleichtern: Die Daten zur Lokalisierung können in "Google Earth" gesucht und als "Tag" der Bilddatei hinzugefügt werden.
    Von dem digitalen Bildarchiv "Flickr" zu den Kartensystemen in Yuan:cc Maps führen Links, die in die Bildbeschreibungen integriert sind (z. B.: Map it: Yuan.CC). In den Kartensystemen werden die Aufnahmeorte markiert. Die Markierungen folgen den Angaben in den "Geotags".
    In "Geoblogger" und "Mappr" enthalten diese Markierungen bereits eine Minipräsentation der Fotos, während andere Kartensysteme nach einem Klick auf die meist tropfenförmigen Markierungen Fenster öffnen, in denen das Foto mit den im Bildarchiv gespeicherten Kurzbeschreibungen erscheint.
    Auf den mit Flash programmierten "Yuan.CC Maps" erscheinen Bilder, die in Suchfeldern rechts oben mit URL-Adressen von "Flickr"-Seiten, Photostream-Schlagworten oder Längen- und Breitenangaben aufgerufen wurden. Die Bilder werden neben der Karte rechts in einem Quadrat unter den Suchfeldern präsentiert. Simultan werden 30 Bilder in kleinem Format gezeigt. Bildgruppen mit mehr als 30 Bildern werden aufgeteilt und sind nacheinander abrufbar. Einzelne angeklickte Fotos erscheinen in einem weiteren Quadrat rechts unten groß (mit Link zur Bildquelle in "Flickr"). Außerdem erscheinen diese Fotos klein in einem sprechblasenförmigen Fenster, wenn der tropfenförmige "Tag" auf der Karte mit dem Cursor berührt wird.
    In "Yuan.CC Maps" können GPS-Spuren von Routen integriert werden. Außerdem ist mit diesem Kartensystem Geocaching, die Schatzsuche mit GPS, möglich (Lit.: maloXP: (Flickr + Google Maps) hoch 2 = GeoTagging (26.8.2006). In: 1000ff.de - Neue Medien. URL: http://1000ff.de/flickr-google-maps-geotagging/ (3.11.2006)).
    Nachtrag, Dezember 2006: Flickr.com hat "Geobloggers" (s.o.) beendet. Yahoo, Besitzer von Flickr.com, hat Dan Catts, den Entwickler von "Geobloggers", Januar 2006 für das Design von Geotagging für Flickr.com-UserInnen auf Yahoo Maps angestellt. Seit August 2006 bietet Flickr.com ein Interface zum Geotaggen auf Yahoo Maps durch Drag and Drop-Funktionen an (kritische Bemerkungen zur Einführung von Flickr Map im August 2006 mit angeblich 1,4 Millionen Bildern aus dem Bildarchiv von Flickr, die in zwei Tagen auf Flickr Map getagged worden sein sollen: Letham, Glenn: 1.4 million geotagged flickr images? In: Ders.: AnyGeo – Anything Geospatial, 30.8.2006. URL: http://gisuser.blogspot.com/ 2006/08/ 14-million-geotagged-flickr-images.html (26.12.2006)). In der Konkurrenz beim Geotagging von Fotografien zwischen Systemen für Google- oder Yahoo-Maps zeigt Yahoo via Flickr Map Anstrengungen nachzuziehen, nicht ohne mit dem Ende von "Geobloggers" auf Google Maps die Schattenseiten proprietär organisierter Systeme für Partizipation zu zeigen.
  • Yuan.CC Maps: diskostu (Fotograf Denny Kluge): Schwanthalers Bavaria (1850) vor Klenzes Ruhmeshalle, Standort: Theresienwiese, München

  • Broecke, Just van den: Sense of the City, Eindhoven, April 2006 (C, G, I, M): Zehn EinwohnerInnen von Eindhoven wurden mit Mobiltelefon, digitaler Kamera und GPS-Empfänger ausgestattet. Auf den an bis zu sieben Tagen erfolgten täglichen Rundgängen werden die GPS-Daten über Zeitangaben mit den Fotos verbunden: Gleiche Zeitangaben bei der GPS-Lokalisation und in der Exif-Datei eines Fotos werden zur Zuordnung von Foto und Lokalisation eingesetzt. Bildkommentare gelangen über einen Webeditor an den Server, an den auch die Routendaten geschickt werden. GeoTracing (auf der Basis von KeyWorx der Waag Society) liefert die technische Infrastruktur, um die Routen im Netz wahlweise auf Karten, Satelliten- oder Luftbildern (Google Maps) abrufbar zu machen.
    Der Routenverlauf der TeilnehmerInnen ("Deelnemer"), die mit Berufen gekennzeichnet sind, erscheint im "Modus: Routes" (nach einem Klick auf den Pfeil über dem Foto rechts oben) als sukzessive länger werdende Linie auf den Karten. Quadrate markieren die Orte, an denen die Fotos entstanden. Simultan zur Vorstellung des Routenverlaufs erscheinen die Fotos mit holländischem Kommentar rechts neben der Karte. Die kommentierten Fotos können auch durch Klicks auf die Quadrate aufgerufen werden. Eine bis acht Routen pro TeilnehmerIn können abgerufen werden ("kies een route"). Die Routen führen Zusammenhänge zwischen Wohn-, Arbeits- und Einkaufsbereichen sowie zwischen Peripherie und Stadtmitte vor. Der "Live-Modus" zeigt die letzten Aufenthaltsorte mehrerer TeilnehmerInnen an. Im "Autoplay-Modus" werden Routen in einer willkürlichen Auswahl vorgestellt. Routen, die über den verkarteten Bereich hinausführen, erscheinen auf weißem Grund. Mit den TeilnehmerInnen konnte während ihrer Stadtgänge via e-Mail Kontakt aufgenommen werden.
  • Sense of the City: Student, 13.4.2006

