IASL Diskussionsforum online
Der Kommunikationsbegriff

Leitung: Nina Ort


Barbara Kastner
Die Gesellschaft - ein Zeichenprozeß.
Konstruktivistisch orientierte, medienwissenschaftlich ausgerichtete Anmerkungen zur Luhmannschen Gesellschaftstheorie.

Abstract

Dieser Beitrag bemüht sich um eine, auf erkenntnistheoretischen Überlegungen von Ch. S. Peirce aufbauende Erfassung des Phänomens Kommunikation als ein verhaltenskoordinierendes gemeinsames In-der-Sprache-Sein (Maturana/Varela) autonomer, zeichenhandelnd wirklichkeitskonstituierender Subjekte. Darüber wird Luhmanns Interpretation von Gesellschaft als autopoietisches Kommunikationssystem als ein Semioseprozeß im Peirce'schen Sinne reformuliert, wodurch meines Erachtens nach im Diffenztheorem gründende Probleme in dessen Theoriedesign konstruktiv gelöst werden. Zudem eröffnet das in diesem Artikel vertretene Verständnis von Kommunikation einen alternativen Blickwinkel auf den Zusammenhang von Medien(rezeption) und Gesellschaft(sevolution).


Inhalt

  1. Erkennen = Zeichenhandeln
  2. Autopoiese = Semiose
  3. (In-der-) Sprache (-Sein) oder:
    Das autopoietische System Gesellschaft - ein Zeichenprozeß
  4. Medien(re)konstruktion: (Lesen -) Schrift (- Schreiben)
  5. Medien - Gesellschaft
  6. Literatur



1. Erkennen = Zeichenhandeln

"Man glaubt, wieder und wieder der Natur nachzufahren,
und fährt doch nur der Form entlang, durch die wir sie betrachten.
Ein Bild hielt uns gefangen. und heraus konnten wir nicht, denn es lag in unserer Sprache,
und sie schien es uns nur unerbittlich zu wiederholen."
(Ludwig Wittgenstein)

Die Welt gelangt erst im Erkennenden zum ´Sein`, " (...) denn es gibt ´da draußen` weder Licht noch Farbe, es gibt lediglich elektromagnetische Wellen; es gibt weder Schall noch Musik, es gibt nur periodische Schwankungen des Luftdrucks; ´da draußen` gibt es weder Wärme noch Kälte, es gibt nur Moleküle, die sich mit mehr oder minder großer mittlerer kinetischer Energie bewegen." (von Foerster 1990, 44) Aus konstruktivistischer Perspektive muß ´Wirklichkeit`, anders gesagt, als Produkt/Konstrukt einzelner "kognitiver Instanzen" (von Glasersfeld 1990, 30) verstanden werden:

Da ist zunächst die Einsicht, daß Erkennen und Wissen nicht der Niederschlag eines passiven Empfangens sein können, sondern als Ergebnis von Handlungen eines aktiven Subjekts entstehen. Diese Handlungen sind freilich nicht ein Handhaben von ´Dingen an sich`, d.h. von Objekten, die eben schon in einer von der Erfahrung unabhängigen Welt so beschaffen und als Dinge strukturiert gedacht werden mußten, wie sie dem Erkennenden erscheinen. Handeln, das Wissen aufbaut, nennen wir darum "Operieren", und es ist das Operieren jener kognitiven Instanz, die, wie Piaget so schön sagt, sich selbst und somit ihre Umwelt organisiert. (ebd.)

Die Frage nach dem "Wie" des erkennenden Operierens einer "kognitiven Instanz" kann theoretisch ´einfach` gelöst werden, indem man jene erkennenden "kognitiven Instanzen" in Anknüpfung an Spencer Brown als "Beobachter" deklariert, die "unterscheiden und bezeichnen". Doch erscheint mir diese Lösung nicht sonderlich geeignet, befriedigende Antworten auf die Frage nach Wirk- und Funktionsweisen von Phänomenen wie Sprache, Schrift und anderen Medien, die doch zweifellos entscheidend menschliches Sein und Miteinander beeinflussen und modifizieren, zu geben. Im folgenden soll, über einen Rückgriff auf erkenntnistheoretische Überlegungen des großen amerikanischen Denkers Charles Sanders Peirce (1839-1914), eine ´komplexere` Beschreibung der erkennenden "kognitiven Instanz" dargeboten und darüber ein neuer Blickwinkel auf den grundlegenden Zusammenhang von Medien(rezeption) und Gesellschaft(sevolution) eröffnet werden.

