IASLonline Lektionen in NetArt


Thomas Dreher

Telepräsenz:
Eduardo Kac und Ken Goldberg



Telepresence Art

Eduardo Kac (*1962, Rio de Janeiro) stellt "telepresence art" 1993 als "an art based on the integration of telecommunications, robotics, new kinds of human-machine interface and computers" 1 vor. Den Zweck dieser "integration" faßt Kac 1996 in einem Satz:

Telepresence art makes it clear that action at a distance must be incorporated into the repertoire of elements explored by artists via networks (digital, analog, or a hybrid of both). 2
Ken Goldberg (*1961, Ibadan/Nigeria) bezieht sich 1997 in "Telepistemology on the World Wide Web" auf Äußerungen Kacs 3, wenn er zwischen "virtual reality" als "purely synthetic sense-data lacking physical reality" und "telepresence" 4 unterscheidet, formuliert aber – im Unterschied zu Kac – "telepresence" nicht als immer auch "telecommunication" umfassend:
Telepresence presents sense-data that (1) claims to correspond to a remote physical reality and (2) allows the remote user to perform a physical action and see the results.
Goldberg ergänzt:
The WWW has the potential to bring telepresence out of the laboratory. 5
Demnach gibt es eine Laborsituation der "telepresence" und eine öffentliche Partizipation an "telepresence" via World Wide Web. Ferngesteuerte Aktionen können in einer Laborsituation mittels verschiedener Weisen der Informationsübertragung stattfinden, während der weltweite öffentliche Zugang zu fernlenkbaren Geräten gegenwärtig mittels Internet möglich wird.


Installationsweisen

Ein Konzept für eine Telepräsenz-Installation sollte Angaben über die Art der Schnittstelle(n) für Beobachteroperationen, des Environments und der in ihm steuerbaren Geräte sowie über die Informationswege zwischen Beobachterstandorten und Environment enthalten.

Die Fernlenkung setzt eine Schnittstelle voraus, an der Daten über das Beobachtete (Output) verfügbar sind und Steuerbefehle (Input) eingegeben werden können. An solchen "Mensch-Maschine-Schnittstellen" ("human-machine-interface", s. o.) können Beobachter Geräte in fernen Umgebungen steuern. Die Geräte reagieren in Echtzeit (bzw. in nicht oder kaum bemerkbarer Verzögerung) und melden ihren neuen Standort und Zustand. Ferngesteuerte Beobachtungsinstrumente können in "telepresence art" Ziel, aber auch visualisierendes Mittel für die Ausführung von weiteren Aktionen durch weitere Geräte oder Apparatfunktionen sein (Kac und Goldberg stellen sich unter >steuerbaren Geräten< vor allem Roboter mit Kameras vor).

Der Personal Computer (als Schnittstelle zur Dateneingabe) und die Organisation des Internet (als Informationsübertragungssystem) mittels WWW sind heute selbstverständliche technische Möglichkeiten für Telepräsenz-Installationen. Für die Geschichte der "telepresence art" wurden die Erweiterungen der Kapazitäten der im Internet verbundenen Rechner für Bildanimationen, die Entwicklung der Multi-User- und Bildübertragungsprogramme sowie der Technik von digitalen Videokameras entscheidend.


Telepräsenz-Installationen

Eduardo Kac und Eduardo Bennett begannen 1989 mit der Ausarbeitung des Ornitorrinco-Projektes und stellten es Juli 1992 in Chicago auf der "SIGGRAPH ´92 Art Show" zum ersten Mal der Öffentlichkeit vor. Beobachter konnten in Ornitorrinco in Copacobana über die Tasten eines Telefons am McCormick Place einen Roboter mit Kamera steuern, der sich in einem Environment bewegte, das in The Electronics and Kinetics Area in The School of The Art Institute of Chicago installiert war. Die Einrichtung des Environments orientierte sich an der Größe des Roboters. Beobachter konnten sich bei ihren Eingaben von Steuerbefehlen nicht an realen Maßen, sondern nur an Größendifferenzen orientieren.

Ornitorrinco in Eden ermöglichte es Beobachtern am 23.10.1994, sich in Seattle und Lexington in den Roboter in Chicago >einzuwählen< und ihn gemeinsam zu steuern. Mittels CuSeeMe waren die drei Orte über Internet miteinander verbunden.

The Mercury Project wurde von Ken Goldberg und Michael Mascha geleitet und mit einem Projektteam an der University of Southern California in Los Angeles ausgeführt. Ein Roboter mit Kamera und Düse war zwischen 1.9.1994 und 31.3.1995 über Internet steuerbar. In einem Labor stand ein mit Sand gefülltes Terrarium, in dem Artefakte vergraben waren, die mit der fernlenkbaren Düse freigelegt werden konnten. Die Auswahl der Gegenstände geschah nach Kriterien, die Jules Vernes "Reise zum Mittelpunkt der Erde" (1864) vorgab. Besucher konnten sich in einem Operator´s Log über den Zusammenhang der Objekte äußern. Ein User gab sich am 22.10.1994 als "Arne Saknussen" aus und gab mit seiner Verwendung eines Namens aus Vernes Roman einen Hinweis, daß er - als Einziger - den Zusammenhang zwischen den Objekten erkannt hatte.

Joseph Santarromana äußerte sein Mißfallen an der Installation von "The Mercury Project": "It seemed totally predestined, like a computer game." Durch Santarromanas und Goldbergs Plan, den Sandkasten von "The Mercury Project" in "The Telegarden" durch einen bepflanzbaren Erdtrog zu ersetzen, wurde "something without a predeterminated outcome" eingeführt. 6

The Telegarden wurde ebenfalls an der University of Southern California mit einem Projektteam entwickelt; im Juni 1995 war sein Roboter zum ersten Mal über Internet lenkbar. Die Installation ist seit September 1996 im Erdgeschoß des Linzer Ars Electronica Center ausgestellt (Nachtrag: bis August 2004). Der Roboter im AEC ist seitdem teleoperativ von museumsin- und -externem Internetzugang aus steuerbar.

Ken Goldberg: Telegarden 1996 Ken Goldberg: Telegarden 1996

Ken Goldberg: The Telegarden, 1995. Ars Electronica Center, Linz, September 1996 (oben) und September 1998 (unten).

In der Mitte eines runden Erdtroges steht ein Roboter mit einer Kamera sowie Einrichtungen zum Pflanzen und Bewässern. Über die Telegarden-Website können User den Roboter und mit ihm die Kamera bewegen. Sie können sich so über Momentaufnahmen >ein Bild< vom aktuellen Zustand des Gartens machen.

Bewässern ist über einen Klick auf einen Button möglich. Pflanzen dagegen wird erst nach hundert Hits auf der Website zugelassen, sofern im Trog noch Platz für weitere Pflanzen ist. Der Roboter gräbt dann mit einem kleinen Metallfuß ein Loch, legt ein Samenkorn ein, bedeckt es mit Erde und bewässert die Pflanzstelle.

Vorteile von "Telegarden" sind die Einfachheit der Idee und die Haltbarkeit unter Dauerbetrieb, sein Nachteil liegt in der Zugangsbeschränkung als Folge des begrenzten Areals. Über eine Website kann zwar der Zugang zur realen Welt ortsungebunden werden, doch muß sich die Internet-Kommunikation den Bedingungen eines Ortes mit begrenzter Ausdehnung und der Dauer biologischen Wachstums fügen.

Kac beschreibt Teleporting an Unknown State als "a biotelematic interactive installation." Am 21.7.1996 setzte er einen Samen in ein Beet, das in einem abgedunkelten Raum in New Orleans installiert war. Der Samen in der für "The Bridge" (SIGGRAPH `96 Art Show) bis 9.8.1996 eingerichteten Installation erhielt Licht über einen Projektor. In Chicago, London, Rio de Janeiro, Sydney und Tokio richteten anonyme Teilnehmer digitale Kameras zum Himmel:

The photons captured by cameras at the remote sites were re-emitted through the projector in the gallery. 7
Während der Ausstellung wurde eine auch dank des Projektionslichtes wachsende Pflanze von einer Kamera aufgenommen und im Internet in Echtzeit präsentiert.

Kac kombiniert in "Teleporting an Unknown State" die Aktionen, die etwas Vorzeigbares hervorrufen, mit einer Weise des Vorzeigens. Die Telepräsenz ist eine zweifache: am Installationsort eine der Zusammenführung von Lichtquellen (aus Kameraaktionen an verschiedenen Orten) und im Internet eine der Präsentation (des Vorzeigens) des Beleuchteten.

Kac: Urapuru 1999 Kac: Urapuru 1999

Eduardo Kac: Uirapuru, 1999. InterCommunication Center, Tokio 1999.

In Uirapuru (ICC Biennale `99, InterCommunication Center, Tokio, 15.10.-28.11.1999) koordinierte Kac zwei parallele Welten; er verknüpfte eine Installation in einem Ausstellungsraum mit einer VRML-Animation: "Uirapuru merges virtual reality with telepresence on the Internet." 8 In beiden Welten gab es Baum- und Singvogel-Adaptionen, wobei letztere ihre Stimmen live aus dem Amazonas erhielten, und zwei Fisch-Adaptionen.

