IASL 97, 1+2



Aufsätze (Band 1)

  • Barbara Ravelhofer: Memorable Movements. Rhetoric and choreography in early modern courtly entertainment


  • Der Aufsatz diskutiert höfische Feste und Choreographien der Frühen Neuzeit. Er befaßt sich mit der Aneignung von Tanztechniken und der problematischen Aufführungsrekonstruktion nach schriftlichen Quellen; ferner werden Theorien zum höfischen Tanz als Körperdisziplinierung thematisiert.

  • Johannes Graf: Judentaufen in der Literatur der Spätaufklärung


  • Ein Vergleich zwischen einem Konvertitenroman und Konvertitenautobiographien erweist die ambivalente Stellung der getauften Juden in der Spätaufklärung. Kritisiert von der Befürwortern einer Toleranz in Glaubensfragen, weil die Bekehrung als Beweis der Überlegenheit des Christentums funktionalisiert wurde, nicht integriert in die christliche Gemeinschaft, stellte die Taufe für die Konvertiten keinen Weg zur Gleichberechtigung dar.

  • Peter Sprengel: Kulturkampf 1914. Gerhart Hauptmanns Inquisitions-Drama Magnus Garbe – eine Rekonstruktion


  • Die antiklerikal-antikatholische Tendenz diverser Aufzeichnungen Hauptmanns aus der ersten Jahreshälfte 1914 und die Konzeption seines damals entworfenen Inquisitionsdramas Magnus Garbe sind als Erscheinungsform des Kulturkamprs zu begreifen. Wie der historische Kulturkampf des 19. Jahrhunderts nationalistisch motiviert war, so ist auch Hauptmanns Haltung zu Beginn des I. Weltkriegs von der militanten Verteidigung einer (protestantischen) deutschen Kultur-Identität bestimmt. Die pazifistische Lesart von Magnus Garbe ist zu korrigieren.



Fortschrittsberichte und Forschungsdiskussion (Band 1)

  • Frank Becker/Ute Gerhard/Jürgen Link: Moderne Kollektivsymbolik. Ein diskurstheoretisch orientierter Forschungsbericht mit Auswahlbibliographie (Teil II)


  • Der Forschungsbericht setzt den 1985 erschienenen ersten Bericht zur modernen Kollektivsymbolik fort. Unter Kollektivsymbolik wird dabei die Gesamtheit der Bildlichkeit – einschließlich Allegorie, Metapher etc. – verstanden. Forschungsbericht und Bibliographie erfassen die neueren Ergebnisse verschiedener Ansätze und Disziplinen, die den Anteil der Bildlichkeit an diskursiven und kulturellen Formationen sein dem Ende des 18. Jahrhunderts zu rekonstruieren versuchen. Der systematischen Darstellung und Diskussion wichtiger Forschungsrichtungen folgt ein historischer Abschnitt, in dem die Fortschritte bei der Erfassung synchroner Kollektivsymbol-Systeme beschrieben werden.

  • Winfried Frey: "Mein Kommen, Freund, hat stets nur einen Sinn!". Neuere Literatur zur Totentanztradition


  • Am Ende des zweiten Jahrtausends wie am Ende des ersten sind die Menschen von eschatologischen Vorstellungen beunruhigt und fasziniert zugleich. Der Tod wird wieder entindividualisiert und mit Vorliebe im traditionellen Bild des Totentanzes und des tanzenden Todes ausgedrückt. Dies hat auch Auswirkungen auf die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Thema, die in den letzten Jahren intensiviert wurde. Einige der neueren Arbeiten zu den spätmittelalterlichen Totentänzen und zur Geschichte ihrer produktiven Rezeption werden hier vorgestellt und im Kontext der Traditionsforschung diskutiert.

  • Klaus Weimar/Harald Fricke: Das neue Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft (Ein Interview)


  • Das Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft (RLW), in dritter Auflage herausgegeben von Klaus Grubmüller, Jan-Dirk Müller und den beiden Schreibenden, hat sein Erscheinen mit dem ersten von drei Bänden begonnen. Es unterscheidet sich in mancherlei Hinsicht sowohl von der ersten und insbesondere der zweiten Auflage wie auch von anderen Lexika desselben Typs (einiges ist im Vorwort erläutert, anderes haben wir 1996 in einem Aufsatz im Archiv für Begriffsgeschichte dargestellt und begründet). Fragen wie diejenigen, die uns Georg Jäger gestellt hat, werden nicht ausbleiben. Wir benutzen dankbar die Gelegenheit zu einem Versuch der Beantwortung.