  • Hall, Brijetta/Phiffer, Dan/Purver, Ed: Drop Spots, April 2006 (I): Das Projekt ermöglicht Geocaching (ab September 2000) ohne GPS: Nicht die Suche eines Schatzes mit GPS-Empfänger den angegebenen Koordinaten folgend, sondern das Auswechseln der verborgenen Objekte durch aufeinander folgende TeilnehmerInnen steht im Vordergrund: In Geocaching liegt der Reiz vor allem beim Finden von Ojekten in schwer erreichbarem Gelände und bei der Mitteilung über den Erfolg. In "Drop Spots" steht dagegen der Austausch von Objekten im Vordergrund, der mit Verstecken in leicht zugänglichem Gelände gefördert wird.
    TeilnehmerInnen melden einen Ort als Versteck an. Sie können das Versteck beschreiben und auf Google Maps lokalisieren. Der "Drop Spot" erscheint dann als Geotag auf den Karten. Die Bemerkungen ("Comments") der TeilnehmerInnen in "Spots" neben den Karten mit dem jeweiligen Geotag beschreiben Probleme, welche die Verstecke den Findern stellten, die Fundobjekte oder ihre Abwesenheit. Auch finden sich Hinweise auf die Wiederbelebung des Tauschspieles an einem Ort durch Hinterlegung eines neuen Tauschobjekts. Es gibt auch Diskussionen, in denen das Versteck als Hoax (spot 4 und spot 103) ausgewiesen wird.
  • Stamen Design: Cabspotting, San Francisco, ab April 2006 (C, G, I, M): Das Projekt "Invisible Dynamics" von The Exploratorium, einem Technischen Museum in San Francisco, will verschiedene Aspekte der Infrastruktur in der Bay Area mit zeitgenössischen Mitteln veranschaulichen. Die Projekte-Plattform "Cabspotting" ist Teil von "Invisible Dynamics". Die technische Basis liefert Yellow Cab, ein Taxibetrieb in San Francisco, mit seiner Verbindung zwischen dem Betriebsserver und den GPS-Empfängern in allen Taxis. Die GPS-Lokalisierung erfolgt in einminütigen Abständen.
    Der Server von "Cabspotting" ist mit dem Betriebsserver von "Yellow Cab" verbunden. Archiviert werden in "Cabspotting" Aktualisierungen der Lokalisierungen aller Taxis von "Yellow Cab" nebst Angaben, ob sie besetzt sind oder nicht. Serverseitig organisierte Rechenprozesse ermöglichen es, auf der Website von "Cabspotting" dynamische Visualisierungen des Taxiverkehrs zu sehen.
    Der CabTracker stellt die Routen, die Taxis in den letzten vier Stunden fuhren, in der Website "Cabspotting" als weiße Linien dar, die auf schwarzem Grund eine rudimentäre Straßenkarte bilden. Auf dieser Karte werden die aktuellen Routen von zehn Taxis mit gelben Linien angezeigt. Die Routen erscheinen bei leer fahrenden Taxis als gelbe Punkte. Routen von Taxis, die besetzt fahren, werden mit durchgehenden gelben Linien angezeigt. Gelbe Kreise an einem Ende einer Linie zeigen den aktuellen Standort eines Taxis an. Die aktuellen Standortveränderungen der fahrenden Taxis können verfolgt werden. Time Lapse führt unterschiedlich lange Zeitintervalle (12h, 4h, 30 Min.) der Taxispuren, die der "CabTracker" aufzeichnet, als kurze Quicktime-Filme vor.
    Im Mai 2006 verwenden zwei Projekte die (von Stamen Design entwickelte) technische Infrastruktur von "Cabspotting" (Artist Projects). Tomas Apodaca (Interaction Designer von Stamen Design) zeigt in Fly Cab die Routen, die ein bei jedem Klick neu gewähltes Taxi in den letzten fünf Tagen fuhr, als weiße Linien, die ein gelber Punkt (aktueller Taxistandort, s.o.) `zieht´. Der gelbe Punkt zeigt den Zeitraum der Taxifahrt beschleunigt und in der Dauer auf weniger als vier Minuten verkürzt. Die weniger aktuellen Linien fallen etwas nach unten ab und wechseln die Farbe von gelb zu weiß. Das Routengebilde wird dreidimensional vorgestellt: Es kann gedreht werden. Der in Processing geschriebene Quellcode ist offen zugänglich.
    Amy Balkins In Transit enthält zehn Annotationen mit Fotos, die als Popup auf einer aus GPS-Spuren (s.o. unter "CabTracker") bestehenden Karte von San Francisco erscheinen. Mit einigen Popups erscheinen gelbe Markierungen auf der Karte. Sie visualisieren den geographischen Kontext der Annotation. Die Annotationen zeigen an Beispielen, wie TaxifahrerInnen den Verkehr in San Francisco und das Taxisystem verstehen. Leider ist "In Transit" nicht offen für weitere Beiträge.
    Pall Thayer gelang es im März 2004 in Hlemmur in C noch nicht, die Fahrten zweier Taxis mit GPS-Empfänger Live zu übertragen. Die Zeitdimension der Taxi-Fahrten in Reykjavik wird in der Netzdokumentation simuliert. Auf Thayers Entfernungen anzeigende Echtzeit-Tongenerierung verzichtet "Cabspotting" (Lit.: Antonelli, Paola (Hg.): Design and the Elastic Mind. Ausst. Museum of Modern Art. New York 2008. In: URL: http://www.moma.org/ exhibitions/ 2008/ elasticmind/ #/ 38/ (22.2.2009); Sant, Alison: Redefining the Basemap, Chap. Route. In: Intelligent Agent. Special Issue: Papers ISEA 2006 Symposium. Vol.6/No.2. August 2006. URL: http://www.intelligentagent.com/ archive/ Vol6_No2_interactive_city_sant.htm (29.10.2006)).
  • Cabspotting, 5/20/2006