Peirce beschreibt Erkennen abstrakt als einen Zeichenbildungsakt, den er als triadische Relation skizziert: "Eine vollkommene triadische Relation ist diejenige, bei welcher keine zwei der drei Korrelate aufeinander bezogen sind ohne Vermittlung des dritten Korrelats." (Oehler 1979, 14). In einem zeichenbildenden Relationierungsakt vermittelt ein Interpretant (=Drittes) die Korrelate Zeichenmittel/Repräsentamen (=Erstes) und Objekt (= Zweites):

  Interpretant
  (= Drittes)
        I
        I
Repräsentamen/ ---------------------------- Objekt
Zeichenmittel (= Zweites)
(= Erstes)

Begründet in der Vorstellung der triadischen Relation liegt die logische Notwendigkeit der komplexen Beschreibung eines Zeichens als eingebunden in einen umfassenden Zeichen(bildungs)prozeß: Das relationierende Dritte (=Interpretant) einer zeichenbildenden triadischen Relation muß zugleich auch als ein vermitteltes Korrelat verstanden sein, also selbst als ein durch ein anderes Drittes mit dem Zweiten der triadischen Relation Verbundenes, gedacht werden, wobei es selbst jedoch als relationiertes Erstes nicht mit dem durch ihn selbst relationierten Ersten gleichgesetzt werden kann. Ein Zeichenbildungsakt impliziert bzw. steht nach Peirce stets immer schon in einem großen, theoretisch infiniten Zusammenhang von Relationierungen, den dieser mit dem Terminus Semiose belegt:

A Sign, or Representamen, is a First which stands in such a genuine triadic relation to a Second, called its Object, as to be capable of determining a Third, called its Interpretant, to assume the same triadic relation to its Object in which it stands itself to the same Object.
The triadic relation is genuine, that is its three members are bound together by it in a way that does not consist in any complexus of dyadic relations. That is the reason why the Interpretant, or Third, cannot stand in a mere dyadic relation to the Object, but must stand in such a relation to it as the Representamen itself does.
Nor can the triadic relation in which The Third stands be merely similar to that in which the First stands, for this would make the relation of the Third to the First a degenerate Secondness merely. The Third must indeed stand in such a relation, and thus must be capable of determinating a Third of its own; (...)
All this must equally be true of the Third's Thirds and so on endlessly;
and this, and more, is involved in the familiar idea of a Sign; and as the term Representamen is here used, nothing more is implied. A Sign is a Representamen with a mental Interpretant. Possibly there may be Representamens that are not Signs. (Peirce: Collected Papers, 2.274; hier zitiert nach Schönrich 1990, 103f.)

Wenn ein Zeichen also "ein Repräsentamen" darstellt, "dessen Interpretant eine Erkenntnis des menschlichen Geistes ist" (Peirce 1983, 123), ist menschliche Erkenntnis, anders herum formuliert, als Ergebnis/Produkt eines zeichenetablierenden Relationierungsaktes zu erfassen. Was aber wäre in diesem relationiert?

Ich vermute: Wahrnehmungen wie Bilder, Klänge, Gerüche und Empfindungen, die als das Ergebnis einer subjektinternen Verarbeitung ´da draußen` existenter Umweltreizen zu verstehen sind. (Auch für den Verarbeitungsprozeß schon ließe sich das Peirce'sche Modell anwenden: Ein Nervenreiz ließe sich als ein Interpretant beschreiben, der das Produkt einer Relationierung von energetischen Einheiten darstellt; eine Wahrnehmung als Interpretant bzw. als Produkt einer Relationierung von bestimmten Nervenreizen).

Erkenntnis als Produkt einer Wahrnehmungsrelationierung, eine Fähigkeit, die ein Kind - so meine These - mit dem Sprechen erwirbt. Darüber, daß seine Eltern oft genug auf einen ´Baum` zeigen und zugleich dazu ´Baum` sagen, lernt es, seine Interpretation von "da draußen" existierenden elektromagnetischen Wellen (das innerlich wahrgenommene Bild eines ´Baumes`) mit einer Interpretation bestimmter Luftschwankungen (dem innerlich wahrgenommenen Klang ´Baum) zu verbinden und darüber die Vorstellung von einem "Baum" zu etablieren, einen "Baum" zu erkennen. Anders gesagt, werden Umweltreize in eine (innere) Wahrnehmung (wie ein Bild, eine Empfindung, einen Klang) übersetzt, und fungieren in einem darauf aufbauenden zeichenbildenden Relationierungsakt als Repräsentamen/Erstes, das mit einer anderen erinnerten Wahrnehmung, nämlich der eines bestimmten (inneren) Klanges (wie ´Hund`, ´Liebe`, ´Hupen`) als Objekt/Zweites verknüpft wird, worüber eine Vorstellung eines bestimmten "Objekts" existent wird. ´Wirklichkeit` erscheint als Ergebnis einer Zeichenhandlung, einer "vermittelnden Darstellung" ("mediating representation") in Form einer Zeichenhandlung (Peirce 1986, 152) eines Subjekts.

Das, was man ´Bewußtsein` eines Menschen nennt, könnte diesem Modell nach als die unablässige Abfolge von vorstellungs- bzw. wirklichkeitskonstituierenden Zeichenbildungshandlungen ("Gedanken") eines Subjekts beschrieben werden. Das Phänomen ´Bewußtsein` wäre so gesehen ein Semioseprozeß - im Peirce'schen Sinne.



2. Autopoiese = Semiose

Luhmann beschreibt Bewußtsein in Anknüpfung an die Beschreibung lebender Systeme mit den Neurobiologen Humberto R. Maturana und Francisco J. Varela als ein autopoietisches System.