Die Häufigkeit, in der die Stimmen der Singvogel-Adaptionen zu hören waren, hing von "the rhythm of global network traffic" ab:

The ping command operates by sending a packet to a designated address and waiting for a response. It is used to monitor round-trip travel time and as such is a direct measurement of current Internet traffic. 9
In Kacs Variante wurde aus der mythischen Gestalt "Uirapuru" und dem gleichnamigen Amazonasvogel ein fliegender Fisch. In der Installation im InterCommunication Center bestand der Fisch aus einem mit Luft gefüllten Körper mit Kamera, der durch Führung eines weiteren fischförmigen Objektes gelenkt werden konnte: "When participants control it at the telepresence station, Uirapuru flies accordingly in the gallery." 10 Die Bewegungen von Uirapuru in der realen Installation wurden von "sonars" (Abkürzung für "sound navigation and ranging") registriert und die registrierten Daten dienten in der VRML-Station zur Simulation der realen Bewegung.

In der VRML-Station waren Begegnungen zwischen fischförmigen >fliegenden< Avataren, die User als ihre Vertreter in der virtuellen Welt wählen konnten, und der virtuellen Uirapuru-Version möglich.

Vom "virtual portal" konnte der Website-User in das "telepresence portal" wechseln. Auf der Website, die auch im Ausstellungsraum über ein Terminal zugänglich war, waren die Aufnahmen der Kamera in der realen Uirapuru-Version zu sehen.

In Rara Avis (28.6.-24.8.1996) ließ Kac Kameras hinter den Augen einer Vogelattrappe installieren. Die Attrappe war in einem Käfig mit kleinen Vögeln untergebracht. Durch ein Sichtgerät konnten Besucher der Installation die Kamerabilder verfolgen und auf diese Weise von einem käfigexternen Standpunkt einen käfiginternen Blickpunkt einnehmen. Außerdem konnten Besucher die Kamerabewegung steuern. Während in "Rara Avis" Steuerungsfunktionen für die Kamerabewegung noch von zentraler Bedeutung waren, wobei die Bilder auch über Internet zugänglich waren, wurde in "Uirapuru" die Kamera zum Nebeneffekt, da die Koordination zwischen Bewegungen in der Installation und in Simulationen der VRML-Station, die keine Kameraaufnahmen enthalten, geregelt wurde.

Verglichen mit Goldbergs "Telegarden" und Dislocation of Intimacy (1998, mit Bobak Farzin) haben alle Installationen von Kac den Nachteil, daß sie zeitlich begrenzt und nach den Ausstellungen im Internet nur noch dokumentierbar sind. Der Nachteil ist in "Uirapuru" eine Folge des Vorteils, auch die Besucher im Installationsraum aktivieren und deren Aktion an die simulierte Installation der VRML-Station rückkoppeln zu können, während Goldberg die Besucher im Linzer Ars Electronica Center die (über User der Website gesteuerten) Roboterbewegungen nur passiv beobachten läßt.

Kac hat ungleich konsequenter als Goldberg Aspekte der Telepräsenz eruiert. Goldbergs Installationen und Netzprojekte nach "Telegarden" und nach seiner Arbeit als Assistant Professor für Computer Science an der University of Southern California (1991-95) wirken uneinheitlich und weisen sehr unterschiedliches Niveau auf. Konzeptuell überzeugen den Autor die jüngsten Projekte Goldbergs

nicht, während Kac mit "Uirapuru" ein Konzept realisierte, das in den "Ornitorrinco"-Projekten und Goldbergs "Telegarden" angelegte Relationen zwischen Telepräsenz und Telekommunikation durch die Koordination der Installation mit einer virtuellen Parallelwelt konsequent weiter entwickelt.


Theorie der Telepräsenz

Kac und Goldberg schaffen mit ihren Telepräsenz-Installationen Modelle, die User dazu provozieren, von Multimedia ermöglichte Beobachtungsweisen und ihren Einfluß auf die Konstitution von "Weltbildern" 11 zu konzeptualisieren.

Beide Künstler / Wissenschaftler interpretieren ihre Modelle unterschiedlich. Während Kac primär von einer kognitiven Weltbildkonstitution ausgeht, in der Unterschiede und Beziehungen in der Weise maßgebend sind, wie sie durch Medien erkennbar werden, bleibt für Goldberg die Frage nach der Übersetzung realer Distanzen in medienbestimmte Beobachtung zentral. Goldberg will eine skeptische Beobachterhaltung provozieren und "telepistemology" als "last refuge of realism" ausweisen:

The recurring question "How do I know this is real?" suggests a Turing Test for epistemology. This may be the last refuge for realism. 12
In "Telegarden" wird die Pflanzenwelt, die in Größenrelationen und Wachstumsformen nicht beliebig transformierbar ist und sich irreversibel entwickelt, zum >Platzhalter< für Fragen nach einer medienexternen Realität, während die im Internet erkenn- und beeinflußbaren Lichtspiele von ShadowServer (1997, mit Bobak Farzin) und Dislocation of Intimacy sich in Kästen abspiel(t)en, die zwar ausstellbar sind (bzw. waren), aber Ausstellungsbesuchern den Zugang zu ihren Innenräumen verweigern (bzw. verweigerten). Bezugspunkte zu realen Größenverhältnissen kann (bzw. konnte) der Besucher im Schattenspiel der Lichtkästen nicht entwickeln.

Kac verweist in "Beyond the Screen: New Directions in Interactive Art" auf Goldbergs "ShadowServer" und dessen Antizipation durch Nathan Bernard Lerners (*1913) "Light Box" von 1938. 13 Kac erwähnt mit Lerners "Light Box" einen Vorläufer aus dem Chicagoer Umfeld von Laszlo Moholy-Nagy.

Lerner weist 1938 auf die Bedeutung des Ausschlusses von werkfremdem Licht durch die "Box", um Lichtspiele realisieren zu können. 14 Goldberg schließt mit dem geschlossenen Kasten und mit der modifizierbaren Innenbeleuchtung an Lerners Relation von In- und Exklusion an: Die Exklusion werkexternen Lichtes erlaubt eine von Außenlicht unbeeinflußte Steuerung interner Lichtquellen.

Goldbergs Low Tech-Telepräsenz-Installationen "ShadowServer" und "Dislocation of Intimacy" fördern Kacs Ansatz, wonach Beobachter "mental maps" der über Telepräsenz vermittelten Environments konstruieren, nicht aber reale Verhältnisse rekonstruieren können. Nach Kac entwickelt jeder Beobachter in "mental maps" sein eigenes Weltbild:

Each "map of the visible" that results from experience is, therefore, unique in its difference to paths explored by other participants. Each mental map is particular to each experience, which is to say that each participant forms a different conception of the actual space. 15
Kacs Ansatz wäre zu hinterfragen auf Konstruktionsweisen von Weltbildern, in denen kognitive Operationsweisen offensichtlich – als Folge von natur- und / oder kulturbedingtem Lernverhalten – nicht zwischen Beobachtern differieren.

Kac zeigt bereits 1993 in "Telepresence Art" 16, daß die Suche nach "maps of the world", nach verbindlichen referentiellen Zeichenfunktionen – wie sie später auch Goldberg noch betreibt –, nur wieder zu "map[s] of the map" 17 führt.

Zentral ist für Kac – im Unterschied zu Goldberg – nicht die Eruierung von "scale" und "distance", sondern die Zeitdimension in "Weltbeobachtung" 18:

The subordination of the three-dimensional bodily space to real time is a process of abstraction that continuously blurs the distinction between images and reality...perhaps, all "presence" is somewhat removed, remote, caught in an oscillation between presence and absence... The participant only gains access to the space [in "Ornitorrinco on the Moon" (1993)] through pictures he or she gathers while moving telerobotically in real time. 19
Oswald Wiener weist darauf hin, daß Weltbeobachtung nicht als abbildhaft Details im Gedächtnis wiedergebende, sondern als laufend (re-)focussierende und wiederkehrende Merkmale zu "Wendemarken" verdichtende Operationsweise von Beobachtern zu (re)konstruieren ist. 20 Wiener erklärt auf diese Weise einen Grundzug von Weltbeobachtung und läßt die Variabilität individueller Beobachtungsweisen so offen wie möglich. Gegen Goldbergs Suche nach "the last refuge for realism" liefern Kac und Wiener durch die Auseinandersetzung mit der Zeitdimension in Weltbeobachtung Argumente, die den informationsverarbeitenden Prozeß als Weise der Welterzeugung 21 hervorheben. Beobachtung wird als informationsschaffender Prozeß ausgewiesen, in dem Weltbildkonzepte konstituiert, angewandt, geprüft und modifiziert werden.