  • Cartografia Resistente: Firenze, Florenz, Mai 2006 (I): Luftaufnahmen von Florenz dienen als schwarz-weiße Karte mit Zoom-Funktionen. Auf der Karte sind grafische Eintragungen von TeilnehmerInnen erkennbar, denen neue Markierungen hinzugefügt werden können. Es gibt drei grafische Modi – Punkt, Linie und Polygon – und Farben, welche die markierten Zonen konnotieren: zum Beispiel als "öffentlich stark genutzte" oder "heiße Zone" ("zone di intensità pubblica", "zone calde"). Links zum Wiki von Cartografia Resistente führen zu genaueren Bestimmungen der Kategorien, welche die Zonen konnotieren. Tags beziehungsweise Schlagworte können von TeilnehmerInnen gewählt werden. Sie erscheinen am unteren Rand der Karte. Bei Klicks auf die Schlagworte ändern sich die Farben der Markierungen auf der Karte, die der angeklickten Konnotation zugeordnet sind. Die Eckpunkte der Markierungen lassen sich durch Klicks auf Kartenpositionen festlegen (Open Source Software: worldKit).
  • Cartografie Resistente: Firenze, 30.8.2007

  • MIT Mobile Experience Lab (Casalegno, Federico/Mitchell, William J.): eLens, Projekt, Manresa, April 2006/Barcelona, Mai 2006 (C, G, P): Mit Kamera-Handys des Typs Motorola A 1000 (mit A-GPS bzw. "Assisted GPS") können Markierungen gescannt und die mit ihnen verbundenen Meldungen empfangen werden (Software: D-Touch). Die Markierungen sind Zeichen auf Trägern, die auf Objekten befestigt werden. Die Zeichen können aus offiziellen Logos ebenso wie aus selbst gestalteten Signets bestehen. Die Meldungen enthalten unter Anderem die Daten zur Lokalisierung auf einer Landkarte und den Namen des Gebäudes, auf dem die Markierung bzw. der Tag befestigt wurde. Mit der Software "Radio Active" können "Voice Messages" mit einem Tag verbunden werden. Mit dieser Technik lassen sich Diskussionsforen einrichten: Botschaften, die zwischen TeilnehmerInnen versandt werden, können Teil eines sozialen Netzwerks sein, dessen lokaler Zugang und die Zugangszeit sich mit der Software "Constellation" festlegen lassen. Das Programm "Chaperone" ermöglicht es TeilnehmerInnen, sich unterwegs von einer Nachbarin/einem Nachbarn beschützen zu lassen. Das Zusammenspiel aller Software-Komponenten wird über XLink (XML Linking Language) koordiniert (Lit.: Gips, Jonathan Peter: Social Motion. Mobile Networking through Sensing Human Behavior. Master of Science in Media Arts and Sciences. Massachusetts Institute of Technology. Cambridge 2006, S.56ff. In: http://pubs.media. mit.edu/ pubs/ papers/ igips-ms.pdf (8.4.2007).
  • Lwin, Morta: Mobotag, New York, Betatest, ab Juni 2006 (C, I, M, S): Tags mit Text-, Foto-, Video- oder Audiodateien können mit einem SMS-fähigen Mobiltelefon auf einer Google Map von New York City angebracht werden. Die Hausnummern und Straßennamen, die nach der e-Mail-Adresse nyc@mobotag.com in ein Textfeld eingegeben werden, wandelt ein GeoCoder in Längen- und Breiten-Dezimalangaben, welche die Lokalisierung auf Google Maps ermöglichen. Nach der e-Mail-Adresse können Textmitteilungen, Foto-, Film- und Audiodateien eingefügt werden (Help). Mit der Eingabe des Standortes in ein Textfeld erscheinen auf dem Mobiltelefonbildschirm alle eingegebenen Dateien im Umfeld von 10 Häuserblocks. Die für einen Ort verfügbaren Dateien erscheinen mit Kennziffern: Wenn eine dieser Kennziffern im Textfeld eingegeben wird, dann wird eine der lokal verfügbaren Dateien abgerufen.
    Die Website zeigt Tags auf einer Google Map von New York. Klicks auf die Tags zeigen Textmitteilungen und Fotos in weißen Sprechblasen (Stand: Juni 2006).
  • da Costa, Beatriz/Hazegh, Cina/Ponto, Kevin: PigeonBlog, Juli-August 2006, San Jose/Kalifornien, August 2006 (G, I, M): 16 Tauben wurden mit einer technischen Ausrüstung versehen, die 37 Gramm wiegt. Die Tiere tragen einen Dual Sensor von MicroChemical Systems, der die Anteile an Kohlenmonoxid (CO) und Stickstoffoxiden (NOx) misst, sowie einen Temperatursensor. Um die Messungen als SMS in Echtzeit übertragen zu können, sind die Sensoren mit einer Siemens XT 56 Miniatur GPS (Längen- und Breitengrade sowie Höhe)/GSM-Einheit mit Antennen, einem Atmel AVR Mikroprozessor und elektronischen Standardkomponenten verbunden.
    Die Website des Projektes dokumentiert auf Google Maps von San Jose vier Messflüge zwischen Juli und August 2006. Während der beiden offiziellen Flüge am 8. und 12. August im Rahmen von ISEA 2006 (13th International Symposium of Electronic Arts and Zero One Festival, San Jose, 7.-13.8.2006) war die Flugentwicklung in Echtzeit zu sehen, welche die Map der Website im Zeitraffer vorführt. Farbliche Veränderungen der Stadtkarte zeigen CO-Anteile der Luft an, während Farbmodifikationen der Taubenfluglinie NOx-Anteile anzeigen.
    Die Tiere sind für schnelle Flüge auf langen Strecken gezüchtet worden. Sie können 600 Meilen weit fliegen, werden aber in "Pigeon Blog" nur für Entfernungen bis zu 100 Meilen eingesetzt. Die Batterie würde keine größere Reichweite zulassen.
    Der South Coast Air Quality Management District (AQMD) betreibt 34 Messstationen in Bereichen mit wenig Verkehr, die je ca. 20.000 US $ gekostet haben, während die Tauben Ausrüstungen für je $ 250 tragen und das Kleinklima messen. Die Flughöhe der Tauben liegt bei 300 bis 500 Fuß und damit unterhalb der Mindesthöhe von Flugzeugen (Lit.: da Costa, Beatriz: PigeonBlog. In: Lepoldseder, Hannes/Schöpf, Christine/Stocker, Gerfried (Hg.): Prix Ars Electronica. CyberArts 2007. Ars Electronica Center. Linz/Ostfildern-Riut 2007, S.144f.; Gertz, Emily: Pigeons Write A Smog Blog. You May Be Next. In: Plenty Magazine. 25. Juli 2006. URL: http://www.plentymagazine.com/ features/ 2006/ 07/ pigeons_write_a_smog_blog_you.php (19.11.2006); Hankwitz, Molly: Pigeons in Art: review of Beatriz da Costa´s recent work. In: Otherzine. Issue 11/Fall 2006. URL: http://www.othercinema.com/ otherzine/ ?issueid= 16&articleid=51 (19.11.2006)).
  • PigeonBlog: Map San Jose