Der Terminus Autopoiese beschreibt eine bestimmte Organisationsform. Er fokussiert eine besondere Beziehung zwischen den einzelnen Komponenten eines (lebenden) Systems, nämlich deren stete, systemetablierende und systemerhaltende Reproduktion aus sich selbst heraus (griech. autos = selbst; poiein= machen). Autopoietisch organisierte Systeme wie die Zelle zeichnen sich dadurch aus, "daß sie sich - buchstäblich - andauernd selbst erzeugen" (Maturana/Varela 1987, 50), indem sie als Einheiten abgeschlossene Netzwerke der Produktion von Komponenten konstituieren, in denen die produzierten Komponenten das Netzwerk der Produktion, in dem sie entstehen und dessen Ausdehnung sie spezifizieren, selbst hervorbringen (vgl. Maturana 1987, 94ff./ Varela 1987, 120ff.).

Um systemische Autopoiese theoretisch zu erklären, vollzieht Luhmann innerhalb seiner Theorie eine Umorientierung von Einheit auf Differenz als Startpunkt: "Am Anfang ist die Differenz" (Gripp-Hagelstange 1995, 33) von System und Umwelt. Als das organisierende Prinzip eines Systems wird dessen Grenzziehung zur Umwelt hin (und nicht ein Zentrum) angenommen:

Systeme selbst können gar nicht operieren, ohne eben dadurch Grenzen zu ziehen. Aber sie reproduzieren sich selbst, organisieren sich selbst, erzeugen mit ihren eigenen Operationen ihre eigenen Strukturen und ihre eigenen Grenzen. (Luhmann 1993, 61)

Ein autopoietisches System existiert, d.h. konstituiert und re-produziert sich in ereignishaften Operationen, in welchen die Erzeugung einer Differenz zu seiner Umwelt laufend kondensiert wird. In einer Anknüpfung an das Spencer Brownsche Formenkalkül beschreibt Luhmann diese ereignishaften, grenzziehenden Operationen bzw. Elemente eines Systems als Bildungen einer markierten Zwei-Seiten-Form: als ein sich in einer Beobachtungshandlung realisierender systeminterner Vollzug einer Unterscheidung (Spencer Brown: distinction) - nämlich der von System und Umwelt, die eine Bezeichung (Spencer Brown: indication) der einen Seite der getroffenen Unterscheidung, nämlich die des Systems beinhaltet, worüber die operative Anschlußfähigkeit und damit die Identitätsbildung des Systems gewährleistet wird. 1 In dieser ´doppeldifferentiellen` Operationsweise allen Beobachtens" (Gripp-Hagelstange 1995, 97) gründet ein - der ganzen Theorie zugrundeliegendes - unlösbares Paradox, nämlich das des infiniten Wiedereintretens (bzw. des re-entry) der Unterscheidung von System und Umwelt in das durch sie Unterschiedene. 2

Bewußtsein konzeptualisiert Luhmann als autopoietisches System, dessen ereignishafte Elemente Gedanken bilden, die sich als rückwärtsgewandte Beobachtungen aus sich selbst heraus als "Vorstellungen von etwas" (weiter-)ereignen:

Jeder Gedanke ist als Element des autopoietischen Prozesses für sich selbst ein unbeobachtbarer Gedanke, er beobachtet nur andere Gedanken. Diese Beobachtung ist jedoch notwendig, damit das Bewußtsein distinkte Gedanken produzieren kann. Die Reproduktion der Elemente des Systems durch Elemente des Systems erfordert eine solche Beobachtung, auch wenn die Eigenqualität der Gedanken nicht durch Selbstbeobachtung produziert wird. Eben deshalb muß Bewußtsein, um sein zu können, System sein. Die basalen Elemente sind mit sich identisch dadurch, daß andere Ereignisse sie von etwas anderem unterscheiden. Sie können also gar nicht allein vorkommen. (...) Einen beobachteten Gedanken wollen wir als Vorstellung bezeichnen, und das Beobachten selbst kann daher auch als Vorstellen einer Vorstellung beschrieben werden. In die Form der Vorstellung gebracht, erscheint der Gedanke (für einen anderen Gedanken) als atomisiert und zugleich eingespannt in die Dimension Selbstreferenz/Fremdreferenz, die der Beobachtung als leitende Unterscheidung zugrundeliegt. Eben deshalb wird der beobachtete Gedanke zu einer "Vorstellung von etwas". (...) Wenn diese Unterscheidung von Gedanke und Beobachtung (die ihrerseits schon ein neuer Gedanke ist) zutrifft, produziert das Bewußtsein voran, indem es zuruckblickt. Es operiert gleichsam mit dem Rücken zur Zukunft, nicht proflexiv, sondern reflexiv. (Luhmann 1985, 405)

Meines Erachtens kann dieser mehr verwirrenden als einleuchtenden Luhmannschen Beschreibung des menschlichen Bewußtseins deutlich entnommen werden, wozu es führt, wenn eine eigentlich dreiwertige Größe wie die der Beobachtung nicht angemessen thematisiert wird - und das, denke ich, ist das unausgesprochene Grundproblem des gesamten Luhmannschen Theoriedesigns:
Wenn Bewußtsein bzw. ein autopoietisches System beobachten kann, muß es schon "sein" und kann sich nicht erst durch eine unterscheidende Beobachtung seiner selbst von seiner Umwelt etablieren. Wenn es aber schon ist, warum muß es sich dann eigentlich von seiner Umwelt unterscheiden um zu existieren? Existenz/Sein kann, allgemeiner gesagt, nicht in einer Differenz gründen, da eine solche immer schon (unterscheidende) Existenz voraussetzt. Deshalb ist es logisch nicht möglich, autopoietische Systeme als agierende bzw. beobachtende und sich daruber zugleich selbst herstellende Objekte zu beschreiben oder zu verstehen.

