Tipp der Woche

Open Archives Initiative


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Das Internet basiert wesentlich auf dem Hypertext Transfer Protocol (Http). In seinen Ursprüngen war das Protokoll als wesentlich verbesserter Zugriff auf die Arbeiten der Fachkollegen konzipiert worden. Inzwischen hat die Erfolgsgeschichte des Internets den Gewinn in sein Gegenteil verkehrt. Selbst auf engen Arbeitsgebieten wird es zunehmend schwieriger, relevante Arbeiten herauszufiltern. Volltextrecherchen der inzwischen mehr als 5.000 Suchmaschinen erzeugen unstrukturierte Linksammlungen ohne ausreichenden Informationswert. PDF-Formate, TeX oder Postscript, in denen viele wissenschaftliche Veröffentlichungen abgelegt sind, werden kaum oder gar nicht berücksichtigt.

1999 haben sich Wissenschaftler zu einer Open Archives Initiatives zusammengeschlossen. Ihr Ziel ist die Entwicklung einer Strukturierung des Internets für wissenschaftliche Suchanfragen. Erreicht werden soll dieses Ziel durch eine standardisierte Ergänzung des http-Protokolls:

The Open Archives Initiative develops and promotes interoperability standards that aim to facilitate the efficient dissemination of content. The Open Archives Initiative has its roots in an effort to enhance access to e-print archives as a means of increasing the availability of scholarly communication. Continued support of this work remains a cornerstone of the Open Archives program. The fundamental technological framework and standards that are developing to support this work are, however, independent of the both the type of content offered and the economic mechanisms surrounding that content, and promise to have much broader relevance in opening up access to a range of digital materials. As a result, the Open Archives Initiative is currently an organization and an effort explicitly in transition, and is committed to exploring and enabling this new and broader range of applications. As we gain greater knowledge of the scope of applicability of the underlying technology and standards being developed, and begin to understand the structure and culture of the various adopter communities, we expect that we will have to make continued evolutionary changes to both the mission and organization of the Open Archives Initiative.

Ähnlich wie bei P2P-Tauschbörsen wie "Napster" geht es darum, das Auffinden und sowie den Zugriff auf einzelne Objekte in einem System der weltweit verteilten Datenhaltung zu organisieren. Das OAI-Protokoll erstellt dazu eine Plattform, auf der Suchmaschinen ein präzises Information Retrieval betreiben können. Schlüssel für ein effizientes Retrieval sind die Metadaten. Während bislang divergierende Standards für die Online-Katalogisierung vorherrschen, will die OAI ein Protokoll für Metadata Harvesting etablieren. Suchmaschinen würden dann statt im gesamten WWW-Raum nur auf den OAI-konformen Servern und den dort abgelegten Metadaten suchen. Die bereits entwickelten Abfragestandards definieren einen Mindestsatz von Informationen zur eindeutigen Beschreibung einer Veröffentlichung. Das verwendete XML-Format läßt aber jedem Archiv die Freiheit, beliebig verfeinerte Kennzeichnungen der Objekte hinzuzufügen.

Verschiedene Einrichtungen wie das Genfer Cern, das Rechenzentrum der Berliner Humboldt Universität und der Archiv-Server am Los Alamos National Laboratory haben das Protokoll bereits erfolgreich getestet. Prototypen wie der Cross Archive Searching Service (arc) demonstrieren bereits, wie mit einer Suchmaschine flächendeckende Retrieval von wissenschaftlichen Veröffentlichungen in verteilten digitalen Bibliotheken möglich sind. Mit konventionell gebauten Plugins für Server und einfach zu handhabenden Tools wie MMM (My Meta Maker) für die standardisierte Metadaten-Auszeichnungen läßt sich das Protokoll vergleichsweise einfach in die Fachkommunikation einbauen. In Deutschland hat die Deutsche Initiative für Netzwerkinformationen (DINI) alle Forschungseinrichtungen, Bibliotheken und Rechenzentren aufgerufen, sich dem neuen Standard anzuschließen. Sie empfiehlt dem Bundesforschungsministerium und der DFG bei der Finanzierung von Projekten auf die Einhaltung der OAI-Spezifikation zu achten. In den USA wir die OAI von der Digital Library Federation, der Coalition for Networked Information, der National Science Foundation und der Defence Advanced Research Projects Agency unterstützt. Unter den wenigen geisteswissenschaftlichen Mitarbeitern an der Initiative ragt das Berliner MPI für Bildungsforschung hervor. Diann Rusch-Feja gehört dem 12-köpfigen Lenkungsausschuß der OAI an. Setzt sich der Standard durch, dann würden wissenschaftliche Fachkommunikationen ein gutes Stück internationaler und transparenter werden, - ein Ziel, das der Arbeit lohnt.

Die Anregung zu diesem Tip gab Gerhard Lauer. Wollen Sie dazu Stellung nehmen oder einen eigenen Tipp geben? Dann schicken Sie uns eine E-Mail.


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