  • Pesce, Mark/Tonkin, John: BlueStates: Exploring Relational Space, San Jose, August 2006 (I, M): Bluetooth ist ein Standard für drahtlose Übertragung im lizenzfreien ISM-Band (Industrial, Scientific and Medical Band) zwischen 2,402 und 2,480 GHz. "Bluestates" nutzt die Möglichkeiten für Bluetooth Scanning, um Relationen zwischen (BenutzerInnen mit) Bluetoot Geräten aus der Perspektive eines Bluetooth-Gerätes sichtbar zu machen. Ein mobiles Bluetooth-Gerät (Mobiltelefon, PDA, Laptop mit Bluetooth etc.) mit installiertem Bluetooth-Scanner registriert weitere Bluetooth Geräte in Entfernungen zwischen 15 und 50 Fuß. Es können keine anderen Bluetooth-Geräte erkannt werden als solche, die auf "discoverable" oder "visible" eingestellt sind. Der Bluetooth-Scanner ist über WAP Browser von http://mobile.relationalspace.org abladbar und installierbar auf Geräten mit Java 2ME und Java für Bluetooth (ISR-82). In der Ausstellung "ZeroOne" (ISEA 2006, San Jose, 1.-7. August 2006) wurden die mit Bluetooth-Geräten der BesucherInnen gescannten Daten gespeichert und in einem digitalen Archiv gesammelt (Die Daten wurden von Computern mit Bluetooth über Internet zur Database übertragen). Ein Applet von John Tonkin visualisiert die Daten der Bluetooth-Scannings von San Jose. Präsentiert werden nur die Relationen zwischen Bluetooth-Geräten, nicht die Lokalisation (Software GNU General Public License).
  • Bluestates: Applet mit Daten von San Jose

  • Bukhin, Mike/DelGaudio, Michael: Waymarkr, September 2006 (C, I, M, P): Nach der Installation von Waymarkr in ein Smartphone (Series 60) können kontinuierlich Fotos auf Rundgängen automatisch in ausgewählten Zeitabständen aufgenommen und auf Flickr.com abgeladen werden. Die Fotosequenzen können auf der Website des Projektes als Bildserie aufgerufen und als Bildfolge abgespielt werden (Photo Sets). Die Fotos können bereits im Entstehen mit Lokalisationsdaten (über ein externes Bluetooth-Gerät via GPS) versehen werden, oder erst danach via Geotagging. Die Fotos von Flickr.com erscheinen im Archiv der Website des Projektes in Geotags auf Google Maps und können nach Themengruppen (z. B. Berkeley: 41 locations, als Geotags auf der Karte und als Photo Set) geordnet abgerufen werden. Fotos können auch bereits in der Herstellung als "privat" markiert und die öffentliche Abrufbarkeit kann ausgesetzt werden. Anrufe führen zu Unterbrechungen des Aufnahmeprozesses.
  • Waymarkr: Berkeley Map
    Waymarkr: Berkeley Photo Set

  • Kolman, Selene & Stef/Leusink, Gert Jan u.a.: Bliin, beta Version, Amsterdam, ab September 2006 (A, C, G, I, M, P): Die Website zeigt kommentierbare Bildbeiträge (in Zukunft auch Video, Audio und Text) von TeilnehmerInnen in blauen PopUps ("Shares") als Geotags auf Google Maps und präsentiert die wechselnden Standorte der Life zugeschalteten TeilnehmerInnen als orangene Weglinie mit Angabe des Tempos und der Bewegung in km/h. Mit drei Slidern für Größe, Menge und Alter der eingeblendeten Bildbeiträge kann die Präsentation der blauen PopUps auf der Karte eingestellt werden. In situ können TeilnehmerInnen auch auf ihren Mobiltelefonen die Standorte anderer TeilnehmerInnen und deren Bildbeiträge verfolgen. Diese stehen im "Idle"-Status zur Verfügung. In den "Live"-Status gelangen TeilnehmerInnen nach Registrierung und Software-Installationen: Wer die Software für die Echtzeit-Lokalisation über GPS und Datenversand via Mobiltelefon oder PDA (POCKET bliin) oder via Computer (bliinGPSXS) und Internet abgeladen und im tragbaren Gerät installiert hat, kann seine Standpunkte (mit GPS Empfänger) auf der Karte live anzeigen, Medien direkt zum Server des Providers für Echtzeitbeobachtung schicken, die Öffentlichkeit oder Privatheit ihrer/seiner Daten bestimmen und sie zum Beispiel nur FreundInnen ("Contacts") zugänglich machen (Stand: August 2007).
  • Bliin, talutti, 10.8.2007

