Tipp der Woche

Die bedeutendste Schöpfung von Johannes Gutenberg, dem Erfinder der Buchdruckkunst, ist die nach ihm benannte Gutenberg-Bibel. Entstanden ist die in lateinischer Sprache verfasste Biblia um 1454/55 in Mainz in der Gemeinschaftsdruckerei mit Johann Fust und Peter Schöffer in 150 Papier- und 30 Pergament-Exemplaren in 5-jähriger Arbeit. Sie besteht aus zwei Bänden mit 1282 Seiten, jede Seite hat 42 Zeilen. Gutenberg hat für diese Bibel 290 unterschiedliche Buchstabentypen gegossen; die farbigen Initialen und Zeichen wurden später von einem Illuminator und einem Rubrikator eingefügt.

Heute existieren noch 48 Exemplare des epochalen Werkes. Zwei dieser kostbaren Ausgabe befinden sich im Besitz der British Library. Es handelt sich dabei um das Papier-Exemplar King`s Copy und um das Pergament-Exemplar Greenville Copy. Die King`s Copy gelangte 1829 in den Besitz der British Library, davor gehörte sie König Georg III. Die Greenville Copy wurde der Bibliothek 1846 von Thomas Greenville testamentarisch vermacht.

Damit die gefährdeten Buchbestände nicht durch zu häufigen Gebrauch zerstört werden und um einer größeren Nutzergemeinde den Zugriff auf die Bücher zu ermöglichen, initiierte der Kurator der British Library Kristian Jensen in Zusammenarbeit mit japanischen Digitalisierungsexperten von der Universität Keio in Tokyo und der japanischen Telekom NTT im März 2000 die Digitalisierung dieser mittelalterlichen Bücher.

Die Digitalisierung eröffnet dem Nutzer nicht nur einen vollständigen Einblick in die beiden Exemplare, sondern ermöglicht ihm, die Seitenabbildungen in drei Größenformaten aufzurufen und dadurch Abweichungen in der Ausführung der beiden Druckausgaben genau zu untersuchen.
Was den Lesevorgang betrifft, so kann der Nutzer wählen, ob er gemäß der traditionellen Lesart von einer Seite zur nächsten blättern oder ob er zielorientiert in einem bestimmten Buch der Bibel (Genesis, Exodus, etc.) lesen möchte. Hierbei werden ihm wiederum die einzelnen Kapitel in Kleinformat anschaulich zur Auswahl angeboten.
Neben der Bereitstellung der beiden digitalisierten Volltextausgaben enthält die Website außerdem weiterführende Informationsmaterialien wie zur Person Gutenbergs und zum Entstehungsprozess der Bibel.

Auch die Niederländische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen ist stolzer Besitzer eines Pergament-Exemplars dieses berühmten Zeugnis der frühen Buchdruckkunst. In Kooperation mit dem Göttinger Digitalisierungszentrum wurde im Juni 2000 die gesamte Version des Göttinger-Exemplars im Projekt Gutenberg Digital digitalisiert.
Außerdem verfügt die Göttinger Bibliothek über zwei weitere wichtige Texte, die die Forschungsarbeiten zur Gutenberg-Bibel unterstützen: Das Helmaspergersche Notariatsinstrument, die einzige zeitgenössische Quelle, die über die Geschäftsbeziehungen zwischen Gutenberg und Fust informiert, und das Göttinger Musterbuch, in welchem sich Anleitungen zur Ausgestaltung der Gutenberg-Bibel befinden. Ein direkter Vergleich der gemalten Vorlagen mit den Buchmalereien in der Ausführung erweist sich als lohnenswert.

Das Göttinger Digitalisierungsprojekt stellt somit ein bedeutendes Forschungsinstrument dar, das dem Nutzer neben Übersetzungen einzelner Bibelstellen in Deutsch, Englisch und Französisch noch weitere Informationen zu Gutenbergs Biografie und über Gutenbergs Einfluss auf den Buchdruck, wie über die Zeit vor dem Buchdruck, die epochale Leistung Gutenbergs, Grundprinzipien des Buchdrucks sowie die Nachwirkungen des Buchdrucks zur Verfügung stellt.

Weitere Exemplare des Meisterwerks befinden sich u. a. in der Bibliothèque Nationale in Paris und in der Library of Congress in Washington.

Die Anregung zu diesem Tipp gab Danica Krunic. Wollen Sie dazu Stellung nehmen oder einen eigenen Tipp geben? Dann schicken Sie uns eine E-Mail.


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