Fragen nach Möglichkeiten der Wiederbelebung des Realismus können vor diesem Hintergrund nur zu abstrakten Argumenten führen, die aus der Problematik resultieren, wie zwingend es nach neurobiologischen Erkenntnissen überhaupt noch ist, von der Vorstellung einer den informationsschaffenden "Beobachtungsoperationen" vorausliegenden, beobachtungsexternen Welt auszugehen. Wäre es nicht sinnvoller, auf die Annahme einer beobachtungsextern gegebenen Welt zu verzichten, und "teleactions" 22 als – in Welt(en) erzeugender Weise – informationsschaffend zu verstehen?


Telepistemology

Goldberg greift das Problem der Relation zwischen Aktion und Wahrnehmung in seiner Einleitung zu The Robot in the Garden: Telerobotics and Telepistemology in the Age of the Internet auf: "Agency is the ability to perform actions, to intervene as we observe." 23 Goldberg weist auf George Berkeleys "Essay Toward a New Theory of Vision" 24, "according to which our sense of vision is acquired not just by passive looking but by intervening in the world." 25 Im Gegensatz dazu hat René Descartes in "Meditationen über die Grundlagen der Philosophie" 26 das erkenntnistheoretische / epistemologische Modell der Weltbeobachtung als einen ortsunabhängigen theoretischen Bezug eines Geistes – wie ein Subjekt in einem Gehäuse – zur (Körper- bzw. Ding-)Welt (als Ganze) konstruiert. Jeff Malpas stellt dieses Modell in "The Robot in the Garden" so vor:

...we are...causally connected to the world, while also being epistemologically separated from it;...our capacity for action is grounded in such a >mediated< access. 27
Die zentrale Frage, die die Originalbeiträge in Goldbergs Anthologie "The Robot in the Garden" implizit stellen, lautet:

Lassen sich Echtheit und Fälschung von – via Internet – in geringer Zeitverzögerung übertragenen Fernereignissen im Rekurs auf leibzentrierte Naherfahrung 28 oder durch skeptische Hinterfragung aller (immer schon vermittelten) Erfahrungsgrundlagen klären?

Von ihrer Antwort auf die in Goldbergs Anthologie vorherrschende philosophische Fragestellung leiten die Autoren auch ihre Bewertung der Wirklichkeitserfahrung via Teleoperation ab.

Hubert Dreyfus, Alvin Goldman, Michael Idinopulos sowie Catherine Wilson plädieren für und Jeff Malpas sowie Albert Borgmann gegen eine Rekonstruktion der cartesianischen These der Vermitteltheit von Wirklichkeitserfahrung und des daraus resultierenden Skeptizismus.

Nach Catherine Wilson gibt es zwischen authentischer Wirklichkeitserfahrung und vermittelter, mittels Medien übertragener Fernerfahrung keinen Unterschied der Art: "Proximal and mediated experience lie on a continuum." 29 Nach Wilson substituieren teleoperativ gesteuerte Kameraaufnahmen nicht Autopsie, sondern erweitern unseren Horizont durch Informationen über Ereignisse an anderen Orten:

Like windows and telescopes 30, the [=many of our newest and most important technologies] produce singular experiences - glimpses and views - and they extend the range of individual acts of human agency. 31
Nach Wilson führt Martin Heideggers "longing for vivid and authentic experience ... not away from technology but toward it..." 32 Sie findet Heideggers Kriterium des "Dinghaften der Dinge" 33 nicht in dessen "primitivistischer" Auffassung von "Nähe" 34 wieder, sondern in "telefictive experience" und im "effortless access", den "equipment" ermöglicht. 35

Albert Borgmann widerspricht der Kritik von Wilson an Heideggers Erörterung des Gegensatzes zwischen Naherfahrung / Autopsie und Informationen übertragenden Medien. Borgmann unterscheidet zwischen geschmeidiger Naturerfahrung und brüchiger, computergestützt erworbener Erfahrung. Er schätzt letztere mit Heidegger als "das gleichförmig Abstandlose" 36 ein, das es verhindert, Wege der Informationsübertragung bis zu einem Dateninput >vor Ort< zu verfolgen (bzw. als kausale Kette zu rekonstruieren). Goldberg gibt in seiner Einleitung Borgmanns Auffassung so wieder: Es sei eine Folge des Mediengebrauchs, daß "we are losing the attentiveness and stamina needed to identify and extract knowledge." 37 Dies mache unempfindlich für den Unterschied zwischen direkter und medienvermittelter Erfahrung.

Nach Jeff Malpas ist Wissenserwerb primär leibzentriert und damit orts- und präsenzgebunden. 38 Deshalb sieht Malpas – im Gegensatz zu Dreyfus (s. u.) – keinen Grund für eine Rekonstruktion des cartesianischen Skeptizismus:

What comes first is the idea of the place – that >space of nearness< – within which both we and the objects of our engagement are situated. 39
Hubert Dreyfus konstruiert eine Skala zwischen berechtigtem Skeptizismus bezüglich der Wahrheit der Sofortübertragung von fernen Ereignissen und leibzentrierter (von Maurice Merleau-Ponty in "Phénoménologie de la Perception" vorgestellter) multisensorieller Naherfahrung, die auch das Risiko des Eintretens unerwarteter Ereignisse einschließt. Borgmann und Malpas werten medienvermittelte Fernerfahrung als Verlust an Welterfahrung, während Dreyfus in Teleoperationen via lenkbarer Kamera einerseits um Tast-, Geschmacks- und Geruchserfahrungen und "intercorporiality" 40 verkürzte, andererseits um Fernoperationen erweiterte Weisen der Vermittlung von lokalen Ereignissen erkennt. 41

Die Mängel an vertrauenerweckender multisensorieller Naherfahrung führen nach Dreyfus zu Zweifeln an der Echtheit der vermittelten Fernerfahrung, was "alle menschliche Interaktion komplizieren, wenn nicht vergiften kann." 42 Nach Dreyfus kann in einer Welt, die dank medienvermittelter Erfahrung ihren Sinn für risikoreiche direkte Umwelterfahrung 43 und "intercorporiality" verloren hat, sogar die Umwelterfahrung >vor Ort< eine "illusory quality" annehmen:

In such a disembodied and dubious world, epistemology might stage a comeback as telepistemology, and Descartes might make a successful last stand. 44
Michael Idinopulos stellt eine antike Grundlage der Erkenntnistheorie / Epistemologie vor, die auf Platons "Theaitetos" zurückführbare Bestimmung von Erkenntnis / Wissen ("knowledge"): Erkenntnis enthalte Wahrheitsglauben ("true belief") in Verbindung mit einer Erklärung, die Evidenz oder "gute Gründe" für das Geglaubte nachweist. 45 Das Problem des nach Dreyfus bei Teleoperationen aufkommenden Zweifels will Idinopulos mittels Interfacedesign lösen, das den Anlaß zu Zweifeln an vermittelten Daten durch Bedienungsoberflächen vermeiden soll, die eine möglichst direkte, verzerrungsfreie Steuerung im zu erkundenden Terrain ermöglichen. Idinopulos Forderung an Interfacedesign lautet: "epistemically direct". 46 Teleoperationen werden mittels Bedienungsoberflächen, die Idinopulos´ Ansprüche erfüllen, nicht weniger anfällig gegen Täuschung, verhindern es aber, die kausale Frage, ob nicht Täuschung vorliege, aufkommen zu lassen.

Auch Alvin Goldman greift die platonische Bestimmung von Erkenntnis auf und formuliert Korrekturen an Robert Nozicks ">tracking< theory" als Basis seines "causal reliability approach" 47, der ihn bei der Erörterung von Fragen der Wahrheit beim Wissenserwerb zu einer Suche nach allgemeinen Kriterien und kontextspezifischen Zuverlässigkeitsmaßstäben für die Unterscheidung von Direktübertragung und eingespeisten Bildsequenzen führt. Nach Goldman stellen uns "telerobotic scenarios" 48 Fragen an authentische Erfahrung, wie sie auch Thermometer stellen 49, doch seien die kontextuell verschiedenen Kriterien mittels eines "No Relevant Alternatives (NRA) approach" 50 zu unterscheiden.

Auf die nach Idinopulos relevante Frage nach für den Wissenserwerb entscheidenden Kriterien, die zum Glauben an den Wahrheitsgehalt von "teleactions"-Daten führen, antwortet Goldman mit zu entwickelnden neuen Kriterien des Wissenserwerbs: Verfahren des Ausschlußes "relevanter Alternativen" und Bestimmungen von Beschreibungsweisen des Erlebten, Typen des Glaubensbildungsprozesses und des Zusammenhangs zwischen beiden sollen erarbeitet werden und in Zukunft zur Gewinnung von Kriterien der Unterscheidung der für den Wissenserwerb relevanten Überzeugungen führen. Für die Gegenwart jedoch lautet Goldmans Antwort: "The answer is not clear." 51

Goldberg weist in Bemerkungen, die in seiner Einleitung zu "The Robot in the garden" auf ein Resumée von Goldmans Beitrag folgen, auf Nelson Goodmans Kapitel "Art and Authenticity" in "Languages of Art": Goldberg vergleicht die Frage der Unterscheidbarkeit von Täuschung und Wahrheit, die ferngesteuerte sensorielle Systeme provozieren, mit der musealen Frage, ob eine Fälschung oder ein Original vorliege. 52 Die Frage nach Authentizität erfordere in beiden Fällen eine Antwort, in der Probleme der Wahrnehmung, des Wissenserwerbs (im Kontext) und erkenntnistheoretische Fragen der Gewißheit eine Rolle spielen: Aus Argumenten im Diskurs über Wahrnehmung, "knowledge" (Wissen) und "epistemology" (Erkenntnistheorie) sollen sich Kriterien des telerobotischen Erwerbs von Wissen über entfernte Ereignisse gewinnen lassen. Goldberg eröffnet die Authentizitätskontroverse neu aus Anlaß der "telerobotic scenarios" 53 - offensichtlich mit dem Ziel, diese Szenarien in Zukunft so entwerfen zu können, daß die Echtheit der Direktübertragung von fernen Ereignissen unanzweifelbar wird.

