Artivismo:
www.0100101110101101.org
Die Website www.0100101110101101.org
wird seit Ende 1998 von zwei italienischen AutorInnen (mit wechselnden
KoautorInnen) betrieben, die es vorziehen, anonym zu bleiben. In Interviews
schlagen sie vor, sie als "Zero" und "One" anzusprechen.
Sie werden in Texten als Tania Copechi und Renato Passopiani, aber auch
als Lisa Perry und Franco Dagani bezeichnet. Sie kürzen den Namen
ihrer Website, der zugleich ihr Gruppenname ist, ab als "zero one
dot org" (im Folgenden: "01.org"). 1
Die Bologneser AktivistInnengruppe
Luther Blissett
2 und "01.org" orientieren ihre Theorie und
Praxis an Anticopyright-Attitüden: Dies beginnt mit dem Verzicht
auf Angaben von UrheberInnen. Festzustellen, ob Mitglieder zeitweilig
in beiden Gruppen aktiv waren, verhindert deren Anonymität. Die AktivistInnen
nannten sich Luther Blissett, als sie über art.hacktivism
von "01.org" schrieben und Klons von Websites unter www.0100101110101101.org
ablegten. "Zero" und "One" wiederum wiesen sich als
seit 1995 in das Luther Blissett Project Involvierte aus. Webmaster von
dessen Site waren sie zwischen 1994 und 1999. 3
Im "Handbuch der Kommunikationsguerilla",
das von Luther Blissett mit herausgegeben wurde und in der deutschen Ausgabe
1997 bis 2001 in vier Auflagen erschien 4, werden Strategien
des Fake(n)s als politisches Mittel vorgestellt: AktivistInnen integrieren
in ihr Handlungsreservoir Falschmeldungen, die zur Aufdeckung von Missständen
führen und so helfen, bestehende politische Machtverhältnisse
zu verändern. Zur Verbreitung der Fakes werden Printmedien aller
Art (Flugblätter etc.) eingesetzt. Ebenfalls wird der politische
Druck geschildert, den Massenmedien erzeugen, wenn sie bereits in Umlauf
gebrachte Falschmeldungen aufgreifen und einem grösseren Publikum
offenbar mangels besserem Wissen so zugänglich machen,
dass es diese als Mitteilungen über politische Tatsachen verstehen
muss.
Die AktivistInnen von Luther Blissett weisen ihren Namen als von jedem
verwendbar aus. 5 Auch die AktivistInnen von "01.org"
haben diesen "multiple name" (e-Mail in "life_sharing",
nicht mehr im Netz) in der Tradition der "Neoisten" (Monty
Cantsin, Karen
Eliot) für ihre Zwecke verwendet. Die AktivistInnen von "01.org"
wehrten sich allerdings im Februar 2000 (e-mail in "life_sharing",
nicht mehr im Netz) dagegen, 0100101110101101.org nur als Bezeichnung
einer Website und nicht als Namen zu verstehen. Sie erklärten deshalb,
dass ihre Arbeit nicht mehr unter dem Pseudonym Luther Blissett vorgestellt
werden soll. Heute erklären "01.org": "Now we are
not working under the pseudonym Luther Blissett anymore. We, as all the
former members, will never claim our part in the project." ("01.org",
e-Mail, 4.4.02)
Wer die Website www.0100101110101101.org
wählt, findet zuerst nur ein Fenster mit einem "OK"-Klickfeld
auf grauem Grund vor (Stand: April 2002). Wer weiter klickt, gelangt nach
mehreren "OK"-Fenstern zu Fenstern mit den Wörtern des
Satzes "now you´re in my computer" und ist mit
der nach weiteren "OK"-Klickfeldern auftauchenden Ordnerliste
tatsächlich im Computer von "Zero" und "One".
An die Stelle der Kopie der Website im Server tritt die Festplatte, zu
der ein Server den Internet-Zugang regelt. Die vernetzte Festplatte trägt
den Titel "life_sharing" (Stand: April 2003, Projektlaufzeit
2001 bis 2003).
Die folgenden Abschnitte rekonstruieren chronologisch die im Ordner "Home"
enthaltenen Vorstufen zu "life_sharing", "life_sharing"
selbst sowie die auf die Erstvernetzung von "life_sharing" folgenden
und in den Ordner "Home" aufgenommenen Projekte.
Darko Maver war eine Künstlerlegende,
die von ihren UrheberInnen als Fake entlarvt wurde. Maver wurde mittels
eines fingierten Lebenslaufs von "Zero" und "One"
als serbischer Performer lanciert. 6 Er soll 1962 in
Krupanj geboren worden sein und sich 1997 im Kosovo nieder gelassen haben.
Dort soll er von der Polizei wegen einer Reihe von Morden inhaftiert und
angeklagt, aus Mangel an Beweisen aber wieder frei gelassen worden sein.
Am 13. Januar 1999 ist er angeblich erneut festgenommen worden, diesmal
wegen Verbreitung antipatriotischer Propaganda. Ungefähr am 30. April
1999 sollen Justizbeamte seine Leiche in einer Einzelzelle in Podgorica
(früher: Titograd) gefunden haben. 7
Maver soll
schon 1982-85
an der Belgrader Kunstakadamie superreale Skulpturen von verletzten Körpern,
Körperteilen und Föten aus PVC, Fiberglas, Gummi und anderen
Materialien gemacht haben. Fotos von Opfern der angeblich seit 1990 entstandenen
Serie Tanz
der Spinne sind fiktive Presseberichte beigegeben, die schildern,
wie grausam zugerichtete Leichen als Dummies entlarvt wurden. Die Scheinberichte
bringen einen Performer namens "Monster von Paklenica" ins Spiel,
der nach "the interpretation of some art critics and cultural workers"
Folgendes will: "giving the society as a feedback a shocking picture
of itself, one people can´t turn away from because of its verissimilitude´"
8 In sogenannten "Poems" von 1990 argumentiert
Maver mit "a cathartic cynicism" 9 und der
Aufforderung "Dissimulate your madness by simulating another folly"
10
Nach der Aufdeckung der Künstlerlegende
von Darko Maver als Fake 11 wissen wir, dass es die
Skulpturen und Aktionen mit Dummies nicht gibt: Ihre fiktiven Dokumentationen
reproduzieren Verbrechensfotos, die von Webseiten wie www.rotten.com
stammen. Was nach den Bildlegenden zu fünf Fotos der Serie "Tanz
der Spinne" zunächst FinderInnen erschreckte, weil sie mit Opfern
von Verbrechen konfrontiert wurden, die dann regelmäßig als
Inszenierungen mit Dummies entlarvt wurden und die sich schließlich
als Kunstaktionen erwiesen, ist seit der Aufdeckung des Fake wieder als
Darstellung von Gewaltverbrechen ausgewiesen.
Die "madness" von Darko Mavers Simulationen dient der Vorstellung
der namen- und ortlos gewordenen Gewalt in Jugoslawien. Die Bilder von
Verbrechen erhalten auch nach der Aufdeckung des Fakes keine dokumentarischen
Legenden, die Informationen über dargestellte Opfer und den Tathergang
liefern. 12 Die Archivbilder erhalten von "01.org"
Legenden, die sich auf fiktive Fundorte der Leichen beziehen, nicht aber
den Tathergang rekonstruieren. Die Entlarvung des Fake macht die Fotos
wieder zu dem, was sie schon waren, nämlich Archivbilder von Verbrechen,
als auch zum Element eines Kunstkonzepts. Die Bilder erhalten Funktionen
als Träger einer Kunstkonzeption (als Scheinbelege von Legenden)
und als Darstellungen von Opfern (mit verlorenem Bezug zum Opfer).
In diesen Funktionen weisen die Maver-Websites auf den Versuch, mit künstlerischen
Schockstrategien der Wirklichkeit nahe zu kommen, um dann doch nur in
deren Uneinholbarkeit die eigene Hilflosigkeit gegenüber ungeheurer
Gewalt zum Ausdruck bringen zu können.
Es hat die erschrockenen FinderInnen der Dummies
nur in den Bildlegenden gegeben: Es gab nie einen Darko Maver, der ihnen
das zugemutet hätte. Wegen dieser Zumutung wäre ein Künstler
in der Art von Darko Maver auch schwer in Zentren des europäischen
und amerikanischen Kunstbetriebs lancierbar, während im Bereich des
ehemaligen Jugoslawien und vielleicht auch im nahen Italien offenbar die
Erkenntnis, wie berechtigt Schockstrategien zur Wirklichkeitsbewältigung
sind, in einigen Fällen zu Ausstellungsbereitschaft führte.
Die lancierten Meldungen über Darko Maver dienen nur bedingt der
Entlarvung des Kunstbetriebs, auch wenn sie "Zero" und "One"
als Entlarvungsstrategie ausweisen 13: Wären zur
Demonstration der Bereitschaft von Akzeptanz der Fakes im Kunstbetrieb
nicht weniger gewaltsame Aktionen besser gewesen?
Die Maver-Inszenierung dient eher zur Vorführung der Notwendigkeit,
mittels Fake Teilmodelle von Wirklichkeit zu lancieren und Beobachtungsweisen
zu provozieren, die mentale Folgen der erschreckenden Gewalt zu bannen
versuchen, um nicht vollständig vor ihr kapitulieren zu müssen.
Einerseits bringt die Schockstrategie die eigene Hilflosigkeit gegenüber
Gewaltausbrüchen zum Vorschein, andererseits lassen sich vielleicht
mittels Gegenschock psychische Auswirkungen des Ungeheuren mindern:
Die psychischen Auswirkungen sowohl massenmedial vermittelter als auch
real erlebter Gewalt werden mit einer massenmediale Mittel integrierenden
Strategie zugleich thematisiert und behandelt, ohne die Gewalt zu verharmlosen,
während sie bei www.rotten.com zum Spektakel wird.
Am 15.12.1998 installierten "01.org" und
Luther Blissett ein leicht modifiziertes Double der Website des Heiligen
Landes (www.vatican.va) unter www.vaticano.org.
Vaticano.org enthielt in der italienischen Ausgabe häretische Äußerungen,
erfundene Wörter, >unverzeihliche< Fehler und Lieder von "883",
einer italienischen Pop-Band mit Teeny-Publikum. Briefe konnten direkt
an den Papst verschickt werden. 200 000 User sollen die Site in 12 Monaten
besucht haben (offenbar ohne sich zu beschweren).
Dann verweigerte Network Solutions
eine Verlängerung des Vertrags. Networks Solutions verkaufte den
Domainnamen am Tage des Vertragsendes an eine katholische Vereinigung
in Rom, obwohl "01.org" ein Recht auf Verlängerung gehabt
hätte. Mittels scheinbar automatischer e-Mail-Antwort auf Verlängerungsanträge
von "01.org" wurde diese Verlängerung jedoch blockiert:
Wiederholt wurde eine auf technische Probleme verweisende Meldung zurückgesandt.
Auch weitere Kontaktaufnahmen von "Zero" und "One"
via e-Mail, Briefe und Fax mit Network Solutions blieben ergebnislos.
Auf eine Presseanfrage nach Gründen der verweigerten Verlängerung
wurde "lack of payment" angegeben. "01.org" hat diese
Darstellung und weitere, offensichtlich falsche Angaben von Network Solutions
zurückgewiesen. 14 Zu diesem Zeitpunkt bereiteten
KoautorInnen Modifikationen der deutschen, englischen und spanischen Versionen
von vatican.va vor. Nur die Suchmaschine und das Design wiesen in allen
Versionen dieselben Modifikationen auf.
Der Vatikan verbreitete über Vaticano.org Meldungen
zum Jubiläumsfest. 15 Derzeit (15.3.2002) befindet
sich dort nur die Meldung Sito in costruzione.
Neben Vaticano.va besitzt der Vatikan auch die Domainnamen Vaticano.va
(Oktober 2006: inaktiv), Vatican.net,
Giubileo.va (Oktober 2006: inaktiv)
u. a.
