Philippe Despoix: Von der Bühne zur Geschichte: Gustav Landauer
Die Rezeption geistiger Produktionen hat ihre unmittelbare wie ihre vermittelbare Seite. Zu ersterer zählt vor allem das durch
Teilnahme an historischen Ereignissen geschaffene "politische" Wirken. Je unmittelbarer aber ein Werk rezipiert wird, desto
schwieriger ist seine sachgerechte Vermittlung. Dieser Umstand, der das Bild eines Autors für längere Zeit verstellen kann,
wirft auch einen Schatten auf Gustav Landauers Schriften. Er war vor allem Literat; aber verehrt oder gehaßt wurde er als politische
Person. Seine Beziehung zu Martin Buber oder Erich Mühsam ist bekannt, aber kaum noch seine literarische Tätigkeit, seine
Kritiken in der Schau- und Weltbühne, die enge Bekanntschaft mit Alfred Mombert, Richard Dehmel, Hugo von Hoffmannsthal,
oder die Tatsache, daß er Georg Kaiser auf die deutsche Bühne gebracht hat. Landauer hat sich häufig als antipolitischer
Mensch bezeichnet. Als solcher aber, als Schriftsteller und philosophischer Essayist, als Übersetzer von Meister Eckart, Oscar
Wilde, Tagore und Walt Whitmann, als Dramaturg am Düsseldorfer Schauspielhaus bleibt er unbekannt.
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