Tipp der Woche

"Verklärt, verdächtigt, vereinnahmt – Im kollektiven Gedächtnis aber nie vergessen."

Leni Riefenstahl gehört zu den umstrittensten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Ihr 100. Geburtstag gab wieder einmal Anlass, eine Diskussion über die jüngste Vergangenheit der Deutschen zu entfachen.
Ihre Geschichte ist bekannt: Die begabte junge Filmemacherin Riefenstahl wird beauftragt, einen Film über den Reichsparteitag zu machen. Damals wurde der Film gelobt, heute – wie sollte es anders sein – verdammt.

Pünktlich zu ihrem 100. Geburtstag präsentiert ein kompetentes Team von Filmwissenschaftlern der Ruhr-Universität Bochum unter der Leitung von Prof. Wolfgang Beilenhoff und Dr. Eva Hohenberger ein Online-Projekt zur vielfältigen Rezeption der Filmemacherin.

Dieser Überblick über die medienübergreifende Rezeptionsgeschichte Riefenstahls bietet eine beachtliche Grundlage für die weitere Auseinandersetzung mit ihrer Person und ihrem Werk. Zur Auswertung von Leni Riefenstahls öffentlicher Präsenz dient eine Zeitleiste. Sie veranschaulicht übersichtlich das sich wandelnde öffentliche Interesse an Riefenstahls Person und der Beschäftigung mit ihren Werken zwischen den Jahren 1945 bis 2002. Hierbei wird deutlich, dass das Interesse an ihr bis in die 60er Jahre noch sehr gering war und erst ab den 70er Jahren anwuchs. Ihren Höhepunkt erreichte es in den 90er Jahren, obwohl sie in dieser Zeit kaum noch etwas veröffentlichte.

Was und wie die Journalisten über sie dachten, wird anhand eines Vergleichs zwischen der Rezeption in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Frankfurter Rundschau dargestellt. "Die journalistischen Veröffentlichungen gaben der Künstlerin Raum zur Selbstdarstellung, griffen sie persönlich an, analysierten ihr Werk von unterschiedlichen Ansätzen aus oder beobachteten die Person mit mehr oder weniger großer Bewunderung."

Ein ausführlicher Artikel zu den Ausstellungen über Leni Riefenstahl informiert in tabellarischer Übersicht über die Anzahl und Orte der Ausstellungen und kommentiert einzelne Ausstellungen hinsichtlich ihres Hintergrundes und Zielsetzung, ihrer Gestaltung und der Reaktion der Besucher.

Riefenstahls Bilder sind zu Merk- und Markenbildern des Nationalsozialismus geworden. In der Rubrik Bildzitate wird der Versuch unternommen, einzelne Bilder und Szenen aus den Dokumentarfilmen in neue Kontexte zu setzen und zu beobachten, wie sich dadurch neue Lesearten herausbilden.

Ein besonderes Augenmerk gilt der Internet-Präsenz Leni Riefenstahls. Hier vergleichen die Wissenschaftler des Institut für Film- und Fernsehwissenschaft auf empirische Weise, wie die unterschiedlichen Riefenstahl-Seiten im Internet konzipiert und indexiert sind und wie sich hieraus eine übersichtliche und treffend kommentierte Linkliste zu den diversen Seiten im Netz herausgebildet hat.

Die Anregung zu diesem Tipp gab Danica Krunic. Wollen Sie dazu Stellung nehmen oder einen eigenen Tipp geben? Dann schicken Sie uns eine E-Mail.


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