IASL 2009, 1+2


Aufsätze (Band 1)

  • Rüdiger Schnell: Literaturwissenschaft und Mediengeschichte. Krititsche Überlegungen eines Mediävisten, S. 1-48.


  • Dass im Mittelalter Dichtungen, vor allem volkssprachliche Dichtungen, zum großen Teil laut vorgetragen worden sind, ist Handbuchwissen. Demgegenüber wird wie selbstverständlich angenommen, dass die neuzeitliche Dichtung auf stumme Lektüre hin angelegt sei. Diese Kontrastierung von mittelalterlicher und neuzeitlicher Literaturrezeption verdankt sich verbreiteten Vorstellungen über (angebliche) Auswirkungen der Erfindung des Buchdrucks. In der vorliegenden Studie wird der Versuch unternommen, Mediengeschichte nicht als ein Nacheinander von medialen Bedingungen zu begreifen, sondern als eine Ausdifferenzierung der Funktionen von mündlicher und schriftlicher Literaturrezeption. Die Neuzeit kennt nicht nur stilles und individuelles Lesen und Literalität, sondern ist gekennzeichnet durch eine Vielfalt mündlicher Literaturvermittlung. Möglicherweise kann sogar die Etablierung eines gesonderten ästhetischen Textbereichs ›Dichtung‹ im 18./19. Jahrhundert durch die spezifische mediale (stimmgestützte) Rezeption erklärt werden.

    It is general knowledge that vernacular poetry was mainly presented orally in the Middle Ages. In contrast, there is a general assumption that modern age poetry was intended for silent reading. This contrasting of Medieval and modern age literary reception is founded on widespread concepts of the effects of the invention of printing. In this study, media history is not understood as a sequence of media pre-conditions, but as a differentiation of the functions of oral and written literary reception. The modern age not only knows quiet and individual reading and literality, but is also characterised by diverse oral literary consumption. The establishment of ›poetry‹ as a separate aesthetic text field in the 18th/19th centuries might even be explained by this specific medial (voice-supported) reception.

  • Katharina Philipowski: We, daz ie man die strangen sach geschribene! Gehörte und gelesene Schrift in Albrechts Jüngerem Titurel, S. 49-74.


  • Gegenstand des Aufsatzes ist die Frage nach der Bewertung des Brackenseiles aus medientheoretischer Perspektive. Ausgangspunkt der Argumentation ist die Beobachtung, dass der Text eine medienspezifische Differenzierung in der Konnotation des Brackenseiles vornimmt: Während das Lesen zu Trennung, Rivalität und Tod führt, stiftet das Vernehmen der Brackenseil-Inschrift bei ihrer Verlesung am Artushof durch einen Kleriker Versöhnung und Glück. Der Aufsatz unternimmt den Versuch, diese Bewertung mit zeitgenössischen Konnotationen von Schrift zu verknüpfen.

    The object of the essay is to evaluate the brackenseil from a media-theoretical perspective. The starting point of our analysis is the observation that the text undergoes a media-specific differentiation in its connotation: While its reading leads to separation, rivalry and death, the hearing of the brackenseil inscription during its presentation by a cleric in Arthur's Court leads to reconciliation and happiness. This essay attempts to link this evaluation with contemporary connotations of the written word.

  • Matthias Schöning: Zeit der Ruinen. Tropologische Stichproben zu Modernität und Einheit der Romantik, S. 75-93.


  • Die Ruine fungiert in der romantischen Literatur durchgehend als Chiffre zur Darstellung von Zeit und Geschichtlichkeit. Im Verlauf der Epoche vollzieht sich an der Ruinendarstellung jedoch ein Funktionswechsel. In den ersten Jahrzehnten nach 1800 wird die Ruine vor allem als Metapher eingesetzt. Die Spätromantik dagegen tendiert zu einem metonymischen Gebrauch der Ruine, der die Fragment-Poetik der Frühromantik wieder aufgreift. Der vorliegende Aufsatz zeichnet diese Entwicklung beispielhaft nach und erkennt in ihr einen Beleg für die Modernität und Einheit der ganzen romantischen Epoche.

