IASLonline


IASLonline Diskussionsforum
Wissenschaftliche Kommunikation in der Kontroverse

Leitung: Herausgeber IASLonline


Georg Jäger

Redaktionspolitik elektronischer Fachrezensionen
am Beispiel von IASLonline

Ein Werkstattbericht


Die nachfolgenden Überlegungen haben die Redaktionspolitik von IASLonline im Auge und konzentrieren sich auf das Rezensionswesen. Die Zielgruppe von IASLonline sind in erster Linie Lehrende und Lernende, Forscher und Praktiker in den erfaßten Disziplinen und Fachrichtungen, in zweiter Linie ein interessiertes Publikum. Damit sollte die Argumentation in den Grundlininen auf andere elektronische Zeitschriftenprojekte der Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaften übertragbar sein. Auch die Diskrepanz zwischen den Möglichkeiten, die eine vernetzte Onlinekommunikation bietet, und der geringen Medienakzeptanz und -kompetenz vieler potentieller Nutzer ist in Zeiten des Medienumbruchs ein allgemeines Phänomen, auf das die Redaktionspolitik von E-Zeitschriften reagieren muß.

Fachwissenschaftliche elektronische Publikationen wie IASLonline, auf die von jedermann gebührenfrei und unbeschränkt zugegriffen werden kann, haben einen konstitutiven Zielgruppenkonflikt: Sie wenden sich an ein mehr oder minder enges Fachpublikum, stehen jedoch auch dem weiteren interessierten Publikum offen. In den >weichen< literatur-, kultur- und medienwissenschaftlichen Disziplinen verschärft sich der Zielgruppenkonflikt. Denn die wissenschaftliche Kommunikation ist hier weniger durch hohe Zugangsvoraussetzungen (Fachsprache, Vorwissen, Methodenkenntnisse) abgeschottet, zahlreiche Themen sind vielmehr zugleich in ein öffentliches Gespräch eingebunden, so daß es zu ständigen Überschneidungen mit dem Feuilleton kommt. Innerhalb des Fachpublikums ist zudem nach Lehrenden und Studierenden, Forschern und Praktikern zu differenzieren.

Wie die Redaktion von IASLonline mit diesen Problemen insbesondere im Rezensionswesen umgeht, ist Gegenstand der folgenden Ausführungen.


Pragmatik und Programmatik
– zur Redaktionspolitik im Medienumbruch

Da ein Grossteil der potentiellen Zielgruppe – nicht nur, aber vor allem unter der älteren Generation – mehr oder weniger >internet-unerfahren< ist und vom Nutzen elektronischer Kommunikation allererst überzeugt werden muß, stellt IASLonline pragmatische Argumente in den Vordergrund:

  • klarer Nutzen
  • hohe Qualität
  • einfache Handhabung

Die Schnelligkeit der Publikation und die sofortige weltweite Zugriffsmöglichkeit ist im Rezensionswesen ein unbestreitbarer Vorteil. Wo die Rezension im gedruckten IASL frühestens nach 6, oft erst nach 12 oder mehr Monaten nach Eingang veröffentlicht vorlag, beträgt die Zeitspanne für Beurteilung, Redaktion, Auszeichnung in HTML und Einstellung bei IASLonline etwa 7 bis 14 Tage. Die fachliche Qualität im Rezensionswesen sichert IASLonline durch das Institut von Fachreferenten, die ein Fachgebiet für begrenzte Zeit eigenverantwortlich betreuen. Die Rezensionen weisen die Fachreferenten namentlich aus, so daß sie gemeinsam mit den von ihnen betreuten Besprechungen an die Öffentlichkeit treten.

Um eine einfache Handhabung zu garantieren, arbeitet IASLonline mit einfachem HTML – eine Sprache, die jeder Browser, auch älterer Generation, korrekt umsetzt – und verzichtet auf Animationen oder multimediale Effekte und Gags. Um ein optimales Layout und ein homogenes Erscheinungsbild zu erreichen, wird HTML allerdings durch Cascading Style Sheets (CSS) zur Definition der gewünschten Formateigenschaften von HTML-Befehlen ergänzt. Die Formatierungsangaben werden in separaten zentralen Dateien verwaltet. Durch diese Maßnahmen trägt IASLonline dem sehr unterschiedlichen technischen Equipment der User Rechnung.