Die Beschreibung von autopoietischen Systemen durch Maturana/Varela als Phänomene, die als Einheiten abgeschlossene Netzwerke der Produktion, von Komponenten konstituieren, in denen die produzierten Komponenten das Netzwerk der Produktion, in dem sie entstehen und dessen Ausdehnung sie spezifizieren, selbst hervorbringen (vgl. Maturana 1987, 94ff./ Varela 1987, 120ff.), sucht meines Erachtens nach genau das zu erfassen, was Peirce mit dem Terminus Semiose abstrakt zu beschreiben versucht: Ein autopoietisches System stellt nichts anderes dar, als einen infiniten Zeichenbildungsprozeß im Peirce'schen Sinne, und die sich aus sich selbst heraus re-produzierenden ereignishaften Elemente/Komponenten sind jene aus den aneinander anschließenden Relationierungshandlungen unablässig hervorgehenden Zeichen.

Autopoietische Systeme können als ein Prozeß erfaßt werden, in welchen Existenz/Sein in Form unablässiger Zeichenproduktion (im Sinne Peirce') hervorgebracht wird.



3. (In-der-) Sprache (-Sein) oder:
Das autopoietische System Gesellschaft - ein Zeichenprozeß

Die in wahrnehmungskoordinierenden Denkakten konstruierte ´Wirklichkeit` autonomer Subjekte kann mit Hilfe der Fähigkeit, einen Umweltreiz, der von den anderen Subjekten ´verstanden` werden kann, auszusenden, mit-geteilt werden. So kann Ego sein Empfinden von Liebe für Alter, das er als solches über die Verknüpfung mit dem Klang ´Liebe` zu (er)kennen und benennen gelernt hat, über eine Schwankungserzeugung der Luft mit Hilfe seiner Sprechorgane für Alter zugänglich machen: Die von ihm erzeugten Luftschwankungen werden von diesem innerlich zum Klang ´Liebe` verarbeitet und in einem darauf aufbauenden vorstellungsbildenden Zeichenbildungsprozeß bzw. Denkakt ´verstanden`. Die Fähigkeit zu verstehen, gründet darin, daß einer klanglichen inneren Wahrnehmung (=Erstes/Repräsentamen) in einer vorstellungsbildenden Wahrnehmungs-relationierungshandlung eine (erinnerte) Wahrnehmung (= Objekt/Zweites) zugeordnet werden kann. Anders gesagt wird für mich ein innerlich wahrgenommener Klang nur dann, wenn ich mit ihm eine bestimmte andere Wahrnehmung verknüpfen kann, bedeutungsvoll, zum ´Wort` 3: weil ich mit dem (innerlich) wahrgenommenen Klang ´Liebe` meiner eigenen Lebensgeschichte entspringende Empfindungen verknüpfen kann (, die möglicherweise ganz verschieden sind von den Empfindungen dessen, der zu mir ´von Liebe` gesprochen hat), kann ich das an mich gerichtete 'Wort' verstehen - weiß ich, oder besser: glaube ich zu wissen, wovon der andere ´spricht`. 4

Autonome zeichenhandelnd wirklichkeitskonstruierende Subjekte können mit Hilfe ´sprachlicher äußerungen` ihr Erleben ("der Wirklichkeit") ko-orientieren und wechselseitig beeinflussen. Maturana/Varela beschreiben dieses Phänomen so:

Sprache wurde niemals von jemanden erfunden, nur um damit eine äußere Welt zu internalisieren. Deshalb kann sie nicht als Mittel verwendet werden, mit dem sich eine solche Welt offenbar machen läßt. Es ist vielmehr so, daß der Akt des Erkennens in der Koordination des Verhaltens, welche die Sprache konstituiert, eine Welt durch das In-der-Sprache-Sein hervorbringt. Wir geben unserem Leben in der gegenseitigen sprachlichen Koppelung Gestalt - nicht, weil die Sprache uns erlaubt, uns selbst zu offenbaren, sondern weil wir in Sprache bestehen, und zwar als dauerndes Werden, das wir zusammen mit anderen hervorbringen. Wir finden uns in dieser ko-ontogenetischen Koppelung weder als ein bereits vorher existierender Bezugspunkt noch in bezug auf einen Ursprung, sondern als fortwährende Transformation im Werden der sprachlichen Welt, die wir zusammen mit anderen menschlichen Wesen erschaffen. (Maturana/Varela, 1987, 253f.)