    In Romantic literature, ruins served as a cipher for the representation of time and historicity. In the course of the epoch, however, the function of the depiction of ruins changed. In the first decades after 1800 the 'ruin' was mainly used as a metaphor. In late Romanticism, however, it tended to be used in a metonymic way, drawing on the poetics of fragmentation of early Romanticism. This essay uses examples to trace this development, and recognizes in it proof of the modernity and unity of the entire Romantic period.

  • Brigitte Prutti: Grillparzers Ahnfrau. Die Geburt eines Klassikers aus dem Geist der romantischen Transgression, S. 94-140.


  • Der Aufsatz untersucht die diskursive Koppelung von ästhetischer Produktion und biologischer Reproduktion am Beispiel des österreichischen Dramatikers Franz Grillparzer. Zur Diskussion steht die Verwendung von prokreativen Analogien und variablen Geschlechtszuschreibungen in der imaginativen Selbst- und Fremdkonstruktion von Grillparzers Autorschaft in Verbindung mit der genealogischen Problematik seines schauerromantischen Erstlingsdramas Die Ahnfrau (1817). Der erste Teil erörtert Grillparzers diskursive Femininität auf der Folie der engen Beziehungen zu seinem Wiener Mentor Joseph Schreyvogel; der zweite Teil beschreibt Grillparzers literarhistorisches Profil als österreichischer Klassiker und Weimarer Epigone bei Eduard von Bauernfeld, August Sauer, Friedrich Gundolf und verwandte Aspekte der Grillparzer-Rezeption bei Hugo von Hofmannsthal.

    The essay examines the discursive link between aesthetic production and biological reproduction in the case of the Austrian dramatist Franz Grillparzer. The argument focuses on the use of procreative analogies and variable gender ascriptions in the imaginative construction of Grillparzer's authorship in conjunction with the genealogical issues raised by his gothic first play, Die Ahnfrau (1817). The first section discusses Grillparzer's discursive femininity vis-à-vis his close relationship to his Viennese mentor Joseph Schreyvogel; the second section describes Grillparzer's literary-historical profile as a preeminent Austrian writer and heir to Weimar Classicism as perceived by Eduard von Bauernfeld, August Sauer, Friedrich Gundolf, and in some related aspects of Hugo von Hofmannsthal's reception of Grillparzer.

  • Tim Lörke: »Schwierig und ablehnend«. Der Briefwechsel zwischen Hans Grimm und Ernst Jünger, S. 141-161.


  • Zwischen 1930 und 1956 wechseln Hans Grimm und Ernst Jünger eine Reihe von Briefen miteinander, in denen verschiedene literaturpolitische Erwägungen mitgeteilt werden. Vor allem aber spiegelt der Briefwechsel das Verhalten und die unterschiedliche Einstellung der beiden Schriftsteller gegenüber dem Nationalsozialismus. Der Briefwechsel wird hier erstmals präsentiert.

    Between 1930 and 1956, Hans Grimm and Ernst Jünger exchanged a series of letters in which they shared various literary-political notions. Above all, however, their correspondence mirrored their behavior and divergent attitudes towards National Socialism. This exchange is presented here for the first time.

  • Wolf Gerhard Schmidt: »Alle Kunstwerke sind Golems«. Organisation und Hypertrophie der »totalen Dialektik« bei Peter Hacks, S. 162-183.


  • Obwohl Peter Hacks nach Ansicht der Forschung zu den bedeutendsten DDR-Dramatikern zählt, gelten seine Produktionsstücke - im Gegensatz zu denen Heiner Müllers - als nur bedingt systemkritisch. Mit der Forderung nach einer »totalen Dialektik«, die alles mit allem kontrastiert und den »Konflikt« zum »einzige[n] Thema der Kunst« macht, stellt aber auch Hacks das marxistische Narrativ in Frage. Weder Text (Drama) noch Paratext (Kommentar) können das »Wesen« der Wirklichkeit adäquat abbilden, wodurch das Kunstwerk, das dem sozialistischen Realismus zufolge realutopischen Charakter haben soll, inkommensurabel wird. Dies betrifft insbesondere Hacks' Zeitstücke Die Sorgen und die Macht sowie Moritz Tassow. Die dialektische Hypertrophie beider Schauspiele, die schon das zeitgenössische Publikum konstatiert, beendet schließlich wie bei Müller den dramatischen Gegenwartsbezug; an seine Stelle tritt der Rekurs auf historisch-mythische Stoffe.