  • Preemptive Media (da Costa, Beatriz/Schulte, Jamie/Singer, Brooke): AIR: Area´s Immediate Reading, New York, September 2006 (G, I, M): Zehn tragbare Messgeräte wurden im Eyebeam Art & Technology Center in Chelsea konstruiert. Sie wurden mit Zelltelefonchip, digitalem Kompass, GPS-Empfänger, Bildschirm und einem Sensor mit zwei gassensitiven Chips ausgestattet. Nach einer Testphase im Juni wurde "AIR" im Projektbüro in Lower Manhattan (125 Maiden Lane) vorgestellt. Zehn TeilnehmerInnen konnten gleichzeitig zwischen 16. und 28. September 2006 in New York City die Anteile an Kohlenmonoxid (CO) sowie Stickstoffoxiden (NOx) und damit die von Benzinverbrennung verursachte Luftverschmutzung gleichzeitig messen.
    Die gemessenen Daten wurden über Mobilfunk an eine Database übertragen. Ein Diagramm auf der Website des Projektes und im Schaufenster des Projektbüros zeigte alle acht Sekunden die aktuellen Messergebnisse an. Die Netzdokumentation führt die Messergebnisse im Zeitraffer vor.
    Das Messgerät hat zwei Funktionsweisen: Wenn es parallel zum Boden gehalten wird, zeigt es auf seinem Bildschirm die aktuellen Anteile an CO und NOx an. Wenn das Messinstrument mit dem Bildschirm nach oben gedreht wird, schaltet es in den "compass mode" und ortet größere Umweltverschmutzer in der Umgebung wie zum Beispiel Kraftwerke und Schwerindustrie. Informationen über die georteten Umweltsünder liefert die Database National Emission Inventory der U.S. Environmental Protection Agency.
    Über Internet können Textmessages an TeilnehmerInnen mit Messinstrumenten geschickt werden: So können relevante Messorte vorgeschlagen werden. Nach 24 Stunden sollen TeilnehmerInnen ihr Gerät an PassantInnen weiter reichen. Die Kommunikation über Textmessages lässt sich auch für Vereinbarungen von Übergabeorten verwenden. Außerdem zeigt jedes Gerät nahe gelegene Messinstrumente anderer TeilnehmerInnen an.
    CO- und NOx-Ausstoß fördert die globale Erwärmung, worüber die Website des Projektes informiert. Der Air Quality Index (AQI) der U.S. Environmental Protection Agency gibt Daten der Umweltverschmutzung nur für große Gebiete an, während "AIR" die Aufmerksamkeit auf die aktuellen Veränderungen im Nahbereich lenkt.
  • AIR: Messgerät, Bildschirm

  • SENSEable City Lab, MIT, Cambridge/Massachusetts: Real Time Rome, September – November 2006 (G, M): Das Projekt nutzt verschiedene GPS-Datenquellen in Rom und das Mobilfunknetz der Telecom Italia. Visualisiert werden Bewegungen von FußgängerInnen und von Reisenden in und mit Fahrzeugen. Busse von ATAC (l'Agenzia per la Mobilità del Comune di Roma) und Taxis von Samarcanda sind mit GPS und Mobilfunk ausgestattet. Die Bewegungsdaten dieser Fahrzeuge und von weiteren Telecom Italia-KundInnen werden über in Rom verteilte "Lochness Sniffers" an Basisstationen des Mobilfunk-Netzwerks und von dort an Server der Telecom Italia weiter geleitet. "Lochness" ist ein neues internes Mobilfunksystem der Telecom Italia u. a. zur Ermittlung der Dichte und Geschwindigkeit des Verkehrs, das in "Real Time Rome" versuchsweise eingesetzt wird.