Network Solutions, der zentrale
Verwerter einiger wichtiger Top-Level-Domains, versucht über Domainnamen,
wie der Fall vaticano.org zeigt, auch ohne Rücksicht auf eigene Regeln,
und zur Not auch in Pressemeldungen diffamierend zu verfügen: Die
für die Struktur des Web zentrale, aber problematische Domainnamenvergabe
und ihr restriktiver Charakter werden erkennbar. "01.org" reagierte
darauf mangels Zeit und Geld für Juristen lediglich mit einer Dokumentation
der italienischen Version von Vaticano.org
auf ihrer eigenen Website. 16 Ohne den Vergleich zu
den Texten der damaligen Version der Website des Heiligen Landes und ohne
den über Suchsysteme auch von Gläubigen leicht auffindbaren
Domainnamen ist die Dokumentation nur ein Relikt. Die Differenz zwischen
ursprünglichem und neuem Kontext zeigt, dass dasselbe Datenmaterial
nur im gleichen Datenkontext beziehungsweise unter denselben Netzbedingungen
dasselbe bedeuten kann: "Differenz und Wiederholung" 17
in Kontext
Kunst im Internet.
Am 11.5.1999 installieren "Zero" und "One" zwei Hybrids
(Sie sind inzwischen zu einem Hybrid zusammengefasst, 2. April 2003).
Die Hybrids
bestehen aus geklonten Seiten von künstlerischen Netzprojekten und
e-Mails. Die Abfolge der Seiten erfolgt teilweise automatisch mittels
Zufallsoperatoren und teilweise durch Clicks auf mit Links unterlegte
Flächen oder Punkte. Beim Klonen übernommene Links führen
entweder zu "Hybrid"-internen oder zu "Hybrid"-externen
Webseiten: Einige Links führen zur Einbettung in das Datenumfeld
der geklonten Seiten.
Die aus den Zusammenhängen in Websites und Netzprojekten gerissenen
Seiten mit Funktionen, die die Oberflächen in Bewegung versetzten,
laden zu springendem, nicht zu vertiefendem Beobachten ein. So provoziert
das Disparate eine Ästhetik des flüchtigen Blicks. Die Montage
zwingt zu ohne Anhaltspunkte springenden Lesesequenzen, während beim
zwischen Spalten springenden Zeitungslesen das Lay-Out Anhaltspunkte liefert.
Beschleunigtes Browsen wird durch Clickflächen gestört, die
zu abrufbaren Funktionen (z. B. Audio- und Shockwave-Dateien) und zu Site-externen
Seiten führen. Diese Clickflächen vermehren die Gelegenheiten
zum Entschleunigen des Durchlaufs sowie zum Ausstieg aus der Hybrid-Sequenz.
Einige Seiten, häufig sind dies Seiten mit programmierten und abrufbaren
Funktionen, führen nicht weiter, sondern zwingen UserInnen, zu Seiten
zurückzukehren oder Fenster zu schließen, um fortfahren zu
können. Das Patchwork aus geklonten Seiten und Funktionen führt
zu Beobachtungsoperationen,
die sich als labyrinthische Prozesse ohne erkennbares Ziel beschreiben
lassen.
"01.org" folgen mit ihrem programmatischen Verzicht auf Eigenes
zugunsten von Aneignung und Expropriation der Auffassung, dass sogenannte
Originale nur aus Verbindungen von Vorhandenem bestehen. Vorläufer
hinterlassen nach "01.org" ihre Spuren in Werken in einer Weise,
durch die Originalitätsansprüche hinfällig werden:
There is no Genius isolated from the world
and inspired by the Muse culture is made by people exchanging information
and re-working on what has already been done in the past, it has always
been like that. Culture is only a big, endless plagiarism in which nobody
invents nothing, people only rework, and this reworking happens collectively:
nobody creates nothing alone. 18
HELL.COM war 1999 eine mittels "password
protection" nur geladenen Gästen (und später als "pay-per-view")
zugängliche Site. Als HELL.COM "Surface" mit Netzkünstlern
wie super!, absurd
und fakeshop präsentierte,
erhielten Abonnenten der Mailing Liste Rhizome
ein Passwort. Die 48 Stunden währende Öffnung der Website nutzten
die AktivistInnen von "01.org" am 27.2.1999 für einen Klon
von "Surface", den sie am 10.5.1999 auf www.0100101110101101.org
veröffentlichten. Dabei ersetzten "01.org" den Passwort-Zugang
durch einen "Anticopyright"-Status: No
rights reserved. Zur Klärung ihrer Position fügen sie hinzu:
"accessible to everybody ... there is no forbidden access to the
web ... there are no prohibitions ..." Als "featured member´s
site for this week" erscheint jetzt "life_sharing" (s.
u.), womit Aktualisierungen durch einen ironischen Selbstverweis ersetzt
werden. Alle Beiträge zu "Surface" auf HELL.COM sind (mit
Netscape Communicator 4+ und dem dazu passenden Shockwave-Plug-In) auch
im Klon in www.0100101110101101.org
zu finden: 676 Dateien, 9.864.334 bytes. Die Beiträge folgen in einer
Zufallsreihenfolge ohne Nennung der AutorInnen.
"01.org" schätzten "Surface"
nach der Ausführung ihres Klons so ein: "Das ist nur eine Designausstellung.
Dahinter steckt keine Idee, kein Inhalt." 19 Tatsächlich
besteht "Surface" aus einer Serie von nacheinander anklickbaren
Shockwave-Dateien mit unterhaltenden graphischen Einfällen. Die gezeigten
Oberflächen weisen nur wenige anklickbare Flächen und folglich
auch wenig Transformationsfunktionen auf: Der Titel verspricht, was geboten
wird.
Kenneth Arnason, der Gründer von HELL.COM, bezeichnete
den Klon von "01.org" als Diebstahl: " ...in the final
analysis, it is just simple theft." 20 Im ersten
e-Mail
(10.5.99), das "01.org" wenige Stunden nach dem Einstellen ihres
Klons ins Netz erreichte, wies ein Rechtsexperte von HELL.COM nach der
Aufforderung "please immediately remove this material from your server"
auf die Rechte des Websiteträgers und der an "Surface"
beteiligten KünstlerInnen hin. Ohne Rücksprache mit AutorInnen
verlieh "01.org" diesen Beiträgen einen neuen Urheberrechtsstatus.
Dennoch gelten die reklamierten Urheberrechte für das von "01.org"
Geklonte, gleichgültig ob es sich um Anwendungen der Seiten der UrheberInnen
oder des Klons von "01.org" handelt: Der Klon kann weitere UserInnen
zur Fortsetzung der Urheberrechtsverstöße von "01.org"
verführen.
Die Gruppe Luther Blissett begründet diese Form des "art.hacktivism",
die Rechtsbrüche einkalkuliert:
The conviction that information must be
free is a tribute to the way in which a very good computer or a valid
program works: binary numbers move in accordance with the most logic,
direct and necessary way to do their complex function. What is a computer
if not something that benefits by the free flow of information? 21
Zur Präzisierung des programmatisch vertretenen
Anspruchs auf öffentlichen Zugang zum Datenstrom des Internet sowie
als weiteren Beleg der eigenen Praxis des Netzaktivismus im Kunstkontext
("artivismo") kopieren und modifizieren "01.org" am
5. Juni 1999 mit Olia
Lialinas Website art.teleportacia
auch deren The
First Real Net.Art Gallery. Lialina bietet Zertifikate für Internet-Zugänge
zu "Miniaturen" von Webprojekten der "Heroic Period"
(ab 1995) zum Kauf an. Sie unterscheidet ihre "Net.Art Gallery"
von Sites, die Datenträger mit Kopien von Teilen der Websites zum
Verkauf offerieren, wobei die "Webness" der Netzprojekte entweder
durch Archiv-Versionen auf CD-ROM außer Kraft gesetzt wird oder
es sich zeigt, dass Webness nicht vorliegt: "We [=die Arbeitsgruppe
um Lialina] find it more natural to create a market for net.art inside
WWW." 22
Als bei künstlerischen Netzprojekten zertifizierbares
Original weist Lialina die URL-Adresse aus. Da für Lialina ein Netzprojekt
mit seiner einmaligen URL-Adresse nicht wiederholbar ist, glaubt sie,
Zertifikate verkaufen zu können, die Regelungen des Zugangs zur URL-Adresse
eines Galeriebeitrages enthalten. Zertifikatkäufer sollen über
In- oder Exklusion der User-Öffentlichkeit entscheiden. Zudem sollen
mit BesitzerInnen Vereinbarungen über den weiteren Verbleib des Projektes
unter seiner bisherigen URL-Adresse oder über den Wechsel zu einer
anderen Domain-Adresse getroffen werden. Zu Lialinas Zertifikaten gehört
eine Zugangsregelung mittels Skript: "Accessability of a sold artwork
is checked by a special script, which runs on art.teleportacia server."
23 Dieses Skript enthält die Abmachungen mit KäuferInnen.
Lialina erklärt in ihrem FAQ-Text,
wozu diese Regelungen dienen: "Art.Teleportacia, in alliance with
the artists, sells access to the artwork." Diese Wiederherstellung
des Besitzer- / Sammlerstatus mittels Zugangszertifikat kommentieren Luther
Blissett:
... tons of the same shit we have been
eating all the times ... The web is the paradise of no-copyright, plagiarism,
confusion and exchange, why the hell are those people trying, by any means,
to create a copy of the real world? 24
In Lialinas Reflexionen spielt es keine Rolle, dass durch die Ausgliederung
von kaufbaren Kurzversionen Websites, die in toto als künstlerische
Netzprojekte verstehbar sind, zu Quellen für Online-Galerien umfunktioniert
werden und dies auf Kosten der Gesamtheit der Website geschieht: Ausgliederungen
ändern den Status der Projektteile mit der Folge, dass diese im System
einer Website als nicht mehr aufeinander angewiesen erscheinen.
Lialina betrachtet Netz und Tauschwert als zusammengehörende mediale
Aspekte. Netz- wie marktspezifisch relevante Eigenschaften müssten
also bereits in Konzepten von Netzprojekten so eingeplant werden, dass
sie sich nicht wechselseitig widersprechen. Doch gerade diesen Doppelstatus
von Werken mittels kunst- wie marktrelevanter Eigenschaften, die bei Malerei
und Objektkunst immer mehr zu einer Einheit aus Markt-, Ausstellungs-
und Kunstwert verschmolzen, lehnen Luther Blissett und "01.org"
ab.
"01.org" ersetzen in ihrem Klon der Website "arte.teleportacia"
das Copyright durch Anticopyright und die "Miniatures of the Heroic
Period" weichen "Hybrids of the Heroic Period". Als Urheber
der "Hybrids of the Heroic Period" werden fiktive Abteilungen
von "01.org" in Ländern ausgewiesen, aus denen auch die
Urheber der "Miniatures" stammen. Die Links des Klons von "01.org"
führen zu verschiedenen Seiten eines der oben vorgestellten "Hybrids"
(heute nur als Remix in einem Hybrid verfügbar).
Die Analysen, die verschiedene KritikerInnen über jede der "Miniatures"
geschrieben haben, werden von Klonen mit geringen Varianten (Austausch
der Künstler- und Werknamen, nicht aber der URL-Adressen) ersetzt:
Aus den Analysen der "Miniatures" werden Analysen der "Hybrids".
Die Preisangaben, die sich im Klon wiederholen, erscheinen jetzt als Persiflage
von Lialinas virtueller Galerie: Nach "01.org" erscheint der
(Ver-)Kauf von (Zugängen zu / Datenträgern mit) Netzprojekten
überflüssig, da es sich um kein Produkt handelt, das Informationen
enthält, die auf anderem, kostenlosen Weg nicht auch zu erhalten
wären.
Jede Monitorpräsentation wird von im Cache gespeicherten
Daten gespeist, die die vom Server kommenden Daten wiederholen. Zudem
ist auch die Serverdatei kein Original, sondern ein mittels FTP an den
Server verschicktes Double: Die beliebige Erzeugbarkeit von absolut identischen
Wiederholungen ist ein wichtiger Bestandteil der Vernetzung. 25
Lialinas Konzept einer einmaligen Datenquelle mit der URL-Adresse als
Signatur setzt bereits eine Kopie voraus: die im Server gespeicherte Kopie
der Daten, die von einem Rechner über einen FTP-Zugang verschickt
wurden. Die für UserInnen erreichbare Datenkombination ist kein "Original",
sondern eine Kopie. Ihre beliebige Kopierbarkeit ist Bestandteil der Programme,
mit denen Dateien fürs Internet erstellt und abrufbar werden, also
ist Kopierbarkeit auch Eigenschaft der Dateien auf den Rechnern von KünstlerInnen:
Es gibt kein von Kopien unterscheidbares Original.