    Although research situates Peter Hacks among the most significant DDR dramatists, his productions are only to a limited extent system-critical - in contrast to Heiner Müller's plays. However, with his demand for a "total dialectic"; that contrasts everything with everything and makes "conflict" the "sole theme of art", Hacks also questions the concept of Marxist narrative. Here, neither text (drama) nor para-text (commentary) can adequately represent the "essence" of reality, based on which a work of art - which in socialist Realism has a real-utopic character - becomes incommensurable. This particularly applies to Hack's period pieces Die Sorgen und die Macht and Moritz Tassow. The dialectic hypertrophy of both plays, which was affirmed by the contemporary public, ultimately ends the dramatic link to the present, as in Müller's plays. In its place we find a recourse to historic-mythical subject matter.

Forschungsberichte und Forschungsdiskussion

  • Claudia Albert: »Zwei getrennte Literaturgebiete«? Neuere Forschungen zu ›DDR‹- und ›Nachkriegswende‹-Literatur, S. 184-223.


  • Ingo Stöckmann: Erkenntnislogik und Narrativik der Moderne. Einige Bemerkungen zu Anke-Marie Lohmeiers Aufsatz »Was ist eigentlich modern?« und Thomas Anz' Kritik, S. 224-231.



Aufsätze (Band 2)

  • Marie-Ange Maillet: Heinrich Heine und der Münchner Kunstverein, S. 1-13.


  • Vorliegender Aufsatz behandelt Heinrich Heines Aufenthalt in München in den Jahren 1827-1828 und die Frage seiner Beziehungen zum dortigen Kunstverein. Zunächst wird anhand von Archivmaterial gezeigt, daß Heine höchstwahrscheinlich Mitglied in diesem Verein war, der im damaligen Münchener gesellschaftlichen Leben und für die Entwicklung der Münchener Genre-Malerei von zentraler Bedeutung war. Es werden weiterhin die möglichen Gründe für seine Mitgliedschaft untersucht. In diesem Zusammenhang zeigt sich, daß eine vom Kunstverein geförderte neuartige Beziehung zur Kunst für Heine eine entscheidende Rolle gespielt haben dürfte. Deshalb wird zum Schluß die These entwickelt, daß der Verein Heine erste Anregungen zur Formulierung seiner in der Schrift Französische Maler (1831) vertretenen Kunstauffassung lieferte.

    The paper explores Heinrich Heine's stay in Munich from 1827 to 1828 and the question of his relationship with the Munich Kunstverein. Archive material is first used to show that Heine was in all likelihood a member of this art association, which at the time was of central importance to Munich society and the development of Munich genre painting. We then examine the possible reasons for his membership. In this context, we see that the new relationship to art promoted by the art association must have played a decisive role for Heine. This provides the foundation for the development of the thesis that it was the Kunstverein which gave Heine his first impulse for the formulation of his perspective on art as represented in his text Französische Maler (1831).

  • Benno Wagner: Verklärte Normalität. Gustav Freytags Soll und Haben und der Ursprung des ‚Deutschen Sonderwegs', S. 14-37.


  • Gustav Freytags Musterroman des deutschen Realismus, Soll und Haben, wird hier erstmals eng auf zwei für seine ästhetische Komposition maßgebliche Kontexte bezogen: den sozialgeschichtlichen Kontext des Mitte des 19. Jahrhunderts dominant werdenden Normalitätsdiskurses, und den quellengeschichtlichen Kontext der einflußreichen Programmschrift Ludwig August von Rochaus, Grundzüge der Realpolitik. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, daß das Verhältnis zwischen realistischer Literatur und Realpolitik kein bloß kompensatorisches ist: vielmehr wird, vor allem am virulenten Antisemitismus und Antislawismus des Romans, vorgeführt, daß das für den deutschen Realismus kennzeichnende, ästhetische Verfahren der ‚Verklärung' sich unmittelbar auf den neuen Diskurs der Normalisierung stützt, während es umgekehrt einen konstitutiven Beitrag zur Herausbildung des eigenartigen nationalen Identifikationsschemas der Deutschen leistet.