Als ein sich im Subjekt entfaltendes Medium kann Sprache meinem Modell nach also nicht als subjektunabhängige Größe verstanden werden, und die ihr als eigenständige Größe zugeschriebene Eigenschaft der Fähigkeit zur Repräsentation einer ihr vorausliegenden Welt muß in Zweifel gezogen werden.5 Sie scheint die Entstehung und Koordination von unzugänglichen Einzelwirklichkeiten zu ermöglichen, also zugleich bzw. in einem Zug menschliche Gemeinschaft und Individualität zu stiften.

Als Soziologe sucht Luhmann die Gesellschaft als ein autopoietisches System, dessen operative Einheiten Kommunikationen bilden, zu beschreiben:

Gesellschaft betreibt Kommunikation, und was immer Kommunikation betreibt ist Gesellschaft. Die Gesellschaft konstituiert die elementaren Einheiten (Kommunikationen), aus denen sie besteht, und was immer so konstituiert wird, wird Gesellschaft, wird Moment des Konstitutionsprozesses selbst. (Luhmann 1984, 555)

Kommunikation erscheint ihm als die Synthese einer dreifachen Selektion: die einer Information (dessen, was gesagt wird), einer Mitteilung dieser Information (dessen, wie und auf welche Weise gesagt wird, was gesagt wird) und des Verstehens als Einheit der Differenz von Information und Mitteilung. Sprache erfaßt er als feste, eigenständige Größe, als die evolutionäre Errungenschaft, die die Unwahrscheinlichkeit des Verstehens in Wahrscheinlichkeit transformiert. 6 Sie ist "das grundlegende Kommunikationsmedium, das die reguläre, mit Fortsetzung rechnende Autopoiesis der Gesellschaft garantiert" (Luhmann 1997, 205) und fungiert in seinem Theoriedesign zugleich als Kopplungsmedium zwischen dem psychischen System Bewußtsein und dem sozialen System Gesellschaft, die wechselseitig füreinander konstituitve Systemumwelt darstellen (zum Theoriebaustein der strukturellen Kopplung von Bewußtsein und Kommunikation vgl. ders. 1984, 367-372; 1995, 11-67; 1997, 92-119).7

Folgt man meinen konstruktivistisch orientierten, zeichentheoretisch fundierten Überlegungen, muß, was Luhmann theoriebautechnisch als (ein) psychisches System ansetzt, als eine Vielzahl autonomer wirklichkeitskonstituierender Subjekte erfaßt werden. ´Verstehen` erscheint aus unserer Perspektive nicht als Einheit der Differenz von Information und Mitteilung. Daß etwas (Luhmann: Information) auf eine bestimmte Art und Weise (Luhmann: Mitteilung) geäußert wird, ist unserem Erklärungsmodell nach eine subjektintern, auf der Grundlage eines Umweltreizes konstruierte, innere (Klang)Wahrnehmung. Diese beeinflußt maßgeblich den darauf aufbauenden Vorstellungsbildungsakt durch den Hörenden, der sich vollzieht, indem der innerlich wahrgenommene Klang als Repräsentamen/Erstes auf eine gespeicherte Wahrnehmung als Objekt/Zweites bezogen und darüber ´verstanden` wird. Weshalb auch allein der innerlich wahrgenommene Stimmklang eines Liebenden fur die Geliebte bedeutungstragend werden kann: sie hört dann nicht (oder zumindest nicht mehr primär) auf den ´Inhalt seiner Worte`, sondern auf den "Klang seiner Stimme" und erkennt, daß er sie liebt, indem sie den Stimmklang (=Erstes/Repräsemtanen) dem erinnerten Klang "Liebe" (=Zweites/ Objekt) verknüpft. 8
Jeder sinnstiftende subjektinterne Verstehensakt erweist sich als determinierend für den weiteren Verlauf eines Gesprächs. Er reduziert, mit Luhmann gesprochen, "den Bereich der Anschlußmöglichkeiten, hält aber zugleich (...) ein weiteres Spektrum möglicher Anschlußkommunikationen offen, mit Einschluß der Möglichkeiten, die mitgeteilte Information zu negieren, umzudeuten, für unwahr oder unerwünscht zu erklären." (Luhmann 1988, 888) Je nach vollzogener Bedeutungsbildung erfolgt ein an Alter gerichteter Umweltreiz durch Ego, den dieser zeichenhandelnd verarbeiten bzw. vorstellungsbildend ´verstehen` kann.

Kommunikation beschreibt aus konstruktivistischer Perspektive intersubjektive Wirklichkeitskoordination und Verhaltensabstimmung auf der Grundlage einander bedingender bzw. aneinander anschließender, mediengestützter, subjektinterner Verstehensvollzüge in Form von sinnstiftenden Zeichenhandlungen.

Luhmanns Beschreibung der Gesellschaft als ein mit einem psychischen System stukturell gekoppeltes autopoietisches Kommunikationssystem, kann als der differenztheoretisch fundierte Versuch gelesen werden, jenes sprachgestützte Aneinanderanschließen sinnbildender ´Verstehensakte` verschiedener autonomer Subjekte zu erfassen, das deren Wirklichkeiten koordiniert und ihr Verhalten modifiziert.