Ein unmodifizierter Klon
einer der Websites von Jodi ist am 12.9.1999
offenbar die Antwort von "01.org" auf deren Kollaboration mit
Lialinas virtueller Netzkunstgalerie: "Cloning" versus "Signature
Art", freie Kopierbarkeit versus Privatisierung mittels URL-Zugangsskript,
unbegrenzter Datentausch versus Zonierung, In- versus Exklusion, unbegrenzter
Zeichentausch versus Tauschwert (und Besitz): "When we clone Jodi,
we don´t destroy their work, we re-use it." 26
Die Netzstruktur der Website von Jodi blieb im Klon
bis auf eine geringfügige Abweichung die gleiche: Der bei Jodi versteckte,
zu allen Seiten führende Index wird von "01.org" mittels
hinzugefügter "Refresh"-Seite als immer erscheinende erste
Seite eingesetzt. 27 So verweist der Klon durch
eine minimale Ergänzung auf die Netzstruktur des Geklonten.
Amy Alexander
initiierte eine Serie von Appropriationen: Nachdem sie am 24.12.1999 auf
ihrer Website plagiarist.org einen
Klon von
www.0100101110101101.org (und damit einen Klon von deren Klons) installierte,
reagierten "Zero" und "One" auf ihrer Website mit
einem Link
zum Alexander-Klon. Schließlich integrierte Alexander den Link in
ihr Update ihres Klons von "01.org". Das Problem der Klons und
ihrer Updates wird mittels Link problematisiert: Entweder bleibt der alte
Alexander-Klon auf der URL-Adresse, zu der der Link von "01.org"
führt, dann ergibt sich eine Differenz zwischen einem Klon, der einen
alten Zustand des Geklonten (ohne Link) reproduziert, und dem neuen Zustand
des Geklonten (mit Link), oder der Klon wird aktualisiert, dann führt
der Link auf eine Seite mit einem Klon des Links. Da der Klon-Index von
"01.org" den Link zum Alexander-Klon zwischen den Links zu den
"01.org"-Klonen aufführt, entstand bei Matthew Mirapaul
(s. u.) und anderen KritikerInnen der Eindruck, es gäbe von "01.org"
einen Klon von plagiarism.org, dabei hätte nur auf die Reihenfolge
der angegebenen Link-Adresse geachtet werden müssen: Auf den Link
http://plagiarist.org/www.0100101110101101.ORG (wenn das Fenster mit
irreführender "not found"-Angabe geschlossen wird) bei
"01.org" folgt auf der verlinkten
Seite der Link http://plagiarist.org/www.0100101110101101.ORG/plagiarist.org/,
der nicht auf die Homepage plagiarist.org,
sondern auf http://plagiarist.org/www.0100101110101101.ORG/plagiarist.org/index.html
verweist. Dies ist scheinbar ein Klon der Plagiarism-Homepage im Klon
von "01.org" in plagiarism.org.
Alexander hat eine im Rahmen ihrer Website beliebig wiederholbare Innenspiegelung
von Klon und Geklontem mittels eines Skriptes programmiert, das den Eindruck
hinterlässt, es gäbe unendlich viele Wiederholungen der Relation
Klon-Geklontes. Dieses Skript hat den Fehlschluss provoziert, dass ein
Klon von "plagiarism.org" auf "01.org" integriert
worden sein muss, der nun wiederum in "plagiarism.org" enthalten
ist. Da Alexander in ihrem Klon des HELL.COM-Klon von "01.org"
unter featured
member´s site for this week (s. o.) "plagiarist.org"
einsetzt, gibt es auch einen Weg aus dem Klon im Klon zurück zur
Homepage der Website, die den HELL.COM-Klon von "01.org" enthält:
Die Klon-Verschachtelungen enthalten einen Ausweg.
Alexander stellte ihre Website plagiarist.org vor als "a character
who bounces around inside the hall of mirrors of the Net. Plagiarist never
sees outside the Net, but doesn't seem to realize it. When you live in
a hall of mirrors, it's hard to tell there aren't any windows." Durch
Wiederholen von Datensets kann die Zirkulation von Informationen im Internet
thematisiert werden. Die "hall of mirrors" weckt Zweifel bei
jedem Bezug sowohl auf Zeichenexternes (bzw. der Zeichenzirkulation Externes)
als auch auf Kontexte, die als Bedeutung stiftende Rahmen / Systeme in
und neben anderen Rahmen / Systemen der Zeichenzirkulation konzeptualisierbar
sind. Wenn die Zeichen schon rein formal Gleichheit und Unterschiede (Modifikationen,
Kontextverschiebungen) zwischen Reproduktionen erkennen lassen, bevor
sie als Mitteilung bestimmter (ex- oder intensionaler, de- oder konnotierender)
Zeichenbedeutungen zu verstehen sind, dann erscheinen Zeichen als zirkulierende
Signifikanten, deren Bedeutungsfelder auch dann sekundär sind, wenn
die Semantik die Ursache für ihre Zirkulation war: Medientechnisch
ist die Zirkulation endlos fortsetzbar, während Koordinationen von
Zeichen mit Bedeutungen mit Hilfe von Interpretanten nicht in jedem
Kontext und nicht in jedem Kontext gleich vollzogen werden.
Für UserInnen entsteht bei der Rekonstruktion der Zusammenhänge
zwischen Datensets, die in verschiedenen Datenumgebungen wiederholt wurden,
eine Spannung zwischen medientechnisch vollziehbarem willkürlichem
Kontextwechsel und einem semantische Verschiebungen einkalkulierenden
Kontextwechsel.
Wenn im Kontext des digitalen Datenaustauschs Bedeutung konstituiert
wird, dann kann dies nur durch Bedeutung erzeugende Zirkulationssysteme
(Kommunikationskontexte im engeren Sinn) geschehen, die die willkürliche
Anwendbarkeit des technischen Datenaustauschs durch Gebrauchsregeln
etablierte semantische Instanzen einschränken. Diese Kommunikationskontexte
(im engeren Sinn) verändern sich selbst in Interpenetrationen mit
ihrem Datenumfeld (Kommunikationskontexte im weiteren Sinn). Klonen geschieht
dann entweder, um gezielt Kommunikationskontexte zu verändern, oder
als beliebig fortsetzbare experimentelle Handlung. In letzterem Fall wird
auf die Folgen für die Bedeutungsfelder der Zeichen keine Rücksicht
genommen: Es können zum Beispiel semantisch entleerte Kontexte entstehen,
wenn vorgegebene Einschränkungen der Zirkulation, wie sie semantische
Gebrauchsregeln (Vorcodierungen) vorgeben, durch beliebige Wiederholungen
aufgelöst werden.
Klonen könnte als Vorgang (miß)verstanden werden, der Desemantisierung
als Idealfall anvisiert. Es ist aber ebenso als Strategie zur Thematisierung
von Relationen zwischen Datensets und Datenumfelder einsetzbar. Mit der
Wiederholung von identischen Datensets werden Relationen zwischen Programmmöglichkeiten
und Semantisierung, zwischen technischen und sozialen Systemen, als Problem
vorgeführt, das Konzeptualisierungen provoziert.
Warum sollten Referenzprobleme, wie sie Telepresence
aufwirft, nicht immer schon mit dem von der "hall of mirrors"
provozierten Zweifel belastet sein? 28 Die Frage ist,
ob Telepresence wirklich aus der "hall of mirrors" hinaus zum
Dargestellten führt, oder nicht zu einem beliebig durch andere Sensoren
(andere Webcams oder Sensoren mit anderen Reaktionsfähigkeiten) substituierbaren
Dateninput, bei dem nur die Datenseite, nicht aber das reale Ereignis
relevant ist. Dies führt zur Frage, ob Relationen zwischen Input
(Kameras) und Output (Bildübertragung) auf Möglichkeiten elektronischer
Datenverarbeitung verweisen, die sich als "hall of mirrors"
vorstellen lassen. Liefert Amy Alexanders The
Multi-Cultural Recycler (1996), der User zwischen im Netz verfügbaren
Webcams wählen lässt, deren Bilder transformiert und es dem
User ermöglicht, die Resultate in einer Galerie
auszustellen, nicht ein Gegenmodell zu der Ken Goldbergs Band The
Robot in the Garden leitenden Frage einer Telepistemology,
ob die Echtheit der gelieferten Bilder prüf- und belegbar ist?
Relationen zwischen Zeichendistribution und Darstellungsfunktion lassen
sich durch die Diskussion von Theorien, die Zusammenhänge zwischen
Selbst- und Fremdbezug zu klären versuchen, zwar problematisieren,
doch lässt sich nicht vermeiden, dass jeder medienexterne Referent
medienintern nur eine mehrdeutige und interpretationsbedürftige >Spur<
hinterlassen kann. Mit solchen >Spuren< lässt sich das Bemühen,
Gewissheit über den Wirklichkeitsbezug zu erlangen, medienintern
nur problematisieren, nicht aber einlösen. Ostensionen auf zeichenexterne
Referenten wandeln sich beim Wiedereintritt / "re-entry" in
Zeichensysteme zu denotierenden Bedeutungsfeldern. Die Denotationen können
den zirkulären Charakter der medieninternen Verweise nicht durchbrechen.
Hinweisungen sind als gestische Verbindungen zwischen Referent und Zeichen
(in referentiellen Funktionen) zwar in Sprechakten vollziehbar, nicht
aber im ortlosen Internet.
Matthew Mirapaul hat Alexanders Klon von "01.org"
als "a cyber-era iteration of appropriation art" beschrieben,
nicht ohne der Übertragung von etablierten Medien der Kunst (Objektkunst,
Malerei, Skulptur, Zeichnung, Fotografie) ins Transmedium
Internet zuzugestehen, dass auf diese Weise "appropriation art"
in einen neuen "thought-provoking context" gelangt. 29
Dieser neue Kontext ermöglicht andere Konzeptualisierungen, als dies
im Ausstellungskontext der Fall war. Doubles von Sherrie Levine, Elaine
Sturtevant oder Mike Bidlo provozieren im Ausstellungskontext Fragen zu
Relationen zwischen Signatur, Werkobjekt, Tausch- und Ausstellungswert,
die Rekonzeptualisierungen des Urheberstatus noch möglich erscheinen
lassen, während die Strategien von "01.org" dazu dienen,
diesen Status zu dekonstruieren: Die Rückkoppelungen auch noch der
Dekonstruktionen an (nicht dekonstruierte) AutorInnen-Subjekte wie Levine,
Sturtevant oder Bidlo werden als grundsätzlich fragwürdige und
nicht netzspezifische Referenz ausgewiesen.
Künstlerische
Netzprojekte, die sich dem Kunsthandel entziehen, sind nicht wie "Appropriation
Art" in einem Zirkel (oder in einer nicht aufgelösten Spannung)
aus Kritik und Komplizenschaft an den kritisierten Kunstkontext gebunden.
30 Vielmehr trifft auch im Kontext einer medienreflexiven
Netzkunst, die Modellrahmen für allgemeine Netzprobleme liefert,
Peter Weibels Bemerkung von 1991 zu, dass "Faken ... wie ein Virus"
ist, "der die Schwachstellen ... aufdeckt": Diese Schwachstellen
sind jetzt nicht nur die "des Diskurses der Kunst" 31,
sondern auch die des Datenaustauschs im Internet. Diese Schwachstellen
gibt es im Internet vor allem, wenn RechtsexpertInnen mit VertreterInnen
von Wirtschaftsinteressen kooperieren, um mittels Copyright (oder Patent-
und Urheberrecht) Barrieren im Informationsfluss zu schaffen 32;
die ökonomischen Interessen dienende und von InteressenvertreterInnen
betriebene Reterritorialisierung des Datenflusses im Netz stößt
auf eine deterritoritialisierende Gegenbewegung, die Fakes als strategisches
Mittel einsetzt, und über die Copyleft
Attitude (von Antoine Moreau u. a.) zu alternativen Rechtsgrundlagen
führt.