Vorerst entscheiden diese pragmatischen Argumente über die mediale Akzeptanz des Angebots. Die Interaktivität, die das Medium bietet – etwa in Gestalt von Aussprachen oder Kontroversen im Anschluß an Rezensionen –, wird noch kaum genutzt und ist vorerst kein Argument für die elektronische Publikation.

Mit steigender Medienakzeptanz und -kompetenz auf Seiten von Autoren wie Usern wird sich die Situation verändern. Darum richtet IASLonline das pragmatische Vorgehen, das der augenblicklichen Umbruchssituation Rechnung trägt, schrittweise an programmatischen Zielen aus. Die Zielsetzungen gehen von den Möglichkeiten aus, die das elektronische Medium bietet, und suchen sie für die Zwecke der wissenschaftlichen Kommunikation zu nutzen. Auf Seiten der Fachreferenten wird die Einführung eines Redaktionssystems ein entscheidender Schritt in die mediale Zukunft sein. Das Redaktionssystem automatisiert so weit möglich alle Handlungsvollzüge von der Erfassung des zu besprechenden Titels bis zur Einstellung der fertigen Datei auf dem Server; bis auf den Versand des Prüfstückes verknüpft es die Handlungsschritte aller Beteiligten – Redaktion, Fachreferent und Herausgeber – auf elektronischem Weg. Welche Wandlungen der Fachkommunikation auf Seiten der User zu erwarten sind und angestrebt werden sollten, ist Gegenstand von Diskussionen in der Redaktion (darüber später an dieser Stelle).

Deutlich geworden ist bereits, daß die Stufen des Medienwandels vom Äußerlichen – den Handlungen, um einen wissenschaftlichen Text anzuregen, zu übermitteln, begutachten, redigieren und auszuzeichen sowie anschließend einzustellen und damit zu veröffentlichen – zum Kern der Sache, den wissenschaftlichen Texten selbst, führen. Drei Stufen lassen sich unterscheiden:

  1. Zuerst werden die Abläufe des Publizierens dem elektronischen Medium angepasst,
  2. dann lösen sich die Publikationsformen des Druckzeitalters (Zeitschrift, Buch, Loseblattwerk usw.) im elektronischen Medium mehr oder weniger auf
  3. und schließlich ergreifen die Innovationen die Darstellungsformen selbst, in denen die wissenschaftliche Kommunikation Gestalt gewinnt: die wissenschaftlichen Textsorten.

In dem Maße, wie die elektronische Kommunikation dem Druck als archivierendes und distribuierendes Medium Konkurrenz macht, gerät das Feld der wissenschaftlichen Textsorten in Bewegung. Die uns geläufigen Textsorten – wie die klassische Trias von Aufsatz, Monographie und Rezension – sind das stabilisierte Resultat des geglückten Zusammenspiels von wissenschaftlichen Kommunikationserfordernissen mit technischen und logistischen Vorgaben des Druckmediums. Das allmähliche Auslaufen von >Selbstverständlichkeiten< der Druckkultur macht uns deutlich, in welchem Maße Publikations- und Darstellungsformen sich einer medienspezifischen Bündelung früher oft kaum reflektierter Funktionen und Leistungen in charakteristischen Gebrauchssituationen verdanken. Dieses Netz von >Funktionen und Leistungen in Situationen<, 1 wie es die Druckkultur ausgebildet hat, ist auch in der wissenschaftlichen Kommunikation dicht gewebt und sozial eingeübt, so daß der mediale Wandel sich nur langsam vollziehen dürfte.

