Ausgewälte Tips der Woche

Auf Wunsch machen wir einige Tips länger zugänglich. Manche werden auch ergänzt, weitergeschrieben und kommentiert. Auch Sie sind dazu eingeladen. Mailen Sie uns.


  • Wie soll man aus dem Internet zitieren?

Kurz und bündig orientiert Citing Web Resources, eine Homepage der Lafayette College Libraries. Eigene Empfehlungen hat die Modern Language Association of America entwickelt. Einzige autorisierte Fassung: Documenting Sources from the World Wide Web. Von Janice R. Walker, University of South Florida, stammt The Columbia Guide to Online Style - MLA-Style Citations of Electronic Sources, der in zahlreiche Handreichungen aufgenommen wurde.

Jens Bleuel hat die Zitierprobleme in seiner Mainzer Diplomarbeit Online Publizieren im Internet (Pfungstadt und Bensheim, Edition Ergon, ISBN 3-927960-28-4) behandelt. Das Kapitel über "Zitieren von Quellen im Internet" steht in einer erweiterten und neu gegliederten Fassung auf dem Netz zur Verfügung, und zwar in einer Lang- wie in einer Kurzversion, die beide über die Homepage des Verfassers erreicht werden.



Was ist gegen die Krise der wissenschaftlichen Zeitschriften zu machen? Eine Spirale von jährlichen Preissteigerungen – über 10 Prozent, vorwiegend durch Konzerne, angeführt von Reed Elsevier mit allein über 1000 Zeitschriften –, sowie immer mehr und immer spezielleren Fachorganen erschöpft die Bibliotheksetats und geht zu Lasten der Monographien. Mit der Gründung des New Journal of Physics reagierten darauf das Londoner "Institute of Physics" und die "Deutsche Physikalische Gesellschaft":

We're launching NJP to embrace an new model because we're at a time when traditional subscription-based funding for journals is coming under increased pressure.
Die Gesellschaften garantieren höchste Qualität und wollen NJP zur führenden Zeitschrift auf ihrem Gebiet machen. NJP wird ausschließlich elektronisch publiziert und ist kostenlos übers Netz beziehbar. Finanziert wird das Organ durch die Autoren ("an article charge paid by authors of published papers").

Läßt sich dieses Modell auf Geisteswissenschaften übertragen? Auch hier sind Autoren und Leser wissenschaftlicher Artikel weitgehend identisch und in Fachgesellschaften zusammengeschlossen.



Auf der Mailing-Liste des Library Link – die kostenlos subskribiert werden kann – findet zur Zeit eine Aussprache statt über Challenges in the 21st Century: Partnerships in the Electronic Age. Darin wird die Forderung einer konzertierten Aktion ("strategic concertation") von Wissenschaftsautoren und Bibliothekaren erhoben, "to downplay collectively the excessively costly journals" (Jean-Claude Guédon, Montreal).

Konkretisiert werden die Maßnahmen von Tony Barry, "one of Australia's pioneers in the use of the internet within universities". Dabei hat er die übliche Praxis von kommerziellen Großverlagen im Auge, den Aufbau elektronischer Datenbanken durch überhöhte Preise der Printausgaben zu finanzieren:

"If a journal is not made available under reasonable conditions electronically such as

  • No requirement to subscribe to the print version
  • A subscription price for the electronic version
    lower than the print version
  • Clear permission for fair dealing
  • Access at the article level as an alternative so subscription
  • The retention of electronic publishing rights by the author
Then I would suggest
  • Do not submit papers to that journal
  • Do not cite work written in that journal
  • Do not act as a referee or provide editorial assistance
  • Encourage staff and colleagues to do the same
  • Advocate that libraries cancel such journals
This is my practice. I commend it to others." Umgesetzt werden können solche Vorschläge nur in einer konzertierten Aktion.

Weitere Zukunftsfragen aus der Sicht der Bibliotheken erörtert Barry in dem Beitrag The Next Waves of Change. The future as seen from January 1999.



"literaturkritik.de" ist eine der ersten Internetzeitschriften für Besprechungen zu Neuerscheinungen aus dem Bereich der Belletristik sowie der Literatur- und Kulturwissenschaften. Sie erscheint monatlich, Schwerpunkt-Thema der Nummer 1 (Februar 1999) ist Erich Kästner. Darüber hinaus bietet das E-Journal mehr als 30 Besprechungen zur Gegenwartsliteratur, Kurzanzeigen und Sammelbesprechungen und eine Chronik der Debatte um Martin Walser. Herausgeber sind Thomas Anz, Alexander Berger und Lutz Hagestedt.



The New York Review of Books (Vol. 46, No. 5, March 18) bringt von dem französischen Buchwissenschaftler Robert Darnton den Aufsatz The New Age of the Book. Darnton geht auf vier Problembereiche wissenschaftlichen Publizierens ein, "which have converged in a way that makes the monograph look like an endangered species":

  1. Monographien werden zugunsten der immer teureren Zeitschriften zurückgedrängt.

  2. Bibliotheken geben einen immer grösseren Anteil ihres Ankaufetats für Zeitschriften aus, Verlage verkaufen immer weniger Exemplare von Monographien.

  3. Darauf reagieren die Verlage mit einer Vermehrung der Titel – was die Krise nur verstärkt –, schränken die Produktion von Monographien ein oder verlegen sich auf Bücher, die im Trend liegen ("gender, sexuality, women's studies, cultural studies ...).

  4. Dadurch wird die Karriere von Forschern gefährdet. Denn die Devise "publish or perish" heißt konkret: "no monograph, no tenure".

Zwei Punkte sieht Darnton, an denen Wissenschaftler zur Lösung der Krise ansetzen sollten: "the point, where beginners turn dissertations into books and the point where veterans experiment with new kinds of scholarship."



  • Current Cites

Berkeley Digital Library SunSITE publiziert seit August 1990 Current Cites, eine Auswahl von Veröffentlichungen zur Informationstechnologie. Jeden Monat entsteht auf diese Weise eine Ausgabe von 10 bis 20 ausführlich annotierten Titeln, die über eine Mailing-Liste verbreitet werden. Der angesammelte Fundus kann durchsucht und für eine bibliographische Zusammenstellung (Bibliography on Demand) genutzt werden. "The items that are freely available on the Internet are also retrieved and indexed so that you can perform an Article Search of the full-text of these items."

Ein Beispiel aus Bd. 10, Nr. 12, vom Dezember 1999:

Harnad, Stevan. Free at Last: The Future of Peer-Reviewed Journals" D-Lib Magazine 5(12) (December 1999) (http://www.dlib.org/dlib/december99/12harnad.html).

"Harnad has long been a vocal advocate of using networking technologies to free scholarly communication from standard publishing models. In his most recent argument for such a change, published by D-Lib Magazine as an opinion piece (for which they also take pains to absolve themselves of any implied support), he advocates methods by which authors of scholarly works can "self-archive" their work. If such local archives follow the emerging conventions of the Open Archives Initiative (http://www.openarchives.org/), then the resulting interoperability would enable users to easily locate a specific paper in whatever archive it is stored.

This, Harnad asserts, is inevitable – all that is required is that universities (and more specifically, the librarians working there) rise to the challenge of implementing the appropriate infrastructures and support mechanisms for authors. Interestingly enough, some universities are rising to the challenge. One such example is the Electronic Scholarship initiative of the California Digital Library of the University of California."



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