Tipp der WocheDas Bildarchiv Foto Marburg der Philipps-Universität betreut die derzeit größte und auch eine der bedeutendsten Sammlungen fotografischer Aufnahmen der abendländischen Kunst und Architektur. Das digitale Bildarchiv umfasst 1,5 Millionen der wertvollsten alten kunstgeschichtlichen Fotografien. Die Tatsache, dass sich darunter einige hunderttausend physisch nicht mehr existierende oder einschneidend veränderte Kunst- und Bauwerke befinden, steigert den Verdienst der Initiatoren zur Bewahrung unersetzlicher europäischer Kulturgüter. In Deutschland gilt das Marburger Fotoarchiv als die zentrale kunsthistorische Dokumentationsstelle. Erfasst wurden die digitalen Bestände mit Hilfe des Regelwerks MIDAS und dem Datenbankprogramm HIDA, welche eine standardisierte Erfassung kunstgeschichtlicher Objekte und Sachverhalte ermöglichen. Während die Tendenz zunehmend dahin geht, für hochwertige Inhalte ein Entgelt zu verlangen, stellt der Bildindex seine Inhalte in bestmöglicher Qualität kostenlos zur Verfügung. Die aktuellen Zugriffsraten von täglich durchschnittlich 650 Nutzern, die sich etwa 2.400 Fotografien downloaden, bestätigen das Interesse an dieser Einrichtung. Das digitale Bilddatenbanksystem ermöglicht dem Nutzer ein zielgerichtetes Abfragen von bestimmten Begriffen oder ein absuchendes Browsen durch die systematisch oder alphabetisch angelegten Kataloge nach den Kriterien: Da die kunstgeschichtlichen Bibliotheken und Mediatheken unbestreitbare Defizite in ihrer apparativen Ausstattung aufweisen, ist das Bildarchiv für den wissenschaftlichen Nutzer eine unverzichtbare Informationsquelle. Zudem unterstützt das Bildarchiv die interdisziplinäre Forschungsarbeit. Nehmen wir beispielsweise den griechischen Mythos Leda und der Schwan. Man kennt die Geschichte, ein der Dichtung und Kunstgeschichte lieb und teuer gewordenes Motiv. Der Schwan, das ist der Göttervater Jupiter. In durchaus fragwürdiger Gestalt nähert er sich auch dem schönen Erdenkind Leda, brennt sich ihr nicht nur mnemotisch unauslöschlich ein, sondern auch leiblich, denn er hinterlässt in ihr seinen Samen. Produkt dieser liaison dangereuse ist Helena, die schönste Frau, die belle dame katexochen. Um sie wird später der Kampf um Troja entbrennen, das Resultat ist bekannt. Möchte man nun die künstlerische Umsetzung des Mythos näher betrachten, so verzeichnet das Archiv zahlreiche Werke und liefert auch ausgezeichnete Aufnahmen. Oder betrachtet man die kongeniale Wechselbeziehung zwischen Kunst und Dichtung, wie sie etwa durch Goethes künstlerische Anregung auf die zeitgenössischen Künstler zu beobachten ist, welche Porträts des Dichterfürsten anfertigten oder dessen Werke wie Werther oder Faust illustrierten, so bietet auch hier das Bildarchiv eine hohe Treffermenge. Die Reproduktionen der Kunstwerke sind entweder als Vorabansicht (Thumbs) in Dia-Größe zu sehen oder als hochauflösende Gesamtdarstellung (6,5 MB pro Bild). Eine nützliche Bereicherung der Bilddarstellungen bieten die oftmals umfangreichen Kommentare: So werden die Bilder anhand der Kriterien Bildtitel, Datierung, Technik, Maße, heutiger Aufbewahrungsort, Entstehungsland und stilistische Einordnung beschrieben. Die Anregung zu diesem Tipp gab Danica Krunic. Wollen Sie dazu Stellung nehmen oder einen eigenen Tipp geben? Dann schicken Sie uns eine E-Mail. |