Die menschliche Gesellschaft ließe sich in diesem Sinne jedoch ´einfacher` als ein Semioseprozeß im Peirceschen Sinne theoretisch faßbar machen, in dem mediengestützt verhaltenskoordinierende, vorstellungsbildende bzw. wirklichkeitskonstituierende Zeichenhandlungen (bzw. Verstehensakte einzelner autonomer Individuen) aneinander anschließen.



4. Medien(re)konstruktion:
(Lesen-) Schrift (-Schreiben)

Dient im Falle der ´face-to-face` Kommunikation eine Schwankungserzeugung des Luftdrucks als Grundlage für sinnbildene bzw. wirklichkeits- und verhaltenskoordinierende Zeichenhandlungsakte von Individuen (Oralität), so bilden elektromagnetische Wellen, oder anders formuliert, optische Reize in der ´schriftlichen` Kommunikation die Grundlage fur Verstehensbildungsakte einzelner, nicht mehr notwendigerweise zugleich interagierender Subjekte (Literalität). Lernt ein Kind lesen, lernt es, bestimmte elektromagnetische Wellen, die es in Nervenreize und darüber in eine bildliche Wahrnehmung übersetzt, mit einer anderen gespeicherten Wahrnehmung sinnbildend zu verknüpfen. Es erwirbt die Fähigkeit - analog zum (´Wort`-)Klang ´Liebe` beim Hören - mit dem innerlich wahrgenommenen (´Schrift`-)Bild ´Liebe`, eine bestimmte erinnerte Empfindung zu koppeln. Möglicherweise vollzieht sich der Akt des Lesen wohl deshalb auch - bei mir zumindest immer - als ein "inneres Sprechen": Ich höre die Worte die ich lese, sozusagen gesprochen in meinem Kopf.

Schreiben bezeichnet den Vorgang, optische Reize, die als Grundlage für verstehensbildene Zeichenhandlungen eines Subjekts dienen können, zu erstellen. Auch das muß gelernt sein: sich sozusagen über das "Malen" von Formen und Formkomplexen auszudrücken und verständlich zu machen. Es setzt die Fähigkeit des Lesens voraus und vollzieht sich dann als Entwicklung der mechanischen Fertigkeit, die (´Schrift`-)Bilder, die man zu lesen gelernt hat, selbst zu produzieren. Mehr als beim Sprechen richte ich beim Schreiben meine Aufmerksamkeit auf jenes Mittel/Medium, über das ich mich zu verstehen zu geben suche. Da der andere nicht anwesend ist, und ich nicht an seiner Reaktion feststellen kann, ob er mich richtig verstanden hat, und ich mich zudem, sollte er es nicht getan haben, nicht erneut bemühen kann, meine Wirklichkeit, mein Wissen von der Welt mitzu-teilen, muß ich sicherstellen, daß er verstehen kann, was ich auszudrücken mich bemühe. Hierzu muß ich (als Autor) mir den Leser meines Mediums imaginieren und dies möglichst so zu gestalten suchen, daß ein Verstehen ermöglicht, bzw. ein Mißverständnis höchstwahrscheinlich ausgeschlossen wird.



Wenn ich viele optische Reize hintereinander verstehensbildend über wahrnehmungskoordinierende Zeichenhandlungsakte interpretiere und die gebildeten Vorstellungen untereinander in Beziehung setze, lese ich einen Text. Hierbei modifiziere ich notwendiger Weise rückwirkend stets sowohl einzelne der intern vollzogenen Vorstellungsbildungen (wenn beispielsweise der Hund als klein und grauhaarig beschrieben wird, während ich ihn mir doch groß und schwarz imaginiert hatte), als auch einige sich in mir auf der Grundlage der Vorstellungsbildungen etablierende Erwartungen (wenn zum Beispiel die erzählte Romanze nun doch gänzlich anders verläuft, als ich es eigentlich erwartet hatte), was den ´Text` jedoch in gewisser Weise überraschend und spannend macht - wie wohl auch sein Autor weiß. Ausführlich hat Iser (1990) jene Prozedur der subjektiven bedeutungsbildenden Text-Rezeption, welche ich aus konstruktivistischer Perspektive als eigentliche Text-Entstehung deklarieren würde, unter den Schlagwörtern der Apellstruktur von sich durch Leerstellen auszeichenden Texten und der passiven Synthesenbildung durch das Subjekt im Leseakt zu erfassen versucht und beschrieben.