    For the first time, Gustav Freytag's exemplary novel of German Realism, Soll und Haben, is studied in close relation to two contexts of great importance to his aesthetic composition: first, the socio-historical context of the discourse on normality which became dominant in the mid-19th century, and second, the source-related context of Ludwig August von Rochau's influential programmatic text Grundzüge der Realpolitik. Against this background it becomes clear that the relationship between Realist literature and realpolitik is not a purely compensatory one. In particular consideration of the virulent anti-Semitism and anti-Slavism of the novel, we show that the aesthetic process of 'transfiguration' which is typical of German Realism instead draws directly from the new discourse on normalisation, while at the same time contributing to the formation of a unique German national identification scheme.

  • Manuela Günter: "Ermanne dich, oder vielmehr erweibe dich einmal!" Gender Trouble in der Literatur nach der Kunstperiode, S. 38-61.


  • Die tief greifenden Veränderungen literarischer Kommunikation im Laufe des 19. Jahrhunderts, die aus Literatur ein Journalphänomen machen, resultieren aus der Überlagerung des Literatursystems durch das System der Massenmedien. Der Poetische Realismus erweist sich in dieser Hinsicht als Indifferenzphänomen von Kunst und Unterhaltung, wobei zu beobachten ist, daß Schreiben und Lesen neu auf die Geschlechter verteilt wird: Von dem flüchtigen Erscheinungsort der periodischen Printmedien, über die seriellen Genres Roman und Novelle bis hin zum Lektüreverhalten der Zerstreuung sind sämtliche Positionen weiblich codiert, während die ‚eigentliche' (männliche) Dichtung in eine ungewisse Zukunft verschoben wird.

    The deep changes in literary communication in the course of the 19th century which made literature a magazine phenomenon are the result of a superimposition of the mass media system onto the literary system. In this sense, poetic realism can be considered an indifference phenomenon of art and entertainment. At the same time, one must observe a new gender distribution in writing and reading. Ranging from the fleeting publication of periodic print media and the serial genre novel and novella to the reading behaviour of diversion, all positions have feminine coding, while 'actual' (male) writing is relegated to an uncertain future.

  • Eberhard Sauermann: Der Schützengraben in der Lyrik des 20. Jahrhunderts und in der Realität des Kriegs, S. 62-103.


  • Wie die Situation im Schützengraben im Ersten Weltkrieg beschrieben wurde, weiß man einerseits aus Publikationen von Propaganda-Institutionen und andererseits aus Feldpostbriefen. Ungeklärt blieb bisher, wie sie in der Kriegslyrik verarbeitet wird: ob sich der vom militärischen Diskurs entworfene emotionslose, standhafte ›Frontkämpfertypus‹ darin findet, welche literarischen Traditionen dominieren und inwiefern sich expressionistische Autoren vom Gros der Verfasser von Kriegsgedichten (mit oder ohne Fronterfahrung) abheben. Ein Blick auf Schützengrabengedichte der Zwischenkriegszeit und auf das von Ernst Jandl ergänzt das Bild.

    We know how the situation in the trenches during the First World War was described, on the one hand in publications of propaganda institutions and on the other hand in forces' letters. It is not clear, however, how this situation was processed in war poetry - whether the emotionless, steadfast 'front fighter type' created by military discourse can be found here, which literary traditions dominated and to what extent expressionist authors diverged from the bulk of authors of war poems (with or without experience on the front). A glance at poetry of the trenches written during the Period Between the Wars and the poetry of Ernst Jandl enhances the picture.

  • Gregor Gumpert: Noch einmal: das "gemiedene Thema". Zur literarischen Reflexion auf Flucht und Vertreibung 1945/46, S. 104-116.