Martin Jay thematisiert die unvermeidbare, nur verminder-, nicht aber beseitigbare Zeitverzögerung von Übertragungen. Jay weist auf die Zeitverzögerung, die sich in Telekommunikation ebenso wenig wie im Medium Licht überwinden läßt: Auch Blake Hannaford weist auf die bei "interplanetary applications such as the Sojourner Mars Rover" 54 nicht mehr vernachlässigbare Zeitverzögerung. Analog zu Prozessen, in denen das von einem fernen (Stern-)Ereignis verspätet kommende Licht "indexical trace[s]" 55 auf Fotoplatten hinterläßt, entwirft Jay den Prozeß der Datenübertragung via "telerobotics" und Telekommunikation:

I wish to argue ... that an indexical trace survives in both virtual reality and telerobotic technologies and that each resists complete virtualization.56
Problematisch wird in Jays Argumentation allerdings der Status der "indexical trace of an objective real" als "Flickering Signifier" 57 in VR, "parasitic on the prior experiences that make them meaningful to us today." 58

Es wäre zu fragen, ob Übertragungsmedien, Beobachtungsoperationen und Quellen inklusive Kontext nicht ein informationsschaffendes System der mentalen Konstitution von Weltbildern bilden, das Wirklichkeitsvorstellungen und Handlungen in der Umwelt systemintern aufeinander abstimmt, und ob nicht Jays Argumentation mit Bezügen auf "prior experiences" unnötige Annahmen auf gegebene systemexterne, systemintern nur vermittelbare Realität enthält. Vergleiche Eduardo Kac: "The knowledge we acquire through instruments and media is always modulated by them." 59 – und im Gegensatz dazu Jay: "They [= the flickering signifiers] are thus ultimately dependent on the material embodiment that they seem to have left behind, especially those that interact with the human sensorium and its embodiment." 60

Jay stellt den Realitätsbezug von "Flickering Signifiers" gegen Simulationswelten ohne Realitätsbezug, während Kac´s "Uirapuru" (s. o.) eine Simulationswelt mit einem teleoperativen System koppelt und damit Jays Gegensatz zwischen Simulationswelten und Welten mit Wirklichkeitsspuren aufhebt. Leider wird diese Verbindung von Simulationswelt mit teleoperativ steuerbaren Elementen in der Installation "Telerobot in the Garden" nicht – auch nicht in Kacs Beitrag – thematisiert: Könnte es nicht sein, daß in Konzepten der Korrespondenz zwischen konstruierten virtuellen Welten und Weltvorstellungen, die auf sensorbedingten Spuren basieren, Modelle für eine Rekonzeptualisierung der Beziehungen zwischen möglichen Weltkonzepten und realen Welten angelegt sind, die epistemologische Fragen nach Wahrheitsglauben und Zweifel durch Fragen der Korrespondenz zwischen Weltmodellen sowie der Kausalität abzulösen erlauben?


Kybernetik zweiter Ordnung
statt Telepistemology

Die menschliche Schnittstelle zur Umwelt konstituieren Sinnesrezeptoren, die quantitative Reizungen in den Nervenbahnen erzeugen. Diese Signale aus der Umwelt enthalten keine Informationen über Tast-, Seh-, Hör-, Geruchs- und Geschmacksempfindungen. 61 Sinnesreize werden über Nervenbahnen an verschiedene Zonen des Gehirns mit Modifikationen übertragen und dort weiter verarbeitet. Erst Beobachtungsoperationen bilden aus aktivierten Nervenbahnen je nach Gehirnzone verschiedene Dimensionen von Geruchs-, Geschmacks-, Tast-, Hör- und Sehräumen.

So ergeben sich zum Beispiel für die visuelle Wahrnehmung bestimmte Wege von den Augen (visuelle Sinnesrezeptoren) über Retinaganglienzellen zu Zellen in Gehirnzonen, zu kortikalen visuellen Arealen. In Neuronenaktivitäten zwischen Augenbewegungen, Retinaganglienzellen und kortikalen visuellen Arealen werden in rekursiven Beobachtungsoperationen erst Informationen über Visuelles wie "Größen-, Helligkeits-, Farb-, Objektkonstanz" konstruiert: "Die retinale Erregung enthält >Information< und >Ordnung< nicht an sich und für sich, sondern immer nur für ein kognitives System." 62. Sinnesrezeptoren sind an kognitive Operationen der Konstruktion von Weltbildern rückgekoppelt. 63 Im Theoriedesign der Kybernetik zweiter Ordnung kommt der Rückkoppelung von Sinneswahrnehmungen an mentale Beobachtungsoperationen, an Beobachtung der Beobachtung, fundamentale Bedeutung zu.

Zwischen Geruchs-, Geschmacks-, Tast-, Hör- und Sehräumen switchen Beobachter, wenn sie sich orientieren: Sie bewegen sich in einer Umwelt und koordinieren ihre Bewegungen mittels im Gedächtnis gespeicherten >Denkschemata< für >Handlungspläne<. 64 Die Schemabildung erfolgt in Beobachtungsoperationen der Konzeption von Weisen der Weltbeobachtung, die >die Koordinaten< für die Ausarbeitung von Handlungsplänen liefern. 65

Dem cartesianischen Ausgangspunkt der Erkenntnistheorie / Epistemologie, daß die Konstitution von Weltbildern mit der Vorstellung des Gelehrten im Gehäuse vergleichbar sei, wird von der Kybernetik zweiter Ordnung durch eine Replazierung des Gelehrten, also des Weltbildvorstellungen Bildenden, in die Umwelt widersprochen. So wird auch der Gegensatz zwischen cartesianischer Dualität von Leib und Geist und existentialistischer Betonung der leibzentrierten Naherfahrung von Umwelt – den beiden Ausgangspunkten von Ken Goldberg 66 und Hubert Dreyfus in "The Robot in the Garden" (s. o.) – durch Prozesse im Beobachter abgelöst, in denen sich umweltbedingte Reizungen der Sinnesrezeptoren, Neuronenaktivitäten und mentale Operationen der Bildung von Vorstellungen über Umwelt durchdringen.

Diese Vorstellungen liefern Konzepte der Weltbeobachtung bzw. Denkschemata und Handlungspläne, die später folgenden Selbstorientierungen und Handlungskoordinationen in Umwelt(en) zugrunde liegen. Konzepte der Weltbeobachtung können im Zuge von Neuorientierungen de- und rekonstruiert werden: Weltbildkonstitution und Handlungskoordination als nicht abschließbarer und mehrdimensionaler, Switche zwischen verschiedenen Dimensionen der Sinneswahrnehmung 67 einschließender, durch Schemabildung vermittelnder und durch Schemata vermittelter Prozeß.

Hier werden "Beobachtungsoperationen" als kognitive Prozesse verstanden, und Beobachteroperationen als Steuerung der Sinneswahrnehmung durch Bewegungen von Körperorganen (Kopf-, Bein-, Augen- und Handbewegungen). Beobachteroperationen der Orientierung durch Handlungskoordination auf, unter oder vor Sensoren im Installationsraum sind von Beobachteroperationen an Schnittstellen zu Rechnern (Manual, Maus, Tablett, Spielkonsole) nicht der Art nach, sondern graduell so weit zu unterscheiden, wie die verarbeitenden Beobachtungsoperationen und die daraus folgenden Handlungspläne verschieden sind. Interfacedesign - sowohl das Design von Sensoren in Installationen wie das Design von Bildschirmprojektionen mit Funktionsflächen (Icons als Buttons für Links oder für graphische Veränderungen der Projektionsfläche, Felder für Eingaben zu Suchfunktionen etc.) bei Rechnern - kann die Weisen der Koordination von Beobachter- mit Beobachtungsoperationen beeinflußen. Reaktive Installationen können zwar zu ungewöhnlichen Beobachteroperationen reizen, können dafür aber auch auf der Ebene der Projektion sich mit bildhaften Elementen begnügen, die die simultane Orientierung des Beobachters in Real- und Bildraum problematisieren 68, während die >Standard-Einheit< Manual, Maus, Monitor und Rechner gewohnte Beobachteroperationen mit ungewöhnlichen und / oder den üblichen Mediengebrauch reflektierenden Beobachtungsoperationen in Verbindung bringen kann: Dies geschieht meist durch Kombinationen von abrufbaren Funktionen, also durch mehrdimensionale Projektionsebenen, die Bildhaftes konzeptuell und funktional >brechen<.