    Relevante Daten im Mobilfunksystem der Telecom Italia leitet das MIT SENSEable City Lab an seinen Server am Massachusetts Institute of Technology, der Datenvisualisierungen erstellt und an eine Installation in einem Raum der 10. Internationalen Architektur-Ausstellung der Biennale in Venedig (10. Mostra internazionale di Architettura – Biennale di Venezia, 10.9.-19.11.2006) schickt. Die Daten werden in Echtzeit auf Google Maps visualisiert. Diese "Mash-Ups" werden in der Installation auf sieben Plexigläser projiziert. Eine Projektion zeigt die Verkehrsdichte, eine andere die Fahrten der Stadtbusse und der Taxis. Eine weitere Projektion zeigt den Stadtverkehr bei besonderen Anlässen wie zum Beispiel Sportveranstaltungen oder die Notte Bianca am 9.9.2006. Auf weiteren Projektionsflächen sind die Bewegungen von TouristInnen, FußgängerInnen und Autos erkennbar. Fremde und Römer sind durch ihre Mobiltelefonnummnern unterscheidbar, während FußgängerInnen und AutofahrerInnen (oder mit Transportmitteln Reisende) an Hand ihres Bewegungstempos sich in zwei Datenflüssen sammeln lassen.
    An drei römischen Orten sind Mikrofone installiert. Die aufgenommenen Klänge werden über ein Voice Over Internet Protocol an die Installation in Venedig gesendet. Über Lautsprecher vor drei Projektionsflächen wird der `Stadtlärm´ wieder gegeben.
    Diese und die Installation "Mobile Landscape: Graz in Real Time" (Oktober 2005-Januar 2006, s.o.) sind Teil des geplanten SENSEable City Consortium, das Telekommunikationsgesellschaften, Hardware Hersteller, Erzeuger von Elementen der materiellen Infrastruktur und Stadtverwaltungen zusammenschliessen soll, um Daten des aktuellen Stadtverkehrs für Stadt- und Verkehrsplanung zugänglich zu machen. Staus sollen auch von Privatpersonen bereits im Entstehen erkannt werden können. Das Projekt ist ein Beispiel für die zwei Seiten der Kontrollgesellschaft: Es hilft und schafft neue, unumgehbare Machtstrukturen. Wer entscheidet über Nutzen und Mißbrauch der Datenübersicht? Carlo Ratti, der Leiter des SENSEable City Lab, versucht Einwänden durch den Hinweis zu entgegnen, dass die Daten anonymisiert seien und diese Daten den MobilfunkteilnehmerInnen, die sie erzeugen, auch zur Verfügung stehen sollen. Große Städte und private Unternehmen zeigen sich, so Ratti, interessiert, "but we are still discussing with their lawyers" (Technology Review, 10.5.2006). Bewegungen bei Demonstrationen lassen sich mit diesem System ebenfalls erkennen: Es ist das Gegenprojekt zu "iSee" (ab Februar 2002, s.o.) des Institute for Applied Autonomy (Lit.: Antonelli, Paola (Hg.): Design and the Elastic Mind. Kat. Ausst. The Museum of Modern Art. New York 2008, S.149; Bourzac, Katherine: Real-Time Maps Could Help Make Cities More Livable. In: Technology Review. An MIT Enterprise. 10.5.2006. In: URL: http://www.technologyreview.com/ read_article.aspx? id=16807& ch=infotech& sc=&pg=1 (5.11.2006); Lomas, Derek: Transparent City: The ethics and aesthetics of mass-surveillance technologies. In: Glowlab. Issue 11, November/December 2006. URL: http://www.glowlab.com/ lab2/ issue.php? project_id= 150&issue_name=14 (20.11.2006); o.A. (News Office, MIT): MIT Real Time Rome project to debut at Venice Biennale (5.9.2006). In: URL: http://web.mit.edu/newsoffice/2006/realtime-rome.html (5.11.2006); o. A.: Relazione primo semestre 2006. Telecom Italia. Rom 2006, S.74 (Paginierung)/S.75 (.pdf). In: URL: http://www.telecomitalia.it/ semestrale2006/ Download/ TI-relazione-semestrale-2006.pdf (5.11.2006); Ars Electronica Futurelab: Pixelspaces 2006: Goblin City. In: Schöpf, Christine/Stocker, Gerfried (Hg.): Simplicity. The Art of Complexity. Ars Electronica 2006. Ars Electronica Center, Linz/Ostfildern-Ruit 2006, S.316f. URL: http://90.146.8.18/ de/ archiv_files/ 20061/ FE_2006_ Pixelspaces%202006_de.pdf (1.2.2009)).
  • Real Time Rome: Software 2 and Software 3 show mobile phone and public transportation data. Sep 2006