5. Medien - Gesellschaft

Luhmann spricht von Schrift (vgl. 1992 und 1997, 249-290) als eine "Umsetzung der Sprache in ein optisches Medium" (1997, 256) und damit als sekundäres Kommunikationsmedium. Sie

läßt zwar den Zusammenhang der beiden Selektionen Information und Mitteilung intakt und eignet sich dehalb für Kommunikation. Aber sie ermöglicht eine Vertagung des Verstehens und dessen interaktionsfreie Realisierung irgendwann, irgendwo, durch irgendwen. Sie vergrößert als Verbreitungsmedium die Reichweite sozialer Redundanz." (Luhmann 1997, 258)

Meinem Modell zufolge, das Sprache und Schrift nicht als subjektunabhängige Größen versteht, kann beim Wandel von der Oralität zur Literalität nicht von einer Entkoppelung der Grundelemente einer Kommunikation (in Form der Abspaltung des Verstehens) die Rede sein. Vielmehr muß die einschlägige Veränderung von Kommunikation (verstanden als intersubjektive Wirklichkeitskoordination und Verhaltensabstimmung auf der Grundlage einander bedingender bzw. aneinanderer anschließender, mediengestützter subjektinterner Verstehensvollzüge in Form von sinnstiftenden Zeichenhandlungen) auf den deutlich veränderten - weil alternativ mediengestützten - Modus des Aneinanderanschließens wirklichkeits- und verhaltenskoordinierender Verstehensakte verschiedenster Individuen zurückgeführt werden.

Die Erweiterung der Grundlagen für verstehensbildende Zeichenhandlungen schafft eine neue Dimension intersubjektiver Wirklichkeits- und Verhaltenskoordination, die in der unabhängigkeit von realer Interaktion und damit in zeitlich und räumlich wesentlich unbeschränkteren Möglichkeit von sinnbildenden Verstehensvollzügen einer potentiell größeren Menge an Subjekten begründet liegt.

Um Individiuen in ihrem Wirklichkeitserleben und -verstehen bzw. in ihrem Verhalten zu ko-orientieren, werden nun Texte - große Erzählungen im Sinne Lyotards - verfaßt, über welche bestimmte Normen und Werte als Leitlinien des Verhaltens vermittelt, festgelegt und - wenn zur Erhaltung des Gemeinwesens nötig - mit Gewalt geltend gemacht werden (können). Die Erfassung der Gesellschaft als ein Prozeß von wirklichkeitskoordinierenden und verhaltensdeterminierenden Verstehensabfolgen autonomer Subjekte, eröffnet eine alternative Sicht auf den Zusammenhang von Geistes- (bzw. Sinnbildungs-)geschichte und gesellschaftlichem Strukturwandel. Zwischen Medien(-offerten-)evolution und Gesellschaftswandel muß ein enger Zusammenhang angenommen werden, und innerhalb der historischen Forschung wäre es wichtig, dem Bereich der Medien, ihrer gelenkten und gesteuerten, technisch bedingten (Re-)Produktion, Verbreitung und Rezeption zentrale Aufmerksamkeit entgegenzubringen.



6. Literatur

Foerster, Heinz von (1990): Das Konstruieren einer Wirklichkeit. In: Erfundene Wirklichkeit. Wie wissen wir, was wir zu wissen glauben? Beiträge zum Konstruktivismus. Hg. v. Paul Watzlawick. 6. Aufl. München/Zürich: Piper, S. 39-60.

Fuchs, Peter (1993): Moderne Kommunikation. Zur Theorie operativer Displacements. Frankfurt/Main: Suhrkamp.

Glasersfeld, Ernst von (1990): Einführung in den radikalen Konstruktivismus. In: Erfundene Wirklichkeit. Wie wissen wir, was wir zu wissen glauben? Beiträge zum Konstruktivismus. Hg. v. Paul Watzlawick. 6. Aufl. München/Zürich: Piper, S. 16-38.

Gripp-Hagelstange, Helga (1995): Niklas Luhmann. Eine systemtheoretische Einführung. München: Fink.

Iser, Wolfgang (1990): Der Akt des Lesens. Theorie ästhetischer Wirkung. 3. Aufl. München: Fink.

Jäger, Ludwig (1997): Die Medialität der Sprachzeichen. Zur Kritik des Repräsentaionsbegriffs aus der Sicht des semiologischen Konstruktivismus. In: Kunst und Kommunikation. Betrachtungen zum Medium Sprache in der Romania. Festschrift zum 60. Geburtstag von Richard Baum. Hg. v. Maria Lieber und Willi Hirdt. Tübingen: Stauffenburg, S. 199-220.

Luhmann, Niklas (1984): Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Luhmann, Niklas (1985): Die Autopoiesis des Bewußtseins. In: Soziale Welt 36, S. 402-446.

Luhmann, Niklas (1988): Wie ist Bewußtsein an Kommunikation beteiligt? In: Hans Ulrich Gumbrecht und K. Ludwig Pfeiffer (Hg.): Materialität der Kommunikation. Frankfurt a. M., S. 884-905.

Luhmann, Niklas (1992): The Form of Writing. In: Stanford Literature Review. Vol. 9,1. S.25-42. übers. v. Kerstin Behnke wiederabgedruckt (1994) unter dem Titel: Die Form der Schrift. In: Germanistik in der Mediengesellschaft. Hg. v. Ludwig Jäger und Bernd Switalla. München: Fink.

Luhmann, Niklas (1993): Zeichen als Form. In: Baecker, Dirk (Hg.): Probleme der Form. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, S.45-69.

Luhmann, Niklas (1995): Die Wissenschaft der Gesellschaft. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

Luhmann, Niklas (1997): Die Gesellschaft der Gesellschaft. 2 Bde. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Maturana, Humberto R. (1987): Kognition. In: Der Diskurs des Radikalen Konstruktivismus. Hg. v. S.J. Schmidt. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, S. 89-118.