Die normative Setzung in Michael Idinopulos´ "Telepistemology, Meditation, and the Design of transparent Interfaces", daß aus Gründen der "epistemic immediacy" die Schnittstelle zu Fernoperationen "immediate feedback" 69 ermöglichen solle und deshalb für den Beobachter so wenig "distortions" 70 wie möglich haben soll 71, erscheint in konstruktivistischer Sicht wenig plausibel: Eine Schnittstelle / ein Interface kann, wenn sie/es ungewöhnliche Rückkoppelungen von Beobachter- an "Beobachtungsoperationen" provoziert, zur Konzeptualisierung des Zusammenhangs zwischen Interface-Design, Beobachter- und Beobachtungsoperationen führen. Bei der Standard-Einheit (s. o.) kann die Art der Präsentation von Kombinationen abrufbarer Funktionen und ihre Relation zu teleoperativ lenkbaren Sensoren (Webcam, Mikrophone, etc.) problematisiert werden.

Telekommunikativ lenkbare bildliefernde Geräte in entfernten Umgebungen offerieren Beobachtern Projektionsflächen, die sowohl als Bildoberflächen erforschbar sind als auch durch exploratorische Operationen Antworten auf die Fragen zu finden erlauben: was passiert in der anderen Welt und wie läßt sich aus dem Verhalten der bildliefernden Systeme ableiten, daß tatsächlich eine Verbindung mit einem anderen Ort vorliegt? In diese Rekonstruktion sind nach Blake Hannaford auch "distortions" integrierbar, zum Beispiel solche der "dissociation between visual and kinesthetic percepts imposed by scaling of manipulation processes" 72, da die Rückkoppelungen von explorativen Beobachter- an Beobachtungsoperationen verschiedene Vermittlungen zulassen oder sogar voraussetzen. Mit Michael Idinopulos und Blake Hannaford führt Goldbergs Reader differierende Auffassungen über Interfaces für Teleoperationen mit Robotern vor: Für unmittelbare (Idinopulos) oder für (mit Hannaford über Skalierung) vermittelnde Steuerung. Anders als die Differenz zwischen Skeptizismus und Phänomenologie der Naherfahrung wird in Goldbergs Reader die Differenz der Interface-Konzeptionen nicht zwischen den Autoren argumentativ verhandelt. Dabei wäre es ebenso sinnvoll, die erste Differenz (Skeptizismus versus leibzentrierte Naherfahrung) auf der Basis der Zweiten (einfache versus vermittelnde Interface-Konzeption) zu diskutieren, wie umgekehrt, und so eine Beziehung zwischen philosophischer Konzeption und Interface-Design herzustellen.

Dreyfus´ Argument der im Internet fehlenden Vielfalt multisensorieller Naherfahrung – der haptischen Tast-, Geruchs- und Geschmackserfahrung und des Risikos – entgegnen John Canny und Eric Paulos in ihrem Beitrag "Tele-Embodiment and Shattered Presence" mit Beispielen: In Datamitt (auch "Data Dentata") installierten 1993 Ken Goldberg und Richard Wallace in Los Angeles (SIGGRAPH 93, Anaheim/Kalifornien) und New York (New York University robotics lab) zwei Geräte zur Übertragung von Händedruck und verbanden sie via Telekommunikation. Dreyfus´ Argument, daß der technische Stand für multisensorielle, vor allem für taktile Naherfahrung, nicht ausreiche, wird von Canny / Paulos mit "Datamitt", einem Beispiel einer ">low-resolution< version" 73, widerlegt, die den sozialisierten Ansprüchen des Händeschüttelns genügt, ohne multisensorielle Naherfahrung rekonstruieren zu müssen.

Canny und Paulos widersprechen mit folgendem Beispiel Dreyfus´ Argumement des in Medienvermittlung fehlenden, aber in Realwelt nicht ausschließbaren Risikos: Survival Research Laboratory, deren Mitglied Eric Paulos ist, hat 1997 in Increasing the Latent Period in a System of Remote Destructibility, einer Zwei-Orte-Performance in Tokio (InterCommunications Center, 13.7.1997) und in San Francisco (SRL Laboratories), Destruktionsaktionen via ferngesteuerte Roboter ausgeführt: Ein vom Publikum in Tokio steuerbarer Roboter kann eine Knopfreihe einer Bottom Panel Machine betätigen, die über Telekommunikation die drehbare Maschine Air Launcher in San Francisco steuert, die mit einer Kamera ausgerüstet ist. Mittels der nach Tokio (durch CuSeeMe) übertragenen Kamerabilder läßt sich der "Air Launcher" in San Francisco von PartizipantInnen in Tokio über den Roboter so steuern, daß sich via Gashochdruckwerfer Ziele im Umkreis einer Meile befeuern lassen. Dank der unberechenbaren Aktionen von PartizipantInnen in Tokio ist es in San Francisco unabsehbar, wann und in welche Richtung geschossen wird, und damit, wann der Aufenthalt in welchem Teil des Aktionsbereichs von "Air Launcher" gefährlich wird.

Ein von Interfacedesign, Telekommunikation und bewegbarer Kamera geschaffenes Weltportal kann zum Teil nicht mehr risikoloser Welterfahrung werden, wenn User Teleoperationen anderer User ausgesetzt sind, also als Beobachtender beobachtet und unvorhersehbaren Aktionen ausgesetzt werden. 74 Der zweite Beobachter / User kann Prozesse auslösen, die u. a. finanzielle und rechtliche Folgen für den ersten Beobachter haben können.

Von Teleoperationen ausgehende Eingriffe mit dem Risiko strafrechtlicher Folgen thematisiert zum Beispiel Ken Goldberg in dem "online tele-robotic laboratory" Legal Tender (1996) 75. Die Veränderungen, die über Teleoperationen an 100 Dollar-Noten vorgenommen werden können, können wegen des Verbots der "mutilation of national bank obligations" 76 rechtliche Konsequenzen haben, auf die der User hingewiesen wird und für die er die Verantwortung zu übernehmen hat.

Im Unterschied zu dem nach Fernoperationen aus Tokio in San Francisco wieder ortsgebundenem und mechanisch ausgelöstem Risiko der partizipativen Aktionen von Survival Research Laboratories in "Increasing the latent Period..." (s. o.) problematisiert Goldbergs "Legal Tender" das von einer maschinellen Operation ausgehende Risiko in einer Verbindung von Tausch- und Rechtssystemen einer Gesellschaft: Risiko ist nicht nur ein Aspekt der möglichen Naherfahrung körperlicher Bedrohung, sondern muß auch in maschinellen, elektronischen und sozialen Systemen in Kauf genommen werden.

Hubert Dreyfus´ Argument in "Telepistemology: Descartes´ Last Stand", daß Telekommunikation immer risikolos sei (s. o.), ist im Zusammenhang mit Teleoperationen unterkomplex, weil es die Ebene des elektronischen Datenaustauschs von der Ebene der Fernveränderung einer Ding- und Körperwelt sowie von weiteren Ebenen wie der ökonomischen und der juristischen Verantwortung abtrennt.

Außerdem beweisen die jüngsten rechtlichen Auseinandersetzungen um URL-Adressen zwischen Korporationen mit Markennamen und Künstlern 77, daß auch Telekommunikation zu einer Kommunikation mit rechtlichen Konsequenzen wird. Ökonomische und rechtliche Restriktionen können unsere Kommunikationsmöglichkeiten und damit unsere Operationsweisen in einer auch von Datenflüssen im Internet bestimmten Wirklichkeit beschränken, während der unbeschränkte Zugang zu Telekommunikationsformen zur Notwendigkeit wird: Risiko ist in einer modernen, juristisch und medial ausdifferenzierten Gesellschaft keine an Naherfahrung gebundene Komponente mehr. Risiko ist Teil der Systeme – einschließlich der Informationssysteme – (und der als Folge von Systemkombinationen und -durchdringungen entstandenen "Kontexturen" 78) einer "Risikogesellschaft". 79 Teleoperative Steuerungssysteme von Robotern und Aufnahmegeräten liefern zum Teil ausdifferenzierte Modelle der Weltbeobachtung, die Fragen bezüglich der Differenzierung von Systemen und Kontexturen zwischen Aktualem und Virtuellem, Potentiellem und Realem 80 und der darin enthaltenen Risiken zu stellen erleichtern.