Rezensionen (Band 1)

  • Jerold C. Frakes: Brides and Doom. Gendei, Property, and Power in Medieval German Women's Epic. 1994 (Otto Neudeck)
  • Lexikon deutsch-jüdischer Autoren / Archiv Bibliographia Judaica. 1992-1995 (Gunnar Och)
  • Erik Lauer: Literarischer Monetarismus. Studien zur Homologie von Sinn und Geld bei Goethe, Goux, Sohn-Rethel, Simmel und Luhmann. 1994 (Daniel Fulda)
  • Frédéric Barbier: L'empire du livre. Le livre imprimé et la construction de l'Allemagne contemporaine (1815-1914). 1995 (Norbert Bachleitner)
  • Werner Hahl: Jeremias Gotthelf - der >Dichter des Hauses<. Die christliche Familie als literarisches Modell der Gesellschaft. 1993 (Karl Wagner)
  • Edith Hanke: Prophet des Unmodernen. Leo N. Tolstoi als Kulturkritiker in der deutschen Diskussion der Jahrhundertwende. 1993 (Hans Rothe)
  • Wolfgang Schäffner: Die Ordnung des Wahns. Zur Poetologie psychiatrischen Wissens hei Alfred Döblin. 1995 (Nina Ort)
  • Stephan Stompor: Künstler im Exil in Oper, Konzert, Operette, Tanztheater, Schauspiel, Kabarett, Rundfunk, Film, Musik- und Theaterwissenschaft sowie Ausbildung in 62 Ländern. 1994. (Dieter Wenk)
  • Joachim Klein: Arno Schmidt als politischer Schriftsteller. 1995 (Sven Hanuschek)
  • Reiner Matzker: Das Medium der Phänomenalität. Wahrnehmungs- und erkenntnistheoretische Aspekte der Medientheorie und Filmgeschichte.1993 (Bernd Scheffer)





Aufsätze (Band 2)

  • Peter Czerwinski: Verdichtete Schrift. comprehensiva scriptura. Prolegomena zu einer Theorie der Initiale


  • Wolfgang Seidenspinner: Oralisierte Schriftlichkeit als Stil. Das literarische Genre Dorfgeschichte und die Kategorie Mündlichkeit


  • Berthold Auerbach realisierte Oralität durch verschiedene, nicht nur stilistische Mittel: Gattungsname, Verknüpfung mit der Sage, mundartliche Gestaltung und "volkstümliches" Schreiben. Wollte er damit eine Brücke von den Gebildeten zu dem in den Mittelpunkt der Dichtung gerückten einfachen Volk schlagen, so baute er zugleich eine spannungsvolle Einheit von Region und Nation auf.

  • Christian Rochow/Axel Schalk: On Heros and Hero-Worship. Anmerkungen zu Heiner Müllers Germania 3


  • Ausgehend von Vergleichen mit früheren Werken und unter Berücksichtigung von Rezeptionszeugnissen wird der Versuch unternommen, die ästhetische und ideologische Posotion von Heinz Müllers nachlaßstück Germania 3 zu bestimmen. die Fixierung auf die Deutschland-Thematik und die Rolle des Staatsdichters führte den späten Müller dazu, anstelle einer grotesken, die gesllschaftliche Depersonalisierung berücksichtigenden Dramaturgie auf eine quasi-barocke Emblematik als Rückstand einer verdinglichenden Heldenpsychologie zurückzugreifen, die notwendig geschichtsblind sein muß.



Fortschrittsberichte und Fortschrittsdiskussion (Band 2)

  • Kurt Habitzel/Günter Mühlberger: Die Leihbibliotheksforschung in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Ergebnisse und Perspektiven


  • Von 1780 bis 1960 gehörte die Leihbibliothek zu den wichtigsten Instanzen der Literaturvermittlung. Dieser Forschungsbericht stellt die neuen Arbeiten zur Leihbibliotheksforschung vor und diskutiert die methodischen Probleme dieses interdisziplinären Forschungsfeldes. Zusä,tzlich werden einige Desiderate der forschung und mögliche Forschungsperspektiven thematisiert.