Peter Weibel und "01.org" konzeptualisieren
mittels Fakes die Kopie ohne Original: "Der Faker ist nicht einer,
der Originalwerke fälscht, da er ja nicht imitiert. Sondern er setzt
Fiktionen [s. Darko Maver] in die Luft, er schafft >Kopien ohne Original<."
33 "01.org" erweitert Weibels Fake-Reflexionen
von 1991 um netzspezifische Aspekte:
This discussion on originality hasn´t
meaning any longer in the net, Duchamp did it only with reproductions
of works of art, we do it with the works themselves since the copy in
the net is exactly the same as the original. Everybody can use the data
on the net.
The concept itself of an >original< is now meaningless, and even
the concepts of false and plagiarism don´t exist any longer. If
it´s obsolete to talk about "originals" in the real world,
it becomes absolutely paradoxical in the web. 34
Einerseits sind die Klone von "01.org"
bereits Anticopyright-Praxis, andererseits sind sie als Attitüden
lesbar, die konzeptuell über sich hinausweisen: Pressemeldungen und
Interviews von "01.org" explizieren Weisen der Konzeptualisierung
des Netzes, wie sie nur teilweise aus ihren im Netz "Form" gewordenen
"Attitüden" 35 ableitbar sind: Aktion
/ Prank und theoretische Äußerungen verweisen wechselseitig
aufeinander, nicht aber zumindest nicht in allen Punkten
sind konzeptuelle Positionen aus den Aktionen / Pranks ableitbar. Häufig
sind die Netzrealisationen Teilrealisationen des Medienkonzepts. Die Teilrealisationen
stehen - wie Synekdochen - für das Umfassendere, das Medienkonzept.
Dies gilt vor allem für die folgenden Projekte.
Seit 1.1.2001 ist der Computer von "Zero" und "One"
über einen "free 24-7 access" erreichbar. Die URL-Adresse
www.0100101110101101.org führt UserInnen auf die Festplatte des Computers
von "01.org". Die Dateien der Festplatte des Computers sind
über einen Server öffentlich zugänglich in der Projektbeschreibung:
File sharing is an option that allows you
to share your hard-disk with other users ... life-sharing is a computer
sharing its hard-disk with the whole world, making all its contents accessible
via Internet. "All" doesn´t mean a directory of the hard-disk
but the whole content of the computer: programs, system (all the software
used will be open source), desktop, archives, tools, ongoing projects,
mailboxes and so on. 36
It is its hard disk entirely published,
visible and reproducible by anybody: public property. 37
"Zero" und "One" nennen ihr vom Walker
Art Center (WAC, Minneapolis / Minnesota) unterstütztes Projekt
"life_sharing": ein Anagramm von "file sharing". Die
KünstlerInnen wählten dieses Anagramm, da ihrer Ansicht nach
Computer mit der Dauer ihres Gebrauchs immer mehr den Gedächtnissen
ihrer UserInnen entsprechen. Es sind nicht nur Archivgliederungen an Ordner-
& Desktopstrukturen ablesbar, sondern auch Denkweisen. Wenn digitale
Gliederungen in Ordner(hierarchien) zum Wiederfinden von Daten dienen,
können UserInnen ihre Gedächtnisleistung auf die Archivsysteme
ihrer Computer stützen. Indem das digitale Archiv "Memory Operations"
stützt und ergänzt, wird EDV zur Prothese des Gedächtnisses.
Die Prothese wiederum kann als Dokument dessen, der sie für seine
Operationen einsetzt, aufgefasst werden: Gedächtnisfunktionen werden
an Hand der Hilfsmittel / Prothesen, die für mentale Operationen
geschaffen wurden, rekonstruierbar / rekonzeptualisierbar.
Mit dem Web-Zugang zum täglich von "Zero" und "One"
verwendeten Computer wird das Internet auf das Modell der Netzwerke zurückgeführt,
die Zugänge zu Dateien auf Festplatten anderer Computer ermöglichen.
Bei "life_sharing" ist die Vernetzung zwischen Computern allerdings
reduziert auf einen beschränkten Zugang zum Rechner von "01.org":
UserInnen erhalten einen Überblick über das aktuelle Ordner-System,
Möglichkeiten zum Download der Programme und der jeweils aktuellen
Variante einer Datei sowie ferner die Möglichkeit, durch e-Mails
zum Teil des öffentlich zugänglichen Datensystems zu werden.
Mit dieser Art der Öffnung aller Systeme und >Daten in Arbeit<
für den Zugang via Internet wird "life_sharing" zur Modellpraxis,
die Voraussetzungen für eine ">Do It Yourself< attitude"
schafft. Die schrankenlose Vernetzung (der eigenen Festplatte mit den
Speichern anderer Rechner) wird nicht nur als Modell für deterritorialisierten
Datenaustausch vorgestellt, sondern auch als Modell der schrankenlosen
Interpenetration kognitiver Operationen: Wer auf alle Daten zugreifen
kann, hat ein Weltwissen zur Verfügung, und kann seinen Beitrag zu
dessen Erweiterung leisten. Die uneingeschränkte Vernetzung der Informationsflüsse
erhält, wenn sie zur kollektiven Nutzung und Erweiterung der vorhandenen
Daten führt, eine Dynamik, die sich zum Weltgehirn entwickeln kann.
"life_sharing" verweist auf dieses umfassendere Problem durch
den Direktzugang zur Festplatte, das Anticopyright und die auf diese Weise
offen gehaltene Möglichkeit, die Systeme und Daten von "01.org"
zu kopieren, wieder zu verwenden und zu ändern.
Das Weltwissen ist konzipierbar als universelles Gedächtnis, das
ein virtuelles Kollektiv aller UserInnen permanent überarbeitet.
Die Überarbeitung leisten viele UserInnen, auf die (und auf ihre
>Prothesen<, die Rechner des Netzwerks) die Kapazitäten eines
>Weltgedächtnisses< verteilt sind. Dieses Gedächtnis hat
eine heterarchische Vernetzungsstruktur, die permanent revidiert und erweitert
werden kann.
Die Website www.0100101110101101.org ist mit LINUX und weiterer Open
Source Software programmiert, die über "life_sharing" abgeladen
werden kann. Texte in Dateien des Computers von "01.org", die
urheberrechtlich geschützt sind, sollten so war es ursprünglich
geplant durch neu zu erarbeitende Rechtsgrundlagen ebenfalls frei
verfügbar werden: Die rechtlichen Voraussetzungen der ">Do
It Yourself< attitude" des "file sharing" sollte eine
Überarbeitung der Gnu
Emacs General Public License (GPL)-Regeln verbessern. Die GPL-Regeln
sind für freie Software entwickelt worden, nicht aber für Kunstwerke
und andere urheberrechtlich >geschützte< Produkte.
Die GPL-(Anti-)Copyright-Regeln, die Richard
Stallman 1985 mit einem Juristen ausarbeitete (Free Software Foundation),
verbieten die gewerbliche Verwendung von Open Source Software und erlauben
jeden nicht gewerblichen Gebrauch, zum Beispiel Kopie, Erweiterung und
Veränderung. Voraussetzung der Open Source Software ist die von der
GPL geregelte Verpflichtung zur Freigabe von Source Codes. Sie müssen
auf Datenträgern angeboten werden. Lediglich Unkostenbeiträge
können für die Verbreitung der Source Codes erhoben werden.
Die GPL-Regeln enthalten also Verpflichtungen für Beteiligte, um
freien Datenaustausch zu gewährleisten.
Eine Übertragung der GPL auf die Dateien von "Zero" und
"One" in "life_sharing" und die auf ihrem Computer
verwendete Software impliziert, dass Kopien und Modifikationen von Dateien
nur dann einen Rechtsbruch darstellen, wenn Kopierende auf diese (un-)modifizierten
Dateien Copyright-Ansprüche erheben, diese gewerblich genutzt werden,
geänderte Source Codes nicht allgemein verfügbar sind und nicht
auf Datenträgern verbreitet werden. Die von "01.org" geplante
Erweiterung der GPL für kulturelle Produkte sollte mit der Freigabe
der Kopie auch die Fragen der Verfügbarkeit aller Programmebenen
und ihrer Modifizierbarkeit regeln:
We are working, together with a lawyer, to develop
a license that we want to apply to all the files in which no other license
is specified. This license is directly inspired by the GPL but will
be extended to all cultural products, granting the possibility of: --
using the product -- modifying the product -- distributing copies, modified
or not, of the product (freely or with payment). This license also prevents
the addition of any restrictions ... 38
Für Kunst liefert zum Beispiel die in Abstimmung mit der französischen
Gesetzgebung entwickelte Free
Art License [Copyleft Attitude] einen rechtlichen Rahmen. "01.org"
planten offensichtlich eine Erweiterung der "Free Art License"
oder eine Alternative zu ihr, nehmen aber heute (April 2002) von diesem
Projekt Abstand. Sie bestehen allerdings nur auf dem in Amerika und Europa
geltenden Rechtsschutz auf Verwendungen ihres Gruppennamens, um für
KuratorInnen nicht beliebig verfügbar zu sein. Klone ihrer Arbeit
können ohne und mit Mutation beliebig verwendet werden, aber ohne
Genehmigung nicht unter ihrem Namen. "01.org" äußern
am 3.4.2002 in einem e-Mail:
There are many different "open content" licenses, like the
Design Science License,
the GNU Free Documentation
License, the Open Publication
License, the Open Content
License, the Free
Art License and the Free
Music Philosophy just to mention a few ... We have analyzed many
of them and discussed, both privately and publicly, with different people
... and we came to the conclusion that it’s useless, if not harmful,
putting a work of visual art under "any" license. Licenses
are designed to "allow" certain actions, and to "forbid"
others. Simply, what these licenses allow and forbid is not relevant
in the context of the kind of visual arts. In our opinion you, as user,
must have the freedom to distribute copies of our work (and charge for
this service if you wish), and to change the work or use pieces of it
in new works. The only action we need to forbid is the exploitation
of our work, that, in visual art, means the exploitation of our name.
That means: you are free to do whatever you want with my work, but not
with my name. If somebody wants to mix my work with copyrighted works
or even resell it "as is", without any modification
as in fact we did with jodi.org he can do it.
But the only way you have to get rid of people who wants to exploit
your work is forbidding them to exploit your name, that’s the only thing
they can profit from. This problem doesn't exist in software: who cares
if the word "Linux" or "Debian" is copyrighted?
The most important and sellable thing in the art market is the signature,
not the content. That’s why if a critic / curator puts our work in an
exhibition where we wouldn't be part of we need to have the "legal"
power of refusing ... The contents remains no-copyright, the name is
protected.
Eine der Dateien in "life_sharing" enthält
einen Vertrag
vom 16.9.2000 mit Steve Dietz, dem Direktor der New Media Initiatives
des Walker Art Center und Kurator der Gallery
9, in die "life_sharing" integriert wurde. Ein Vertragspartner
von Steve Dietz ist mit Namen und Adresse aufgeführt, dem 5000 $
Honorar und 4000 $ "for technical and other contracted assistance
or equipment" zugesichert werden. 39 Hier zeigen
sich die Konsequenzen des Projektes: Wenn alle Grenzen des Datenflusses
zwischen Privatsphären und Öffentlichkeit fallen, dann kann
es auch keinen diskreten Datenaustausch geben, der die Privatheit wahrt,
wenn es sich um ökonomische, bürokratische oder juristische
Vorgänge wie Verträge, Zahlungsverkehr etc. handelt, die zwar
Personen außerhalb der Privatsphäre involvieren, aber Öffentlichkeit
ausschließen.