Soweit der Mensch ein rational handelndes Wesen – ein homo oeconomicus – ist, wird man immerhin prognostizieren dürfen: Das elektronische Medium wird sich zuerst dort durchsetzen, wo es bestehende Funktionen und Leistungen in Konkurrenz zum Druck optimiert. Später werden sich auch neuartige Textsorten, d.h. Bündelungen von Funktionen und Leistungen herausbilden, die aus dem Zusammenspiel der Wissenschaften mit den Möglichkeiten des elektronischen Mediums resultieren. Die Innovationen könnten in neuen Kommunikations- und Interaktionsformen sowie in neuen Textsorten liegen, wie sie >lebende<, d.h. dynamische, interaktive und offene sowie multimediale und dreidimensionale Darstellungsformen ermöglichen. Datenbanken atomisieren Publikations- und Darstellungsformen und erlauben die Generierung von unterschiedlichen Angeboten auf dem Bildschirm. Ihnen entspricht keine physische Einheit mehr wie die gedruckte Seite. Der sich herausbildende Medienverbund wird eine Folge der Medienkonkurrenz sein, in dem jedes einzelne Medium – Buchdruck und Presse, audiovisuelle Medien, elektronische Offline- und Onlinemedien – seine spezifischen Stärken zur Geltung bringt.


Zielgruppen:
Forscher und Praktiker, Lehrende und Studierende

Die Redaktion von IASLonline setzt bei den für alle wissenschaftlichen >communities< grundlegenden Unterscheidungen von Lehrenden und Lernenden, Forschern und Praktikern an. Unsere primären Zielgruppen sind zum einen die Forscher, die neues Wissen schaffen und bewerten, und zum anderen alle Vermittler, vor allem Lehrende in Hochschulen, aber auch an höheren Schulen und Bildungseinrichtungen. Forscher wirken als Ideenlieferanten für die wissenschaftliche Kommunikation, häufig auch als Gatekeeper im Publikationswesen, Vermittler als Meinungsbildner und Verstärker im wissenschaftlichen Gespräch über Autoren, Texte und Themen. IASLonline will den Erwartungen und Standards der Zielgruppe der Forscher und Vermittler genügen. Von hier aus definieren wir unsere Kernkompetenz:

  • IASLonline publiziert fachspezifische Texte, die von professionellen Autoren stammen und sich zunächst an professionelle Leser wenden.

Von der Einschätzung der Zielgruppe der Forscher und Vermittler wird das Renommee von IASLonline in Fachkreisen abhängen. Durch das Institut des Fachreferenten binden wir die Zielgruppe bereits in den Produktions- und Begutachtungsprozeß der Besprechungen ein. Es ist eine wesentliches Moment der Leistungspositionierung von IASLonline und seiner Abhebungsstrategie zur Unterscheidung von den Angeboten der Mitbewerber.

Das WorldWideWeb, in dem IASLonline publiziert, stellt jedoch einen weit über die Forscher und Vermittler hinausgehenden Kommunikationsraum dar. Eine gedruckte Fachzeitschrift wie IASL, die in einigen Hundert Exemplaren hauptsächlich an wissenschaftliche Bibliotheken vertrieben wird, kann Interessierte außerhalb des wissenschaftlichen Betriebs nur schwer – und meist nur indirekt über Berichte in den Massenmedien von Presse und Rundfunk – erreichen. Ganz anders ein Internetangebot, das von allen potentiellern Nutzern gleichermaßen nur einen Klick weit entfernt ist. Die Mehrheit der Nutzer einer kostenfrei und unbeschränkt zugänglichen literatur-, kultur- und medienwissenschaftlichen E-Zeitschrift wird naturgemäß dem Kreis der Studierenden, der Praktiker (Lehrer) und der weiteren interessierten Öffentlichkeit entstammen. In diesen Kreisen sieht IASLonline seine sekundäre Zielgruppe. Die E-Zeitschrift möchte die im neuen Medien sich bietenden Chancen einer Öffnung der fachwissenschaftlichen Kommunikation nutzen. Wie weit damit auch Möglichkeiten einer Öffentlichkeitsarbeit von Fachwissenschaften einhergehen, bleibt zu prüfen.