  • Geraci, John/Johnson, Steven u.a.: Outside.in, Oktober 2006 (I): Meldungen ("stories") von Blogs über lokale Themen ("Neighborhoods") in 54 Städten ("placebloggers") erscheinen in einer mittleren Spalte neben kleinen Ausschnitten von Google Maps, auf denen Geotags erscheinen, wenn bestimmte Orte (z. B. öffentliche Einrichtungen) in der Nachbarschaft hervorgehoben werden. Links zu Meldungen über nahe gelegene lokale Bereiche und zu registrierten TeilnehmerInnen in der Nachbarschaft erscheinen in den rechten ("related stories and topics") und linken Spalten ("nearby neighbors"), beiderseits der Spalte mit "stories and comments".
    TeilnehmerInnen können neben Links zu Blog Posts aus externen Sites auch Kommentare ("comments") eingeben. Blogger können Posts, die über Lokales berichten, mit Geotags versehen und ihren Blog in "Outside.in" anmelden. Dort können sie dann unter verschiedenen Themen mit "related articles" auf Google Maps abgerufen werden. Abrufbar waren Anfang September 2007 Meldungen aus und über 54 Amerikanischen Städte(n) und 3352 Nachbarschaftsbereiche(n).
    Eine von Jonathan Cousins programmierte Buzzmap zeigt Posts von Blogs mit Meldungen (vom Oktober 2006 bis Mai 2007) über Brooklyn in Kreisen auf der Stadtkarte von Google an. Die Größe der Kreise repräsentiert die Menge der Meldungen. Posts der lokalen Blogs erscheinen im Kreis orange und der Kontext mit "stories" aus anderen Zusammenhängen ("mainstream media") erscheint dunkelgrau. In neueren Posts von Blogs über Brooklyn (nach Mai 2007) erscheinen die zweifarbigen Kreise ebenfalls. Sie sind jetzt in das Nachbarschaftssystem integriert, während Cousin´s Karte eine statistische Darstellung auf einem geografischen Plan ist, die es nicht erlaubt, die Meldungen aufzurufen. Die zwei Farben der Kreise stehen im Nachbarschaftssystem für die Meldungen eines Blogs (orange) in Relation zu Meldungen von anderen Blogs ("stories from other bloggers").
  • Outside.in: Buzzmap, Brooklyn, Oktober 2006 bis Mai 2007