  • Der Beitrag befaßt sich mit Günter Grass' im Jahr 2002 erschienener Novelle Im Krebsgang. Grass thematisiert in gesellschaftskritischer Perspektive, dabei satirisch zugespitzt, die Folgen, die das Ausbleiben einer Geschichtserzählung über ‚Flucht und Vertreibung 1945/46' im Deutschland der 1990er Jahre zeitigt. Die Novelle wird mit Blick auf eine Literaturgeschichte von ‚Flucht und Vertreibung' analysiert; Referenzpunkte sind Debatten der 90er Jahre - W. G. Sebald und der polnische Autor Stefan Chwin - und Christa Wolfs Roman Kindheitsmuster (1976/77). In der Konfrontation mit Wolfs Ansatz der Rekonstruktion historischer Ereignisse im Kontext einer Befragung der Gegenwart gewinnt Grass' literarische Reflexion auf die Wirklichkeit von Geschichte, d. h. auf deren andauernde Wirksamkeit, deutliche Kontur.

    The paper deals with Günter Grass's novella Im Krebsgang from the year 2002. Writing from a socio-critical perspective, Grass takes a satirical approach to the consequences of the lack of historical narrative on flight and expulsion during the 1990s in Germany. The novella is analysed within the context of a literary history of flight and expulsion. Reference points are debates carried out in the 1990s by W. G. Sebald and the Polish author Stefan Chwin, as well as Christa Wolf's novel Kindheitsmuster (1976/77). A confrontation of Grass's novella with Wolf's method of reconstructing historical events within the context of an examination of the present offers new insight into Grass's literary reflection on the reality of history and its lasting effects.

Schwerpunkt: Kategorien der Literaturwissenschaft

  • Dirk Werle: Jenseits von Konsens und Dissens? Das Interessante als kulturwissenschaftliche Beschreibungskategorie, S. 117-135.


  • Der Beitrag untersucht den Status des Interessanten als kulturwissenschaftlicher Beschreibungskategorie. Er kommt zu dem Ergebnis, daß das Interessante im wissenschaftlichen Entdeckungs- und Darstellungszusammenhang eine wichtige Rolle spielt, daß es dagegen bei der Begründung und Bewertung wissenschaftlicher Aussagen schwer möglich und nicht wünschenswert ist, die Leitunterscheidung ‚wahr - falsch' durch die Leitunterscheidung ‚interessant - uninteressant' zu ersetzen.

    The paper examines the status of the 'interesting' as a descriptive category in cultural studies. It comes to the conclusion that, while the 'interesting' plays an important role in the context of scholarly discovery and presentation, when founding and evaluating scientific statements it is not possible and is even undesirable to replace the leading distinction 'true - untrue' with the leading distinction 'interesting - uninteresting'.

  • Stefan Scherer: Die Evidenz der Literaturwissenschaft, S. 136-155.


  • Der Beitrag diskutiert die Rolle der Evidenz als Erkenntnisform in der Literaturwissenschaft. Er zeigt die Aufmerksamkeit auf das Konzept nicht nur bei Staiger, Szondi, Schlaffer und anderen, sondern auch in neueren kulturwissenschaftlich orientierten Beiträgen wie zuletzt Gumbrechts Diesseits der Hermeneutik; und er entwickelt vor dem Hintergrund der Frage nach der spezifischen Wissenschaftlichkeit der ‚Interpretation' einen Vorschlag, wie Evidenz als ereignishafter Effekt an die Analyse von Texturen zurückgekoppelt werden kann. Abschließend wird der disziplinäre Ort und die öffentliche Funktion einer Literaturwissenschaft als Kunstwissenschaft im Verhältnis zur Literaturkritik skizziert.

    The essay discusses the role of evidence as a form of knowledge in literary studies. It shows the attention paid to this topic in Staiger, Szondi, Schlaffer and others, as well as in newer cultural studies orientated contributions, such as most recently Gumbrecht's Diesseits der Hermeneutik. Furthermore, against the background of the question on the specific scientific nature of 'interpretation', it develops a proposal as to how evidence can be linked to the analysis of texts. Finally, the paper outlines the disciplinary place and public function of literary studies as studies in art in relation to literary criticism.

Forschungsbericht

  • Walter Erhart: Das zweite Geschlecht: "Männlichkeit", interdisziplinär. Ein Forschungsbericht, S. 156-232.

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