Ob nun "Zero" und "One" auch in "life_sharing"
einen Weg gefunden haben, durch Mittelsmänner ihre Anonymität
zu erhalten, oder ob sie im Wissen um die Konsequenzen von "life_sharing"
dies nicht mehr erstreben, ist für eine konzeptorientierte Reflexion
der Relation privat / öffentlich und ihre Relevanz für die Programmatik
von "01.org" weniger entscheidend als die Frage: Ist Anonymität,
die von "Zero" und "One" gewählt wurde, um auf
Biographisches verzichten zu können, nicht auch eine Form der Wahrung
von Privatheit? Dieses Problem der durch immer weiter reichende Verfügbarkeit
von Daten abgebauten Privatsphäre thematisiert "01.org"
denn auch 2002 in "VOPOS" (s. u.). Statt Privates von ihren
Webprojekten wie bisher auszuklammern, geben "Zero" und "One"
zunächst in "life_sharing" ihre Anonymität preis und
überführen alle privaten digitalisierten Daten in den öffentlichen
Informationsfluss:
In all probability, by activating life_sharing
our anonymity will fade, since in our computer there are many documents,
e-mails or contracts, which contain our real identities. 40
Keine Probleme hinsichtlich der Konsequenz von "01.org"
ergeben sich, wenn die Maske der Anonymität sich als Attitüde
(als eine ein Konzept anzeigende Haltung bzw. Äußerung) zu
erkennen gibt: Anfragen nach Biografien der Mitglieder von "01.org"
werden mit einer Explikation ihrer Verweigerung von Urheberangaben beantwortet.
41 Der Verzicht auf die Nennung von biographischen Daten
über UrheberInnen ist die Konsequenz aus der Anticopyright-Attitüde:
Es gibt keine UrheberIn, die / der Copyright-Ansprüche geltend machen
will, also gibt es auch keine Person, deren biographische Daten relevant
wären. Der Gruppenname, auf den "01.org" rechtliche Ansprüche
erhebt, zwingt nicht zur Preisgabe von Namen und Biographien. Die Genehmigung
für die Verwendung des Gruppennamens lässt sich über angegebene
e-Mail-Adressen
einholen, die keine Kenntnisse von Personen und Postadressen erfordern.
Der Gruppenname erhält durch die Projekte, die sich mit ihm verbinden,
eine Geschichte: Über diese Projekt-Chronologie
liefern "01.org" Informationen. Sie ersetzt die Biographie.
Die Legitimität des rechtlichen Rahmens, in dem Ansprüche von
ProduzentInnen geltend gemacht werden können, wird aus zwei Gründen
bestritten:
- Der Originalitätsanspruch als Basis des Copyright (und von UrheberInnenrechten)
erscheint nicht gerechtfertigt, da ein solcher Anspruch auf eine Unterdrückung
der Ansprüche von Vorläufern hinausläuft, ohne deren
Arbeit am Wissen die eigene Neuerung nicht möglich gewesen wäre.
- Copyright- und UrheberInnen-Ansprüche bewirken Reterritorialisierungen
durch rechtliche Grenzen, die Erweiterungen und Erneuerungen verhindern.
Gegen Originalität und Reterritorialisierung setzen "01.org"
Kollektivität und Deterritorialisierung.
Anonymität sollte die Aufgabe individueller Rechtsansprüche
anzeigen, bewirkt aber, wenn sie den Rückzug ins Private fördert,
das Gegenteil von Kollektivität und Deterritorialisierung. Das Private
im nicht virtuellen Raum und der unbegrenzte Datenfluss im digitalen Raum
konstituieren zudem zwei verschiedene Ebenen: Privater Wohnraum und Schutz
für verletzbare Körper einerseits und andererseits die Dynamik
der digitalen Globalisierung als Globalisierung Aller statt als (korporativ
organisierte) Dominanz Weniger. Die eine Ebene schließt die andere
nicht aus.
Während der 49. Biennale in Venedig (8.6.-4.11. 2001) stellten 0100101110101101.org
und epidmiC im Slowenischen
Pavillon (Galleria A+A, S. Maria del Soccorso, San Marco 3073) ihren
Virus biennale.py
vor. Der 47 Zeilen lange Quellcode
wurde auf Postkarten und 2000 T-Shirts
gedruckt und verkauft. Letztere kosteten 20 $. Der Virus konnte auf goldenen
CD-ROMs
in einer auf 10 Kopien limitierten Auflage um 1.500 $ erworben werden.
Ein Transparent mit dem Code, gerahmte CD-ROMs und ein nicht bedienbarer
Computer, der den Virus in Funktion zeigte, waren im Pavillon
ausgestellt. Zudem bot die Website der Biennale den Virus zum Abladen
an.
Die käuflich erwerbbaren Produkte dienten lediglich
der "Sichtbarmachung" 42 des Virus, während
ihn die digitale Verbreitung und die Vorführung der Funktion als
anwendbares Beispiel für ein umfassenderes Konzept von "01.org"
vorstellten (s. u.).
Der Virus kann nur in einer Python-Umgebung existieren
und sich replizieren. Python ist eine (noch) nicht weit verbreitete Programmiersprache.
Python wird bisher nicht auf PCs verwendet und in der Anwendung meist von
Profis gewartet, die mit Viren umzugehen wissen. ".py" und ".pyw"-Dateien
fügt der Virus "biennale.py__go to__49th Biennale di Venezia"
hinzu. Zum Virus gehört ein Deinstallationsprogramm, das die grösseren
AntiVirus Software-Hersteller erhielten. Die Anleitung
zur Wiederherstellung von Dateien, die vom Virus infiziert wurden, ist wegen
der geringfügigen Veränderung sehr einfach. Der Quellcode nennt
zwar Namen und Domainnamen der AutorInnen, doch erklären sich diese
als weder für die Virusverbreitung noch für den Schaden verantwortlich.
43
Im Gegensatz zur heutigen Software, die absolut identische Kopien sichert,
geht es "epidemiC" und "01.org" um eine Anwendungspraxis
von Software, die Mutationen erlaubt:
Computer viruses or self-reproducing programs
behave according to the same modus operandi of biological viruses: they
attack an "organism", that is a file, sometime to settle and
install their own habitat, and in other more rare cases, to destroy it.
Viruses, thus, spread respecting to the species conservation laws and
the survival instinct. A virus is. More, a virus wants to exist instinctively
and without mediations, and it is just this main and only function of
"biennale.py": to survive. 44
epidemiC" und "01.org" lenken die Aufmerksamkeit auf die
Programmierung sich selbst steuernder, vermehrender und an Umgebungen
anpassender Datensysteme, die nach dem Vorbild von Genmutationen vorgehen
kann. Beobachtet wird, wie sich biologische Viren verhalten, wenn sie
sich selbst überlassen sind. Wird Mutation im Internet mittels Virenprogrammierung
rekonstruiert, dann ergeben sich Konflikte mit Systemen der Datensicherung:
Letztere unterbrechen die Wege der digitalen Viren, bevor (nach mehrfacher
Replikation) Mutation hätte eintreten können.
Die Gruppe "epidemiC" hat auf ihrer Website
einen Artikel von Julian Dibbell aus Wired 3.02/1995 übernommen,
der zur Haltung beider am Biennale-Projekt beteiligten Gruppen im Umgang
mit digitalen Viren einen Forschungshintergrund liefert: "Viruses
Are Good for You" lautet der Titel und der Untertitel erklärt:
" ... computer viruses may help us to realize the full potential
of the Net". 45 Sich selbst steuernde und replizierende
Viren enthalten nach Dibbell ein noch nicht ausgeschöpftes Programm(ier)potential
der Mutation, das ihre Anwendung als Zerstörer von Dateien, Software
und Festplatten verdeckt.
Solange "biennale.py" nicht in Umlauf gesetzt wird, enthält
er nur ein Potential zur Selbststeuerung, für Selbstvermehrung und
zur Veränderung vorgefundener Daten. Ob ein Virus wie biennale.py
zur Mutation fähig wäre, ist in derzeitigen Datenkontexten nicht
prüfbar, da diese die Reproduktion absolut identischer Einheiten
ermöglichen und Abweichungen ausschalten.
Dibbell erörtert Beispiele, in denen private Programmierer, die
das in Viren enthaltenen Programm(ier)potential erforschten, von Forschungsinstituten
geächtet und kriminalisiert wurden. Forschungseinrichtungen von Universitäten
und Anti-Virus-Organisationen verschafften sich einen Alleinvertretungsanspruch
im Umgang mit Viren beziehungsweise mit sich selbst steuernden und vermehrenden
Programmteilen und diffamierten private Programmierer (Hellraiser, Mark
Ludwig, Tom Ray), die in ihrem Forschungsbereich arbeiteten. Außerdem
wurde die Verbreitung ihrer Publikationen rechtlich verfolgt.
Der Ausgangspunkt der Virusforschung für Programmierung ist: "Viruses
behaved like living things: self-reproducing and autonomous." Mark
Ludwig ist der Überzeugung, "that self-producing computer code
bears deep lessons about the workings of life." In seinem Newsletter
"Computer Virus Developments Quarterly" klagt er "the evils
of repressing detailed technical discussion of viral code" an. Chris
Langton fasst die Situation zusammen:
Our global web of digital systems ... is
fast unfolding towards a degree of complexity rich enough to support a
staggering diversity of autonomeously evolving programs. 46
Klone sind für "01.org" nur die Vorstufe zu sich selbst
steuernden und replizierenden Programmen. Um Fehler im Klon zulassen zu
können, die zu Mutanten führen, soll sich die Einstellung zu
Netzwerken und Datensicherungssystemen ändern.
Der Biennale-Virus dient nur einer Vorführung von Viren, während
die Implikationen von Viren in alltäglichen Datenumgebungen weiter
reichen: Der Biennale-Virus kann die genetischen Implikationen solange
nicht modellpraktisch vorführen, wie er von Python isoliert ist,
und es wird auch nicht thematisiert, ob sein Quellcode für Mutationen
geeignet ist.
Crispin Sartwell stellt in einem
Pretext zu "Technology and the future of beauty" Computerviren
als Elemente einer sich selbst replizierenden Kunst vor. 47
epidemiC dagegen weisen auf die künstlerisch-ästhetischen Aspekte
von Programmstrukturen und lehnen es ab, ihre Arbeit als Kunst zu verstehen.
48 Ob Kunst durch Modellkonstrukte (als Formen beispielhafter
Programmierung) Weisen der Medienbeobachtung anregen soll (Sartwell),
oder ob Systeme Weisen der Medienbeobachtung implizieren, die sich als
künstlerisch oder ästhetisch bezeichnen lassen (epidemiC), in
jedem Fall geht es um Zusammenhänge zwischen Modellpraxis (exemplarische
Operationen mit Programmen) und Modellbeobachtung (Reflexion über
Möglichkeiten von Interfaces und Programmfunktionen).
Wenn sich Computerprogramme wechselseitig zueinander
wie System und Umwelt verhalten, und dabei die Umwelt (bzw. das andere
System / Programm) Ausdifferenzierungen des Systems in Gang setzt, beziehungsweise
wenn sich Computerprogramme als System-System-Interpenetration in wechselseitigen
Prozessen generieren, dann kann sich die Kommunikation zwischen Menschen
auch immer wieder an elektronische Datengenerierung >anschließen<,
sobald ihre Resultate nicht nur irritierend sind, sondern auch für
neue Formen der symbolischen Interaktion verwendet werden können:
Aus maschinellem Datenaustausch wird Information, aus Information wird
Kommunikation, und umgekehrt: In symbolischer Kommunikation vorcodierte
Zeichen werden in digitale Speicher eingegeben und stehen dort Programmen
zur Bearbeitung zur Verfügung, deren Resultate wiederum Folgen für
die symbolische Kommunikation haben können. (Quasi-)Virale Datenprozesse
werden dann zu mehr als nur Abduktionsmaschinen 49,
wenn sie in Verfahren, aus Irritationen neue Weisen der Kommunikation
zu entwickeln, als Teil ineinander verzahnter Prozesse zwischen Datengenerierung
und Kommunikation, zwischen technischer und menschlicher Interaktion,
integriert sind.
>The last prank< von "01.org" zielte
auf die Homepage des ersten Korea
Web Art Festival ("Alone Together", The Digital Academy
of Art and Culture, Seoul / Korea, Dezember 2001): Weil "Zero"
und "One" das Kennwort zum FTP-Zugang erhielten, konnten sie
die Links, die in einer Liste von Künstlernamen zu Netzprojekten
führten, vertauschen. Diese FTPermutations
waren eine plakative Aktion, die die im Netz üblichen Verhinderungen
von Transformationen exemplarisch unterlief.