  • Bigenho, Kurt/Ray, Christina: NO SOcial Networking, San Francisco, März 2007 (I): TeilnehmerInnen erhalten mit der Registrierung eine Nummer zur Anonymisierung. Sie können auf der Website einen Treffpunkt bekannt geben. Auf der Seite mit der Adresse und dem Datum für einen Treffpunkt können sich weitere TeilnehmerInnen anmelden. Sie erscheinen lediglich mit ihrer Nummer. Wer sich zum angegebenen Zeitpunkt am Treffpunkt einfindet, verzichtet auf "Social Networking" mit Mobiltelefon oder Laptop (über WiFi) und darauf, herauszubekommen, wer ein/e NOSO-TeilnehmerIn sein könnte.
  • Mobile Radicals: MobSpray, Projekt, Lancaster, März 2007 (C, I, M, RFID): Auf Mobiltelefonen des Typs Nokia 5140 mit eingebautem Leser von RFID (Radio Frequency Identification)-Signalen erscheinen am Ort der Signale virtuelle Graffitis, die vorher TeilnehmerInnen in die Database eingestellt haben (Join Mobspray). Auf der Website des Projektes sind die neuesten virtuellen Graffitis auf einem Plan des Geländes der Lancaster University abrufbar.
  • Mobspray: Lancaster University

  • Coshow, Rob/Gelder, Rolf van/Karasic, Carmin: Handheld Histories as Hyper-Monuments, Boston, April 2007 (G, I, M, P, W): Das Projekt bietet "non-official stories" für einige Bostoner Bauten und Gärten. BeobachterInnen sehen auf einem Smartphone HP iPAQ 6900 series dank GPS-Lokalisation vor Ort die Einträge für eines der (im August 2007: vier) Denkmäler. Eine Bildfolge zeigt im Rücklauf Bilder aus der Geschichte von jedem der Denkmäler. Unter "History" lassen sich Bild-, Audio- und Textdateien zur Geschichte des Denkmals abrufen. Die multimediale Dokumentation können TeilnehmerInnen um eigene Bild-, Audio- und Textbeiträge erweitern. Da der Zugang zum Archiv über Internet erfolgt, können die Beiträge im Smartphone auch mit Internet Browsern abgerufen und ergänzt werden. In der Umgebung funktionieren WiFi-Verbindungen besser als der Zugang via Mobilfunk.
  • Handheld Histories als Hyper-Monuments: Old South Church, Boston

  • MacDowell, Emer/McGarrigle, Conor: Joyce Walks, Juni 2007 (C, I): Routen mit Stationen, die von James Joyce erwähnt und beschrieben wurden, können von Dublin in jede andere Stadt transportiert werden: "Bloomsday" ist nicht nur ein Treffen der Joyce-LiebhaberInnen am 16. Juni jeden Jahres in Dublin mit Nachstellungen von Ereignissen des "Ulysses", sondern mit "Joyce Walks" können Wegkommentare des irischen Autors nach Belieben von TeilnehmerInnen an Orten ihrer Wahl angebracht werden, wobei die Bemerkungen über Dublin neue Funktionen erhalten: Ihre Abweichungen vom vorfindbaren Kontext werden ebenso wichtig wie zufällige Übereinstimmungen. Das soll die Aufnahmebereitschaft für neue Stadterlebnisse fördern.
    Wer einen Ausgangspunkt in einer Stadt auf Google Maps und eine von drei angebotenen Routen wählt, erhält eine nummerierte Reihe von GeoTags. Mit Klicks auf die GeoTags lassen sich Dublin beschreibende Zitate aus dem "Ulysses" abrufen. Beim Ablaufen des generierten und gespeicherten Rundgangs können an den getagten Orten Fotos und Filme aufgenommen werden. Das Datum des Rundgangs kann bekannt gegeben werden, um die Stadtbesichtigung gemeinsam ausführen zu können. Die Bildmedien können in den Plattformen Flickr oder YouTube gespeichert und in der Dokumentation des "Walks" verlinkt werden. Das Joyce-Zitat erscheint dann mit neuen Illustrationen und anderen topographischen Bezugspunkten (Lit.: McGarrigle, Conor: Joyce Walks. In: Vague Terrain. Nr.13/March 2009. URL: http://vagueterrain.net/ journal13/ conor-mcgarrigle/ 01 (12.3.2009))
  • Joyce Walks: Berlin, Alexanderplatz


Dr. Thomas Dreher
Schwanthalerstr. 158
D-80339 München.
Homepage mit zahlreichen kunstkritischen Texten, u.a. zur Konzeptuellen Kunst und Intermedia Art.

Copyright © (as defined in Creative Commons Attribution-NoDerivs-NonCommercial 1.0) by the author, June/November/December 2005/June/October/November 2006/September 2007.
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