Tipp der Woche
Eine neue Internetseite bezieht sich auf die jüngst fertiggestellte Bibliothek in Alexandria. Alexandria, die Stadtgründung des legendären makedonischen Eroberers, hatte im Altertum neben dem siebenten Weltwunder, dem gigantischen Leuchtturm von Pharos, noch etwas anderes Staunenswertes zu bieten: Eine Bibliothek, die es mit ihren 700.000 Papyrusrollen an Sprichwörtlichkeit leicht mit Alexander dem Großen aufnehmen konnte. Aufgrund ihrer Größe wurde die Bibliothek als die "Wiege europäischer, asiatischer und afrikanischer Kultur" bezeichnet, so der Architekt des Neubaus.
Gegründet wurde die Bibliothek um 295 v. Chr. von den ersten ptolomäischen Königen als erste universale Bibliothek. In den nächsten drei Jahrhunderten der griechisch-römischen Periode avancierte Alexandria zum intellektuellen Zentrum der Wissenschaften und Künste, der Literatur und Philosophie. Eine detaillierte Liste der alexandrinischen Wissenschaftler verdeutlicht den Wirkungskreis der geistigen Größen dieser Zeit.
Wann die Bibliothek zerstört wurde, ist bis heute unklar: War es Julius Cäsar bei seinem Angriff auf die Stadt (48 v. Chr.) oder waren es christliche Eroberer, die heidnisches Gedankengut zerstören wollten? Wie dem auch sei.
Die Bibliotheca Alexandrina besteht aus der Main Library, der Taha Hussein Library, der Young People's Library, der Children's Library und der Audiovisual, Multimedia and Music Library. Die Hauptbibliothek ist auf sieben Ebenen ausgelegt. Nach dem Prinzip der Pyramide des Wissens führt sie von den Wurzeln des Wissens bis zu den Neuen Technologien. In Kürze soll der Zugriff auf 300 000 digitalisierte Bücher und seltene Manuskripte möglich sein. Die moderne Bibliothek sollte am 23. April 2002 - dem "Welttag des Buches" - offiziell eröffnet werden. Demonstrationen gegen Israel verhinderten dies. Das wirft die Frage auf, ob die Alexandrina wirklich eine Weltbibliothek werden wird, die sich dem Wissen aller Völker verpflichtet fühlt. Die Konzeption der Website in drei Sprachen - Arabisch, Englisch und Französisch - spiegelt schon den guten Willen zur Internationalität wider. Doch werden auch Bücher unliebsamer Autoren (Rushdie, Israelische Autoren) die Regale füllen? Die Alexandrina soll ein "Fenster der Welt nach Ägypten" sein und ein "Fenster Ägyptens auf diese Welt". Wird dies Fenster die Blickrichtung vorgeben, oder dürfen die Benutzer in alle Richtungen sehen? Hier sind vorerst Zweifel angebracht: So fordern ägyptische Schriftsteller von der Bibliothek eine Selbstzensur und natürlich den Boykott Israels. Bücher aus Tel Aviv wurden zurückgeschickt. Kein gutes Omen für die Ptolemäische Weltbibliothek. Die Anregung zu diesem Tipp gab Danica Krunic. Wollen Sie dazu Stellung nehmen oder einen eigenen Tipp geben? Dann schicken Sie uns eine E-Mail. |