"01.org" übertrugen mit "Permutation" einen
von serieller Kunst (und Computergrafik) der sechziger Jahre 50
vorbelasteten Begriff nicht nur in Netzkunst, sondern auch in Medienbeobachtung:
Wie bereits in Pionierzeiten der Computerkunst, so stehen auch heute wieder
generative Verfahren im Vordergrund. Allerdings geht es jetzt nicht mehr
um die Schaffung von programmierten Beispielen für eine Informationsästhetik,
sondern um neue Konzepte für Kombinationen von Telekommunikation
mit Netzwerken.
Die "FTPermutations" waren nur wenige Stunden
online. Das Ministerium für Kultur und Tourismus, das für die
Finanzierung des ersten Korea Web Art Festivals sorgte, ermittelte wegen
FTPermutations gegen den Kurator Marc
Voge , der für das Total
Museum of Contemporary Art (Seoul / Korea) bereits eine Netzkunstpräsentation
(Webproject 8)
realisiert hatte. Voge wurde vorgeworfen, das Geld verschwendet und den
Auftrag nicht erfüllt zu haben. Dies führte zu Drohungen, die
Finanzierung zurückerstatten zu müssen und, falls dies nicht
geschieht, ausgewiesen zu werden. 51
Öffentliche Institutionen könnten bei künstlerischen Webprojekten
anders als das koreanische Kulturministerium einplanen,
dass Netzkunst auf allen denkbaren Ebenen ansetzt, also auch bei der Netzpräsentation
der veranstaltenden Institution, und dabei Grenzüberschreitungen
nicht scheut, die auch rechtliche Konsequenzen zur Folge haben können.
Wenn KünstlerInnen zum Beispiel bestehende Urheberrechts- oder Copyright-Regelungen
und Datensicherungen als netzspezifischen Problemen nicht gewachsen vorführen
wollen, dann lässt sich die Inadäquatheit an einem aufgefundenen
oder einem dafür entworfenen Fall in der Netzpraxis vorführen.
Diese Vorführungen schließen demonstrative Rechtsübertretungen
ein: In der modellhaften Rechtsübertretung wird die alternative Medienpraxis
bereits realisiert. KünstlerInnen, die mit Beiträgen im Festival
vertreten waren, bewiesen jedoch zum Teil wenig Verständnis für
die Aktion von "01.org" und informierten das Kulturministerium.
Nach einem ersten Kniefall vor den betroffenen KünstlerInnen entschied
sich Voge für eine "01.org" folgende Linie.
Die neuesten Aktivitäten von "01.org"
problematisieren Möglichkeiten der Überwachung mittels GPS (Global
Positioning System). Bei diesem vom amerikanischen Verteidigungsministerium
entwickelten Positionierungssystem erhält ein Empfänger Positions-
und Zeitdaten von vier Satelliten und errechnet Ort, Zeit und Bewegung.
Anlässlich Intermedium
2 (ZKM, Karlsruhe, 22.3.-24.3.2002) bewegten sich "01.org"
in Karlsruhe mit GPS-Empfänger und Handy (zur Vermittlung der Daten
an einen Server), während UserInnen in "life_sharing" eine
GPS-set-map
mit den Angaben über den Standort beobachten konnten. Die GPS-set-map
änderte sich mit den weiteren Aufenthalten von "01.org".
Der Titel VOPOS
steht für die Volkspolizei der ehemaligen DDR. 52
"VOPOS" wird von einer Acoustic
Level ergänzt. UserInnen konnten einen Monat lang in "life_sharing"
in Echtzeit Gespräche abhören, die "Zero" und "One"
mit Mobiltelefonen führten. Heute ist Negativlands "What´s
the noise?" abrufbar, das Samples und Remixes von Aufnahmen dieser
Gespräche enthält.
"01.org" stellen ihre
Arbeit mit "VOPOS" in den Kontext wachsender Überwachungsmöglichkeiten,
die sich aus den im elektronischen Verkehr gesammelten Daten (Kartenzahlung,
Barcodes, e-Commerce) ergeben. GPS, das sich in Autos, Radios und Laptops
einbauen lässt, erlaubt Firmen die Kontrolle ihrer mobilen Mitarbeiter.
Nachdem "life_sharing" die Öffnung aller privaten Daten
auf der Festplatte ihres Computers zur Folge hatte, wollen "01.org"
mit "VOPOS" die Entprivatisierung durch wachsende Verfügbarkeit
von digitalen Daten und die daraus erwachsende Gefahr der Kontrolle Vieler
durch wenige Informationsmonopole (mit Dienstleistungscharakter für
Kaufkräftige) problematisieren: "...0100101110101101.ORG reveals
how ordinary citizens are losing control of the information about them
that is available to anyone who can pay for it." 53
GPS dient "01.org" als exemplarische Überwachungstechnologie,
weil sie zunehmend Verbreitung findet und die Empfänger immer kleiner
werden. Die Art der Anwendung folgt bei "01.org" dem Prinzip
der Überaffirmation: "0100101110101101.ORG started this subversion
of the strategy of control, through control." 54
Jetzt interpretieren "Zero" und "One" auch "life_sharing"
als Teil dieser Strategie.
Dr. Thomas Dreher
Schwanthalerstr. 158
D-80339 München.
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2006 (partial actualization of links). (as defined in Creative
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given to the author and IASL online.
For other permission, please contact IASLonline.
Wollen Sie dazu Stellung nehmen oder einen eigenen Tip geben? Dann schicken
Sie uns eine E-Mail.
Drehers Homepage bietet
zahlreiche kunstkritische Texte, u.a. zur Konzeptuellen Kunst und Intermedia
Art.
Fußnoten:
1 "zero one dot org": Baumgärtel, Tilman:
Keine Künstler, nur Betrachter. In: Telepolis, 9.12.1999. In: URL:
http://www.heise.de/
tp deutsch/ inhalt/ sa/ 5572/1.html ; Tanni, Valentina: 0100101110101101.org:
Non arte ma ARTIVISMO. In: ExibArt, 29.3.2000. In: URL: http://www.exibart.com/
notizia.asp? IDCAtegoria=69&IDNotizia=945.
"01.org": Fuller, Matthew: Data-Nudism. An Interview with www.0100101110101101.org
about life_sharing. In: http://www.walkerart.org/
gallery9/ lifesharing/ g9_lifesharing_interview.html. zurück
2 Luther Blissett ist der Name eines englischen Fußballers
afro-karibischer Herkunft, den AC Milano kaufte und der 1982 in 30 Spielen
nur fünf Tore erzielte, was ihm den Spitznamen "Luther Missit"
eintrug (Owen, Richard: The name of the footballer cited in literary mystery.
In: The Times, 9.3.1999. Neu in: http://www.lutherblissett.net/
archive/ 405_en.html). zurück
3 Mirapaul, Matthew: An
Attack on the Commercialization of Web Art. In: New York Times, 8.7.1999.
- Bewerbungsunterlagen für Prix Ars Electronica 2000 (Linz, .rtf-Datei
in "life_sharing", nicht mehr im Netz). zurück
4 autonome a.f.r.i.k.a. gruppe / Luther Blissett / Sonja
Brünzels: Handbuch der Kommunikationsguerilla. Berlin / Hamburg /
Göttingen, 4. Auflage 2001. Vgl. Blissett, Luther: Play Hard. Review
of Handbuch der Kommunikationsguerilla (11.6.1997). In: URL: http://www.lutherblissett.net/
archive/ 236_en.html . zurück
5 autonome a.f.r.i.k.a. gruppe / Luther Blissett / Sonja
Brünzels: Handbuch der Kommunikationsguerilla, s. Anm.4, S.77f. Auch:
Blissett, Luther: The XYZ of Net Activism. In: URL: http://www.lutherblissett.net/
archive/ 430_en.html: "LB is a multiple name: whoever can become
LB and use his/her name for whatever purpose. Who uses the name increases
and takes part of a collective fame." zurück
6 (Stand April 2002, Links teilweise veraltet oder Webseiten
modifiziert, zu Dokumentationszwecken nicht erneuert) Die Websites über
Darko Maver mit überwiegend identischen Informationen sind zahlreich:
Bereits in der Website von www.0100101110101101.org wiederholt sich die
Information in zwei verschiedenen Lay-Outs: http://www.0100101110101101.org/
home/ darko_maver/ index.html ; http://www.0100101110101101.org/
projects/ darko_maver/ link/ geocities/. Außerdem: http://www.geocities.com/
SoHo/ Coffeehouse/ 6563/ iindex.html (Diese Site wird in www.0100101110101101.org
wiederholt, wie die Endung "geocities" der zweiten der oben
aufgeführten URL-Adressen erkennen läßt); http://members.tripod.com/
darko_maver/ iindex.html.
Die Legende von Darko Maver begann mit zwei Webseiten. Presseberichte
über Maver erschienen in Entartete
Kunst (16.4.1999) , Flesh
Out (April-Mai 1999), Modus
Vivendi (Juli-August 1999) und Tema
Celeste (März-April 1999). 1998 gab es eine Ausstellung von Fotos
an der Universität von Ljubljana (Kapelica
Galerie) und im Februar 1999 eine weitere Ausstellung in Bologna (Livello
57) im Rahmen einer Benefizveranstaltung für Redefreiheit. Dann
folgte am 12.Juni durch die Darko Maver gewidmete Performance "Awakening"
der SCIATTOproduzie (Sarajevo Workshop) eine indirekte Teilnahme an der
Biennale dei giovani artisti dell´europa e del mediterraneo in Rom
(Ex
Mattatoio, Piazza S.Giustiniani). Im September 1999 gab es weitere
Ausstellungen in Rom (Centro
di Produzione Multimediali, Forte Prenestino) und Venedig (48.
Biennale, Italienischer Pavillon). Forts.: s. Anm.11.
Der Performer als Fake hat eine Vorgeschichte: November 1972 lancierte
Tim Craig in "Studio International" einen Akteur John Charles
Fare, der sich angeblich seit 1964 mehrere Gliedmaßen von einem
dafür konstruierten Amputationsroboter entfernen ließ, bis
er irgendwann zwischen 1968 und 1972 daran gestorben sein soll. Jürgen
Schilling hat 1978 in "Aktionskunst. Identität von Kunst und
Leben?" (Luzern 1978, S.159 ff.) Tim Craig als Zeugen von Fares "Selbstmord
in Raten" vorgestellt. Die Selbstverletzungen der Body Art erhalten
in Schillings Darstellung mit Fares Selbstmord(-Fake) einen Höhepunkt,
als ginge es nur um die Frage, wer die Konsequenz bis zur letzten Verletzung
vorantreibt (Drühl, Sven: Düstere Legenden. Vom Mythos des Suizids
und der Autoamputation in der Aktionskunst. In: Kunstforum. Bd.153 / Januar-März
2001, S.74-82). Das Fake erfüllt Erwartungen an spektakuläre
Selbstverletzung bis zur nicht mehr überbietbaren >letzten<
Verletzung und konfrontiert den Rezipienten nach der Aufdeckung
mit seiner Erwartung: Aus der Scheinerfüllung wird Selbstkonfrontation.
Autodestruktionsfakes beziehen "Complicity" und "Criticism"
auf eine bestimmte Art aufeinander: Die "Complicity" ist Strategie,
während "Criticism" (s. Anm.30) dem in seinen Erwartungen
getäuschten Beobachter überlassen bleibt: als Selbst- und Medienkritik.
Eine nicht den Tatsachen entprechende Darstellung von Rudolf Schwarzkoglers
Aktionstod, die Robert Hughes in "The Decline and Fall of the Avant-Garde"
(In: Time Magazine, 18.12.1972) lieferte, übernahmen unter anderem
John A. Walker (Kunst seit Pop Art. München / Zürich 1975 (i.O.m.d.T.