"Intercorporiality", um ein weiteres Kriterium für Naherfahrung von Dreyfus´ "Telepistemology" aufzugreifen, ist gerade in Modellen der Fernkommunikation thematisierbar: Interfaces einer auf zwei Orte (mit je eigenen Sensoren als Interface) aufgeteilten und per Telekommunikation verbundenen Installation können User miteinander durch bestimmte Beobachteroperationen kommunizieren lassen: Simultane Operationen der Beobachter auf den Sensorenzonen der beiden Installationen können beeinflussen, ob und wie Projektionsflächen Daten über die Operationen auf der jeweils anderen Seite präsentieren. Ein Beispiel dafür liefert die Installation "Fließgleichgewicht" der Projektgruppe Netzstadt (Bernhard Franken, Mona Meier-Noorden, Robert Wagner, Daniel Woeller, TH Darmstadt, 1994) 81: Vom Verhalten der Akteure auf den Sensoren beider Installationen hängt die Reaktion der Projektionen ab: Bei "Fließgleichgewicht" – "einen Gleichgewichtszustand im Verhältnis zum Mittelpunkt" 82 – erzeugenden Operationen der Beobachter auf beiden Sensorenzonen zeigen die Projektionen die Actricen und Akteure der jeweils anderen Installation und wird Sprechkontakt möglich. Die Installation wird zum Anlaß einer neuen, (noch) nicht sozialisierten Interaktion durch Körperkoordination. Allerdings führt hier die getrennt, nicht interaktiv – es sei denn mit anderen PartizipantInnen auf der selben Sensorenfläche – auf beiden Seiten entwickelte Art, Fließgleichgewicht zu erhalten, zu Sichtkontakt. Dafür wissen Aktricen und Akteure auf beiden Seiten, daß sie, um den Zustand der visuellen Interaktion zu erreichen und gemeinsam zu erhalten, die Reaktionen des Installationssystems auf Körperaktionen erfolgreich eruiert haben müssen. Für den 1994 erreichten Standard der Datenübermittlung via Internet waren die für Sofort-Reaktionen zu verschickenden Datenmengen allerdings noch zu umfangreich.

Goldberg / Wallace präsentieren mit "Datamitt" (s. o.) eine Möglichkeit der Vermittlung einer sozialisierten und dominant taktilen Form der "intercorporiality". Canny und Paulos machen darauf aufmerksam, daß Händeschütteln ein "narrow context" ist, in dem, wie "in most workplace contexts, we need only deal with a limited repertoire of physical contacts." Auf dieser Ebene des begrenzten Repertoires des Händeschüttelns läßt sich bereits ein "important feature, perhaps the essence of social contact" thematisieren: "reciprocity". 83 Dreyfus´ Disjunktion zwischen Skepsis provozierender, weil multisensoriell unvollständiger Vermittlung und multisensorieller Naherfahrung wird von Canny / Paulos widerlegt: Relationen zwischen Beobachtungs- und Beobachteroperationen führen nicht, wie Dreyfus und Idinopulos annehmen, bei der kleinsten Verschiebung gegenüber Autopsie 84 schon zur Unterstellung möglicher Täuschung. Um so anfälliger sind Beobachter in Mehr-Ort-Installationen für die Simulation von Interaktionen: Richard Wallace hat Usern von "Datamitt" ihren eigenen Händedruck mit Zeitverzögerung zurückgeschickt, was bei einer Teilnehmerin den Glauben provoziert haben soll, in besonders engem Verhältnis zu der (Schein-)Person zu stehen, mit der sie interagierte. 85 Demnach besteht bei sozialen Teleoperationen durchaus die Bereitschaft, auch bei reduzierten Sinnesdimensionen der Datenerkennung und -übermittlung daran zu glauben, daß ein Fern-Gegenüber eine echte Person und keine programmierte Simulation ist, bevor ggf. Skeptizismus einsetzt. Ein Übergangsbereich zwischen überzeugender Interaktion trotz reduzierter Datenerkennung und -übermittlung und Täuschung – eine Variante der "Flickering Signifiers" (s. o.) – wird hier erkennbar, den die erkenntnistheoretische / epistemologische Fragestellung von Dreyfus und Idinopulos nicht berücksichtigt.

Die Beiträge von Borgman, Dreyfus, Goldman, Idinopulos, Malpas und Wilson in Goldbergs "The Robot in the Garden" schaffen zusätzlich zum Theorie-Design zwischen Erkenntnistheorie und Naherfahrung das Problem, daß sie eine telekommunikationsbestimmte Relation zwischen Wirklichkeit und computergestützten Medien allgemein ansprechen, gleichzeitig aber ihren Diskursrahmen auf das Thema "telerobotics" zuschneiden. Das Thema "telepistemology" wird dabei auf einen Prothesen- beziehungsweise Maschinenzugang ("slave [robot]") von Menschen (als "master" 86) zur Welt und damit auf eine bestimmte Relation von Wirklichkeit und Medium zugeschnitten: Der "frame" >Teleoperator Mensch< inkludiert den "frame" >Fernvermittlung via Internet<, der wiederum den "frame" >Teleoperation mit Roboter< inkludiert. Statt sich auf eine bestimmte "frame"-Inklusion zu beschränken, müssen alle denkbaren Möglichkeiten für "frame"-Relationen hinterfragt werden, wenn die Konstruktion eines Zusammenhangs zwischen medienvermittelten Wirklichkeitsbezügen und Philosophie nicht falsifikationsanfällig werden soll.

Auf Probleme der Reduktion auf Mensch-Maschine-Relationen verweisen in Goldbergs Reader besonders deutlich John Canny und Eric Paulos mit ihrer Kritik der Implikationen des Begriffs "robot":

... its original (and still current) meaning is the reduction of humans to simple, repetitive machines ... This is the opposite of what future personal social telepresence systems will be... They will be >antirobotic< in the sense that >robot< connotes today. 87
Und dies legt nahe, daß die >Teleoperation mit Roboter< nicht mehr (nur) den kleinsten "frame" im umfassendsten "frame" >Teleoperator Mensch< darstellt (und damit die Relation "slave" - "master" in Frage gestellt wird).

Die aus einer erkenntnistheoretisch / epistemologisch orientierten Argumentation abgeleitete Folgerung von Idinopulos, das Interface-Design so zu gestalten, daß es möglichst direkten Feedback zwischen User-Operation und Fernoperation ermöglicht, um "true beliefs" unterlaufenden Zweifel nicht entstehen zu lassen, läßt sich durch Fragen der "causal mediation" ersetzen, die den Diskurs der Konzeptualisierungsmöglichkeiten von elektronischen Interfaces und Teleoperationen so offen wie möglich, also ohne Vorbelastung durch Exklusionskriterien, zu führen ermöglicht. In diesem Diskurs werden die Relationen zwischen der/dem mentalen Schnittstelle / Interface zur Welt - den durch Rekursionen an "Beobachtungsoperationen" geleiteten Beobachteroperationen in der Welt 88 – und Interfaces als Designs für Dateneingabe, im besonderen für die Ausführung von Fernoperationen – einseitig gelenkten Fernoperationen mit Robotern ebenso wie wechselseitigen mit Menschen – rekonzeptualisiert.

Lösen Fragen der Konzeptualisierung des Interfacedesign und der Beobachtungsoperationen nicht Fragen nach einer Wiederbelebung des Problems der "true beliefs" (s. o.) der Erkenntnistheorie / Epistemologie ab? Bewegen wir uns in Beobachteroperationen in ferner Umwelt nicht mit und zwischen "Flickering Signifiers" (s. o.) und ermöglicht Kybernetik zweiter Ordnung nicht, diese in verschiedene Zusammenhänge zwischen Beobachter- und Beobachtungsoperationen auszudifferenzieren?


Dr. Thomas Dreher
Schwanthalerstr. 158
D-80339 München.

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Übrigens: Drehers Homepage bietet zahlreiche kunstkritische Texte, u.a. zur Konzeptuellen Kunst und Intermedia Art.


