Tipp der Woche

Vom 10. bis 15. Oktober 2001 öffnet die 53. Frankfurter Buchmesse ihre Pforten. Das diesjährige Hauptthema ist "Griechenland" mit dem Motto: Neue Wege nach Ithaka.

Das Gastland Griechenland präsentiert sich mit einem breitgefächerten Angebot griechischer Kunst und Kultur im Nationalpavillon am Eingang des Messegeländes. Auf 2.400 Quadratmeter zeigen 430 Verlage aus 21 Ländern 2.200 Bücher zum Thema Griechenland.
Im Mittelpunkt des Forums steht das "Amphitheatron": Hier finden Lesungen, Podiumsdiskussionen, musikalische Aufführungen, literarische Workshops, Buchpräsentationen und Filmvorführungen statt.

Unter dem Motto "Frankfurt hellenisch - Griechisches Kunst- und Kulturprogramm in der Mainmetropole" sind in Zusammenarbeit mit deutschen Institutionen und der griechischen Gemeinde in Frankfurt zudem zahlreiche Veranstaltungen und künstlerische Darbietungen wie Lesungen, Ausstellungen, Filme und Musikfeste geplant. Im Literaturhaus finden neben Lesungen griechischer Autoren auch wissenschaftliche Tagungen und Podiumsdiskussionen statt.

Doch Hand aufs Herz: Wer von uns könnte behaupten, über griechische Literatur Bescheid zu wissen? Lateinamerikanische Schriftsteller fallen uns reihenweise ein, bei griechischen Schriftstellern höchstens die der Antike: Unser Übervater Homer, die Philosophen wie Platon, Redner wie Demosthenes. Und dann natürlich aus der "Neuzeit" der Romancier Nikos Kazantzakis, nach dessen Buch "Alexis Sorbas" bzw. nach dessen Filmmusik von Mikis Theodorakis wir in den 1970er Jahren nächtelang den Sirtaki getanzt haben. Dann erinnern wir uns vielleicht noch an die beiden Nobelpreisträger Odysseas Elytis (1911–1996) und Giorgos Seferis (1900–1975), doch dann folgt ein großes schwarzes Loch.

Aus diesem Grund ist es sehr zu begrüssen, dass die Frankfurter Messeleitung versucht, die zeitgenössische griechische Literatur in Übersetzungen einem breiterem Publikum zugänglich zu machen.

Die griechische Literatur leidet nicht nur durch ihre politische Vergangenheit: Bis 1830 türkisch besetzt, deutsche Besatzung im 2. Weltkrieg, dann Militärdiktatur mit dem Exodus der geistigen Elite - sondern auch an ihrer Sprache, die in Europa mit dem Aussterben der klassischen Ausbildung an den Schulen ohne Latein und Griechisch praktisch von nur noch sehr wenigen Menschen gelesen werden kann.

Ein griechisches Manuskript zu übersetzen ist ein schwieriges Unterfangen! Auf der diesjährigen Buchmesse sollen nicht nur deutsche Übersetzungen vorgestellt, sondern die griechische Literatur des 20. Jahrhunderts in Übersetzungen vieler Sprachen präsentiert werden.
Deshalb dürfen wir gespannt sein, welchen Themen sich die heutigen Schriftsteller widmen. Ob sie heraustreten aus ihrer antiken Vergangenheit ("Odyssee"), ob sie die Aufarbeitung ihrer jüngsten Vergangenheit (Obristen) abgeschlossen haben und was sie uns Neues zu sagen haben.

Eine eigens für die Buchmesse eingerichtete Homepage des Organisationskomitees "Frankfurt 2001" informiert zusätzlich über die zeitgenössischen Autoren und Werke, über Veranstaltungen, sowie über die kulturellen Hintergründe Griechenlands.

Die Anregung zu diesem Tipp gab Danica Krunic. Wollen Sie dazu Stellung nehmen oder einen eigenen Tipp geben? Dann schicken Sie uns eine E-Mail.


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