Art since Pop. London 1975), S.48), Ihab Hassan (The Critic as Innovator:
The Tutzing Statement in X Frames. In: Amerikastudien 22,1 / 1977, S.57),
Arthur C. Danto (Die philosophische Entmündigung. München 1993
(i.O.m.d.T. The philosophical Disenfranchisement of Art. New York 1986),
S.153f.) und Henry M. Sayre (The Object of Performance. The American Avant-Garde
since 1970. New York 1989, S.2). Der Aktionstod ist die spektakuläre
Variante von Body Art, die nur in den Texten von Kritikern und Fakern
vorkommt. zurück
7 In "The Great Art Swindle. Do you ever get the
feeling you´re being cheated? A disclosure by www.0100101110101101.org
and Luther Blissett" (In: aktuelle URL: http://www.0100101110101101.org/
texts/ mave_claim-en.html) stirbt Darko Maver bereits am 13. Januar
1999. Es gibt auf der Website von "01.org" drei Versionen des
Lebenslaufs von Darko Maver. Eine Version lässt Justizbeamte den
Kadaver um den 30. April 1999 in seiner Einzelzelle finden (URL: http://members.tripod.com/
darko_maver/ mavermorto.html; http://www.0100101110101101.org/
home/ darko_maver/ biography.html; http://www.geocities.com/
SoHo/ Coffeehouse/6563/pag05_en.html). Eine weitere Version einer
Free
Art Campaign gibt an, dass Justizbeamte Mavers Leiche am 30. September
1999 in seiner Einzelzelle gefunden haben (Die Pressemeldung soll aber
vom 15.5.1999 stammen!). Offizielle Todesursache soll Selbstmord gewesen
sein, während ein im Netz verbreitetes Foto (URL: http://members.tripod.com/
darko_maver/ mavermorto.html; http://www.0100101110101101.org/
home/ darko_maver/ death/ press.html) zeigen soll, dass er ermordet
wurde: Dies soll bei einer Massenexekution geschehen sein. Doch wie kam
dann die Leiche in die Einzelzelle? Es gab also genügend Widersprüche,
die auf Legendenbildung verwiesen (Alle Links aus Dokumentationsgründen
belassen. Sie sind Teil der "life_sharing"-Version. Links werden
im Folgenden in den Anermkungen als aktuelle Links gekennzeichnet, wenn
sie erneuert wurden und auf die heutige Website von "01.org"
verweisen). zurück
8 Legende zu "Eurotic", Budva 1993, angeblich
publiziert in "Blic", 12.9.1993. U. a. in: URL: http://www.0100101110101101.org/
home/ darko_maver/ works/ tanz_03.html. zurück
9 Maver, Darko: The Dimension of extra-bodies (Ljubljana
1990). U. a. in: URL: http://www.0100101110101101.org/
home/ darko_maver/ works/ extra.html. zurück
10 Maver, Darko: Anaforagenetica (Ljubljana 1990). U.
a. in: URL: http://www.0100101110101101.org/
home/ darko_maver/ works/ anafo.html. zurück
11 Der Fake soll von "01.org" einen Tag nach
der Eröffnung der 48. Biennale von Venedig (September 1999) aufgedeckt
worden sein: So geben es die Chronologien
der Gruppe an. Warum wird dann im Februar 2000 in einem PROPAGANDA-Newsletter
"The Great Art Swindle" (s. Anm.7) von "01.org" und
Luther Blissett (noch einmal) aufgedeckt?
Stefan Römer bestimmt "Fake":
Mit Fake wird ein Begriff entworfen, der entgegen seiner konventionellen
Verwendung im Englischen die Strategie umreißt, auf den eigenen
Doppelstatus aufmerksam zu machen, gleichzeitig der Kategorie des >originalen
Kunstwerks< und auch der der >Fälschung< zu entsprechen.
(Römer, Stefan: Künstlerische Strategien des Fake. Kritik von
Original und Fälschung. Diss.
Humboldt-Universität, Berlin 1998, S.13/Köln 2001, S.17).
Die Kategorie des ">originalen Kunstwerks<" erweist sich
nicht nur, aber auch im Kontext von "01.org" als Fehlkonzeption:
Sie sollte in Römers Fake-Definition durch "künstlerisches
Konzept" oder durch "künstlerische Strategie" ersetzt
werden. Beim "Fake" geht es um den Doppelstatus als künstlerische
Strategie und als Klon, der sich nicht immer sofort als solcher zu erkennen
gibt und deshalb bis zu seiner Aufdeckung den Charakter einer Fälschung
hat, die vortäuscht, etwas anderes zu sein, als sie es ist. Mit der
Aufdeckung wird die Wiederholung als künstlerische Strategie erkennbar
gemacht. Diese ist keine Täuschung, sondern bewußte Angleichung.
Die Doppelung, die als künstlerisches Konzept / künstlerische
Strategie erkennbar ist, wird als Demonstration oder Attitüde interpretierbar,
die auf das Problem des abwesenden Originals verweist. Thematisiert wird,
dass eine Markierung des abwesenden Bezeichneten aufgeschoben wird. Das
Abwesende wird durch die Differenzen zwischen Doubles (oder Bezeichnungen),
durch die Verschiedenheit in der Wiederholung (s. Anm.17), als Unmarkierbares
markiert (vgl. Baudrillard, Jean: Pour une critique de l´économie
politique du signe. Paris 1972, S.114-126). zurück
12 Fotos von Verletzungen aus Archiven verwendet im
Kunstkontext Hermann Nitsch.
Dieser illustrierte 1969 die Publikation seiner Texte zur Theorie des
"Orgien Mysterien Theaters" mit Bildern aus Polizeiarchiven.
Nitsch konfrontierte in der Buchpräsentation Dokumentarfotos von
Verletzungen, die keine Informationen über Ort, Zeit und Opferidentität
liefern, mit Aktionsfotos, die der vom "Orgien Mysterien Theater"
intendierten Katharsis von Aggressionsbereitschaft dienen sollen (Nitsch,
Hermann: Orgien Mysterien Theater. Darmstadt 1969). Auch in "wien.
bildkompendium wiener aktionismus und film" von Peter Weibel und
Valie Export (Hg.) alterniert Nitschs Bildsequenz zwischen Aktions- und
Dokumentarfotos (S.95-114,248f.). zurück
13 "01.org" / Luther Blissett: The Great Art
Swindle. In: s. Anm.7: "Darko Maver ... was ready to be absorbed
into the art system. His work was ready to go through the canonical way,
which links galleries, exhibitions, the art market ... and the system
is ready to absorb everything and turn life into commodities." zurück
14 Darstellung der Auseinandersetzung zwischen Network
Solutions und "01.org": 01.org: Re: Media Inquiry. [Response
to] Ben Livingston. In: http://www.0100101110101101.org/
home/ mail/ 2000/ 1176.html.
"Network Solutions" (Netsol) ist eine amerikanische
Gesellschaft (Herndon / Virginia), an die die National Science Foundation
(NSF) die Vergabe der Top-Level-Domains (TLDs) ".org", ".com"
und ".net" im Zuge der Privatisierung des Network Information
Centers übergab. Paul Garrins name.space
vergibt weitere Domainnamen, die allerdings nur Server erkennen können,
die dafür eingerichtet sind. Garrin hat Netsol wegen Verstosses gegen
das Kartellgesetz verklagt (Groendahl, Boris: Die Domain Name Operette.
In: Telepolis, 17.9.1997. In: URL: http://www.ix.de/
tp/ deutsch/ inhalt/te/ 1282/2.html ). Garrin
ist heute Mitglied der ICANN Domain Name Supporting Organization und ihrer
Arbeitsgruppe C, die sich mit neuen "generic top level domains"
befasst. Außerdem ist er Mitbegründer von "FREE. THE MEDIA!"
(http://FreeTheMedia.org). zurück
15 "01.org": vaticano.org_at_0100101110101101.ORG:
"Re: MEDIA INQUIRY". In: URL: http://www.0100101110101101.org/
home/ mail/ 2000/ 1176.html; o. A.: The Holy See steals Vaticano.org.
In: URL: http://www.rtmark.com/
vaticano.html. o. A.: Do you ever get the feeling you´re being
cheated? In: URL: http://absoluteone.ljudmila.org/
01_en.php ; Leidig, Michael: A website without the Papal blessing.
In: This is London, 19.1.2000. URL: http://www.thisislondon.co.uk/dynamic/news/story.html?in_review_id=245247&in_review_text_id=193335
(nicht mehr vorhanden, 3.4.2003).
zurück
16 Eine konzertierte Aktion zum Schaden des Vatikan
und / oder von Network Solutions, vergleichbar mit dem Toywar von etoy
gegen eToys (Grether, Reinhold: Wie die Etoy-Kampagne geführt wurde.
In: Telepolis, 9.2.2000. URL: http://www.ix.de/
tp/ deutsch/ inhalt/ te/ 5768/ 1.html ), brachte "01.org"
nicht in Gang. Der Vatikan erweist sich als weniger leicht in seinen Interessen
durch Informationsstrategien verwundbar als kommerzielle Unternehmen,
weil störbare Zusammenhänge zwischen Image und Börsenwert
fehlen (s. Toywar). zurück
17 Römer, Stefan: Künstlerische Strategien
des Fake, s. Anm.11, Berlin 1998, S. 76f./Köln 2001, S.83ff. (mit
Referenz auf Deleuze, Gilles: Differenz und Wiederholung. München,
2. Auflage 1997 (i.O.m.d.T. Différence et répétition.
Paris 1968), S.364,366f.). Vgl. ebda, S.373: "Nicht das Selbe
kehrt wieder, nicht das Ähnliche kehrt wieder, vielmehr ist das
Selbe die Wiederkehr des Wiederkehrenden, d. h. des Differenten,
ist das Ähnliche die Wiederkehr des Wiederkehrenden, d. h. des
Ungleichartigen." zurück
18 Blissett, Luther: art.hacktivism: 0100101110101101.ORG.
In: http://subsol.c3.hu/
subsol_2/ contributors/ 01orgtext.html.
Über "Plagiarism": Cramer, Florian: Anti-Copyright in künstlerischen
Subkulturen (22.9.2000). In: URL: http://www.xcult.ch/
texte/ cramer/ copyright.html. zurück
19 Baumgärtel, Tilman: keine Künstler, nur
Betrachter. In: Telepolis, 9.12.1999. URL: http://www.heise.de/
tp/ deutsch/ inhalt/ sa/ 5572/ 1.html. zurück
20 Mirapaul, Matthew: An Attack on the Commercialization
of Web Art. In: s. Anm.3. zurück
21 Blissett, Luther: art.hacktivism: 0100101110101101.ORG.
In: s. Anm.18. zurück
22 Lialina, Lia: office: FAQ [Fragen zu The First Real
Net.Art Gallery]. Ursprünglich in: URL: http://art.teleportacia.org/
office/ faq.html . Erhalten in: http://www.0100101110101101.org/
home/ copies/ art.teleportacia.org/ office/ faq.html.