Fußnoten:

1 Kac, Eduardo: Telepresence Art. In: Kriesche, Richard/Hoffmann, P. (Hg.): Teleskulptur 3. Graz 1993, S.48-72. Neu in: URL: http://www.ekac.org/Telepresence.art._94.html Die in Kacs Darlegung enthaltene Reduktion von "Telepresence Art" auf "human-machine interfaces" wird im letzten Abschnitt über Kybernetik zweiter Ordnung statt Telepistmology problematisiert. zurück

2 Kac, Eduardo: Ornitorrinco and Rara Avis: Telepresence Art on the Internet. In: Leonardo. Vol.29 / Nr.5, 1996, S.389-400. Neu in: URL: http://www.ekac.org/ornitrara.html  zurück

3 s. Anm. 2. zurück

4 Goldberg, Ken: Telepistemology on the World Wide Web. In: Ylem. September / October 1997. Neu in: URL: http://www.ylem.org/NewSite/archive/issuethmbs/newsletters/SeptOct97/article2.html  zurück

5 Goldberg, Ken: Telepistemology and The Aesthetics of Telepresence. In: URL: http://www.walkerart.org/gallery9/beyondinterface/goldberg_artist.html  zurück

6 Stedman, Nancy / Ditlea, Steve: Thriving Community Is Seeded By Tele-Gardening on the Web. In: URL: http://telegarden.aec.at/html/nyt.html - Der Begriff "Beobachter" wird aus pragmatischen Gründen nur maskulin verwendet, steht aber auch für "Beobachterin". Gleiches gilt für "User". zurück

7 Kac, Eduardo: Teleporting an Unknown State. In: URL: http://www.ekac.org/teleporting.html  zurück

8 Kac, Eduardo: Uirapuru. In: URL: http://www.ekac.org/uirapuru.html  zurück

9 s. Anm. 8. zurück

10 Kac, Eduardo: Uirapuru [fish-shaped object]. In: URL: http://www.ekac.org/uirainterface.html

Vgl. die ersten "PRoPs" ("Personal Roving Presence") von John Canny und Eric Paulos als fliegende "Space Browsers" mit Kameras von 1995/96. In: Dies.: Tele-Embodiment and Shattered Presence... In: Goldberg, Ken (Hg.): The Robot in the Garden, s. Anm.22, S.282-285; Dies.: Interfacing Reality. In: URL: http://www.prop.org/blimp/; Canny, John: Tele-Embodiment and PRoPs. In: Beneder, Manfred (Hg.): robots@aec.at. Proceedings on the 1st Workshop on Teleoperation and Robotics Applications in Science and Arts June 6th 1997. Ars Electronica Center Linz. München/Wien 1997, S.92-95. zurück

11 Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns. Frankfurt a. M. 21982, Bd. 1, S.73-113, 199, 239, 247-250, 254, 262, 269, 304, 332-335 u. a.; Bd. 2, S.88ff., 127-133, 584ff. u.a. zurück

12 s. Anm. 5. zurück

13 Kac, Eduardo: Beyond the Screen: New Directions in Interactive Art. In: Veredas. Ano 3 / No.32, Rio de Janeiro 1998, S.12-15. Neu in: URL: http://www.ekac.org/newinteractive.html  zurück

14 Lerner, Nathan: Kleine Grafik der Light Box mit Erläuterung, 1938. In: Hahn, Peter/Engelbrecht, Lloyd C.: 50 Jahre New Bauhaus. Bauhaus-Nachfolge in Chicago. Kat. Ausst. Bauhaus-Archiv, Museum für Gestaltung. Berlin 1987, S.156, vgl. S.77, 258. zurück

15 s. Anm. 1. zurück

16 s. Anm. 1. zurück

17 Foerster, Heinz von/Pörksen, Bernhard: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. Heidelberg 1998, S.82f. zurück

18 Luhmann, Niklas: Die Gesellschaft der Gesellschaft. Frankfurt a. M. 1997, S.1114, 1118. zurück

19 s. Anm. 1. zurück

20 Wiener, Oswald: Probleme der künstlichen Intelligenz. Berlin 1990, bes. S.24f., 33f., 37ff. zurück

21 Goodman, Nelson: Ways of Worldmaking. Indianapolis/Cambridge 1978. zurück

22 "Beobachtungsoperationen": Luhmann, Niklas: Die Gesellschaft der Gesellschaft, s. Anm.18, S.538. - "teleactions": Manovich, Lev: To Lie and to Act: Potemkin´s Villages, Cinema, and Telepresence. In: Goldberg, Ken (Hg.): The Robot in the Garden. Telerobotics and Telepistemology in the Age of the Internet. Cambridge/Mass. 2000, S.175. zurück

23 Goldberg, Ken: Introduction. The Unique Phenomenon of a Distance. In: Ders.: The Robot in the Garden, s. Anm.22, S.10. Ebda: "Agency plays an analogous role for telepistemology and telerobotics." Vgl. über "agency": ebda, S.22, 57, 111, 121, 322. zurück

24 Berkeley, George: Essay Toward a New Theory of Vision (1709/1732). Neu in: Ders.: Philosophical Works (including the works on vision). Hg. von Michael R. Ayers. Everyman´s Library. London 2000, S.1-70, bes. S.43f. (Section 98) über den Zusammenhang zwischen Beobachteroperationen der Augenbewegung (auf und nieder) und Beobachtungsoperationen der Größenunterscheidung (hoch und tief) und S.61 (Section 145) über "the transition from visible to tangible ideas" sowie S.64 (Section 157) über die Beobachtung von Gemälden als "multiform" ("tangible" und "visible ideas"), "not perceived immediately by vision." zurück

25 Goldberg, Ken: Introduction, s. Anm.23, S.10. zurück

26 Descartes, René: Meditationen über die Grundlagen der Philosophie (1941). Hamburg 1960, besonders Sechste Meditation, Abschnitt 3, S.65f. zurück

27 Malpas, Jeff: Acting at a Distance and Knowing from Afar: Agency and Knowedge on the Internet. In: Goldberg, Ken (Hg.): The Robot in the Garden, s. Anm.22, S.112. zurück

28 Vgl. Merleau-Ponty, Maurice: The Film and the New Psychology (1945). In: Ders.: Sense and Non-Sense. Evanston/Illinois 1964 (i.O.m.d.T. Sens et Non-Sens. Paris 1948). Neu in: Goldberg, Ken (Hg.): The Robot in the Garden, s. Anm.22, Postscript, S.332-345. zurück

29 Wilson, Catherine: Vicariousness and Authenticity. In: Goldberg, Ken (Hg.): The Robot in the Garden, s. Anm.22, S.79. zurück

30 Vgl. Idinopulos, Michael: Telepistemology, Mediation, and the Design of Transparent Interfaces. In: Goldberg, Ken (Hg.): The Robot in the Garden, s. Anm.22, S.324. zurück

31 Wilson, Catherine: Vicariousness and Authenticity, s. Anm.29, S.69. zurück

32 Wilson, Catherine: Vicariousness and Authenticity, s. Anm.29, S.87. zurück

33 Wilson, Catherine: Vicariousness and Authenticity, s. Anm.29, S.85, Heidegger, Martin: Der Ursprung des Kunstwerks (1936). Stuttgart 1960, S.12f. (Wilsons Angabe); Heidegger, Martin: Das Ding (1950/51). In: Ders.: Vorträge und Aufsätze. Pfullingen 81997, S.159, 163. zurück

34 Wilson, Catherine: Vicariousness and Authenticity, s. Anm.29, S.69ff.; Heidegger, Martin: Das Ding, S.163, 170 ("Nähe nähert das Ferne und zwar als das Ferne...Ferne wahrend west die Nähe in ihrem Nähern."),174. zurück

35 Wilson, Catherine: Vicariousness and Authenticity, s. Anm.29, S.86, 88. zurück

36 Borgmann, Albert: Information, Nearness, and Farness. In: Goldberg, Ken (Hg.): The Robot in the Garden, s. Anm.22, S.99; Heidegger, Martin: Das Ding, s. Anm.34, S.158. zurück

37Goldberg, Ken: Introduction, s. Anm.23, S.12. zurück

38 Malpas, Jeff: Acting at a Distance and Knowing from afar: Agency and Knowledge on the Internet. In: Goldberg, Ken (Hg.): The Robot in the Garden, s. Anm.22, S.124. zurück

39 Malpas, Jeff: Acting at a Distance and Knowing from afar, s. Anm.38, S.123. zurück

40 Dreyfus, Hubert: Telepistemology: Descartes´s Last Stand. In: Goldberg, Ken (Hg.): The Robot in the Garden, s. Anm.22, S.60 mit Verweis (ohne Seitenangaben) auf Merleau-Ponty, Maurice: Phénoménologie de la Perception. Paris 1945 ( vgl. ebda, bes. Zweiter Teil, § 49ff., S.412-419 über "Intersubjektivität" und "Koexistenz" sowie Dritter Teil, § 33, S.515 über ein "intersubjektives Feld...durch mein leibliches Sein"). zurück

41 Dreyfus, Hubert: Telepistemology: Descartes´s Last Stand, s. Anm.30, S.58-62. zurück

42 Dreyfus, Hubert: Telepistemology: Descartes´s Last Stand, s. Anm.30, S.62. zurück

43 Dreyfus, Hubert: Telepistemology: Descartes´s Last Stand, s. Anm.30, S.59. zurück

44 Dreyfus, Hubert: Telepistemology: Descartes´s Last Stand, s. Anm.30, S.63. zurück

45 Idinopulos, Michael: Telepistemology, Mediation, and the Design of Transparent Interfaces, s. Anm.30, S.314; s. Platon: Theätet (Theaitetos). Suttgart 1981, S.193-225 [201c-210d], 267ff.: "Wissen" als "wahre Meinung verbunden mit Erklärung"(S.193 [2101c]). zurück

46 Idinopulos, Michael: Telepistemology, Mediation, and the Design of Transparent Interfaces, s. Anm.30, S.320, 323, 325, 329. Dieser Auffassung wird unten widersprochen. zurück

47 Goldman, Alvin: Telerobotic Knowledge: A Reliabilist Approach. In: Goldberg, Ken (Hg.): The Robot in the Garden, s. Anm.22, S.128, 132; Nozick, Robert: Philosophical Explanations. Cambridge 1981. zurück