Maturana, Humberto R. (1997): Was ist Erkennen? München: Piper.

Maturana, Humberto R./ Varela Francisco J. (1987): Der Baum der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln menschlichen Erkennens. Bern/München: Scherz.

Oehler, Klaus (1979): Idee und Grundriß der Peirceschen Semiotik. In: Zeitschrift für Semiotik 1, S. 9-22.

Peirce, Charles S. (1983): Phänomen und Logik der Zeichen. Hg. u. übers. v. Helmut Pape. Frankfurt /Main: Suhrkamp.

Peirce, Charles S. (1986): Semiotische Schriften. Bd.1. Hg. u. übers. v. C. Kloesel und H. Pape. Frankfurt /Main: Suhrkamp.

Schönrich, Gerhard (1990): Zeichenhandeln. Untersuchungen zum Begriff einer semiotischen Vernunft im Ausgang von Ch. S. Peirce. Frankfurt/Main: Suhrkamp.

Varela, Francisco J. (1987): Autonomie und Autopoiese. In: Der Diskurs des Radikalen Konstruktivismus. Hg. v. S.J. Schmidt. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, S. 119-132.

Fußnoten

1 "Formen sind danach nicht länger als mehr oder weniger schöne Gestalten zu sehen, sondern als Grenzlinien, als Markierungen einer Differenz, die dazu zwingt, klarzustellen, welche Seite man bezeichnet, das heißt auf welcher Seite der Form man sich befindet und wo man dementsprechend fur weitere Operationen anzusetzen hat." (Luhmann 1997, 60)    zurück

2 "Beobachten ist eine paradoxe Operation. Sie aktualisiert eine Zweitheit als Einheit, in einem Zuge sozusagen. und sie beruht auf der unterscheidung von unterscheidung und Bezeichnung, aktualisiert also eine unterscheidung, die in sich selbst wieder vorkommt." (Luhmann 1995, 95)    zurück

3 "Wir reden davon, daß wir das Wort ´Mensch` (...) aussprechen; doch nur eine Replika oder Verkörperung des Wortes wird ausgesprochen (...). Das Wort selbst hat keine Existenz, obwohl es ein reales Sein hat, das in der Tatsache besteht, daß Existierendes ihm entsprechen wird. Es handelt sich um einen allgemeinen Modus von (...) Repräsentamen von Klängen, die nur durch die Tatsache zu einem Zeichen werden, daß eine Verhaltensweise oder ein erworbenes Gesetz dahinterstehend wirkt, daß ihre Replikas in der Bedeutung von ´ein Mensch` oder ´Menschen` interpretiert werden." (Peirce 1983, 158f.)    zurück

4 Lügen bezeichnet so gesehen die Fähigkeit, sich über die Aussendung eines bestimmten Umweltreizes, sozusagen beabsichtigt ´falsch` zu verstehen zu geben, sprich, nicht dem wahren inneren Erleben ´Ausdruck zu verleihen.` In diesem Sinne auch Luhmann (1984, 513): "Die Sprache schafft (...) die Möglichkeit der Lüge, der Täuschung, des irreführenden Symbolgebrauchs    zurück

5 Vgl. hierzu auch die äußerst lesenswerte Kritik des Repräsentationsbegriffs aus der Sicht des semiologischen Konstruktivismus von L. Jäger (1997).    zurück

6 Diejenigen evolutionären Errungenschaften, die an jenen Bruchstellen der Kommunikation ansetzen und funktionsgenau dazu dienen, unwahrscheinliches in Wahrscheinliches zu transformieren, wollen wir Medien nennen." (Luhmann 1984, 220) In Entsprechung zu den drei unwahrscheinlichkeitsarten von Kommunikation - unwahrscheinlichkeit des Verstehens, des Erreichens, des Erfolges - unterscheidet Luhmann drei Medientypen: Das Kommunikationsmedium Sprache, Speicher- und Verbreitungsmedien und symbolisch generalisierte Kommunikations- bzw. Erfolgsmedien.    zurück

7 "Da (...) Systeme stets gleichzeitig mit dem jeweiligen Bezugssystem operieren, sind zunächst nur analoge (parallellaufende) Verhältnisse gegeben. Daraus können die beteiligten Systeme keine Information ziehen, denn dies setzt eine Digitalisierung voraus. Strukturelle Kopplungen mussen daher zunächst analoge in digitale Verhältnisse umformen, wenn uber sie die umwelt Einfluß auf ein System gewinnen soll Das ist (...) eine Funktion der Sprache, die ein kontinuierliches Nebeneinander in ein diskontinuierliches Nacheinander verwandelt." (Luhmann 1997, 101)    zurück

8 Fuchs (1993, 79-103) beschreibt dieses Phänomen, in Anschluß an Luhmanns Kommuniaktionsverständnis, als "romantische Kommunikation", in welcher die Mitteilung einer Kommunikation zur Information wird, an welcher wiederum angeschlossen wird.    zurück


Barbara Kastner
Gerhardstraße 21
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