Zur "Webness": Dreher, Thomas: NetArt. Einführung. Kapitel
"Webness und (Post-)Avantgarde. In: URL: http://iasl.uni-muenchen.de/
links/ NAEinf.html#Webness. zurück
23 Lialina, Olia: Office FAQ. Ursprünglich in:
URL: http://art.teleportacia.org/
office/ faq.html. Erhalten in: http://www.0100101110101101.org/
home/ copies/ art.teleportacia.org/ office/ faq.html zurück
24 Blissett,Luther: art.hacktivism: 0100101110101101.ORG.
In: s. Anm.18. zurück
25 Blissett, Luther: art.hacktivism: 0100101110101101.ORG.
In: s. Anm.18. Außerdem: Castle, Nathan: art.com. Internet Art and
Radicalism in the New digital Economy (January 2000). Part I: Teleportacia;
Part III: 0100101110101101.ORG. In: URL: http://www.internettrash.com/
users/ silus/ essaytotal.htm. zurück
26 Baumgärtel, Tilman: No Artists, just Spectators.
In: URL: http://i-lab.org/a301r.htm (April 2002. Neu in: URL: http://0100101110101101.org/
texts/ telepolis_copy2-en.html (10.10.2006)). Auf deutsch, nicht bedeutungsgleich:
"Wenn wir einen Klon von Jodi machen, zerstören wir ihre Arbeit
nicht, wir widmen sie bloß um." (Baumgärtel, Tilman: Keine
Künstler, nur Betrachter. In: s. Anm.1) zurück
27 Jodi lenkt alle UserInnen, die http://jodi.org
oder http://www.jodi.org eingeben, heute
um zu http://text.jodi.org (Stand:
April 2002). zurück
28 Dreher, Thomas: Telepräsenz: Eduardo Kac und
Ken Goldberg. Kapitel "Telepistemology". In: IASLonline Lektionen
in NetArt. Lektion 5. URL: http://iasl.uni-muenchen.de/
links/ lektion5.html#Telepistemology. zurück
29 Mirapaul, Matthew: The Latest in Digital Art: Stunts
and Pranks. In: New York Times, 6.1.2000. URL: http://www.nytimes.com/
library/ tech/ 00/ 01/ cyber/ artsatlarge/ 06artsatlarge.html (Dort
wird auch Amy Alexanders Formulierung "a prank on a prank" zitiert,
die hier als Kapitelüberschrift dient.). zurück
30 Nagy, Peter / Robbins, David: From Criticism to Complicity.
In: Flash Art. Summer 1986, S.46-49. Stefan Römers Bemühungen,
Sherrie Levine, Richard Prince und Louise Lawler aus dem Zirkel von (bzw.
aus einer unaufgelösten Spannung zwischen) Kritik und Komplizenschaft
zu >befreien< (in den (oder die) sich diese KünstlerInnen nicht
ohne Absicht begeben haben), indem er Komplizenschaft als Teilstrategie
und damit als Mittel einer Kritik des Kunstbetriebs (als alle Teile integrierende
Strategie) auszuweisen versucht, konnte d. A. nicht überzeugen (Römer,
Stefan: Künstlerische Strategien des Fake, s. Anm.11, bes. S.86-179.
Der >Zirkel< der "Appropriation Art" und das in Anm.6
erwähnte Verhältnis zwischen "Complicity" und "Criticism"
sollten nicht miteinander verwechselt werden.). zurück
31 Weibel, Peter. Zit. in: Trenkler, Thomas (Hg.): Der
Faker als Joker der Kunst. Eine Lektion von Peter Weibel über seine
"Inszenierte Kunstgeschichte" und andere Möglichkeiten,
den klassischen Kunstbegriff zu zerstören. In: Original Kopie Fälschung.
Parnass Sonderheft 1991, S.87. zurück
32 In Folge der Auseinandersetzung zwischen der Recording
Industry Association of America (RIAA) und Napster müssen jetzt MusikerInnen
bei Internetdiensten der Record Labels um ihren Anteil an den Einnahmen
durch Download-Abonnements kämpfen. Von Gebühren für Monatsabonnements
erhalten MusikerInnen "a fraction of a cent" pro Download. Ein
Teil der MusikerInnen sieht freie Downloads als bessere Alternative zum
niedrigen Anteil an den Einnahmen von Internetdiensten der Record Labels
(Strauss, Neil: Record Label´s Answer to Napster Still Has Artists
Feeling Bypassed. In: New York Times, 18.2.2002). Es geht im >Kampf<
der Record Labels gegen freie Downloads weder um den Verkauf eines Produkts
(als Hardware) noch um den Schutz von Urheberrechten, sondern um Verwertungen.
Die Verwertung ist die einzige bleibende Existenz- und Legitimationsgrundlage
der Labels, nicht mehr aber das Produkt, seine Distribution oder der Lohn
für HerstellerInnen und AutorInnen. Auch ist fraglich, was die Internetdienste
der Labels MusikerInnen wirklich an Verbreitung und Bekanntheit bringen,
während die CD-Distributionssysteme der Record Labels für Verbreitung,
Bekanntheit und Einnahmen sorgten. Die Copyleft
Attitude schlägt alternative Rechtsgrundlagen vor, die solche
Zugangsschranken ausschliessen, die geschaffen werden, um Einnahmen mit
gebührenpflichtigen Downloadangeboten erzielen zu können. zurück
33 Weibel, Peter. Zit. in: Trenkler, Thomas (Hg.): Der
Faker als Joker der Kunst. In: s. Anm.31, S.87. zurück
34 1. Absatz: "01.org" in: Baumgärtel,
Tilman: No Artists, just Spectators. In: s. Anm.26.
2. Absatz: Blissett, Luther: art.hacktivism: 0100101110101101.ORG. In:
s. Anm.18. zurück
35 Szeemann, Harald (Hg.): When Attitudes became Form/Wenn
Attitüden Form werden. Kat. Ausst. Kunsthalle Bern 1969. zurück
36 "01.org": life-sharing. The sharing of
life through the internet. Project description and explanation of how
it is related to the "Do It Yourself" attitude. Vgl. zum einen
http://www.walkerart.org/
gallery9/ lifesharing und zum anderen: (ehemalige URL in "life_sharing"):
http://www.0100101110101101.org/home/glasnost/burocrazia/2000/minneapolis-walkerartcenter/project_site-en.rtf
(April 2002/Oktober 2006).
(Nachtrag: "life-sharing" ist seit 2003 auf der Website von
"01.org", die früher zur Festplatte des Rechners führte,
als beendetes Projekt
dokumentiert. Die in "life_sharing" zugänglichen e-Mails
sind in der Dokumentation nicht enthalten. Diese Links wurden nicht entfernt.).
zurück
37 "01.org" in: Fuller, Mathew: Data-Nudism,
s. Anm.1. zurück
38 "01.org" in: Fuller, Mathew: Data-Nudism,
s. Anm.1. zurück
39 "01.org" in: Fuller, Mathew: Data-Nudism,
s. Anm.1: "...the total sharing of one´s computer is not, nowadays,
easily achieved. To entirely share your computer you need a server and
extremely expensive fast network connections." zurück
40 "01.org" in: Fuller, Mathew: Data-Nudism,
s. Anm.1. zurück
41 z. B. die Antwort auf "Who is 0100101110101101.org?":
"0100101110101101.ORG never answers that sort of question. Anonymity
ist not merely a `proper name´ matter but deals also with backgrounds
and biographies. 0100101110101101.ORG´s activity is not concerned
with artistic individuality..." (in: URL: http://subsol.c3.hu/
subsol_2/ contributors/ 01orgbio.html). zurück
42 "01.org" in: Sollfrank, Cornelia: biennale.py
- Die Rückkehr des Medienhype. In: Telepolis, 7.7.2001. URL: http://www.heise-news.de/
tp/ deutsch/ inhalt/ sa/ 3643/1.html. zurück
43 Die AutorInnen weisen in einem Disclaimer
auf die rechtliche Verantwortung des Verbreiters hin, und verwerfen eine
eigene Verantwortung: "biennale.py has been written for artistic
and educational research purposes only." zurück
44 epidemiC/01.org: A virus in the Biennale (press release
june 1st 2001). In: URL: http://www.0100101110101101.org/home/meta/press/bien_claim_2-en.html
(Im Oktober 2006 nicht mehr aktueller Link). Eine fast identische Äußerung
liefert der erste Satz von "01.org" in: Sollfrank, Cornelia:
biennale.py - The Return of The Media Hype. In: Telepolis. 7.7.2002. URL:
http://www.heise-news.de/
tp/ english/ inhalt/ sa/ 3642/ 1.html (deutsche Version: s. Anm.42).
zurück
45 Dibbell, Julian: Viruses Are Good for You. In: Wired
3.02/1995. Neu in: URL: http://www.epidemic.ws/
wired.html. zurück
46 Zit. in: Dibbell, Julian: Viruses Are Good for You.
In: s. Anm.45. zurück
47 Sartwell, Crispin: Perhaps in the next century. In.
URL: http://www.chairetmetal.com/cm02/future3.htm (April 2002, Oktober
2006 nicht mehr im Netz). zurück
48 epidemiC in: C, Alessandra: Arte digitale nativa? Intervista
a Luca Lampo (epidemiC, September 2000). In: URL: http://www.epidemic.ws/
_el.html. zurück
49 "Abduktion": Nagl, Ludwig: Charles Sanders
Pierce. Frankfurt a. M. / New York 1992, S.107-119; Pierce, Charles S.:
Naturordnung und Zeichenprozeß. Schriften über Semiotik und
Naturphilosophie. Frankfurt a. M. 1991 (stw 912), S.421-430 (im Original
in: Ders.: Collected Papers. Vol.5. Cambridge / Mass. 3. Auflage 1965,
S.413-422); Schönrich, Gerhard: Zeichenhandeln. Untersuchungen zum
Begriff einer semiotischen Vernunft im Ausgang von Charles S. Pierce.
Frankfurt a. M. 1990, S.395-401 (vgl. S.400: "kreative Abduktion":
Abduktionsmaschinen sind Hilfsmittel zur "kreativen Abduktion").
zurück
50 Herbert
W. Franke stellt seine Werke, die serielle Regeln der Permutationen
anwenden, als Teil einer Geschichte der Entwicklung exakter Ästhetik
vor und betont die parallelen Bemühungen konstruktivistischer Kunst
mit manueller und computergestützter Ausführung (Franke, Herbert
W.: Computergraphik Computerkunst. München 1971, S.58). Vgl. Mavignier,
Almir: die permutationen (1962). In: Schmied, Wieland (Hg.): Almir Mavignier.
Kat. Ausst. Kestner Gesellschaft. Hannover 1968, S.49: "diesen vorgang
kontrolliert der autor nur durch die bestimmung eines permutationssystems,
aber jedes resultat dieser permutation war ihm völlig unbekannt...er
ist einfach nicht mehr autor!" Vgl. Zehmisch, Brigitte: Schwingende
Raster. In: Obermüller, Peter (Hg.): Almir Mavignier. Serielle Farbprogressionen.
Kat. Ausst. Kunstgewerbemuseum Zürich 1975, S.18f. zurück
51 Baumgärtel, Tilman: Gelegenheit macht Diebe.
In: Telepolis, 14.12.2001. URL: http://www.heise.de/
tp/ deutsch/ inhalt/ sa/ 11341/1.html. Tanni, Valentina: Korea Web
Art Festival. Net art e hacking a Seoul. In: ExibArt, 6.12.2001. URL:
http://www.exibart.com/
notizia.asp?IDCAtegoria=69 &IDNotizia=3570.
Einige KünstlerInnen, die, wie alle TeilnehmerInnen am Korea Web
Art Festival das FTP-Kennwort hatten, löschten die Arbeiten der TeilnehmerInnen,
die nach der Aktion von "01.org" unter ihrem Namen zu finden
waren. Dadurch entstand der Eindruck, die Neuzuordnung von Namen und Seiten
hätte die Werke außer Funktion gesetzt. Als dies von "Zero"
und "One" noch hätte korrigiert werden können, besassen
diese keinen FTP-Zugang mehr ("01.org" im Gespräch mit
d. A. am 24.3.2002 in Karlsruhe). zurück
52 Tilman Baumgärtel verhalf "01.org"
in einer e-Mail zur Korrektur ihrer irrigen Annahme, dass "Vopos
were east german police in charge of preventing the crossing of the berlin
wall" (e-Mails [Oktober 2006: nicht mehr zugängliche e-mails
in "life_sharing" von 2001-2003], 8.10.2001,
4.12.2001):
"The Vopo (Volkspolizei) were the policeman in the street."
(Baumgärtel, 20.12.2001).
Die "Grenztruppen" bewachten die Mauer und verhinderten Übertritte.
Zur Rettung des Titels von "01.org": Volkspolizisten versuchten
im November 1989 in Berlin, Bemalungen und Brüche in der Mauer zu
verhindern (Boulogne, Daniel: "The Berlin Wall", Kapitel IV.
In: URL: http://www.memorial.fr/
10EVENT/ gb/ expodb4.htm; Pape, Rotraut: Die Mauer - der negative
Horizont. In: URL: http://www.werkleitz.de/
~pape/ d/ 04projects/ 1992mauer/ mauer_01.html). zurück
53 "01.org": VOPOS Concept. In: URL: http://www.0100101110101101.org/
home/ vopos/ concept.html (10.10.2006). zurück
54 "01.org": VOPOS. In: s. Anm.53. zurück