48 Goldman, Alvin: Telerobotic Knowledge: A Reliabilist Approach. In: s. Anm.47, S.135. zurück

49 Goldman, Alvin: Telerobotic Knowledge: A Reliabilist Approach. In: s. Anm.47, S.130. zurück

50 Goldman, Alvin: Telerobotic Knowledge: A Reliabilist Approach. In: s. Anm.47, S.133, 141. zurück

51 Goldman, Alvin: Telerobotic Knowledge: A Reliabilist Approach. In: s. Anm.47, S.142. zurück

52 Goldberg, Ken: Introduction, s. Anm.23, S.13f. zurück

53 Goldberg, Ken: Introduction, s. Anm.23, S.12, vgl. Anm.48. zurück

54 Hannaford, Blake: Feeling is Believing: A History of Telerobotics. In: Goldberg, Ken (Hg.): The Robot in the Garden, s. Anm.22, S.264. zurück

55 Jay, Martin: The Speed of Light and the Virtualization of Reality.In: Goldberg, Ken (Hg.): The Robot in the Garden, s. Anm.22, S.158. zurück

56 s. Anm.55. zurück

57 Jay, Martin: The Speed of Light and the Virtualization of Reality, s. Anm.55, S.161 mit Bezug auf: Hayles, N. Katherine: Virtual Bodies and Flickering Signifiers. In: October. Fall 1993, S.72. zurück

58 Jay, Martin: The Speed of Light and the Virtualization of Reality, s. Anm.55, S.161. zurück

59 Kac, Eduardo: Dialogical Telepresence and Net Ecology. In: Goldberg, Ken (Hg.): The Robot in the Garden, s. Anm.22, S.181. zurück

60 s. Anm. 58. zurück

61 Foerster, Heinz von: Sicht und Einsicht. Versuche zu einer operativen Erkenntnistheorie. Braunschweig 1985 / Heidelberg 1999, S.29: "Es wird lediglich das >so viel< an diesem Punkt meines Körpers enkodiert, nicht aber das >was<." zurück

62 Roth, Gerhard: Kognition. Die Entstehung von Bedeutung im Gehirn. In: Krohn, Wolfgang/Küppers, Günter (Hg.): Emergenz. Die Entstehung von Ordnung, Organisation und Bedeutung. Frankfurt a. M. 21992, S.120f. zurück

63 Foerster, Heinz von: Das Gleichnis vom blinden Fleck. Über das Sehen im Allgemeinen. In: Lischka, Georg Johann (Hg.): Der entfesselte Blick...Kat. Kunstmuseum Bern. Bern 1992, S.15-47. zurück

64 Jean Piaget unterscheidet zwischen «schème» und «schéma» (Piaget, Jean: Einführung in die genetische Erkenntnistheorie. Frankfurt a. M. 21981 (i.O.m.d.T. Genetic Epistemology. New York 1970), S.51, 101. Das französische Begriffspaar ist in die deutsche Unterscheidung zwischen >Handlungsplan< und <Denkschema> übertragbar.  zurück

65 Dreher, Thomas: Performance Art seit 1945: Aktionstheater und Intermedia. München 2000, S.22, 396f. mit Anm.607. zurück

66 Goldberg, Ken: Introduction, s. Anm.23, S.20. zurück

67 Dreher, Thomas: Performance Art seit 1945, s. Anm.65, Kap. 5.4, S.431-434; vgl. Anm.24. zurück

68 Vgl. Möller, Christian-Space Balance, Ars Electronica 92, Linz, Donaupark, 1992, in: Gerbel, Karl / Weibel, Peter: Die Welt von Innen - Endo & Nano. Ars Electronica 92. Brucknerhaus Linz/ORF Landesstudio Oberösterreich. Linz 1992, S.155-158; Möller, Christian: Interaktive Architektur. Kat. Aedes. Berlin 1994, S.31 ff. zurück

69 Idinopulos, Michael: Telepistemology, Mediation, and the Design of Transparent Interfaces, s. Anm.30, S.327f. zurück

70 Hannaford, Blake: Feeling is Believing, s. Anm.54, S.247, 253. zurück

71 Idinopulos, Michael: Telepistemology, Mediation, and the Design of Transparent Interfaces, s. Anm.30, S.325-329. zurück

72 Hannaford, Blake: Feeling is Believing, s. Anm.54, S.273. zurück

73 Canny, John / Paulos, Eric: Tele-Embodiment and Shattered Presence: Reconstructing the Body for Online Interaction. In: Goldberg, Ken (Hg.): The Robot in the Garden, s. Anm.22, S.289 ff. zurück

74 Campanella, Thomas J.: Eden by Wire: Webcameras and the Telepresent Landscape. In: Goldberg, Ken (Hg.): The Robot in the Garden, s. Anm.22, S.27. zurück

75 Canny, John/Paulos, Eric: Tele-Embodiment and Shattered Presence, s. Anm. 73, S.283; Dreyfus, Hubert: Telepistemology: Descartes´s Last Stand, s. Anm.30, S.60. zurück

76 United States Code, Title 18, Section 333: Mutilation of National Bank Obligations: bestrafbar bis zu sechs Monate Gefängnis (s. Anm.75). zurück

77 Zu Auseinandersetzungen zwischen dem Spielwarenfabrikanten eToys und der Schweizer Künstlergruppe Etoy um Domain-Namen: URL: http://www.toywar.com/; http://rtmark.com/etoypress.html  zurück

78 Z. B. intrakontexturale Ebenendifferenzierungen und interkontexturale Vermittlungsrelationen (Klagenfurt, Kurt: Technologische Zivilisation und transklassische Logik.Frankfurt a. M. 1995, S.98, 141). zurück

79 Beck, Ulrich: Risikogesellschaft: Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt a. M. 1986. zurück

80 Über Aktual-Mögliches, Aktual-Reales, Virtuell-Mögliches und Virtuell-Reales: Deleuze, Gilles: Le pli. Leibniz et le baroque. Paris 1988, S.140f.; Guattari, Félix: Chaosmose. Paris 1992. Vgl. Pierre Lévy: Welcome to Virtuality. In: Gerbel, Karl / Weibel, Peter (Hg.): Mythos Information: Welcome to the Wired World. Ars Electronica 1995. Wien 1995, S.91-98. In Goldbergs "The Robot in the Garden", s. Anm. 22, mit Referenz auf Pierre Lévys "Qu´est-ce que le virtuel?" (Paris 1995) und "Becoming Virtual: Reality in the Digital Age" (New York 1998, vgl. bes. S.169-179, 193f.): Canny, John / Paulos, Eric: Tele-Embodiment and Shattered Presence, s. Anm. 73, S.294; Jay, Martin: The Speed of Light and the Virtualization of Reality, s. Anm. 55, S.161. zurück

81 Dreher, Thomas: Vernetzungskünst(l)e(r). In: Gerbel, Karl/Weibel, Peter: Mythos Information. Ars Electronica 95, Brucknerhaus Linz 1995. Wien 1995, S.54, 61f.; Projektgruppe Netzstadt: Modelle zur Stadt von morgen. In: Arch+, Nr.123, Sept. 1994, S.18. zurück

82 Netzstadt: Was hat interaktive Kunst mit der Stadt von Morgen zu tun? Informationen zur Multimedia-Rauminstallation "Fließgleichgewicht", o. O., o. J. (Faltblatt). zurück

83 Canny, John/Paulos, Eric: Tele-Embodiment and Shattered Presence, s. Anm. 73, S.291. zurück

84 "Autopsie" meint in diesem Zusammenhang: informationsschaffende Wahrnehmung (Beobachtungsoperationen) durch sensoriell aktive Körperbewegung (Beobachteroperationen) >vor Ort<. zurück

85 Canny, John / Paulos, Eric: Tele-Embodiment and Shattered Presence, s. Anm. 73, S.290. zurück

86 Hannaford, Blake: Feeling is Believing, s. Anm.54, S.247, 251. zurück

87 Canny, John/Paulos, Eric: Tele-Embodiment and Shattered Presence, s. Anm. 73, S.289. zurück

88 Diebner, Hans/Druckrey, Timothey: Science of the Interface, Symposium, ZKM, Karlsruhe, 18.-21.5.2000; Gerbel, Karl/Weibel, Peter: Die Welt von Innen - Endo & Nano, s. Anm. 68, S.7-37,49-56; Rössler, Otto E.: Vom Chaos, der Virtuellen Realität und der Endophysik. In: Telepolis. Archiv 1996. URL: http://www.ct.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/5004/1.html; Rössler, Otto E.: Endophysik. Die Welt des inneren Beobachters. Berlin 1992, bes. S.45f.; Rössler, Otto E.: Das Flammenschwert. Bern 1996, bes. S.9ff., 32-39, 134-137; Roth, Gerhard: Schnittstelle Gehirn. Bern 1996; Schuler, Romana (Hg.): Peter Weibel. Bildwelten 1982-1996. Wien 1996, S.8f., 25f., 49f. mit Anm.48, S.242. zurück


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