Schwerpunkt: Die Literatur- und Kultursoziologie Pierre Bourdieus (Band 2)

  • Markus Schwingel: Kunst, Kultur und Kampf um Anerkennung. Die Literatur- und Kunstsoziologie Pierre Bourdieus in ihrem Verhältnis zur Erkenntnis- und Kultursoziologie


  • Von einem Aufriß seiner literatur- und kultursoziologischen Arbeiten ausgehend (I) wird Bourdieus anspruch einer Verbindung von interner und externer Literaturanalyse dargelegt (II). Es folgt eine Erläuterung zweier zentraler Theoriekonzepte (Feld, Habitus) (III) sowie eine Skizze der empirischen Analyse des Literaturfeldes Frankreichs um die Mitte des 19. Jahrhunderts (IV). Diese externe Produktionsanalyse wird in Bezug gebracht zur internen Werkanayse von Flauberts Education sentimentale (V), um anschließend Bourdius Lebensstilkonzept unter rezeptionsästhetischen Aspekten zu rekonstruieren (VI). Eine kritische Würdigung seiner kunstsoziologisch relevanten Arbeiten beschließt die Ausführungen.

  • Joseph Jurt: Bourdieus Analyse des literarischen Feldes oder der Universalitätsanspruch des sozialwissenschaftlichen Ansatzes


  • Pierre Bourdieu erhebt mit seiner Theorie des literarischen Feldes den Anspruch, Literatur aus streng sozialwissenschaftlicher Sicht als Ganzes zu betrachten. Der sozialwissenschaftliche Universalitätsanspruch, der sich gegen den beanspruchten Erklärungsprimat der Philosophie wendet, sucht so sowohl die Invarianten, die das literarische Feld mit andern Feldern teilt, zu erfassen, als auch die Spezifität von Kunst und Literatur. Die Berechtigung des Universalitätsanspruchs dieses Ansatzes, der am Beispiel der französischen Literatur entwickelt wurde, wird belegt sowohl durch die Übertragnbarkeit des Konzeptes auf andere nationale Kontexte.



Rezensionen (Band 2)

  • Hansjörg Bay/Christof Hamann (Hg.): Ideologie nach ihrem >Ende<. Gesellschaftskritik zwischen Marxismus und Postmoderne. 1995 (Klaus Dieter Ertler)
  • Norbert Meuter: narrative Identität. Das Problem der personalen Indentität im Anschluß an Ernst Tugendhat, Niklas Luhmann und Paul Ricoeur. 1995 (Fotis Jannidis)
  • Thomas Schröder: Die ersten Zeitungen. Textgestaltung und Nachrichtenauswahl. 1995 (Herbert Karl Schmidt)
  • Dietmar Jaegle: Das Subjekt im und als Gedicht. Eine Theorie des lyrischen Text-Subjekts am Beispiel deutscher und englischer Gedichte des 17. Jahrhunderts. 1995 (Werner von Koppenfels)
  • Gunnar Och: Imago judaica. Juden und Judentum im Spiegel der deutschen Literatur 1750-1812. 1995 (Stefan Nienhaus)
  • Herbert Jacob: Deutsches Schriftstellerlexikon 1830-1880; Goedekes Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung. Fortführung. 1995 (Carl Paschek)
  • Wolfenbütteler Bibliographie zur Geschichte des Buchwesens im deutschen Sprachgebiet 1840-1980 (WBB). Bd. 1-5,1. 1990-1996 (Hans-Joachim Koppitz)
  • Armin A. Wallas: Zeitschriften und Anthologien des Expressionismus in Österreich. Analytische Biographie und Register. 1995 (Barbara Voigt)
  • Klaus H. Kiefer: Diskurswandel im Werk Carl Einsteins. Ein Beitrag zur Theorie und Geschichte der europäischen Avantgarde. 1994 (Hermann Haarmann)
  • Wolfgang Schivelbusch: Vor dem Vorhang. Das geistige Berlin 1945-1948. 1995 (Ursula Heukenkamp)
  • Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik. 1995 (Anne Hartmann)

[ Home | Anfang | zurück ]