Um über die engere Zielgruppe hinaus gelesen zu werden, hat sich IASLonline in der Gestaltung des Schriftbildes (Arial oder eine andere serifenlose Schrift)und der Strukturierung des Textes ein leserfreundliches Design zum Ziel gesetzt. Zu diesem Zweck werden die Texte redaktionell für das Lesen am Bildschirm eingerichtet. Die Gliederung durch Zwischenüberschriften und kleinere Absätze, mit einem knappen Fazit am Ende, folgt journalistischen Usancen; Hervorhebungen im Fließtext – durch Listen und fette Schlüsselbegriffe, wie in vorliegendem Text – stören das harmonische Gleichgewicht einer Druckseite, kommen jedoch der stärkeren optischen Erfassung des Bildschirminhalts entgegen. Verlinkte Inhaltsverzeichnisse langer Besprechungen, vor allem von Sammelbänden, erschließen das Angebot; Anmerkungsziffern sind als bequeme Sprungmarken eingerichtet. Wie oben angedeutet, ist in Zukunft an eine weitere Annäherung an Prinzipien des Webdesigns und an die stärkere Nutzung von Hypertexten gedacht.

Während inwischen nachwiesen ist, daß die Lesebereitschaft und Lesegeschwindigkeit am Bildschirm im Vergleich zu einer gedruckten Vorlage abnimmt, sind neuartige Darstellungsformen, die dem "Scan-Verhalten" von Surfern entsprechen, 2 in der wissenschaftlichen Kommunikation noch kaum entwickelt.


Strategien zum Umgang mit Zielgruppenkonflikten

Wer noch die 68er Bewegung miterlebt hat, wird sich an die Konfrontation zwischen Studenten und Professoren gerade in den Geisteswissenschaften erinnern. Im Verhältnis zwischen den Generationen und in der Zirkulation von Ideen kann es jederzeit zu vergleichbaren Konfrontationen kommen. Studierenden, wohl immer die Mehrheit der Nutzer, könnten in IASLonline ein Sprachrohr der >etablierten< und >herrschenden<, weil den Ton in den Wissenschaften angebenden Minderheit erblicken. Entschärfen, vielleicht sogar fruchtbar machen läßt sich diese Problematik durch die Wahl der Fachreferenten: Indem die Redaktion (zumindest zu einem guten Teil) Fachreferenten zu gewinnen sucht, die sich auf dem Weg zur Qualifizierung als Hochschullehrer oder im Stadium der Bewerbung um eine Professur befinden, setzt IASLonline an der Nahtstelle zwischen Studium und Lehre an. Mit Hilfe der Fachreferenten sollte es gelingen

  • Trends aufzunehmen, die von >unten< nach >oben< wandern, von den Jüngeren zu den Älteren, vom Nachwuchs zu den Etablierten (hierher gehört die – im Vergleich zum Stand in Forschung und Lehre – stärkere Berücksichtigung der audiovisuellen und elektronischen Medien sowie der U-Kultur; Berücksichtigung der >Globalität< großer Teile unserer Kultur, die längst nicht mehr zureichend von nationalsprachlichen Philologien erfaßt wird);

  • Anstöße aufzunehmen, die von >außen< kommen, d.h. in der gesellschaftlichen Umwelt (einschließlich anderen Disziplinen) artikuliert werden, um dann von den Literatur- und Kulturwissenschaften adaptiert und fachspezifisch bearbeitet zu werden (historisches Beispiel: Geschlechterdifferenz und Literatur; aktuelles Beispiel: "Kampf der Kulturen").

Wenn diese Strategie gelingt, bleibt IASLonline kontinuierlich jung und entwicklungsoffen. Zum Spagat zwischen den Zielgruppen wird eine solche Strategie, wo Generationskonflikte, politische oder ideologische Frontlinien die Wissenschaft überlagern (wie in Zeiten der 68er-Bewegung).


Potentielle Problemfelder
aus divergenten Zielgruppen

Aus der Divergenz der Zielgruppen ergeben sich eine Reihe von potentiellen, sich vielfach überschneidenden Problemfeldern:

  • Verhältnis von Renommee und Nutzung:

Unter der Voraussetzung, daß viele Studierende und / oder Interessierte aus dem allgemeinen Publikum den Weg zu IASLonline finden, kann sich die Bewertung des Angebots in Fachkreisen, das fachspezifische Renommee, von der in Nutzerstatistiken ausgewiesenen Beliebtheit unterscheiden – ein Problem, das aus der Öffnung der Fachkommunikation resultiert.

