Tipp der Woche

Im Beethoven-Haus kann man sich einen Eindruck davon verschaffen, was Hausbau bedeutet in Zeiten der Virtualität und im Zeichen des iconic turn. Denn in Bonn befindet sich eine Baustelle der besonderen, ja der paradoxen Art: Es wird ein Haus gebaut, aber das Haus ist kein Haus, und es wird auch nicht in Bonn stehen, sondern im World Wide Web – im Nirgendwo, also, das zugleich ein Überall ist.

Ein Haus, das statt aus Mörtel und Stein aus Links und Bildern besteht. Noch handelt es sich um ein Haus in progress, und wenn man, einigermaßen gespannt, beispielsweise den Virtuellen Rundgang anklickt, kommt, statt der erhofften Multimediasause, nur ein dürres "Zur Zeit leider nicht verfügbar". Dass sich dies bald ändern wird, dessen kann man sich sicher sein angesichts des Sachverstandes und der intellektuellen Leidenschaft, die in das Unternehmen investiert werden!

Und wenn es dann soweit sein wird, kann man sich die in den Ausstellungen des Museums gezeigten Handschriften, Bilder, Musikinstrumente und Erinnerungsstücke, den Kernbestand der Sammlungen des Beethoven-Hauses, sowie Musikhandschriften, Briefe, Bilder, Büsten, Münzen und Medaillen, Musikinstrumente, Möbel und Gegenstände aus Beethovens Alltag im Digitalen Archiv in aller Ruhe und von daheim aus zu Gemüte führen. Wer nähere Einblicke wünscht, dem stehen Datenbanken zur Detailrecherche zur Verfügung.

Was zu erwarten ist, kündigt ein Werbetext an, mit dem das "Digitale Beethoven-Haus" für sich wirbt:

    "Das Digitale Archiv präsentiert die weltweit größte Beethoven-Sammlung: Beethovens Musikhandschriften, Skizzen, Abschriften, Erstausgaben, Briefwechsel sowie ikonographische Dokumente und museale Gegenstände. Die Interaktion mit über 5.000 Dokumenten auf 26.000 hochwertigen Farbscans und 2.700 Audiodateien läßt Beethovens Denken, Leben und Arbeiten auf vielfältige Weise sichtbar und hörbar werden; Porträts und topographische Darstellungen zeigen den Künstler und seine Welt."

Die bereits mit Inhalten gefüllten Rubriken bieten einen gelungenen Einstieg in die Welt Ludwig van Beethovens. Ganz klassisch ist das Beethovenhaus in drei "Präsentationsbereiche" unterteilt: in das Museum, den Kammermusiksaal, und den Digitalen Salon, der eine "Werkstattbühne" beinhaltet. Der "Digitale Beethovensalon" dürfte besonders aufschlussreich für diejenigen sein, die sich für die Aufführungspraxis der Beethovenschen Opera interessieren, denn hier "wird das Werk Beethovens mit den Mitteln der Neuen Medien erstmals in einem Virtual Environment experimentell ausgelotet. Grundgedanke ist es dabei, ausgewählte Kompositionen mit Hilfe von dreidimensionaler Computergrafik, 3D-Sound-Wiedergabe sowie der Möglichkeit zur Interaktion so zu visualisieren, daß dem Besucher mit der Musik auch musiktheoretische, dramaturgische, inszenierungs- und kulturhistorische Strukturen des Beethovenschen Œuvres zugänglich gemacht werden." Als erstes Projekt, in dem diese theoretischen Vorgaben praktisch erprobt werden, ist Fidelio vorgesehen.

Noch befindet sich das auf fünf Jahre konzipierte Gemeinschaftsprojekt des Beethoven-Hauses und des Fraunhofer Institutes für Medienkommunikation in der Testphase. Aber sobald die Bonner die Onlineschatzkammern zugänglich machen, wird das Gebäude sich regen Zuspruchs erfreuen dürfen. Denn der Grundriss und die ersten Räume versprechen Großes!

Die Anregung zu diesem Tipp gaben Danica Krunic und Robert Mattheis.
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