Tipp der Woche

Gerade im Zeitalter von Multimedia und Cyberspace kommt der Sprache eine ganz besondere Bedeutung zu. Sprache ist zum einen Träger der Kultur und zum anderen ein unverzichtbares Instrument für die Begegnung von Menschen und für die Pflege von Beziehungen, auch über die eigenen Landesgrenzen hinweg. Die Kulturgeschichte der Menschen ist seit jeher mit Sprachentwicklung und Spracherwerb verbunden. Sprache ist eine entscheidende Existenzbedingung menschlichen Zusammenlebens. Die Sprache ist, gerade für Deutschland, dem "Land der Dichter und Denker", ein wichtiges Exportgut. Deutsch gehört zu den so genannten Hauptsprachen der Welt und steht auf der Skala der am häufigsten verwendeten Sprachen auf Rang 11 mit 118 Millionen Sprechern.

Doch eine Frage, die sich berechtigterweise stellt, ist, wie diese Sprachkenntnisse vermittelt werden sollen. Nach dem PISA-Schock werden die Rufe nach Reformen in der Ausbildung lauter und Alternativen zu herkömmlichen Lehr- und Lernformen und ebenso effektive Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten wie der herkömmliche Unterricht gesucht. Ein sicherlich sinnvoller Aspekt ist die Förderung des Medieneinsatzes in der Lehre.

Einen solchen Anreiz, deutsch zu lernen, bietet das Münchner Multimedia Forschungs- und Entwicklungslabor Werkstadt. Bei dem Programm "Online-Unterricht in der Wissenschaftssprache Deutsch zur Studienvorbereitung und Forschungsbetreuung ausländischer Studierender und Wissenschaftler an deutschen Hochschulen" handelt es sich um einen in vielfacher Hinsicht völlig neuartigen Ansatz des Fremdsprachenlernens und -lehrens. Er setzt die Erkenntnisse der Spracherwerbsforschung, die effizienten Methoden der kommunikativ-interkulturellen Didaktik und die neuesten technologischen Entwicklungen gezielt in der Mediendidaktik ein, um den Sprach- und Kulturerwerb im Allgemeinen und den fachspezifischen Spracherwerb im Besonderen wesentlich zu verbessern, zu beschleunigen und dabei interessanter zu machen.

Das Projekt wird im Zeitraum vom 01.01. 2001 bis 31.12. 2002 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit der Summe von 1.031.449 Euro gefördert. Die wichtigsten Zielsetzungen hinsichtlich der Entwicklung des Programms lassen sich wie folgt beschreiben:

  1. Seine Konzeption baut auf den Erkenntnissen der Spracherwerbsforschung, insbesondere der Erforschung des "natürlichen" Spracherwerbs, auf.
  2. Lerntechnologien, Hilfsfunktionen (Werkzeuge) und Kommunikationsmedien werden in ihrer gesamten Breite ausgenutzt und integriert eingesetzt.
  3. Die studien- und forschungsbegleitende Vermittlung fachspezifischer Sprachkenntnisse (mündliche Diskurstypen und schriftliche Textsorten) steht im Mittelpunkt.
  4. Das Programm umfasst einen intelligenten elektronischen Tutor. Hierbei handelt es sich um ein eigenständiges Computerprogramm, das auf der Satzebene mittels künstlicher Intelligenz eine exakte grammatische Analyse und spezifische Korrekturhinweise liefert.
  5. Der methodisch-didaktische Rahmen entspricht den neuesten Erkenntnissen der kommunikativ-interkulturellen Sprachdidaktik.
  6. Durch den intensiven Einsatz der Medien, insbesondere des Internet, entsteht ein komplexes und lebendiges Lehrprogramm, das konstant weiterentwickelt, variiert und auf den neuesten Stand gebracht werden kann, also ein Eigenleben entwickelt.
  7. Durch Integration eines Tools zur linguistischen Lehrwerksanalyse ist eine individuelle Erweiterbarkeit und Fortschreibung gegeben.
  8. Das Konzept ist für spätere technologische Entwicklungen erweiterbar, auf andere Bereiche übertragbar und in andere Sprachen exportierbar.

Als Zielgruppe des Projektes werden ca. 40.000 Studierende und Wissenschaftler genannt, die sich als fortgeschrittene Lerner des Deutschen als Fremdsprache auf ein Studium oder Forschungsprojekt in Deutschland vorbereiten oder ihre Deutschkenntnisse während ihres Forschungsaufenthaltes in Deutschland vertiefen wollen. Als weitere Zielgruppe werden alle Lerner genannt, die sich einen fachspezifischen Zugang zur deutschen Wissenschaftskultur verschaffen oder diesen vertiefen möchten. Das Projekt besteht aus Komponenten, die einerseits für das Selbststudium geeignet sind, aber auch bei Hinzuziehung eines Teletutors zum Einsatz kommen können.

Erste Kostproben dieses Konzepts lassen sich auf der erst letzten Woche freigegebenen Website von Werkstadt testen. Ein Intro visualisiert die zentralen Zusammenhänge zwischen Wissenstransfer und Electronic-Media. Neben einer Linksammlung zu Lernplattformen finden sich hier interessante Seminarskizzen der Projekte der Studierenden wie das Lernprogramm Shopping, einen Überblick über die Möglichkeiten des Jurastudiums, das Online-Lernmodul Wirtschaftdeutsch, die Wortschatz-Videos, eine Form von Projektunterricht zum Thema Landeskunde und Wohngemeinschaften in Deutschland und das interaktive Leuchtturmspiel zu Diphtongen.

Die Anregung zu diesem Tipp gaben Danica Krunic und Dr. Michael Mainka.
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