  • Schere zwischen fachlicher Bewertung und Interesse:

Was (vor allem die Jüngeren und >Zukünftigen<) in einer lebendigen Kommunikation oder die kulturelle Öffentlichkeit interessiert, muß nicht auch das sein, womit in einem Fach Karriere gemacht wird – denn die Gatekeeper in allen Passagen auf dem Weg des beruflichen Erfolges sind die >Alten< und >Gemachten<, intellektuell manchmal die >Satten<. Das schafft ein Problem bei der Verwertung von IASLonline-Beiträgen für die Karriere, und folglich auch bei deren Einwerbung.

  • Diskrepanzen in den Erwartungen, Interessen und Praktiken:

Die Erwartungen, thematischen Interessen, Schreib- und Lesepraktiken von Lehrenden und Lernenden, Forschern und Praktikern, professionellen Fachleuten und Interessierten aus dem allgemeinen Publikum können divergieren.

  • Verhältnis von Kritik und Referat:

Je nach Nutzerkreis wird das gegenstandsbezogene Referat – die Information über den zur Rede stehenden Sachverhalt – oder die forschungsbezogene Kritik bevorzugt beachtet und geschätzt werden.

Welche Strategien sollen elektronische Zeitschriften – nicht nur, aber vor allem auch Rezensionszeitschriften – verfolgen, um mit diesen Problemen fruchtbar umzugehen? Eine Aussprache zu dieser Frage möchte der Beitrag anregen.

Das Gewicht, das der Beantwortung zukommt, ergibt sich zum einen aus dem Stellenwert der Kritik in der wissenschaftlichen Kommunikation und zum anderen aus dem Medienumbruch, der aus den eingangs genannten Ursachen sich im Rezensionswesen früh und massiv vollzieht. In der wissenschaftlichen Kommunikation bildet die kritische Bewertung von Forschungsergebnissen die Schnittstelle zwischen dem Output der Forschung und dem Input in den nachfolgenden Forschungsprozeß.


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Prof. Dr. Georg Jäger
Universität München
Institut für Deutsche Philologie
Schellingstr. 3
D-80799 München

Ins Netz gestellt am 31.03.2002
IASLonline

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Anmerkungen

1 Die Unterscheidung von Funktion und Leistung lehnt sich an die Luhmannsche Systemtheorie an. Funktion bezieht sich auf das Verhältnis von (funktional ausdifferenzierten) sozialen Systemen zur Gesellschaft, Leistung auf das Verhältnis zwischen Systemen. So läßt sich z.B. bei einem Druckwerk, je nach Systemreferenz, von einer wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen oder pädagogischen Funktion sprechen. Durch die Generierung und Bewertung von Informationen erbringt das Wissenschaftssystem eine Leistung für das Wirtschaftssystem, das aus diesen Informationen warenförmige Druckprodukte für den Markt macht. Umgekehrt erbringt das Wirtschaftssystem eine Leistung für das Wissenschaftssystem, indem es für dessen Kommunikation Speicher- und Verbreitungsmedien bereitstellt.

Unter "Situationen" sind die Gebrauchssituationen und Praktiken der Mediennutzung zu verstehen. Aus der Einbettung der Mediennutzung in soziale Akte und soziale Netze ergeben sich symbolische Werte medialer Formate (vgl. das >Ansehen< von Druckwerken, das Überreichen eines Sonderdruckes als sozialer Akt etc.). Solche Praktiken sind mit der fachlichen Informationsvermittlung nur lose gekoppelt und gerade deshalb in ihrem Einfluß auf die Medienentwicklung nur schwer einzuschätzen.   zurück

2 Vgl. die Standardwerke von Jakob Nielsen: Designing Web Usability. Indianapolis: New Riders Publishing 1999 (dt. unter dem Titel: Erfolg des Einfachen, 2000); Patrick Lynch / Sarah Horton: Web Style Guide. New Haven, London: Yale UP 1999 (dt. unter dem Titel: Erfolgreiches Webdesign, 1999). Der Wissensstand wird vom Martin Fuchs, Webmaster von IASLonline, kritisch zusammengestellt: Content Design - Bewertungskriterien für Websites. Magisterarbeit Universität München 2001 (nicht ausleihbar). Siehe auch den Beitrag Bewertungskriterien für die Lesbarkeit von elektronischen Texten von Anja Gild in IASLonline.   zurück